Folge 4

 

„Womit hat Buffy recht?“ wollte Riley wissen. Doch Willow wich seiner Frage aus, und meinte.

 

„Ich meine du hast recht. Hier waren einige - wie sagt ihr immer – Subterraner? Na jedenfalls waren hier welche. Ich hab es gesehen.“

 

„Du hast es gesehen?“ fragten Kennedy und Riley ungläubig nach.

 

„Ja. Ich hab es gesehen. Natürlich nicht in Wirklichkeit, sondern vor meinem geistigen Auge. Es waren etwa acht bis zehn Wesen. Vielleicht Vampire oder aber auch andere Dämonen das kann ich nicht genau sagen. Aber sie waren nicht allein. Es war jemand bei ihnen, der über große magische Kräfte verfügt.“

 

Diese Worte lösten ziemliches Unwohlsein bei Kennedy aus, weswegen sie fragte: „War es der Erste? Das Urböse?“

 

„Nein ich glaube nicht. Ich bin mir aber nicht sicher. Wir müssen schnellstens Buffy bescheid geben.“

 

Riley wandte daraufhin ein: „Ich muss auch dringend mit Buffy reden. Und ich muss wissen wo Giles ist. Es ist vor ein paar Tagen etwas geschehen, dass ich den beiden unbedingt mitteilen muss!“

 

„Wieso? Was ist gesehen?“

 

„Ethan Rayne ist aus unserem Gefängnis ausgebrochen.“

 

****

 

Buffy und Andrew waren gerade damit beschäftigt die zahlreichen Schüsseln im Haus wieder einzusammeln, bevor Xander einen weiteren Anfall bekommen würde. Buffy musste immer noch über Xanders Anblick schmunzeln, was ihr jedes Mal einen bösen Blick von ihm einbrachte, wenn er sie dabei ertappte. Als Buffys Handy sich wieder meldete, nahm sie das Gespräch freundlich und immer noch grinsend entgegen.

 

Es war Willow, die ihr die Neuigkeiten vom verschütteten Höllenschlund mitteilte. Sie berichtete ihr von der Grabungsstätte, und von dem Unbekannten, der anscheinend über große magische Kräfte verfügt. Dann entfernte sie sich noch ein paar weitere Schritte von Kennedy und Riley und fügte etwas leiser hinzu:

 

„Buffy du hattest recht. Er ist hier. Das heißt irgendwie auch nicht. Ich konnte es nicht genau deuten. Ich habe seine Anwesenheit gespürt, aber nicht so, wie wenn er wirklich hier wäre. Es könnte sein, dass ich mich auch irre, und es nur sein Geist ist, der hier noch irgendwie festgesteckt. Aber das könnte genauso bedeuten, dass ich seine Anwesenheit daher spüre, weil er hier gestorben ist. Allerdings waren die Schwingungen ungewöhnlich stark. Und sein Tot ist schon ziemlich lange her. Und außer ihm sind noch viele andere hier gestorben, von denen ich allerdings keine Energieströme empfangen konnte. Die einzige logische Erklärung hierfür wäre, dass er noch eine ziemlich lange Zeit gelebt hat, bevor er hier gestorben ist.“

 

Der Gedanke daran ließ Buffy einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Konnte es tatsächlich sein, dass Spike noch am Leben war, als sie ihn hier verlassen hatte? Nein. Daran wollte sie nicht glauben. Dieser Gedanke war einfach zu schrecklich.

 

„Oh Willow bitte sag das nicht! Bitte such nach ihm. Du musst ihn finden, ja?“

 

„Ich werde mit Kennedy die Gegend überprüfen, und nach ihm suchen. Ich muss mich jetzt erst ein wenig erholen, dann werde ich noch mal einen Ortungszauber durchführen.“

 

„Danke Will.“

 

„Schon OK. Riley wollte dich noch sprechen. Warte, ich geb’ ihn dir. Ich hab ihm übrigens nichts von Spike erzählt. Nur dass du bescheid weißt“

 

Willow ging zurück zu den beiden anderen und reichte Riley das Handy.

 

„Hallo Buffy? Wie geht es dir?“

 

„Danke Riley, es geht mir gut. Was wolltest du mir mitteilen?“

 

„Es betrifft eigentlich eher deinen Wächter Mr. Giles. Ethan Rayne ist entflohen. Würdest du ihm bitte bescheid geben? Ich gehe davon aus, dass er sich vielleicht bei seinem alten Ripper-Freund melden wird. Er soll mich dann auf jeden Fall informieren.“

 

„Ethan Rayne? Oh nein! Dieser Schurke. Ich dachte er wäre bei euch in sicherem Gewahrsam?“

 

„Ja, das dachte ich auch. Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, wie er entkommen konnte. Militärgeheimnis, zu verstehst?“

 

„Verstehe. Ich werde Giles bescheid sagen. Und wenn irgendetwas über diesen Rayne in Erfahrung bringe, dann werde ich es dich wissen lassen.“

 

„Danke Buffy.“

 

Riley druckste noch ein weinig herum. Er hätte so gerne mehr von Buffy erfahren. Wie es ihr nun ging. Was sie jetzt nun so machte, und ob sie einen neuen Freund hatte. Aber er traute sich nicht sie zu fragen.

 

„Riley? Ist sonst noch was?“

 

„Nein. Nichts. Ich glaub ich hab alles erwähnt, was ich sagen wollte.“

 

„Gut, dann Tschüss.“

 

„Bye“

 

****

 

Nach diesem Gespräch rief Buffy ihren Wächter in England an. Sie hoffte, dass sie keine ungelegene Tageszeit erwischen würde, da sie nie genau wusste, wie viel Zeitunterschied zwischen den beiden Kontinenten bestand. Offensichtlich hatte sie Glück, den Giles antwortete freundlich: „Hallo Buffy schön, dass du dich auch mal meldest. Ich nehme an, es gibt ein Problem, oder weshalb rufst du mich sonst an?“

 

„Hallo Giles, eigentlich gibt es kein großes Problem. Nur mehrere Kleine. Ethan Rayne ist wieder auf freiem Fuße und Andrew stellt im ganzen Haus Koboldfallen auf, was wir glaub ich Ihnen zu verdanken haben. Nicht wahr?“

 

„Ethan ist frei? Ach du meine Güte. Das könnte Ärger bringen.“

 

„Ja, das fürchte ich auch. Wir sollten uns schon mal auf seine Anwesenheit gefasst machen. Riley meinte wir sollen ihn informieren, falls wir etwas über ihn erfahren. Ich schätze, dass er dann mit seiner Armee angerückt kommt, um ihn festzunehmen.“

 

„OK, ich werde Augen und Ohren offen halten.“

 

„Gut. Und was bitte haben sie Andrew erzählt?!“

 

„Nun ähm... ich habe ihm nur gesagt, dass es sich bei eurem Hausgeist vermutlich um einen Kobold handelt.“

 

„Und dass er ihn mit klebrigen Schüsseln voll Milch fangen kann.“

 

„Nun ja, so etwas habe ich erwähnt, das stimmt.“

 

„Konnten sie sich nicht vorstellen, was dies hier anrichten würde? Andrew hat im ganzen Haus Schüsseln und andere Behältnisse mit Milch gefüllt und mit Kaugummi beklebt!“

 

„Oh!“

 

„Ja, und der einzige, der ihm in die Falle ging war Xander.“

 

Buffy konnte deutlich ein unterdrücktes Lachen am anderen Ende der Leitung vernehmen. Sie konnte es ihm nicht mal verübeln, da sie selbst dabei lächeln musste.

 

„Sagen sie Giles, kann uns dieser Kobold gefährlich werden?“

 

„Nein keine Sorge. Soweit ich weiß, sind Kobolde nicht wirklich gefährlich. Sie sind zwar unangenehme Zeitgenossen, die so manches anrichten können, aber sie sind nicht lebensbedrohlich. In manchen Fällen wird sogar berichtet, dass sie ihren Hausherren in vielerlei Hinsicht nützlich sind, sofern man ihre Gunst gewinnen kann.“

 

„In dem man ihnen Milch gibt?“

 

„Nun ja, so steht es jedenfalls geschrieben. Süßer Rahm oder Milchreis sollen auch sehr gern genommen werden.“

 

„Und was hat es mit dem Kaugummi auf sich?“

 

„Ich hab nichts von Kaugummi gesagt. Ich erwähnte lediglich, dass man einen Kobold nur fangen kann, wenn er an Leim oder ähnlichem kleben bleibt. Dann wird dieser auch für denjenigen der ihn gefangen genommen hat sichtbar.“

 

„Giles ich danke Ihnen für ihre Hilfe, aber bitte geben sie Andrew nicht mehr solche Informationen. Wer weiß, was er als nächstes anstellen würde.“

 

„Tut mir leid. Ich dachte nicht... dass heißt eigentlich hätte ich es mir ja denken können.“

 

****

 

Dawn kam ziemlich spät von der Schule nachhause. Als Buffy ihre Ankunft bemerkte, funkelte sie ihre Schwester mahnend an.

 

„Dawn? Warum kommst du so spät nachhause? Ich hab mir Sorgen gemacht. Du weißt, dass diese Gegend hier genauso gefährlich ist wie in Sunnydale.“

 

„Ich weiß, ich weiß. Aber immerhin hab ich mittlerweile schon viele Kampferfahrungen gemacht. Ich weiß mir zu helfen. Also bitte behandle mich nicht immer wie ein kleines Kind. Schließlich habe ich bei unserer letzen Schlacht gegen die Armee des Ersten mitgekämpft.“

 

„Ja, aber gegen meinen Willen! Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte dich Xander vorher in Sicherheit gebracht.“

 

„Stimmt, und das werde ich dir nie verzeihen. Ich bin alt genug, um selbst über mein Schicksal entscheiden zu können.“

 

„Das bezweifle ich stark. Außerdem bin ich deine Schwester. Es ist meine Aufgabe auf dich Acht zu geben. Also bitte sag mir bescheid, wenn du nach der Schule noch wo anders hingehst.“

 

„Ich war nur mit ein paar Freunden unterwegs. Keine große Sache, OK? Wir waren in einem kleinen Bistro, gar nicht weit weg von hier. Bist du jetzt zufrieden?“

 

Dawn verschränkte ihre Hände vor der Brust und blickte beleidigt zur Seite.

 

„Dawny, bitte versteh doch, dass ich mich um dich Sorge,“ meinte Buffy, während sie auf ihre Schwester zuging und mit einem entschuldigendem Blick nach ihrem Arm griff, um sie zu beschwichtigen und mit einem Lächeln hinzufügte „du bist meine einzige Familie. Ich liebe dich. Wenn dir etwas passiert, dann hab ich doch niemanden mehr, der mir auf die Nerven geht.“

 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht beunruhigen. Und keine Angst, wenn ich nicht mehr da bin, dann hast du immer noch Andrew, der dir dann auf die Nerven gehen kann,“ scherzte Dawn, lächelte aber dabei, damit Buffy dies auch sicher als Scherz aufnehmen würde.

 

„Oh apropos Andrew. Pass auf, dass du nicht in eine Schüssel Milch trittst. Andrew hat im ganzen Haus milde Gaben oder besser gesagt Fallen für unseren Hauskobold aufgestellt.“

 

„Hauskobold?“

 

„Du hast richtig gehört.“

 

****

 

Andrew hatte Xander angefleht die Nacht wieder bei ihm im Zimmer verbringen zu dürfen, aber diesmal lies sich dieser nicht erweichen. Das klebrige Erlebnis des Tages warf immer noch einen Schatten auf Xanders Stimmung, sodass er diese Nacht auf keinen Fall in der unmittelbaren Nähe von Andrew verbringen wollte. Grummelnd zog sich Andrew in sein Zimmer zurück und hoffte nicht auf den Kobold zu treffen. Zur Sicherheit stellte er abermals eine klebrige Schüssel Milch vor seiner Tür auf, damit auch ganz sicher kein Kobold in sein Zimmer kommen könnte.

 

Nachdem Buffy Dawn erzählt hatte, dass es sich bei dem Hausgeist um einen eher ungefährlichen Plagegeist handelte, verzichtete ihre Schwester darauf das Bett mit Buffy zu teilen. Und so schliefen die beiden in dieser Nacht ebenfalls in ihrem eigenem Zimmer. Die vielen Ereignisse des Tages hatten Buffy sehr müde gemacht. Zuvor war sie noch kurz auf Streife gewesen, hatte aber bis auf einen einzigen Vampir keine besonderen Zwischenfälle gehabt, worüber sie auch nicht traurig war.

 

Im Halbschlaf suchte sie nach der Anwesenheit von Spike. Sie rief im Geiste seinen Namen, aber sie erhielt keine Antwort. So sehr sie sich auch bemühte, fand sie keinen Kontakt zu ihm. Ob Willow vielleicht doch Recht hatte, und Spike bis vor kurzem noch auf irgendeine Weise am Leben war? Vielleicht war das auch der Grund für die Schmerzen, die er gefühlt hatte. Aber wie kam es dann, dass sie sich unterhalten konnten? Und wo war er jetzt? War er jetzt endgültig verschwunden? Für immer? All diese Fragen und noch viele mehr quälten sie sehr und verhinderten so einen ruhigen Schlaf.

 

Als am Morgen der kleine Wecker verkündete, dass sie aufstehen müsste, hatte sie das Gefühl kaum geschlafen zu haben. Ihre Glieder waren schwer und ihre Augen verklebt. Sie brauchte jetzt erst einmal eine erfrischende Dusche.

 

****

 

Mrs. Simon war an diesem Tag noch da, worüber Buffy sehr froh war. Alles in diesem Büro war ihr noch so neu und kam ihr vor wie ein undurchdringliches Chaos, in dem sich nur Mrs. Simon perfekt zu Recht fand. Doch mit ihrer Hilfe wurde alles immer klarer. Nur mit den zahlreichen archäologischen, ägyptologischen und sonstigen Fachbegriffen hatte Buffy noch so ihre Schwierigkeiten. Doch Mrs. Simon verwies dabei auf Mr. Willington. Er würde sich mit all diesen Begriffen sehr gut auskennen und hatte ihr auch immer geholfen, wenn sie sich nicht mehr zu Recht gefunden hatte.

 

Kaum war das Gespräch auf Mr. Willington gefallen, kam dieser ins Büro gestürmt und schien sehr aufgeregt zu sein.

 

„Verflucht noch eins! Es ist schon wieder etwas verschwunden.“

 

Mrs. Simon verstand offensichtlich sofort, wovon Mr. Willington sprach, im Gegensatz zu Buffy, die erst mal sprachlos daneben stand. Mrs. Simon meinte jedoch:

 

„Wieder ein Versicherungsfall?“

 

„Ja, bitte kommen Sie gleich mit mir mit, damit wir den Schaden aufnehmen können.“

 

„Ich schlage vor, das sollte Mrs. Summers machen. Damit sie gleich etwas dazulernt.“

 

Erst jetzt fiel sein Blick auf Buffy. Seine Gesichtszüge ließen darauf hindeuten, dass er doch etwas gekrängt war über die vergessene Verabredung. Mrs. Simon drückte Buffy ein paar Formulare in die Hand, und erklärte ihr kurz, wie diese auszufüllen wären. Dann eilte die Jägerin Mr. Willington hinterher, der noch immer aufgebracht davonging.

 

Sie folgte ihm quer durch das ganze Museum bis in eine Abteilung, wo selbst Buffy mit ihren mangelnden Kenntnissen deutlich erkennen konnte, dass es sich hierbei um etwas Ägyptisches handelte. Mr. Willington achtete nicht auf Buffys Gegenwart, sondern eilte nervös die vielen Glaskästen hin und her um alles genau zu überprüfen. Dann fing er plötzlich an, einige Artikel zu erwähnen und betrachtete Buffy erwartungsvoll.

 

„Mr. Summer, haben Sie nicht gehört? Ich sagte Artikel 14878 goldener Skarabäus. Wollen Sie ihn nicht notieren?“

 

Buffy begriff endlich, das dies wohl offensichtlich ein fehlender Artikel sei, den sie in dem Formular erfassen sollte. Eifrig notierte sie alle genannten Gegenstände. Es fehlten mehrer ägyptische Artefakte, wie ein Zepter, eine Brosche, und ein gebogener Dolch.

 

„So, ich glaube das war es. Diese verdammten Mistkerle! Wenn ich die erwische.“

 

„Kommt das öfter vor? Ich meine, dass Gegenstände aus dem Museum gestohlen werden.“

 

„Hin und wieder kommt es schon vor, dass das ein oder andere Teil fehlt, aber in letzter Zeit häufen sich die Vorfälle. Und vor allem in dieser Abteilung. Scheinbar hat irgendjemand seine Vorliebe für Ägypten entdeckt.“

 

„Was kann man denn mit diesen Dingen anstellen? Sind sie gefährlich?“

 

„Es sind nur Artefakte. Sie sind wertvoll. Man kann gar nichts damit anstellen. Wie kommen sie auf so etwas?“

 

„Ach nur so. Ich wollte nur wissen, weshalb jemand diese Dinge stehlen sollte.“

 

„Na wegen des Geldes natürlich.“

 

„Natürlich,“ erwiderte Buffy, als ihr wieder die versäumte Verabredung einfiel. Sie wollte sich endlich dafür entschuldigen und fügte hinzu: „Das mit unserer Verabredung tut mir wirklich leid, ich hatte einige Schwierigkeiten zuhause.“

 

„Wie kommen Sie denn jetzt darauf?“

 

„Ich wollte es Ihnen schon längst sagen, aber bisher ergab sich nie die Gelegenheit.“

 

„OK, wie wäre es dann mit einer Widerholung? Würden Sie heute Abend mit mir einen Kaffee trinken?“

 

Buffy war erleichtert, dass er doch nicht gekränkt war, und sie freute sich auf einen gemütlichen Abend. Sie wollte gerade die Verabredung annehmen, als sie plötzlich eine leise gequälte Stimme wahrnahm, die ihren Namen rief: „Buffy.“

 

Buffy fuhr blitzartig herum, suchte im Raum nach der Stimme und fragte laut: „Spike?“

 

Mr. Willington war etwas verwirrt und fragte nach: „Äh... ich verstehe nicht ganz. Spike? Ist alles in Ordnung?“

 

Als Buffy Spikes Namen aus Mrs. Willingtons Mund hörte, wirbelte sie wieder zurück und starrte ihn verwirrt an. Sie war sich sicher gewesen gerade seine Stimme gehört zu haben.

 

„Haben Sie nicht auch eben was gehört?“

 

„Nein tut mir leid. Ich habe nichts gehört. Außer uns beiden ist niemand hier.“

 

Traurig ließ Buffy den Kopf hängen. Der mangelnde Schlaf und die vielen bohrenden Fragen nagten langsam an ihrem Nervenkostüm.

 

„Was ist nun? Wollen Sie nun heute mit mir ausgehen? Oder war dies gerade ein taktischer Versuch einer Antwort auszuweichen?“

 

„Oh, nein keineswegs. Ich würde gerne einen Kaffe mit Ihnen trinken gehen.“

 

„Heißt das: ja?“

 

„Ja, das bedeutet es.“

 

„Hervorragend! Dann hol ich Sie heute Abend um sieben ab, wenn Sie gestatten. Ich möchte nicht noch mal vergebens in dem Café auf sie warten.“

 

„Einverstanden.“

 

****

Dawn ging in die Wohnküche und traf dort auf Buffy, die wieder mal die Zeitung nach günstigen Möbeln studierte.

 

„Buffy, kann ich dich kurz sprechen?“

 

„Aber natürlich, was ist los?“

 

„Ich brauche deine Unterschrift, hier.“

 

Dawn reichte ihr ein Schreiben und deutete auf die unterste Zeile.

 

„Was hast du angestellt?“

 

„Das ist wieder mal typisch von dir. Nur weil ich eine Unterschrift von dir brauche, heißt das noch lange noch nicht, dass ich etwas angestellt habe! Hier ließ doch. Unsere Klasse macht einen Ausflug und ich brauche deine Genehmigung, damit ich mitfahren kann. Das ist alles.“

 

Trotzig legte sie das Stück Papier vor Buffy auf den Tisch und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

 

„Dawny es tut mir leid. Ich....“

 

Sie wurde durch das Klingeln ihres Handys unterbrochen. Willow war an der Leitung. Buffy war sofort hellwach und horchte aufmerksam Willows Worten.

 

„Buffy es tut mir leid, ich konnte nichts mehr finden, was auf die Anwesenheit von Spike hindeuten könnte. Er ist nicht hier, da bin ich mir absolut sicher. Wir konnten auch sonnst nichts Auffälliges finden. Kennedy und ich werden heute Abend wieder zurückfliegen, wenn du nichts dagegen hast.“

 

Dawn stand immer noch wartend neben Buffy und tippte mit dem Finger auf das Papier. Während Buffy Willow antwortete, unterschrieb sie die Erlaubnis und beobachtet, wie ihre Schwester beleidigt abzischte.

 

„Ich hab nichts dagegen! Natürlich nicht. Ich bin sicher, du hast dein Bestes getan. Vielleicht hast du ja recht und er ist wirklich tot.“

 

Die letzten Worte fügte sie zögernd hinzu. Der Klang des letzten Wortes erschreckte sie. Kurz

drifteten ihre Gedanken zu Spike, als sie ihn das letzte Mal am Höllenschlund sah.

 

„Buffy?“

 

Wieder seine Stimme! Erschrocken ließ sie das Handy auf den Küchentisch fallen und starrte darauf. Kurz spürte sie wieder seine Anwesenheit, so als wenn er nahe neben ihr gestanden wäre. Sie konnte Willows leise Stimme hören.

 

„Buffy? Bist du noch dran? Buffy!“

 

Zögerlich griff sie wieder nach dem Hörer und meinte nur: „Ich muss jetzt aufhören. Wir sehen uns bald.“

 

Ohne eine Verabschiedung trennte sie die Verbindung und legte das Handy zurück auf den Tisch. Sie fürchtete langsam den Verstand zu verlieren.

 

****

 

Mr. Willington beobachtete Buffy, wie sie seit mehreren Minuten lustlos ihren Kaffee umrührte.

 

„Ich denke Sie sollten ihn langsam trinken, bevor er kalt ist.“

 

Buffy schreckte hoch. Kurz hatte sie die Orientierung verloren. In ihren Gedanken war sie gerade weit weg in Sunnydale gewesen. Sie hatte an die letzten Tage im Summers Haus gedacht und fand sich nun in einem Café in Cleveland gegenüber einem gutaussehenden Mann sitzend, der sie neugierig musterte.

 

„Oh tut mir Leid, ich war grad in Gedanken.“

 

„Das habe ich gemerkt. Schenken Sie mir die Ehre ihre Gedanken mit mir zu teilen?“

 

„Was meinen Sie?“

 

„Verraten Sie mir, woran Sie gerade gedacht haben?“

 

„Ach so. Nichts Besonderes.“

 

„Verstehe. Sie wollen nicht darüber sprechen.“

 

„Nein, so ist es nicht. Ich meine ja, aber... das ist ein wenig kompliziert. Mein ganzes Leben ist eigentlich kompliziert. Ich musste nur zurück an Sunnydale denken. An meine Zeit dort und an all die „Dinge“, die ich dort verloren habe.“

 

Ein schlechtes Gewissen kam in ihr hoch, als sie die schweren Verluste, die sie erlitten hatte als „Dinge“ bezeichnete. All die jungen Mädchen, die ihr Leben gaben und Anya, die bis zuletzt an ihrer Seite gekämpft hatte, haben eine solche Bezeichnung wahrlich nicht verdient. Spike hatte sie früher oft als Ding betitelt, aber damals war er noch ein seelenloser Vampir und hatte nichts gemein mit dem Mann, der die Welt gerettet, und sein Leben dafür gegeben hat. Sie schämte sich selbst diesen Ausdruck benutzt zu haben und senkte nachdenklich ihren Kopf.

 

„Es ist sicher nicht leicht alles zu verlieren und dann noch einmal von neuem zu beginnen. Wenn ich Ihnen dabei irgendwie helfen kann, dann lassen Sie es mich bitte wissen.“

 

„Sie haben mir doch bereits geholfen. Schon vergessen? Sie haben mir einen Job gegeben. Das war mir wirklich eine große Hilfe.“

 

„Schon, aber ich würde gerne mehr für Sie tun.“

 

„Weshalb?“

 

„Ich mag Sie.“

 

Buffy sprang auf und sagte: „Oh mein Gott!“ diese Worte galten nicht Mr. Willingon, der nun allerdings ziemlich verwirrt über ihre Reaktion zu ihr aufblickte. Sie hatte diese Worte gesagt, weil sie plötzlich dieses starke Gefühl hatte. Sie fühlte Spike ganz deutlich. Viel deutlicher, als die letzen Male, in denen sie dachte ihn zu spüren. Ihr suchender Blick schweifte durch die Fenster und entdeckte dabei zwei Gestalten in einer dunklen Gasse verschwinden, wobei eine der Gestalten sich eindeutig dagegen wehrte.

 

„Ich muss jetzt gehen! Bitte entschuldigen Sie, wir sehen uns morgen,“ meinte sie noch, als sie bereits auf halben Weg zum Ausgang des Cafés war. Der verwunderte Mr. Willington starrte ihr mit offenem Mund hinterher und brachte noch ein kurzes „Aber...“ hervor, dass die Jägerin jedoch nicht mehr hören konnte, da sie sich bereits auf der Straße befand und schnurstracks in die dunkle Gasse eilte.

 

Buffy wusste nicht, was sie hier vorzufinden hoffte. Ihre Jägerinnen-Sinne sagten ihr eindeutig, dass eine der Gestalten ein Vampir war. Sie wusste nicht, was sie mehr hoffte. Dass es wirklich Spike war, der gerade ein unschuldiges Opfer in diese Gasse gezerrt hatte, oder dass er es lieber nicht wäre. Denn dies würde bedeuten, dass er wieder böse war. Oder stand er vielleicht wieder unter dem Einfluss einer dunklen Macht? Ihre Gedanken kreisten wild durcheinander und sie war mehr als froh und erleichtert als sie feststellte, dass es nicht Spike war, der sich gerade über eine junge Frau hermachte.

 

„Hey! An deiner Stelle würde ich sie schnellstens loslassen. Zum Abendessen hast du nämlich keine Zeit mehr.“

 

„Na gut, wenn du so großen Wert darauf legst, dann werde ich eben dich zum Abendessen verspeisen.“ gab der Vampir siegessicher zurück, während er die Frau, die sofort das Weite suchte, losließ.

 

Buffy spürte noch immer die Anwesenheit ihres Geliebten, was ihre Konzentration immer wieder von dem ihr gegenüberstehenden Vampir abweichen lies. So bemerkte sie auch viel zu spät, dass dieser sie bereits angriff und ihr somit einen kräftigen Hieb mitten ins Gesicht verpassen konnte. Der Vampir lachte triumphierend auf. Er freute sich schon auf den süßen Geschmack ihres Blutes. Buffy rappelte sich wieder auf und versuchte all ihre Aufmerksamkeit auf den Vampir zu lenken. Jede Ablenkung könnte lebensbedrohliche Auswirkungen haben, das war ihr durchaus bewusst. Doch immer wieder ertappte sie sich selbst dabei, wie ihr Blick suchend durch die Schatten der Gasse schweifte.

 

Der Vampir startete einen erneuten Angriffversuch, dem Buffy jedoch geschickt ausweichen konnte. Nun setzte sie zum Angriff an und verpasste ihm gleich mehrere kräftige Schläge, worauf dieser wohl nicht vorbereitet war. Er hatte nicht mit ihrer Kraft gerechnet und fragte verwundert: „Verdammt, wer bist du?“

 

„Hast du schon mal was von der Jägerin gehört?“

 

Der Vampir schien offensichtlich verwirrt, was Buffy für einen kräftigen Hieb mit dem Bein nutzte und ihren Gegner gegen die Hausmauer prallen ließ. Dieser erhob sich rasch und meinte wütend: „Wie viele von Euch verdammten Bräuten gibt es denn noch?“

 

Buffy wurde neugierig. Es gab wohl noch eine Jägerin in dieser Stadt, was durchaus im Bereich des Möglichen war, da Willow allen potenziellen Jägerinnen ihre Jägerinnen-Kräfte gegeben hatte. Sie schnappte sich den Vampir und fixierte ihn mit mehreren gekonnten Schlägen an der Hauswand. Zwischen den kräftigen Schlägen, die sie ihm verpasste, fragte sie: „Wann... und wo... bist... du... einer.... Jägerin begegnet?“ Der letzte Schlag landete schmerzvoll im unterleib des Vampirs, der daraufhin stöhnend zusammenbrach. Nun war es Buffy, die triumphierend über ihm stand und auf eine Antwort wartete.

 

„Gestern Nacht drüben im Stadtpark. Sie war stark, aber nicht so ätzend wie du! Du verfluchte...“ weiter kam er mit seinen Beleidigungen nicht, da sich seine widerliche Vampirfratze in Staub auflöste.

 

Nachdenklich blickte sie auf das Häufchen Staub unter ihr und klopfte sich die Reste des Vampirs aus ihrer Kleidung. Sie lauschte kurz in die Dunkelheit, und ihr wurde wieder bewusst, dass dieses Gefühl immer noch da war. Sie konnte noch immer die Gegenwart von Spike spüren. Ein plötzliches Geräusch ließ sie ohne weitere Gedanken in diese Richtung eilen. Sie folgte, ohne darüber nachzudenken, dem Geräusch und hoffte dort eine Antwort auf ihre zahlreichen Fragen zu finden.

 

Jetzt erkannte sie eine davoneilende Gestalt, der sie rasch hinterherlief. Durch mehrere Gassen und Straßen lief sie ihr hinterher und verlor dabei völlig die Orientierung, bis sie sie endlich erreichte. Sie griff nach deren Schulter und wirbelte die Gestalt herum.

 

Ihr Blick erstarrte, als sie die Person ihr gegenüber erkannte.

 

****

 

Xander und Dawn saßen am Küchentisch und wagten eine erneute Runde Backgammon. Andrew war etwas enttäuscht, dass sie nicht etwas spielten, wo er hätte mitspielen können, und ging grummelnd in den Keller. Er wollte nach der Wäsche sehen und vergas vor lauter Ärger völlig, dass er dort unten auf einen gefährlichen Kobold hätte treffen können.

 

Er nahm die nasse Wäsche aus der Trommel und summte die Titelmelodie von Star Wars vor sich her. Sein Summen verstummte sofort, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Ängstlich lehnte er sich gegen die Waschmaschine und hätte dabei beinahe den Korb mit der frisch gewaschenen Wäsche umgestoßen. Er hörte ein leises Ächzen und Stöhnen und wunderte sich, woher das wohl stammte. Er erinnerte sich wieder an den Kobold und suchte hysterisch nach einer Verteidigungswaffe. Er griff nach einem alten Tennisschläger, dessen Bespannung ein riesiges Loch aufwies.

 

Schwer bewaffnet mit dem ausrangierten Schläger schritt er auf die Stelle zu, aus der er das Stöhnen hören könnte. Als er um die Ecke eines Regals lugte konnte er eine seiner Schüsseln sehen, die durch irgendetwas oder irgendjemanden bewegt wurde. Schließlich sah er einen winzigen Wicht, dessen Bart in langen klebrigen Kaugummifäden an der Schüssel fest hing. Mit großen Augen starrte Andrew auf den Wicht hinunter. Als dieser bemerkte, dass er entdeckt worden war, fing er verärgert an zu fluchen: „Verdammt verkloppt nicht auch noch das! Über tausend Jahre lebe ich unbemerkt unter den Menschen und ausgerechnet heute muss das passieren. Ausgerechnet mir! Und ausgerechnet von einem Dummkopf wie dem da! Verdammt verkloppt!!“

 

Andrew starrte immer noch ungläubig auf den kleinen Wicht zu seinen Füßen. Dieser war kaum größer als 20 cm, trug grüne altertümliche Kleidung hatte rote Haare und einen langen roten Bart, der ihm über seinen für Kobold-Dimensionen ziemlich dicken Bauch hing. Hilflos zerrte er an den Kaugummifäden und verfing sich dadurch nur noch mehr. Wütend funkelte der Wicht zu Andrew empor und schrie: „Hey du! Du dummer Mensch! Steh nicht so dumm rum! Hilf mir gefälligst! Verdammt Verkloppt!“

 

Langsam wurde Andrew bewusst, was für einen Fang er gemacht hatte und suchte eifrig nach einer Befreiungsmöglichkeit. Da sich die Barthaare des kleinen Mannes bereits stark verklebt hatten schien die einzige Lösung ein gekonnter Schnitt mit einer Schere zu sein. Andrew eilte kurz nach oben in die Küche, um dort eine zu holen und um gleich darauf wieder in den Keller zurückzueilen. Dawn und Xander nahmen kaum Notiz von seiner Aufregung und spielten ruhig weiter.

 

Als der kleine Mann Andrew mit der Schere sah fing er erneut an zu schimpfen: „Verdammt verkloppt was soll denn das? Bist du verrückt? Was willst du mit dieser Schere? Verdammt verkloppt!!“

 

„A-aber duu sagtest dooch ich soll dich befreien? Ich schätze ich kriege den Kaugummi sonst nicht von deinen Barthaaren raus.“

 

„Verdammt verkloppt! Wieso ausgerechnet ich! Verdammt verkloppt!“

 

„Was hast du denn immer mit diesem verdammt verkloppt?“

 

„Das geht dich gar nichts an! Und jetzt hilf mir, oder ich werde dich auf ewig verfluchen!!“

 

Was Andrew nicht wusste war, dass Kobolde in dieser Situation nicht die geringste Macht hatten. Andrew hatte ihn gefangen, und der Kodex der Kobolde besah, dass er auf ewig an dessen Seite Leben musste, und ihm freundlich gesonnen sein musste. Außerdem steckten all seine Kräfte in dem prächtigen langen roten Bart, denn Andrew gerade im begriff war abzuschneiden. Dementsprechend fluchte der kleine Wicht unaufhörlich weiter. Mit entsetzen verfolgte er die für ihn überdimensionale Schneide der Schere, die sich bedrohlich seinem Bart näherte. Er versuchte zurück zu weichen, doch seine Flucht endete sofort an der Kellerwand. Mit fest zusammengekniffenen Augen erwartete er sein schreckliches Schicksal.

 

Ein kurzes Schnipp, und der Bart war ab. Der Kobold war befreit, jedoch fluchte er jetzt umso mehr, da er seinen stolzen Bart auf so tragische Weise verloren hatte. Zwischen dem Fluchen fing er an zu wimmern und auf und ab zu hüpfen. Andrew musste lachen. Der Anblick des kleinen Mannes wirkte belustigend.

 

„Verdammt was lachst du? Verkloppt noch mal?“

 

„Du bist witzig.“

 

„Ich bin nicht witzig. Kobolde sind nicht witzig! Pass auf was du sagst Kleiner, sonst zeige ich dir was ich mit bösen Menschlein wie dir mache.“

 

„Ich bin nicht böse. Jedenfalls nicht mehr. Ich gehöre jetzt zu den Guten. Zu Buffy und ihren Freunden.“

 

„Ja, ja diese Buffy. Hab sie schon gesehen. Nettes Mädchen. Bisschen dünn vielleicht. Träumt immer so wirres Zeug, und ist mächtig stark.“

 

„Sie ist eine Jägerin.“

 

„Ach was du nicht sagst. Glaubst du ich habe Angst vor einer Jägerin? Pah!“

 

„Mit so einem Winzling wie dir würde sie sicher schnell fertig werden.“

 

„Ich bin kein Winzling! Ich bin Bertolin Borenklopp von dem Klan der Borenklopps! Pass gefälligst auf wie du mit mir sprichst. Wenn ich schon bei dir bleiben muss, dann will ich wenigstens angemessen angesprochen werden! Verdammt wo ist nur mein Hut? Verkloppt!“

 

„Was soll das heißen, du musst bei mir bleiben?“

 

„Na du hast mich doch gefangen, oder? Also muss ich bei dir bleiben. So lautet der Kodex. Wo ist nur mein Hut, verkloppt.“

 

Andrew blickte sich kurz um und entdeckte einen kleinen dunkelbraunen Hut, der für einen sehr kleinen Kopf angefertigt worden war.

 

„Suchst du den hier?“

 

„Ja! Gib her!“

 

Andrew reichte ihm den Hut. Als der Kobold seinen Hut aufgesetzt hatte, sprang er mit einem Satz auf Andrews Schulter und sagte dann überraschend freundlich: „Also gut. Dann wollen wir mal: Ich bin Bertolin Borenklopp von dem Klan der Borenklopps. Du, der du es geschafft hast mich zu fangen, gebührt die Ehre und die Macht, mich für ewig an deiner Seite zu wissen. Mit Rat und Tat, mit Geschick und Fleiß werd’ ich dir von jetzt an behilflich sein.“

 

****

 

Buffy zögerte keinen Moment, und verpasste ihrem Gegenüber sofort einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht, sodass dieser zurück taumelte. Es war Ethan Rayne, dem sie in diese Gasse gefolgt war, und der nun mit einem selbstgefälligen Lächeln auf die Jägerin herabblickte.

 

„Begrüßt man so einen alten Freund?“

 

„Ich glaube Feind wäre ein treffender Ausdruck.“

 

Buffy wollte schon zu einem weiteren Hieb ansetzten, um diesen Schurken dingfest zu machen. Durch den Lichtschein einer Straßenlaterne erblickte sie jedoch ein funkelndes Schmuckstück an der Brust ihres Feindes. Sie erkannte es sofort wieder. Es war das Amulett, das sie Spike gegeben hatte. Plötzlich fügte sich eins zum anderen. Ethan Rayne musste es gewesen sein, der in Sunnydale nach dem Amulett gegraben hatte. Er hatte es mit Magie geschafft aus dem Gefängnis zu fliehen und die Soldaten am Höllenschlund zu umgehen. Aber wie kam es, dass sie das starke Gefühl hatte neben Spike zu stehen? Konnte dies etwas mit dem Amulett zu tun haben? Sie musste es herausfinden. Sie sprang direkt auf ihn zu, um ihn ordentlich zu versohlen, und um ihm das Amulett abzuknöpfen.

 

Ethan schien wenig beeindruckt. Als er die Jägerin auf sich zu hechten sah, sprach er ein alt lateinisches Wort und warf etwas vor sich auf den Boden, dass wie Sand aussah und wodurch sofort dichte Rauchschwaden empor stiegen. In diesen Rauchschwaden verschwand er im Nichts. Buffy schaffte es nicht mehr sich rechtzeitig zu bremsen und prallte hart gegen die Hauswand, wo eben zuvor noch Ethan Rayne gestanden war. Hustend von dem Rauch blickte sie sich um und musste enttäuscht feststellen, dass er verschwunden war.

 

Niedergeschlagen suchte sie nach dem Weg nachhause. Sie hatte vollkommen die Orientierung verloren. Cleveland war eine große Stadt, die ihr noch völlig fremd war. Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis sie zu einer Straße kam, die ihr bekannt war, und die sie endlich nachhause führte. Während ihres ganzen Weges kreisten ihre Gedanken um Ethan Rayne, das Amulett und um Spike. Langsam schien alles einen Sinn zu ergeben.

 

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„Diese verfluchte Jägerin! Wegen ihr war ich gezwungen schon wieder zu zaubern, obwohl sich noch nicht meine ganze Kraft regeneriert hat. Ich muss meine Kräfte sammeln. Ich muss mich schonen. Sie darf mir nicht mehr in die Quere kommen, damit ich schon bald Rache üben kann. Rache an dieser kleinen Mistgöre! Dieser Jägerin! Sie ist schuld, dass ich jahrelang in diesem Gefängnis schmoren musste. Na warte, das wirst du mir büßen! Und du mein edles Schmuckstück wirst mir dabei helfen.“

 

Ethan stand in einem Hotelzimmer und lies das Amulett vor seinen Augen hin und her drehen. Die plötzliche Flucht vor der Jägerin hatte er nicht mit eingeplant. Er war sehr wütend, dass er gezwungen war zu zaubern, da er durch den Zauber, den er beschworen hatte, um an den Wachen in Sunnydale vorbei zu kommen noch sehr geschwächt war. Nun würde es noch länger dauern, bis seine Kräfte wieder regeneriert wären, und er seine Rachepläne gegen die Jägerin und seinen Wächter durchführen konnte.

 

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Folge 5