The life of William, slave of Angelus

by SpikesChild

Fortsetzung zu „A story about a slave and his master"

 

 

 

Teil 1 – Fears

William war an Armen und Beinen gefesselt, seine Glieder weit von ihm gestreckt. Er stand nackt in der Mitte eines dunklen Raumes. Zwei weitere Gestalten waren mit ihm hier, deren Gesichter er jedoch nicht erkennen konnte.

Er hatte ein ungutes Gefühl. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierher gekommen war und warum sein Herr ihn fesseln ließ. Prüfend rüttelte er an seinen Fesseln, um zu sehen wie fest sie waren, wobei er resigniert feststellte, dass er sich kaum einen Millimeter bewegen konnte.

Eine der dunklen Gestalten trat näher und er erkannte erleichtert die Umrisse seines Herrn. Angelus zu sehen beruhigte ihn sehr, schließlich vertraute er ihm voll und ganz. Doch als er die zweite Person erkannte, die nun ebenfalls näher trat, erstarrte er.

Es war Parker Abrahms, der sich mit einem fiesen Grinsen direkt vor ihn stellte. In Panik versuchte William dessen beängstigten Blicken auszuweichen und sah Hilfe suchend zu seinem Herrn, welcher ihn, etwas entfernt, mit ausdrucksloser Miene beobachtete. Er wollte nicht glauben, dass Angelus es zuließ, dass Parker ihm wehtat.

„Du hast gegen die Regeln verstoßen, Sklave!" sagte Angelus ohne jegliches Gefühl in der Stimme.

William konnte sich nicht daran erinnern gegen welche Regeln er verstoßen haben sollte. Er war stets bemüht alle Anweisungen seines Herrn zu befolgen. Er wollte um Sprecherlaubnis bitten, doch seine Hände waren gefesselt. Er wusste nicht weshalb ihn sein Herr bestrafte und hätte alles dafür gegeben, wenn er ihn fragen könnte, doch als er versuchte seinen Mund zu öffnen, stellte er fest, dass ein Knebel ihn am Sprechen hinderte.

Als Parker seine Hand nach ihm ausstreckte und ihn an der Brust berührte, schrie William verzweifelt in den Knebel und rüttelte mit aller Kraft an seinen Fesseln. Mit flehenden Augen blickte er zu seinem Herrn, doch dieser hatte nicht den geringsten Funken Mitleid in seinem Antlitz und wiederholte im selben Ton: „Du hast gegen die Regeln verstoßen, Sklave!"

In Panik rüttelte er weiter an seinen Fesseln. Er schrie so laut er konnte. Doch niemanden schien dies zu berühren. Parker wanderte langsam um seinen Körper herum, wobei er seine Hand über Williams Haut fahren ließ. Als diese schließlich zu Williams Pobacke glitt, sprach Parker Abrams mit lüsterner Stimme in Williams Ohr: „Du wirst dafür büßen, was du mir angetan hast!"

Als William dann einen von Parkers Fingern an seiner Öffnung spürte, schrie er aus vollem Halse.

„William, wach auf!" hörte er plötzlich die besorgte Stimme seines Herrn.

Es dauerte eine Weile, bis William erkannte, dass er einen Alptraum hatte. Angelus’ Körper lag hab auf ihm und dessen Arm war beschützend um seine Hüften geschlungen, weshalb er sich kaum bewegen konnte. Er war schweißgebadet und atmete so heftig, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. Sein Herz raste wie verrückt.

Erst als er die streichelnde Hand seines Herrn auf seiner Stirn fühlte und dieser beruhigende Worte zu ihm flüsterte, ließ seine Angst nach. „Sch… ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Niemand wird dir etwas tun. Nicht, solange ich es verhindern kann."

Nachdem William endlich realisierte, dass alles nur ein böser Traum gewesen war, schlang er seine Arme um Angelus’ Nacken und drückte sich fest an dessen Körper.

Es war nicht das erste Mal, dass William schlecht träumte. Angefangen hatte es, als er erfuhr, dass ihre Reise, auf der sie sich gerade befanden, sehr bald nach England führen würde, da Angelus dort seinen Geschäften nachkommen musste.

Sie waren schon seit einigen Wochen in ganz Europa unterwegs, um bei Angelus’ Geschäftskontakten mit Textilien zu handeln. Ihr letzter Halt war in Frankreich gewesen und nun befanden sie sich auf einem Schiff, das direkt nach England führte. Je näher sie der britischen Insel kamen, umso schlimmer wurden Williams Träume.

Angelus hatte alles versucht, um ihn zu beruhigen, doch selbst langes Einreden und unzählige Versprechungen, dass er nicht zulassen werde, dass William etwas geschieht, halfen nicht.

Das einzige was er tun konnte, war bei William zu sein, wenn dieser aus seinen schlimmen Träumen erwachte und ihn trösten.

Angelus legte sich zurück auf den Rücken, hielt Williams Körper dabei jedoch fest an sich gedrückt, sodass William nun auf Angelus’ Brust lag. Dies war schon beinahe zu einem festen Ritual geworden. Jeden Morgen lagen die beiden so da, während Angelus mit beiden Händen zärtlich über Williams Haare und Rücken streichelte. Solange, bis William sich vollkommen beruhigte.

„Sir? Wann wird das Schiff im englischen Hafen anlegen?" fragte William wie jeden Morgen, obwohl er die Antwort bereits kannte. Solange die Beiden unter sich in einem Bett lagen, war es William erlaubt frei zu sprechen.

„Vermutlich heute Abend. Vielleicht auch erst morgen früh. Es kommt darauf an, wie günstig der Wind bläst. Ich werde den Kapitän danach fragen", antwortete er sanft, obgleich er William ähnliches schon mehr als einmal gesagt hatte.

„Ich hoffe es wird erst morgen sein", murmelte William zu sich selbst.

Angelus’ Brust hob sich leicht an, als dieser wegen Williams Aussage leise lachte. Vorsichtig hob er seinen Oberkörper ein Stück an und griff mit der Hand nach Williams Kinn, sodass er von Angelus hochgehoben wurde und er nun direkt in sein Gesicht blickte.

„Wie wär’s, wenn du mir weiter aus deinem Buch vorliest. Zum Aufstehen ist es noch etwas früh. Auf diese Weise können wir uns die Wartezeit bis zum Frühstück vertreiben", schlug Angelus mit einem warmen Lächeln vor.

Williams Antlitz erhellte sich sofort. Das Lesen fiel ihm zwar noch immer sehr schwer und Angelus musste ihn oft berichtigen, doch er liebte es, seinem Herrn aus seinem Buch vorzulesen. Es war ein Roman von Charles Dickens und es war das erste Buch, das Angelus ihm geschenkt hatte. Es gehörte ihm ganz allein und er behütete es wie einen wertvollen Schatz.

Rasch streckte er sich nach dem Buch, welches neben den Beiden auf dem Nachttisch lag, da William am vergangenen Abend auch schon daraus vorgelesen hatte. Angelus sorgte dafür, dass William bei jeder Gelegenheit das Lesen übte und ließ ihn auch täglich ein paar Sätze abschreiben, damit er das Erlernte vertiefen konnte.

Angelus setzte sich auf, schlug das Kissen zurecht und lehnte sich zurück gegen die Holzwand der Kajüte, während William es sich zwischen seinen Beinen bequem machte und sich anschließend gegen Angelus’ Brust lehnte.

Es war bereits hell genug und durch eine kleine Luke schien genug Tageslicht herein, sodass William nicht aufstehen musste, um eine Lampe anzuzünden. Also schlug er sogleich das Buch auf der Seite auf, auf der sie am Vorabend aufgehört hatten, und fing an die Wörter über seine Lippen zu formen:

„Oliver Twist war an seinem neuuunten Ge… Gebur… Geburst… Gebur…"

„Ganz langsam. Lies dir das Wort erst im Geiste durch und dann versuche es auszusprechen", half Angelus, welcher über Williams Schulter hinweg mitlas.

„Ge… burts… tage", brachte er das Wort endlich heraus und blickte freudestrahlend zurück zu Angelus, welcher ihm bestätigend zunickte und ihn lobte: „Gut. Nun lies weiter."

„…Geburtstage ein blasses, schmääääächtiges, im Wach…. im Wachstum zurückgelbiges…"

Angelus schmunzelte und unterbrach William in seinen Bemühungen: „Warte. Lies es noch mal. Das heißt nicht „zurückgelbiges"."

„…zurückge… zurückgeb… liebenes Kind", berichtigte William stolz.

William mochte diese Geschichte, die von einem Weisenkind erzählte, das in ähnlichen Verhältnissen aufwuchs, wie die, die er früher bei seinem ehemaligen Herrn ertragen musste. Er wusste bereits, dass Oliver Twist am Ende des Buches in guten und sicheren Händen sein würde, da er Angelus solange gelöchert hatte, bis dieser ihm einen Hinweis auf das Ende gab. Das Lesen war einfach zu mühsam gewesen und William wollte kein so trauriges Buch lesen, ohne zu wissen, dass am Ende alles gut ausging.

Doch so konnte er auch die schlimmen Dinge dieses Romans lesen, da er sich sicher war, dass es Oliver am Ende gut gehen würde, so wie es auch ihm nun nach vielen Jahren Schrecken und Einsamkeit gut ging, da er in der Obhut von Angelus lebte.

William las noch ein gutes Stück weiter, während Angelus ihm immer wieder Hilfestellungen gab, bis es schließlich Zeit war, um aufzustehen und einen neuen Tag zu beginnen.

Pünktlich um Acht Uhr klopfte es kurz an der Türe. Dies war das Zeichen, dass eines der Besatzungsmitglieder ein Tablett mit Frühstück und einem Krug Wasser vor die Türe ihrer Kajüte stellte. Angelus hatte es so arrangiert, dass sie den Morgen ungestört waren und sie nur den Lunch und das abendliche Dinner in Gegenwart des Kapitäns und ein paar weiteren Gästen verbrachten.

Während William rasch ohne Bekleidung das Tablett und den Krug ins Zimmer holte, zog Angelus sich seinen bequemen Morgenfrack an. Das Reisen auf Schiffen war immer mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden, weshalb er froh war, dass sie bald in einer zivilisierten Gegend ankommen würden. Er vermisste seine ausgiebigen Bäder und das Schaukeln des Schiffes bereitete ihm leichte Übelkeit.

William hingegen wäre lieber für immer auf diesem Schiff geblieben, als in England Anker zu legen. Ihn störte es nicht, dass sie nur kaltes Meerwasser für ihre tägliche Reinigung zur Verfügung hatten, da er im Leben schon schlimmeres gewohnt war. Und auch der Seegang belastete ihn nicht. Im Gegenteil. Er liebte die frische Seeluft und staunte jedes Mal über die unendlichen Weiten des Meeres.

Er stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch und den Krug auf eine Anrichte, wo eine Waschschale lag. Angelus setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch und wartete, bis William sich mit seinem Buch neben ihm auf den Boden setzte. Während Angelus sein Frühstück zu sich nahm, las William weiter aus dem Buch vor.

Wie jeden Morgen, ließ Angelus eine ordentliche Menge des Essens für William übrig und reichte es ihm auf seinem Teller. William legte sein Buch zur Seite, nahm den Teller entgegen und sagte: „Danke, Sir."

Während William sein Frühstück in Ruhe genoss, erledigte Angelus seine morgendliche Reinigung. Angelus hasste es, sich mit kaltem Wasser waschen zu müssen, weshalb er es nur aufs Notwendigste beschränkte. Sehr bald würden sie wieder an Land sein und er freute sich jetzt schon auf ein heißes ausgiebiges Bad zusammen mit seinem geliebten William.

Aufgrund der mangelhaften Waschgelegenheiten, verzichtete Angelus vollkommen auf jegliche Intimitäten, während ihrer Schiffsreisen, was langsam aber sicher an seinem Gemüt nagte. Zumal der Anblick seines Sklaven und die stetige Nähe dieses überaus reizvollen Körpers ihn sehr erregte.

Auch William vermisste es, seinen Herrn zu verwöhnen und zu befriedigen, was der einzige Grund war, weshalb er im Grunde doch bald an Land gehen wollte, wenn es nur nicht England wäre.

Gerade als William mit seinem Frühstück fertig war, beendete auch Angelus seine Reinigung. William räumte das Tablett wieder vor die Türe und sein Buch legte er derweilen auf das Bett. Nun war er dran sich zu waschen, während Angelus sich anzog.

Sie handelten in einstimmiger Routine. Angelus brauchte William längst nicht mehr zu befehlen, was er zu tun hatte. William kannte seine Pflichten und erledigte sie nur allzu gerne. Schließlich fühlte er sich sehr wohl bei seinem Herrn.

Solange sie allein in der Kajüte waren, blieb William die meiste Zeit über unbekleidet. Das einzige, was er trug, war das lederne Halsband, das er nur zum Baden ablegte, damit es nicht nass wurde. Er hatte sich so sehr an das angenehm weiche Leder gewohnt, dass es ihm fehlte, sobald er es ablegte. Außerdem verdeutlichte es ihm zu jeder Zeit, dass Angelus sein Herr war. Ein beruhigender Gedanke für den jungen Sklaven.

Während ihrer langen Reise quer durch Europa, durfte William normale Alltagskleidung tragen, die in ihrer Qualität sogar besser war, als die des gemeinen Volkes. Nicht überall war es üblich einen Lustsklaven zu besitzen und Angelus vermied es, wegen unterschiedlicher Lebensauffassungen mit seinen Geschäftspartnern in Konflikt zu geraten.

Aus diesem Grunde besaß William mittlerweile eine kleine Ausstattung bequemer Garderobe, doch allein Angelus bestimmte wann und wo William etwas davon tragen durfte. Deshalb legte Angelus, wie jeden Morgen, ein paar der Sachen für William bereit, damit sich dieser nach seiner Reinigung anziehen konnte.

Für den heutigen Tag war es eine einfache schwarze Hose, ein dunkelblaues Hemd aus feinem Baumwollstoff, ein schwarzer schlichter Frack, warme Socken und dazu festes Schuhwerk. Angelus liebte es, wenn sein Junge dunkle Kleidung trug. Die ungewöhnlich hellen Haare und seine strahlend blauen Augen kamen dadurch noch besser zur Geltung. Allerdings bekam er keine Unterwäsche, dies war etwas, das er niemals tragen durfte.

Obwohl die Kleidung warm und recht bequem war, fühlte sich William nicht besonders wohl damit. In den ersten Wochen nachdem Angelus ihn endgültig bei sich aufgenommen hatte, trug William nichts weiter als nur Ledermanschetten und das Halsband, woran er sich sehr schnell gewöhnen konnte. Es war niemals kalt im Haus gewesen und Angelus zeigte ihm Dinge, von denen er nie zu träumen gewagt hätte.

Er erinnerte sich gern an diese Zeit zurück. Er war in einem ständigen Wechselbad zwischen Erregung und lustvollem Schmerz gewesen. Angelus spielte mit seinem Körper, wie ein Meister auf einem Musikinstrument. Zu jeder erdenklichen Zeit und zu den undenkbarsten Augenblicken nutzte Angelus die Gelegenheit seinen Sklaven zu berühren, zu erregen und zu lieben.

Doch auf ihrer Reise und solange William Kleidung trug, kam es zu keinen solchen Spielereien, welche William zunehmend zu vermissen begann. Nur selten, wenn sie allein in einem Hotelzimmer waren, gab es noch kleinere intime Spielchen, allerdings wurden diese dann vorhersehbar und verloren an Reiz.

Dies war ein Grund, warum sich beide auf ihre baldige Ankunft in England freuten. Hier würden sie bei Willow im Haus wohnen und konnten sich nach ihren Wünschen bewegen. Oder vielmehr nach Angelus’ Wünschen.

Obwohl es für einen verheirateten Mann nicht standesgemäß war, bei einer Witwe zu nächtigen, hatte Angelus Willow um diesen Gefallen gebeten, da er mit William wenigstens in einer vertrauten Umgebung verbleiben wollte, solange er in England seine Geschäfte abwickelte.

Angelus wusste, mit welchen Ängsten sein Sklave kämpfte. William hatte ihm erzählt, was in seinen quälenden Träumen passierte. Sie waren immer sehr ähnlich gewesen. Zuerst sah er Angelus, welcher sich immer sehr kühl und abweisend verhielt. William konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dass sein Herr ihn eines Tages nicht mehr bei sich haben wollte.

Dann sah er Parker Abrahms. Sein personifizierter Alptraum. In den Träumen verletzte Parker ihn niemals. Er berührte ihn, wenn nur ganz leicht, aber auf provozierende Weise. Es geschah nie mehr, da William stets vorher in Panik erwachte.

William fürchtete sich sehr Parker Abrahms wieder zu begegnen. Auch wenn er wusste, dass Angelus es niemals zulassen würde, dass er und Parker allein in einem Raum wären, so war dies seine größte Angst. Es war ihm egal, ob er Warren Beaufort wieder begegnen, oder ob sie zu den Beauforts ins Haus gehen würden. Dieser Gedanke störte ihn bei weitem nicht so sehr, wie das arrogante Antlitz von Parker Abrahms wieder sehen zu müssen.

*****

Kurze Zeit später begaben sich die Beiden an Deck. Angelus voraus, dicht gefolgt von William, der stets darauf achtete, dass seine größte Aufmerksamkeit auf Angelus ruhte. Seine Neugierde hatte ihm mittlerweile schon einigen Ärger eingebracht, da er immer wieder mehr auf andere interessante Dinge um sich herum achtete, als auf seinen Herrn.

Besonders auf ihrer langen Reise quer durch die verschiedenen Länder Europas hatte es so viele aufregende Dinge zu sehen gegeben, dass er gelegentlich einen Befehl seines Herrn überhörte und ihn einmal sogar verloren hatte. Angelus war deshalb sehr böse auf ihn gewesen und ließ ihn zur Strafe auf dem Boden vor dem Kamin des Hotelzimmers schlafen, anstatt in dem weitaus bequemeren Bett.

Von da an achtete William viel besser auf seinen Herrn. Ihn zu verlieren war schon schrecklich genug gewesen und das Schlafen auf dem Zimmerboden war ebenfalls etwas, das er nicht gerne wiederholen wollte. Er liebte es neben seinem Herrn zu liegen und dessen Körper zu spüren. Er fühlte sich in Angelus’ Umarmung sicherer und geborgener als nirgends sonst auf der Welt.

Dies bedeutete allerdings nicht, dass William nicht trotzdem hin und wieder einen Blick auf seine Umgebung riskierte. Es war eben alles viel zu aufregend und zu interessant, um dagegen gefeit zu sein. Allerdings war er vorsichtiger geworden und achtete immer zuerst auf seinen Herrn.

Angelus kannte die unstillbare Neugierde seines Sklaven, weshalb er unbewusst mehr auf ihn achtete, als er es früher bei Lindsey getan hatte. Seinen Sklaven zu verlieren war ein Erlebnis, das er auf keinen Fall wiederholen wollte. Darum gab er William nun öfter die Gelegenheit sich umzusehen, wenn sie an einem neuen Ort ankamen.

Angelus stellte sich an die Reling und blickte aufs weite Meer hinaus. Er wusste, dass William diesen Anblick sehr mochte, weshalb er ihm dadurch die Möglichkeit gab den Ausblick ebenfalls zu genießen. Es war ein herrlicher Sommertag und eine kräftige warme Brise trieb das Schiff schnell voran.

Der Kapitän des Schiffes war auf Angelus aufmerksam geworden und kam näher. Freundlich grüßte er seinen Passagier: „Guten Morgen, Mr. Dexter. Sie hatten mich doch gebeten Ihnen mitzuteilen, wann wir in England anlegen werden. Der Wind war diese Nacht sehr günstig, weshalb wir noch heute Nachmittag ankommen werden."

„Vielen Dank Kapitän Norrington."

„Keine Ursache. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt", erwiderte der Kapitän höflich, während er sich wieder entfernte.

Angelus beobachtete noch, wie der Kapitän die Treppe nach oben zum Steuermann hinaufstieg und blickte sich dann zu William um. Auf dessen Gesicht war eine deutliche Besorgnis zu erkennen. William hatte sich vor diesem Augenblick schon die ganze Zeit gefürchtet und schon heute würde es soweit sein, dass er erneut einen Fuß auf dieses Land setzen musste, in dem sein Leben ein einziger Alptraum war.

 

*****

 

 

 

 

Teil 2 – Good Old Friends

William folgte seinem Herrn durch das dichte Gewirr zahlreicher Menschen, die hier am Hafen nach ihren Schiffen suchten, oder, wie sie, eben eines verlassen hatten. Wie an allen Häfen ging es auch hier sehr hektisch zu, weswegen William bemüht war Angelus nicht zu verlieren.

Angelus musste dafür sorgen, dass seine wertvolle Fracht das Schiff sicher verließ und von den richtigen Leuten in Empfang genommen wurde. Er hatte hier am Hafen ein paar vertraute Mitarbeiter, die die Ware in ein Zwischenlager schafften. Nachdem alles Notwendige arrangiert war und Angelus’ Stoffe in sicherem Gewahrsam waren, hielt er nach einer Kutsche Ausschau, die ihn und seinen Sklaven nach London bringen würde.

William wollte Angelus gerade um die Ecke eines Hauses folgen, um diesem zu einer Straße zu folgen, in der mehrere Kutschen auf Gäste warteten, als ihn plötzlich jemand am Arm festhielt. Erschrocken blickte sich William nach dem Mann um, der ihn aufgehalten hatte, und stellte überrascht fest, dass es Xander war.

„Hey, William! Schön dich zu sehen! Wie geht es dir?" rief Xander erfreut und drückte William überschwänglich an seine Brust.

William war etwas perplex über die freudige Begrüßung, doch auch er freute sich Xander wieder zu sehen und erwiderte die Umarmung.

„Spike!" hörte William plötzlich seinen Herrn rufen, weshalb er sofort erschrocken zusammenzuckte. Angelus hatte ihn bisher niemals wieder Spike genannt, weshalb es ihn einerseits verwirrte, warum Angelus es jetzt tat und andererseits auch etwas verletzte.

Sofort zog er sich von Xander zurück und blickte in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Als er Angelus nur wenige Meter von sich entfernt stehen sah, fiel ihm sofort auf, dass dieser ihn sehr zornig anfunkelte. So wütend hatte William ihn noch nie erlebt und es war ihm unklar, woher diese große Wut so plötzlich kam.

Er handelte unmittelbar und mehr aus Instinkt, indem er vor Angelus trat und dort auf die Knie ging. Demütig senkte er sein Haupt und wartete auf eine Anweisung.

Xander hatte dies alles mit angesehen und kam nun ebenfalls näher. Mit Ärger und Verachtung in der Stimme sagte er zu Angelus: „Ich wusste es doch, dass du ein mieser Kerl bist. William hat nichts getan, womit er es verdient so von dir behandelt zu werden. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn selbst nach Schottland geschafft, anstatt ihm zu helfen, zu dir zu gelangen!"

„Harris! Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, von denen du nichts verstehst und die dich nichts angehen!" erwiderte Angelus ohne seine deutliche Wut zu verbergen. William verstand noch immer nicht, weshalb sein Herr so heftig reagierte. Er bemerkte den großen Zorn in Angelus und begann sich dafür zu fürchten. Er wollte nicht, dass Angelus seinetwegen böse war.

„Das hier geht mich sehr wohl etwas an! William ist mein Freund und ich werde nicht zulassen, dass du ihn wie ein Stück Dreck behandelst!" zischte Xander, während er sich drohend näherte.

William blickte überrascht auf. Xander schien deshalb so aufgebracht zu sein, weil er dachte, Angelus würde William schlecht behandeln, doch dabei stimmte dies gar nicht. Er wollte dies am liebsten richtig stellen, doch laut seiner Regeln durfte William nicht einfach ohne Erlaubnis zu Xander sprechen. Und da Angelus ohnehin schon sehr wütend auf ihn war, hielt er es nicht für klug einen weiteren Regelverstoß oben drauf zu setzen.

Angelus fühlte sich jetzt erst recht angegriffen. Seine Fäuste ballten sich und er erwiderte bedrohlich: „Von dir lass ich mir bestimmt nicht vorschreiben, wie ich William zu behandeln habe!"

„Du mieser Bastard!" erwiderte Xander und erhob seine Fäuste für einen Kampf.

Dies wurde William zuviel. Lieber wollte er einen Regelverstoß auf sich nehmen, als dass Xander seinen Herrn weiter verärgerte wegen einem Grund, der gar nicht existierte. Deshalb brach er sein Sprechverbot, sah flehend zu Xander auf und sagte: „Xander, bitte. Es ist alles in Ordnung. Es geht mir gut. Bitte geh."

William sah nicht, wie Angelus’ Hand hervorschnellte und er ihm eine kräftige Ohrfeige verpasste. Verletzt und verängstigt blickte er zu seinem Herrn auf, in dessen Antlitz eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Entsetzen stand.

Alle drei waren nun stumm. Angelus blickte auf William, der seinen Kopf langsam sinken ließ und bedrückt zu Boden blickte. Xander starrte auf Angelus und wollte diesen am liebsten verprügeln. Angelus kämpfte sichtlich um seine Fassung. Er blickte zurück zu Xander und sagte dann erstaunlich ruhig: „Bitte entschuldige uns jetzt."

Dann berührte er William mit zitternder Hand leicht an der Schulter, damit dieser aufstehen und ihm folgen würde. Xander war so perplex über Angelus’ plötzliche Stimmungsschwankung, dass er den beiden mit offenem Munde nachschaute, wie diese um die Ecke verschwanden.

Angelus schob William regelrecht in eine wartende Kutsche. Ihr Gepäck war bereits hier, da Angelus den Kutscher vorhin angewiesen hatte dieses vom Schiff zu holen. Unsicher setzte sich William auf den blanken Kutschboden und wartete, bis Angelus neben ihm auf dem Sitz platz nahm.

*****

Während der Fahrt sprach Angelus kein einziges Wort. Und William wagte nicht um Sprecherlaubnis zu bitten, obwohl er allzu gerne gewusst hätte, warum sein Herr so heftig reagiert hatte. Er vermisste Angelus’ streichelnde Hand in seinen Haaren. Er fühlte sich furchtbar elend. Hoffentlich würde sein Herr ihm bald verzeihen. Er wollte nicht, dass Angelus böse mit ihm war. Er fürchtete sich nicht vor einer Strafe, da Angelus ihn niemals sehr hart bestrafte. Was er viel mehr fürchtete, war, dass sein Herr ihn nicht mehr wollen würde. Es gab keine schlimmere Strafe für ihn, als wenn Angelus ihn ignorierte, wie er es während der langen Fahrt nach London tat.

Als sie endlich auf dem kleinen Rosenberg-Anwesen ankamen, lief ihnen Willow bereits freudig entgegen und wollte die beiden begrüßen. Sie merkte allerdings sehr schnell, dass etwas nicht stimmte, da Angelus einen geknickten Eindruck machte und ein sehr trauriger William mit gesenktem Haupt sofort neben seinem Herrn auf die Knie ging.

„Was ist passiert, ist etwas nicht in Ordnung?" fragte Willow sofort als erstes, als sie die Stimmung der beiden bemerkte, während einer ihrer Dienstboten anfing das Gepäck von der Kutsche zu holen.

„Hallo Willow", erwiderte Angelus knapp.

„Angel, was ist los?" fragte Willow erneut.

„Es ist nichts. Wir sind nur ziemlich müde von der langen Reise. Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir uns zurückziehen könnten?"

„Nein, aber natürlich nicht. Folgt Robin mit dem Gepäck. Er führt euch nach oben ins Zimmer."

Angelus nickte dankend und folgte Willows Dienstboten ins Haus. Robin führte sie nach oben in ein nettes kleines Gästezimmer, wo er das Gepäck auf dem Boden abstellte und mit einer kurzen Verbeugung wieder ging. William kniete sich in der Mitte des Raumes auf den Boden und wartete geduldig auf eine Anweisung.

Seine schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt, als er die angespannte Stimme seines Herrn sagen hörte: „Geh. Ich will dich jetzt nicht sehen. Warte draußen, bis ich dich rufe."

William blickte verletzt auf und sah, wie sein Herr mit dem Rücken zu ihm gewandt am Fenster stand und hinausstarrte. Traurig erhob er sich und verließ den Raum. Gleich neben der Türe setzte er sich auf den Boden und wartete schon jetzt sehnsüchtig darauf, dass Angelus nach ihm rufen würde, obwohl er den Raum gerade erst verlassen hatte.

Er zog seine Beine an sich und umschloss sie mit seinen Armen. Niedergeschlagen legte er seine Stirn auf seine Knie und fragte sich verzweifelt, was nur geschehen war. Dann hörte er jemanden den Gang entlang gehen, in dem er saß. Er blickte kurz auf und erkannte Andrew, der ihn fragend musterte. Andrew war in einfache schlichte Sachen gekleidet und trug, wie er, ein ledernes Halsband, ganz so, wie William ihn in Erinnerung hatte.

Sie sprachen kein Wort miteinander, da es beiden nicht erlaubt war, doch ihre Blicke sagten ihnen deutlich, dass William sehr traurig war und Andrew Mitleid empfand. Stumm ging Andrew weiter und William legte seinen Kopf erneut auf seine Knie.

Nur wenige Augenblicke später kam Willow in den Gang. Anscheinend hatte Andrew ihr davon erzählt, dass William hier saß, da sie nicht verwundert wirkte, sondern zielstrebig auf die Tür des Gästezimmers zuhielt.

Schwungvoll trat sie ins Zimmer, worauf Angelus sich überrascht zu ihr umwandte und sie fragend ansah.

„Was ist passiert? Und erzähl mir nicht, dass nichts passiert sei, denn ich werde dir nicht glauben. Warum sitzt William wie ein Häufchen Elend vor der Tür?" fing sie sofort an zu fragen, wobei ihr selbstbewusstes Auftreten deutlich zeigte, dass sie von Angelus klare Antworten erwartete.

Angelus sah traurig zu der geschlossenen Türe, hinter der er wusste, dass William saß und auf ihn wartete. Am liebsten wollte er einfach vergessen, was vorgefallen war und wollte in Ruhe gelassen werden, doch er kannte Willow und wusste, dass diese nicht so schnell locker ließ. Deshalb setzte er sich auf einen von zwei gemütlichen Sesseln und gestand niedergeschlagen: „Ich habe ihn geschlagen."

„Wen? William?" fragte Willow, während sie sich Angelus gegenüber in den zweiten Sessel setzte.

„Ja."

„Nun, ich nehme an das war nicht das erste Mal, oder?"

„Nein. Darum geht es nicht. Es geht darum, dass ich die Beherrschung verloren habe."

„Ich verstehe nicht was du meinst. Warum erzählst du mir nicht einfach, was vorgefallen ist?"

Angelus seufzte tief auf, bevor er endlich erzählte: „Ich kümmerte mich gerade um eine Kutsche, als mir auffiel, dass William nicht mehr an meiner Seite war. Dies war nicht das erste Mal. William ist sehr neugierig. Wenn er etwas Neues entdeckt, dann vergisst er alles um sich herum. Ich wusste, dass er nicht sehr weit sein konnte, also ging ich zurück, um nach ihm zu suchen. Und dann sah ich ihn, wie er einen anderen Mann umarmte."

„Einen anderen Mann?" unterbrach Willow erstaunt.

„Ja. Ich konnte nicht erkennen, wer der Kerl war. Alles was ich sah, war das freudige Strahlen in Williams Augen, als er diesen Mann im Arm hatte", erwiderte Angelus traurig, während er mit den Gedanken bei dieser einen Szene war.

„Und dann?" störte Willow seine Gedanken.

„Ich rief nach ihm. Ich nannte ihn Spike. Ich weiß nicht warum ich das getan habe, es kam einfach so aus mir heraus, ohne es zu wollen. Ich weiß, dass ihn dieser Name an seine Vergangenheit erinnert und ich wollte ihn nie wieder so nennen, doch ich konnte es nicht verhindern. Als er mich ansah, sah ich, wie verletzt er darüber war und es tat mir leid. Er kam sofort zu mir und ging vor mir auf die Knie. Ich wollte es wieder gutmachen und ihm sagen, dass alles in Ordnung sei, doch dann kam Xander und fing an mich wüst zu beschimpfen."

„Xander?" rief Willow überrascht aus.

„Ja, es war Xander, den William so freudig begrüßt hatte. Ich habe ihn erst erkannt, als er mit geballten Fäusten auf mich losgehen wollte. Dieser Idiot", brummte Angelus missmutig.

„Also gut, und was geschah dann?" wollte Willow wissen, da sie ahnte, dass das Eigentliche noch kommen würde.

„Xander warf mir vor ich würde William schlecht behandeln und ich war noch immer so durcheinander, weil ich William mit einen anderen Mann gesehen hatte, dass ich Xander ebenfalls beschimpft habe. Dann hörte ich, wie William flehend zu Xander sagte, dass dieser gehen solle. Ich blickte zu ihm herab und da sah ich die Besorgnis in seinen Augen. Ich weiß nicht weshalb er sich sorgte, doch in diesem Moment glaubte ich, seine Sorge galt Xander. Ich ertrug es nicht, wie William ihn ansah und dann schlug ich ihm ins Gesicht."

„Das ist alles?" fragte Willow vorsichtig.

Angelus nickte bedrückt und fügte hinzu: „Ich habe die Beherrschung verloren. Dies ist mir noch nie zuvor passiert. Nicht während all der Jahre zusammen mit Lindsey und auch bisher nicht mit William. Noch niemals habe ich einem Sklaven öffentlich ins Gesicht geschlagen. Und vor allem nicht wegen eines albernen Regelverstoßes wie dem Brechen eines Sprechverbotes."

„Du warst eifersüchtig. Das ist alles", erklärte Willow, als währe es das Natürlichste von der Welt.

„Willow, du verstehst das nicht. Ich darf meine Beherrschung nicht verlieren. Niemals! Es ist wichtig, dass ich die Kontrolle habe. Zu jeder Zeit. Es wäre fatal, wenn ich diese Kontrolle verliere. Fatal für mich, und auch für William. Er muss sich auf mich verlassen können. Ich bin sein Herr."

„Und deshalb lässt du ihn jetzt wie ein Häufchen Elend vor der Türe sitzen?"

Abweisend blickte er zum Fenster hinaus und gestand leise: „Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Es tat… mir so Leid."

„Dann geh hinaus und sag ihm das!" forderte Willow streng.

Sein Blick fuhr zurück zu Willow, als er zu erklären begann: „Ich kann nicht. Ich kann ihm gegenüber nicht eingestehen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ein Herr macht keine Fehler. Er braucht das Vertrauen, dass ich keine Fehler mache, damit er weiß, dass er bei mir in Sicherheit ist. Wenn er erkennt, dass ich fehlerhaft bin, verliert er das Vertrauen in mich."

„Also ist es besser du lässt ihn im Glauben, dass du böse auf ihn bist. Großartig. Als ob das die ganze Sache verbessern würde. Denkst du nicht, dass er auch Vertrauen in dich bekommt, wenn du ihm zeigst, dass du auch nur ein Mensch bist? Dass du genauso, wie alle anderen, Gefühle in dir hast. Denkst du wirklich, dass es ein so großer Fehler wäre, wenn du ihm zeigst, wie sehr du ihn liebst?"

Nachdenklich erwiderte Angelus den warmen Blick seiner langjährigen Freundin. Ihm wurde langsam bewusst, wie Recht Willow hatte. Ja, er liebte William. Er glaubte lange nicht daran, dass er jemals wieder jemanden so lieben könnte, wie Lindsey. Und als William in sein Leben getreten war, hatte er es lange verleugnet, doch nun wurde ihm klar, dass seine Gefühle für William sogar noch intensiver waren.

Bei Lindsey hatte er nie so heftig reagiert, denn noch nie musste er sich darüber sorgen, ihn zu verlieren. Lindsey war immer an seiner Seite, was zu einer Selbstverständlichkeit wurde. Doch William war so ganz anders, als Lindsey. Er war viel neugieriger, verletzlicher und in vielen Dingen so unsicher und hilflos. Ständig musste Angelus auf ihn achten. Weitaus mehr, als er es bei Lindsey tun musste.

„Vielleicht hast du recht", gab Angelus kaum hörbar zu.

Willow wirkte ein wenig amüsiert, als sie Angelus’ kleines Zugeständnis hörte und fragte: „Und was wirst du jetzt tun?"

Angelus lächelte schwach und bat: „Wäre es möglich, dass ich mit William ein Bad einnehmen kann?"

„Nur, wenn du mir versprichst, dass du mit ihm redest", antwortete Willow gespielt streng.

„Das werde ich", erwiderte Angelus.

Darüber sehr zufrieden, verließ Willow das Zimmer, um ihren Leuten sogleich ein paar Anweisungen für ein heißes Bad zu geben. Angelus begleitete sie bis zur Türe und blieb dann dort stehen. Gleich neben ihm auf dem Boden saß William, der kurz sehnsüchtig zu ihm aufblickte und dann sofort seine korrekte Haltung auf den Knien einnahm.

„Komm rein", sagte Angelus sanft und hielt ihm die Türe auf. Rasch erhob sich William, betrat das Zimmer und ging dort in der Mitte sofort wieder auf die Knie. Angelus ging an ihm vorbei und setzte sich in einen der Sessel, während er zu William sagte: „Komm her und setzt dich zu mir."

William war sehr froh, dass sein Herr wieder mit ihm sprach und dass er sich zu ihm setzen durfte, weshalb er sich beeilte aufzustehen und vor Angelus auf den Boden zu setzen. Geduldig wartete er dort darauf, was sein Herr von ihm wollte.

Es war sehr schwer für Angelus die richtigen Worte zu finden, doch ihm war klar geworden, dass er sich William gegenüber anders verhalten musste, als bisher. Seine Hand glitt zu Williams Kopf, wo er begann ihn zu kraulen. William liebte dies sehr und es beruhigte ihn auch, weshalb er sich näher heran wagte und an Angelus’ Beine anlehnte, wie sie es sonst auch oft taten.

Nach langem Zögern fing Angelus schließlich an: „Ich muss dir etwas sagen."

William blickte sofort verängstigt zu ihm auf. Er flehte innerlich, dass sein Herr ihn nicht fortschicken würde, dies wäre sein schlimmster Alptraum. Schlimmer noch, als wenn er Parker wieder begegnen würde.

„Ich habe mich heute dir gegenüber nicht richtig verhalten und es tut mir leid."

Nun vollkommen verwirrt, starrte William ihn an. Angelus hatte sich in der Tat seltsam verhalten, doch als sein Herr war es sein Recht gewesen. Nach Williams Verständnis gab es für einen Herrn kein falsches Verhalten einem Sklaven gegenüber. Er verstand daher nicht, was Angelus zu sagen versuchte.

Angelus erkannte dieses Problem anscheinend, da er sagte: „William, hör zu. Ich hätte dich heute nicht ohrfeigen dürfen. Dazu gab es keinen gerechtfertigten Grund. Ich möchte, dass du weißt, dass es mir Leid tut. Ich habe überreagiert und ich hoffe, dass mir das nie wieder passieren wird."

William verstand nicht, warum Angelus ihm dies sagte. Er berührte Angelus am Knie, um sprechen zu dürfen.

„Wir sind hier allein und ungestört. Betrachte diesen Raum als unser Schlafgemach. Du darfst dich hier frei bewegen und offen sprechen", stellte Angelus klar.

„Sir, ich habe heute die Regeln gebrochen. Ich habe wieder einmal nicht sorgfältig genug auf Euch geachtet. Ich hätte mich nicht von Xander ablenken lassen dürfen. Und ich habe ohne Erlaubnis zu Xander gesprochen. Wegen dieser Vergehen habe ich eine weitaus schlimmere Bestrafung verdient, als eine Ohrfeige. Bitte verzeiht mir, mein Herr. Es war allein meine Schuld gewesen. Euch trifft keine Schuld daran. Ich war ungehorsam. Ich verspreche in Zukunft besser aufzupassen", erklärte William in seiner naiven Art, da er nicht verstehen konnte, warum sein Herr glaubte, dass er einen Fehler gemacht habe.

Angelus fasste William liebevoll an die Wange und redete sanft auf ihn ein: „William. Keines deiner Vergehen rechtfertigte es, dass ich dir in aller Öffentlichkeit eine Ohrfeige gab. Es ist das eine, dir auf den Hintern zu schlagen, oder dir leichte bis mittelschwere Peitschenhiebe zu verpassen, da ich weiß, dass dir dies bis zu einem bestimmten Punkt sogar gefällt, doch eine Ohrfeige ist eine reine Demütigung. Du hast mir vor einem Jahr das größte Geschenk gemacht, dass ein Mensch einem anderen Menschen geben kann. Du gabst dich mir selbst. Und ich schwor mir damals, dass ich mich um dich kümmern werde. Dass ich dir der Herr sein werde, den du brauchst. Ich wollte dich führen und dir Sicherheit schenken und dich nicht demütigen. Und das ist auch heute noch so. Du bedeutest mir sehr viel. Mehr als alles andere, auf der Welt."

Nach einem kurzen Zögern fügte er noch hinzu: „Meine größte Furcht ist es, dich zu verlieren und als du heute verschwunden warst und ich dich bei einem anderen Mann fand, fühlte ich, als würde ich dich verlieren. Deshalb war ich so wütend und habe so überreagiert."

William war sprachlos. Nicht nur, dass Angelus ihm soeben mitteilte, dass er ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt, er gestand ihm sogar noch, dass er dieselben Ängste in sich trug, wie er selbst. Er brauchte einen Moment, bis er dies alles verarbeitete, bis er dann freudig zu strahlen begann. Überglücklich versicherte er seinem Herrn: „Sir, ich will Euch niemals verlassen! Ich verspreche, dass ich in Zukunft besser aufpassen werde. Ich verspreche es!"

Erleichtert, dass er es seinem Sklaven endlich gesagt hatte und gerührt, über Williams dringendes Bedürfnis ihn zufrieden zu stellen und zu beruhigen, schmunzelte er leicht und meinte: „Sei lieber vorsichtig mit deinen Versprechungen. Wenn wir das nächste Mal in Frankreich sind, und du wieder staunend vor dem Eifelturm stehen bleibst, werde ich dich daran erinnern."

Schuldbewusst blickte William zu Boden. Weil er seinen Blick von diesem monumentalen Bauvorhaben, welches damals in Paris gerade errichtet wurde, nicht abwenden konnte, hatte er seinen Herrn verloren, weshalb ihn sein schlechtes Gewissen noch immer plagte.

„Lass uns nachsehen, ob unser Bad schon fertig ist", lenkte Angelus ein, bevor William noch mehr in Schuld versank.

Als William die Erwähnung eines Bades hörte, blickte er sofort begeistert auf. Er liebte es mit seinem Herrn gemeinsam zu baden. Vor allem nach einer so langen Schiffsreise pflegten Angelus und William ein sehr ausgiebiges und besonderes Bad zu nehmen, welches immer damit endete, dass beide sich innig und sehr intensiv liebten.

*****

Noch immer über das Geschehen am Hafen verärgert, steuerte Xander die nächstgelegene Hafenspielunke an. Er konnte nicht verstehen, wie William ihn wegzuschicken versuchte und ihm gefiel nicht, wie Angelus mit seinem Freund umgegangen war. Er trat direkt an die Theke und bestellte sich sofort einen Krug Cider.

Während er ungeduldig auf sein Getränk wartete, fing er an leise vor sich her zu schimpfen. Als ihm der Schankwart seinen Krug endlich servierte, nahm er sofort einen kräftigen Schluck. Der Schankwart sah seinem Gast deutlich an, dass dieser einen Ärger in sich trug und da bisher kaum andere Gäste anwesend waren, fragte er Xander nach seinem Kummer.

So begann Xander seinen Frust über Angelus beim Schankwart loszuwerden, während er noch einen weiteren Krug Cider trank. Ein Gast wurde auf Xander aufmerksam und gesellte sich zu ihm an die Theke. Die beiden kamen ins Gespräch und tranken weitere Krüge Cider. Der Gast war sehr nett und zuvorkommend zu Xander und lud ihn später auch zu ein paar Gläsern Schnaps ein.

Xander bemerkte dabei jedoch nicht, dass der freundliche Mann ihn regelrecht abfüllte und ihn systematisch über Angelus aushorchte. Auf diese Weise hörte der fremde Mann einige sehr interessante Dinge über Angelus. Xander ahnte nicht, dass er dadurch William und Angelus in große Gefahr brachte, denn der Mann lauschte sehr aufmerksam und erfuhr dabei eine sehr interessante Geschichte über einen englischen Anwalt Namens Lindsey McDonald.

Nur Angelus’ engste Freunde wussten, dass Lindsey kein geborener Sklave war. Xander hatte es damals nur durch Zufall erfahren, als Willow ihm gegenüber versehentlich eine Andeutung darüber machte. Sie nahm ihm damals das Versprechen ab, es niemals jemandem zu erzählen und es wäre besser gewesen, wenn Xander sich an dieses Versprechen gehalten hätte.

Denn während Xander später noch immer in der Hafenspielunke saß und sich weiter von der bezahlten Flasche seines neuen Freundes bediente, war Parker Abrahms bereits dabei nach Lindseys Vater zu suchen.

*****

 

 

 

Teil 3 - Change

„Nun Mr. Parker, womit kann ich Ihnen behilflich sein? Benötigen Sie rechtlichen Beistand?" fragte Gillian McDonald, ein sehr hochgeschätzter Anwalt, der in Luten, einer Stadt nahe bei London, sein Büro hatte, während er seinem Gast eine Tasse feinen Tee einschenkte.

Der ältere Anwalt war etwas überrascht über den plötzlichen Besuch zu so später Stunde. In der Regel empfing er seine Klienten nur im Büro und nicht bei sich zu Hause. Doch sein Gast meinte, dass es eine sehr dringende und wichtige Angelegenheit wäre, weshalb Gillian eine Ausnahme machte.

Die beiden saßen in einer gemütlichen kleinen Stube. Im Kamin brannte ein kleines wärmendes Feuer und der frisch gebrühte Tee duftete herrlich. Gillian lebte seit dem verschwinden seines Sohnes allein, da seine Frau schon vor vielen Jahren gestorben war. Er hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dass er Lindsey eines Tages wieder finden würde.

Parker nahm die Tasse mit einem freundlichen Nicken entgegen und antworte: „Eigentlich bin ich hier, um Ihnen behilflich zu sein. Ist es nicht so, dass Sie noch immer auf der Suche nach Ihrem Sohn sind?"

Gillian McDonalds Stimmung änderte sich schlagartig, als er die Erwähnung seines Sohnes hörte. Seine Miene verfinsterte sich, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte und seinen Besucher argwöhnisch musterte. „Was wissen Sie über meinen Sohn?"

„Ich weiß eine Menge und einiges davon dürfte Sie bestimmt interessieren." Parker hatte nicht vor sofort mit seiner Information herauszurücken. Er wollte erst sehen, ob es ihn auch dort hinführen würde, wohin er wollte.

McDonald merkte sofort, dass Parker etwas im Schilde führte, weshalb er schroff fragte: „Was wollen Sie für diese Informationen haben?"

„Nun, sagen wir es mal so. Angenommen, ich würde Ihnen von einem Mann erzählen, der an dem Verschwinden Ihres Sohnes schuld ist und dessen Tod mitzuverantworten hat. Was würden Sie mit diesem Mann tun?"

„Tod?" fragte Gillian entsetzt.

Lindseys Tod kümmerte Parker wenig, weshalb er mit gespielter Betroffenheit sagte: „Ja, Sir, Ihr Sohn ist tot. Es tut mir Leid, dass Sie das auf diese Weise erfahren müssen, doch ich halte es für meine Pflicht Ihnen die Wahrheit zu sagen. Die ganze Wahrheit!"

„Herrgott, dann sagen Sie mir doch endlich, was Sie wissen!" drängte der Anwalt ungeduldig.

„Erst, wenn Sie mir sagen inwieweit Sie bereit sind Ihren Sohn zu rächen."

„Weshalb ist das für Sie so interessant?" fragte McDonald skeptisch, weil er Parker misstraute.

„Ich hege einen gewissen Groll gegen diesen einen Mann und hoffe auf Ihre Mithilfe ihm das Leben schwer zu machen."

„Hören Sie, wenn dieser Mann, von wem auch immer Sie sprechen, Schuld ist an dem Tod meines Sohnes, dann wird er dafür an den Galgen kommen, so wahr mir Gott helfe!"

„Ich will ihn nicht hängen sehen. Zumindest noch nicht. Was Sie später mit ihm machen ist mir egal. Er soll erst ein bisschen leiden. Außerdem wird das ganze nicht so einfach sein, wie Sie es sich vielleicht denken. Sind sie bereit für Ihre Rache etwas zu opfern?"

„Alles!" antwortete der Anwalt überzeugt.

„Gut, dann hören Sie gut zu. Der Mann, von dem ich spreche, hat etwas, dass ich haben will. Er ist nicht nur Schuld am Tod Ihres Sohnes. Schlimmer noch. Er hat ihn bis zu seinem Tode als seinen persönlichen Lustsklaven bei sich gehalten. Und genau dies tut er jetzt wieder. Er hält einen armen Kerl gegen seinen Willen bei sich fest. Ich will ihn befreien und dazu brauche ich Ihre Hilfe. Also, was sagen Sie? Sie helfen mir, diesem Mann zu vernichten und ich erzähle Ihnen, wie Ihr Sohn gestorben ist."

Gillian war vollkommen entsetzt von dem was er hörte. Schockiert starrte er Parker an und sagte: „Der Tod ist eine zu milde Strafe für so einen schrecklichen Mann. Er wird büßen, für das, was er meinem Sohn angetan hat und dafür, was er Ihrem Freund antut. Verlassen Sie sich darauf. Ich habe viele gute Beziehungen. Sagen Sie mir nur wer er ist, und er wird sich wünschen nie geboren zu sein!"

Parker grinste zufrieden und erwiderte: „Sein Name ist Liam Dexter."

 

*****

Erschöpft und befriedigt von einer sehr langen und ausgiebigen Runde sich gegenseitigem Vergnügen bereiten, lagen Angelus und William eng umschlungen in dem gemütlichen Gästebett. Gleich nach ihrem ausgedehntem Bad, welches wie die meisten Male, wenn sie badeten, damit geendet hatte, dass Angelus sich voller Leidenschaft in Williams willigen Körper vergrub, führte sie ihr Weg direkt hier in dieses Bett, wo sie ihr Spiel bis spät in die Nacht weiterführten.

Dabei übersahen sie vollkommen, Willow beim abendlichen Dinner Gesellschaft zu leisten, doch diese schien so etwas schon geahnt zu haben, weshalb sie ihren Gästen nicht böse war und ihren Abend wie gewohnt in der Gesellschaft ihres Sklaven Andrew verbrachte.

William lag halb auf der Brust seines Herrn und lauschte dessen ruhiger werdenden Herzschlägen, während Angelus mit seinen Fingern sanft durch Williams Haar fuhr. Dies war eine vertraute Stellung, in der sie oftmals nach einer anstrengenden Runde Sex zusammen lagen und nicht selten dabei einschliefen.

Doch in dieser Nacht war Angelus weit davon entfernt einzuschlafen. Seine Gedanken kreisten über die Dinge, die Willow ihm am Nachmittag gesagt hatte und um das Gespräch, welches er mit William zu führen versuchte und wo er sich nicht sicher war, ob William ihn wirklich verstanden hatte.

William merkte, dass seinen Herrn etwas bedrückte, weshalb er besorgt aufblickte und Angelus’ Gesicht studierte. Angelus hatte ihm zwar niemals mündlich die Erlaubnis gegeben, dass er ihm, wenn sie ungestört waren, direkt ins Gesicht blicken durfte, doch er hatte es ihm auch nie verboten und William liebte es, das Gesicht seines Herrn zu betrachten. Tatsächlich war es so, dass auch Angelus dies sehr mochte, weshalb er William deshalb niemals tadeln würde.

„Sir? Darf ich fragen, weshalb Ihr so bedrückt seid?" fragte William schließlich, als das Antlitz seines Herrn seine Vermutung nur noch deutlicher unterstrich.

Angelus seufzte auf und antwortete beinahe flüsternd: „Shhsch… nenn mich nicht Sir."

„Ich…. Ich versteh nicht?" erwiderte William unsicher, da sein Herr so etwas noch nie zu ihm gesagt hatte.

Angelus lächelte schwach und griff William unter das Kinn, damit er ihn zu einem Kuss zu sich heraufziehen konnte. Sie küssten sich, wobei William auffiel, dass Angelus außerordentlich sanft und schon fast zaghaft wirkte. Angelus’ Verhalten war sehr ungewöhnlich und beunruhigte ihn ein wenig.

„Sir? Ist alles in Ordnung?" fragte William, nachdem sie den Kuss unterbrachen, wobei eine deutliche Sorge in seiner Stimme lag.

„Ja, William. Es ist alles in Ordnung. Nur bitte nenne mich nicht Sir. Nicht jetzt. Und sprich mich nicht mit Euch oder Ihr an. Tu so, als wären wir gute Freunde oder Geliebte."

„Geliebte?" fragte William, wobei ein Kribbeln durch seinen gesamten Körper raste, als er die tiefe Bedeutung dieses Wortes erfasste.

Angelus nickte zaghaft. Er hatte Angst, dass dies vielleicht ein Fehler war, doch er wollte ihm begreiflich machen, dass William ihm mehr bedeutete, als ein Eigentum, das er für seine sexuellen Gelüste benutzte. Er wollte ihm zeigen, dass er ihn liebte.

Es kam ihm etwas seltsam vor, da er dies mit Lindsey niemals so handhabte. Obwohl sie sich als Freunde kennen gelernt hatten, hielten sie die Anstandsregeln zwischen Herr und Sklave auch privat immer aufrecht, da sie in ihrem Herzen nicht nur Sklave und Herr waren, sondern auch Freunde und Liebende.

Doch mit William war eine solche Freundschaft und Liebe vorher nie entstanden und Angelus fing an zu begreifen, dass, solange sie durch die üblichen Anstandsregeln gebunden waren, es ihnen nie möglich sein würde sich wirklich näher zu kommen.

Er wusste, dass es ein Risiko in sich barg, da eine seiner Grundregeln immer lautete, niemals die Kontrolle aus der Hand zu geben und seinem Sklaven niemals vergessen zu lassen, wer der Herr war. Wenn er William gestatte ihn auf gleichberechtigte Weise anzusprechen, gab er ein Stück dieser Kontrolle auf.

Dies könnte nun entweder dazu führen, dass William aufmüpfig werden würde, da er ihm einen offenen Angriffspunkt präsentierte, indem er ihm seine Gefühle offenbarte, oder dazu, dass William sich der Bedeutung dieser einfachen Geste bewusst wurde und sie sich näher kamen, sofern William seine Gefühle erwiderte, worüber Angelus sich nicht gänzlich sicher war.

Er hoffte es zwar sehr, und Williams Verhalten schien oftmals darauf hinzudeuten, doch er war sich nicht vollkommen sicher, weshalb er nun nervös auf eine Reaktion von William wartete.

William dachte einen Moment darüber nach, was sein Herr ihm gesagt hatte. Konnte es tatsächlich sein, dass sie so etwas wie Geliebte sein könnten? Es war kaum ein Tag vergangen, seit Xander damals gemutmaßt hatte, er sei in Angelus verliebt, an dem er sich nicht gefragt hatte, wie es wohl wäre von jemanden geliebt zu werden und diese Liebe auf gleiche Weise zu erwidern.

Er wusste, dass er seinen Herrn liebte, dies war ihm schmerzlich bewusst geworden, als er geglaubt hatte, er hätte ihn in Frankreich verloren. Doch er wusste nicht, ob Angelus ähnliche Gefühle auch für ihn empfand. ‚Du bedeutest mir mehr, als alles andere auf der Welt’, hatte sein Herr an diesem Abend zu ihm gesagt, aber bedeutete dies Liebe?

William wollte Angelus fragen, ob er ihn liebte, doch er brachte diese bedeutungsvollen Worte nicht über die Lippen. Außerdem war es ihm unmöglich seinen Herrn auf eine Weise anzusprechen, als wären sie Freunde oder Geliebte, so wie Angelus ihn bat. Also starrte er ihn mit offenem Munde an und versuchte auch nur irgendetwas über die Lippen zu bringen, womit er einer direkten Anrede aus dem Weg gehen konnte und diesen besonderen Moment nicht zerstören würde.

Schließlich kam ihm die perfekte Lösung und er fragte mit einem unsicheren Lächeln: „Wie verhalten sich Geliebte?"

Angelus lächelte ein wenig auf, nachdem William ganz offensichtlich sehr nervös auf seine Bitte reagierte, was für ihn ein gutes Zeichen war.

„Nun, ich würde ganz einfach sagen, sie lieben sich", antwortete Angelus simpel und wartete erneut wie William darauf reagieren würde.

William dachte angestrengt über diese Aussage nach. Bedeutete dies nun, dass Angelus ihn liebte? Oder hieß das, dass Angelus von ihm wollte, dass sie nur so taten, als würden sie sich lieben? William fand keine Antwort auf diese Fragen. Er hätte so gerne gewusst, was Angelus wirklich für ihn empfand, aber er wagte nicht zu fragen. Zu groß war die Angst vor einer Enttäuschung und er wollte auch nicht Gefahr laufen seinen Herrn erneut zu verärgern, nachdem er ihn wieder einmal beinahe verloren hätte.

Angelus bemerkte, dass William tief in Gedanken war und fragte deshalb: „Gibt es ein Problem, worüber du mit mir reden willst?"

„Nein, Sir. Kein Problem", antwortete William sofort.

„Sssch… nicht Sir. Nenn mich Angel", berichtigte Angelus ihn.

„Angel", ließ William den Namen über seine Lippen rollen, als ob er ihn zum ersten Mal in seinem Leben gehört hätte. „Warum nennen Mrs. Rosenberg und ihre Freunde Euch… dich Angel und nicht wie alle anderen Angelus?" fragte William neugierig, da ihn dies schon sehr lange interessierte und er ein wenig von dem aktuellen Thema ablenken wollte, weil es ihn ziemlich nervös machte.

„Angelus war mein Spitzname, als ich noch zur Schule ging. Ich hab ihn meinem Lehrer zu verdanken. Er nannte mich nach dem Angelusläuten*, weil ich einmal die Schulglocke absichtlich zehn Minuten früher läuten ließ und daraufhin alle Schüler nach Hause stürmten. Dieser Name blieb mir bis heute bei allen Bewohnern meines Heimatortes erhalten und verbreitete sich sogar bis hierher nach England. Und Angel…"

Für einen Moment zögerte er, bevor er weiter erzählte: „Lindsey nannte mich Angel, als wir uns kennen lernten. Er erzählte mir, dass Angelus nur eine veraltete lateinische Form von Angel sei und dieser Name mir viel besser stehen würde, da ich sein Angel, sein Engel, wäre. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie Willow und die Anderen dazu kamen mich so zu nennen, doch ich glaube es war Lorne, der damit anfing. Er und Lindsey kannten sich von früher und ich erlaubte Lindsey, dass sich beide auch während meiner Abwesenheit miteinander unterhalten durften. Ich nehme an, dass Lindsey mich während ihrer Gespräche so genannt hatte und Lorne diesen Namen dann einfach aufgriff. Und so geschah es, dass alle meine engsten Freunde mich noch heute Angel nennen."

„Sind wir Freunde?" fragte William daraufhin mit einem nervösen Blick.

„Ich würde es mir sehr wünschen, wenn wir Freunde wären", erwiderte Angelus vorsichtig.

„Ist so etwas überhaupt möglich? Können ein Herr und sein Sklave Freunde sein? Oder Geliebte?" zweifelte William, wobei er die letzten Worte kaum hörbar flüsterte. Wie sehr er es sich auch wünschte, er konnte es sich einfach nicht vorstellen, dass es so etwas wirklich gab.

„Vertraust du mir?" stellte Angel eine Gegenfrage.

„Ja, Sir… äh… Angel", berichtigte sich William. Er war es einfach zu sehr gewöhnt seinen Herrn in jedem Satz mit ‚Sir’ zu betiteln, dass es ihm schwer fiel sich umzustellen.

Angelus schmunzelte leicht und sagte: „Vertrauen ist die Basis für Freundschaft und auch für Liebe. Lange bevor ich Lindseys Herr wurde, waren wir Freunde und Geliebte und dies blieben wir auch später, als ich sein Herr und er mein Sklave war. Von daher denke ich, dass dies auch für uns möglich wäre. Sofern du es möchtest?"

William merkte wie unsicher Angelus diese letzten Worte sprach, als ob er Angst vor einer negativen Antwort hätte.

„Ich möchte es sehr gerne", antworte William gut überlegt, um Angelus nicht wieder mit ‚Sir’ zu betiteln.

Angelus lächelte erleichtert auf und sagte daraufhin: „Gut! Dann gibt es ab sofort eine neue Regel. Wann immer wir allein und ungestört in unserem Schlafgemach sind, bist du nun nicht mehr an die üblichen Anstandsregeln gebunden. Du darfst dich vollkommen frei verhalten und mich gleichberechtigt ansprechen. Doch achte darauf, dass du dieses Verhalten ablegst, sobald jemand anderes mit im Raum ist."

William musste gegen den Drang ankämpfen, sofort mit ‚Ja, Sir’ zu antworten und grinste Angelus stattdessen breit entgegen. Er überlegte eine Weile, bis er dann fragte: „Ich darf mich frei verhalten?"

„Ja, vollkommen."

„Heißt das, ich darf jederzeit das hier tun?" fragte William frech, während er, ohne den Augenkontakt zu Angel zu verlieren, etwas an ihm herabrutschte und seine Zunge spielerisch über Angelus’ Nippel leckte. Angelus liebte es, wenn William dies tat, weshalb er es nicht verhindern konnte, dass ein erregtes Stöhnen tief aus seiner Kehle entwich.

„Jederzeit", keuchte Angel als Antwort und bäumte William seinen Oberkörper entgegen, als dieser seinen Nippel ganz mit den Lippen umschloss und daran zu saugen begann.

Mit einem schelmischen Blick löste William sich von seinen Nippel und sagte: „Ich denke dies könnte mir gut gefallen."

„Das denke ich auch", erwiderte Angelus amüsiert.

Das dumpfe Geräusch einer alten Standuhr, welche irgendwo außerhalb ihres Zimmers stehen musste, weckte Angels Aufmerksamkeit. Die Uhr teilte den Bewohnern des Hauses gerade mit, dass es bereits zwei Uhr Morgens war. Zu spät, um jetzt noch eine weitere Runde Liebesspiel auszufechten, auch wenn Angelus nichts lieber als das tun würde. Also meinte er sanft: „Es ist spät. Lass uns schlafen. Wir können morgen da weitermachen, wo wir aufgehört haben."

William nickte zustimmend und kuschelte sich in Angels Armmulde, um dort erholsamen Schlaf zu suchen. Angelus legte seinen Arm um Williams Körper und ließ seine Finger streichelnd über die weiche Haut wandern.

William fand aber keine rechte Ruhe, da dieses Gespräch ihn sehr durcheinander gebracht hatte. Nach einer langen Stille fragte er leise: „Wird es morgen vorbei sein?"

„Was meinst du?" fragte Angel, da er nicht wusste, was William meinte.

„Dieser Moment. Wird er morgen vorbei sein? Sind wir morgen noch Freunde?" Für William war dies einfach unvorstellbar und er fürchtete, dass dies alles nur ein wunderschöner Traum war, der am nächsten Tag vergessen sein würde.

„Hab keine Angst, William. Es wird morgen nicht vorbei sein. Und auch nicht übermorgen. Es wird von nun an immer so bleiben."

„Angel?"

„Ja?"

„Danke", erwiderte William, wobei er ihm für so vieles in seinem Leben dankbar war. Angel hatte ihm so viele Dinge gegeben, von denen er früher niemals zu träumen wagte. Und nun bot er ihm Freundschaft an. Eine Freundschaft, die er erwidern konnte. Er wusste nicht, was dies für ihre Zukunft bedeuten würde, doch er war begierig es zu erfahren.

„Will?"

„Ja, Sir? … Ich meine, Angel."

Angel lachte leise auf, bis er fort fuhr: „Gibt es etwas, dass du morgen gerne unternehmen würdest?"

„Unternehmen?" fragte William unsicher, weil er nicht verstand was Angelus meinte, wobei er absichtlich nicht viel mehr als nur dieses eine Wort sagte, um einer direkten Anrede aus dem Weg zu gehen. Es war einfach zu ungewöhnlich für ihn.

„Ja, unternehmen. Möchtest du vielleicht in einen Park gehen? Oder in den Zoo? Oder möchtest du etwas anderes ansehen? Oder vielleicht einfach nur hier den ganzen Tag im Bett verbringen?"

„Darf ich mir etwas aussuchen?" fragte William ungläubig.

„Ja, du darfst. Wir werden eine Weile hier sein und ich kann meine Geschäfte auch später abwickeln. Außerdem möchte ich wissen, was du gerne machen würdest. Also, was interessiert dich am meisten?"

„Ich weiß nicht?" erwiderte William ratlos, da er es nicht gewohnt war eigene Entscheidungen zu treffen.

„Denk darüber nach. Wenn dir etwas einfällt, das du gerne tun würdest, dann sag mir einfach bescheid. Und nun lass uns schlafen, sonst verbringen wir morgen tatsächlich den ganzen Tag im Bett, um dringend notwendigen Schlaf nachzuholen."

‚Dies wäre gar nicht so übel’ dachte sich William, während er Angelus einen letzten andächtigen Kuss auf die Brust gab und dann seine Augen schloss.

„Gute Nacht, Angel" sagte er leise.

„Gute Nacht, William", erwiderte Angelus sanft, während er seinen Sklaven in eine liebevolle Umarmung schloss, als wollte er ihn nie wieder loslassen.

 

*****

* Seit dem Hochmittelalter wird durch die Glocken am Morgen, Mittag und Abend zum Gebet des "Engel des Herrn" eingeladen, (auch Angelusläuten genannt; lat: Angelus = Engel). Dieses von der Kirche empfohlene Gebet beginnt mit den Worten "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft…."

*****

 

 

Teil 4 – Big Animals

Schon am frühen Morgen kam Gillian McDonald in London an. Er nahm sich im Stadtzentrum ein Zimmer und begann sofort mit seinen Recherchen. Er kannte die Londoner Metropole, die wichtigsten Orte und die einflussreichsten Leute. Er hatte gute Beziehungen und brauchte nicht mehr als eine Stunde, bis er die meisten von Angelus’ Geschäftskontakten in Erfahrung bringen konnte.

Sein Rachefeldzug nahm immer mehr Gestalt an und schon sehr bald würde Angelus einige Schwierigkeiten bekommen. Dazu musste er nur in Londons angesehenen Herren-Club gehen und dort gegenüber den richtigen Personen gewisse Erwähnungen über Angelus äußern. Gerüchte verbreiteten sich sehr schnell in London und besonders schnell taten sie es, wenn es anrüchige oder böswillige waren. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Liam Dexter als unlauterer Geschäftsmann gelten würde.

*****

Angelus und William kamen erst sehr spät in die unteren Räume, um dort ihr Frühstück einzunehmen. Sie hatten lange geschlafen und gleich nach dem Aufstehen ein weiteres ausgiebiges Bad eingenommen. William fühlte sich wegen der neuen Regel etwas unbehaglich. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte, weshalb er es vermied seinen Herrn direkt anzusprechen. Er versuchte sich einfach so zu verhalten, wie sonst auch, nur mit dem Unterschied, dass, solange sie unter sich waren, er auf das „Sir" verzichtete, wenn Angel ihn direkt ansprach.

Später saß Angel gegenüber von Willow am Esstisch und nahm sein Frühstück ein. Willow hatte das ihrige bereits früher eingenommen, doch trotzdem leistete sie ihrem Gast Gesellschaft, wobei sie zufrieden feststellte, dass William einen viel glücklicheren Eindruck machte, als am Vorabend.

William saß neben seinem Herrn auf dem Boden und aß das Essen, welches Angelus ihm vom Tisch reichte. Er trug eine leichte schwarze Hose und ein schwarzes Hemd aus angenehm weichem Stoff. Diese Sachen trug William für gewöhnlich nur Zuhause, wenn Besuch anwesend war, oder wenn sie in Galway in der Öffentlichkeit waren.

William wunderte sich ein wenig, weshalb ihm Angelus diese Sachen am Morgen gegeben hatte. Eigentlich rechnete er damit, genau wie Zuhause, innerhalb des Hauses nackt zu sein, was ihn keineswegs gestört hätte. Doch Angelus wollte dies anscheinend nicht.

In der Tat war es so, dass Angel seine Meinung über Williams Kleiderordnung zu überdenken begann. Ihn störte der Gedanke immer mehr, dass andere Leute seinen Jungen nackt sehen konnten, weshalb er William, entgegen seinen ursprünglichen Plänen, an diesem Morgen die leichten Sachen gegeben hatte.

Willow und Angelus unterhielten sich über allgemeine Kleinigkeiten. Später fragte Willow nach: „Ich nehme an, du wirst dich gleich heute um deine Geschäfte kümmern, oder willst du dich zuvor ein wenig in London amüsieren?"

Während Angel antwortete, blickte er grinsend zu William und sagte: „Ich weiß noch nicht was wir heute unternehmen werden. Ich warte noch immer auf eine Entscheidung von William."

Überrascht blickte William auf, als er dies hörte. Er hätte beinahe vergessen, dass Angelus ihn in der Nacht zuvor gefragt hatte, was er unternehmen wolle. Und dementsprechend wusste er auch noch nicht wofür er sich entscheiden sollte.

„Du lässt William wählen, was ihr heute unternehmt?" fragte Willow ungläubig.

„Ja. Warum auch nicht? Ich werde später noch genug Zeit für meine Geschäfte haben", erklärte Angel vergnügt.

An William gerichtet, fragte Willow dann: „Und William? Hast du dich schon für etwas entschieden?"

William blickte zuerst hoch zu seinem Herrn, um zu sehen, ob er diese Frage beantworten durfte. Dies war mehr eine automatische Reaktion, weil Angelus ihm grundsätzlich erlaubte alle Fragen von seinen engsten Freunden ohne vorherige Erlaubnis beantworten zu dürfen. Nachdem William sich daran erinnerte, antwortete er höflich: „Nein, Madam. Ich weiß nicht was ich wählen soll."

Willow lächelte sanft und sagte: „Warum unternehmt ihr nicht ein kleines Picknick in meinem Garten? Das Wetter ist herrlich. Ich und Andrew könnten euch Gesellschaft leisten."

William dachte darüber nach. Ein Picknick währe gewiss schön. Er wollte zwar allzu gerne einmal in den Zoo gehen und all die vielen Tiere bewundern, doch dort war die Gefahr sehr groß, dass er wegen seiner Unachtsamkeit seinen Herrn wieder verlieren würde. Während sie bei einem Picknick eher in einem geschlossenem Rahmen waren.

„Möchtest du ein Picknick machen?" fragte Angel ihn daraufhin.

„Wenn Ihr es wünscht, Sir", erwiderte William demütig.

„Will, ich sagte du darfst dir etwas aussuchen. Wenn du gerne ein Picknick machen möchtest, dann machen wir ein Picknick. Wenn du lieber etwas anderes unternehmen möchtest, dann unternehmen wir etwas anderes."

William war damit etwas überfordert. Er war es nicht gewöhnt eigene Entscheidungen zu treffen. Nur Angelus allein regelte alles in seinem Leben. Wie sollte er nun sagen, was sie unternehmen sollten? Noch immer spukte der Wunsch in den Zoo gehen zu wollen in seinem Kopf, doch ein Picknick erschien im sicherer, weshalb er schließlich antwortete: „Sir, ich würde gerne ein Picknick machen."

Angel wunderte sich ein wenig über diese Antwort. Er hätte schwören können, dass William etwas Aufregenderes wählen würde. Etwas, wobei er irgendwelche neuen Dinge bestaunen könnte. Dahingehend war ein Picknick eher langweilig.

„Also gut, dann machen wir heute Nachmittag ein schönes Picknick in Willows Garten", erklärte Angelus offiziell.

*****

Die Sonne strahlte in herrlichen warmen Sonnenstrahlen von einem hellblauen Himmel herab. Auf der saftig grünen Sommerwiese hinter dem Rosenberg-Anwesen erblühten zahlreiche wilde Blumen und verbreiteten einen angenehm frischen Duft. Auf zwei großen Decken hatten es sich jeweils Willow mit Andrew und Angel mit William gemütlich gemacht.

Andrew lag mit nacktem ausgestrecktem Oberkörper neben seiner Herrin. Laut Willows Anweisung durfte er sich nicht bewegen, während sie seinen ganzen Oberkörper mit Grashalmen triezte. Vereinzelt konnte man ihn aufstöhnen oder leise wimmern hören, als er sich windend versuchte der lustvollen Folter zu entkommen.

Willow genoss es ihren Sklaven auf diese Weise zu necken, wobei sie Andrews kleinen Nippeln besonders viel Achtung schenkte. Zwischendrin gab sie ihm die Möglichkeit, sich zu erholen und fütterte ihn mit süßen Fruchtstücken. Andrew genoss diese Art von Aufmerksamkeit seiner Herrin. Während der heißen Sommertage machten die beiden sehr oft solche kleinen Picknicke, welche für Andrew immer sehr reizvoll und erregend waren.

Währenddessen las William ein Stück aus seinem Buch vor. Angel saß dicht neben ihm und blickte mit ihm auf die Zeilen, um ihn gegebenenfalls berichtigen zu können. Angel merkte recht schnell, dass William nicht ganz bei der Sache war. Er machte mehr Fehler beim Lesen also sonst und wirkte unkonzentriert.

Andrews genießerische Laute lenkten William sehr ab. Außerdem fand er es schrecklich langweilig hier einfach nur rum zu sitzen und zu lesen. Lieber wäre es ihm gewesen, sein Herr würde auch mit ihm spielen, wie Willow es mit Andrew tat. Zudem bereute er es seinen eigentlichen Wunsch, in den Zoo zu gehen, nicht ausgesprochen zu haben.

Er stellte es sich sehr aufregend vor all die großen wilden Tiere zu sehen. Auf Abbildungen hatte er einmal einen Elefanten und einen Löwen gesehen und er fragte sich schon so oft, ob diese Tiere in Wirklichkeit auch so groß und faszinierend aussahen, wie auf diesen Bildern.

Beinahe bei jedem dritten Wort berichtigte Angel ihn, weshalb William versuchte sich besser auf die Wörter in dem Buch zu konzentrieren und nicht weiter Andrews Lauten zu lauschen, oder an die Tiere im Zoo zu denken.

Plötzlich sagte Angel: „Lass es gut sein für heute. Ich habe das Gefühl, dass du nicht ganz bei der Sache bist. Gibt es etwas, dass du mir sagen möchtest?"

William schämte sich ein wenig für die vielen Fehler, die er beim Lesen gemacht hatte. Wenn es nur nicht so schrecklich langweilig gewesen wäre und Andrew nur ein Stück leiser wäre, dann hätte er gewiss besser lesen können.

„Nein Sir, es ist alles in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich heute so schlecht lese."

Angel schmunzelte über seinen beschämten Gesichtsausdruck. Er griff zu Williams Kinn und zog es zu sich herüber, sodass William ihn direkt ansehen musste.

„Sei ehrlich Will. Wolltest du wirklich ein Picknick machen? Oder hattest du vielleicht etwas anderes im Kopf?"

William blickte tief in die warmen braunen Augen seines Herrn, die ihm soviel Vertrauen schenkten. Dann blickte er schüchtern auf die Decke am Boden, während er kleinlaut antwortete: „Da ist eine Sache, die ich… im Kopf hatte, Sir."

„Und was war das für eine Sache?" fragte Angel liebevoll nach.

„Der Zoo, Sir", erwiderte William leise und blickte wieder in das Gesicht seines Herrn, um dessen Reaktion darauf sehen zu können.

Angels Lächeln wurde breiter, da er sich genau so etwas gedacht hatte. Wilde Tiere zu bestaunen passte eher zu den Dingen, die sein Sklave bevorzugte, als auf einer Wiese herumzusitzen.

Amüsiert fragte er: „Und warum hast dann nicht gesagt, dass du gern in den Zoo gehen möchtest?"

„Sir, ich fand, dass ein Picknick sicherer sei. Ich fürchtete Euch im Zoo wegen meiner großen Neugierde wieder zu verlieren. Ich wollte nicht, dass Ihr wieder böse auf mich seid."

Angel schüttelte ungläubig den Kopf und erwiderte: „Ich hatte dir die Wahl überlassen, damit du dir das aussuchst, was du wirklich gerne unternehmen würdest. Es liegt nicht an dir, dir darüber Sorgen zu machen, ob du mich verlierst. Ich bin mir deiner großen Neugierde durchaus bewusst, weshalb ich stets ein besseres Auge auf dich werfe. Mach dir also über solche Dinge keine Gedanken, sondern versuche lieber deine Neugierde etwas besser im Zaum zu halten. Ein Besuch im Zoo währe gewiss eine gute Übung gewesen mehr auf deinen Herrn zu achten, als auf andere Dinge. In Zukunft erwarte ich, dass du mir gegenüber deine ehrliche Meinung äußerst und deine Entscheidung nicht von Dingen beeinflussen lässt, die nicht in deinem Aufgabengebiet liegen."

Erschrocken sah William seinem Herrn entgegen. William hatte nicht die Absicht gehabt, seinen Herrn zu belügen. Doch es war ihm laut der Regeln verboten Geheimnisse vor seinem Herrn zu haben, oder ihn zu belügen. Es wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er durch diese Wahl eine der Regeln gebrochen hatte.

William rutschte von seiner sitzenden Position zu einer knienden und legte seinen Kopf in einer demütigen Haltung auf der Decke auf. Er wusste, dass es besser war seine Fehler selbst zu erkennen und diese vor seinem Herrn sofort zu melden, weshalb er sagte: „Es tut mir Leid, Sir. Ich habe gegen die Regeln verstoßen. Bitte bestraft mich für meinen Ungehorsam."

Angel sollte mit Williams Verhalten zufrieden sein, dennoch störte es ihn manchmal, wie unterwürfig sich sein Sklave ihm gegenüber verhielt. Er seufzte, während er Williams Oberkörper mit seiner Hand wieder vom Boden hoch führte und meinte sanft: „Will, ich werde dich nicht bestrafen. Dazu gibt es keinen Grund. Allerdings werde ich dieses Picknick abbrechen. Es ist noch nicht allzu spät und ich bin sicher es lohnt sich noch einen Blick in den Zoo zu werfen. Was hältst du von dieser Idee?"

Williams Blick erhellte sich voller Überraschung. Freudig erwiderte er: „Das wäre wundervoll, Sir!"

„Fein, dann pack rasch alles zusammen, damit wir gleich aufbrechen können", ordnete Angel mit einem warmen Lächeln an und erhob sich von der Decke, worauf William diese zusammen mit einem Korb voller Leckereien sofort eifrig zusammenräumte.

Willow erkannte überrascht, dass ihre Gäste aufbrechen wollten und blickte fragend zu Angel, welcher gerade näher kam und sofort erklärte: „Bitte entschuldige uns. Wenn du erlaubst, würde ich mir gerne deine Kutsche leihen, um mit William in die Stadt zu fahren. Ich will mit ihm in den Zoo gehen."

„Selbstverständlich. Ich sagte dir bereits, dass du die Kutsche jederzeit haben kannst. War das Picknick doch nicht das richtige für William?" fragte Willow nach.

„Nein, war es nicht. Ich hatte bereits vermutet, dass ein Picknick nicht Williams erste Wahl war und wie es sich herausstellte, lag ich richtig mit dieser Vermutung. Wir werden den Nachmittag in der Stadt verbringen. Warte nicht mit dem Dinner auf uns, da ich nicht weiß wie lange wir ausbleiben werden."

„Ist gut. Ich begleite euch noch bis zum Haus", erwiderte Willow, während sie sich von ihrem Platz auf der Decke erhob, wobei sich auch Andrew sofort mit aufrichtete.

Angel wollte noch höflich ablehnen und ihr sagen, dass sie auch alleine zurück zum Haus gehen konnten, als im selben Moment einer von Willows Hausangestellten herangeeilt kam und sich vor seiner Herrin aufstellte.

„Robin, was gibt es?" fragte Willow freundlich.

„Madam, bitte verzeihen Sie die Störung. Mr. Doyle ist gerade angekommen und möchte dringend mit Mr. Dexter sprechen", meldete Robin mit einer leichten Verbeugung.

„Woher weiß Doyle, dass du hier bist?" fragte Willow ihren Gast überrascht.

„Ich schickte ihm gestern vom Hafen aus ein Telegramm, dass ich angekommen bin und die nächsten Tage bei dir sein würde."

„Ah verstehe. Ich schätze damit hat sich das Picknick für heute sowieso erledigt. Robin, bitte kümmere dich um die Sachen", sagte Willow und deutete dabei auf die Decke und den Korb am Boden. Anschließend ging sie, dicht gefolgt von Andrew, zurück zum Haus. Angel und William folgten ihr ebenfalls, während sich beide fragten, weshalb Doyle so dringend mit Angel reden wollte.

Ihre Fragen wurden schließlich beantwortet, als sie Angels Geschäftspartner im Salon begegneten und dieser sofort aufgeregt zu berichten anfing: „Angel! Es ist eine Katastrophe! Du musst sofort mit mir in die Stadt kommen. Zwei unserer besten Kunden haben angedeutet, dass sie ihre Geschäftskontakte zu uns abbrechen möchten. Als ich sie fragte aus welchem Grunde sie zu so einer Entscheidung kamen, meinten sie, dass sie unerfreuliche Dinge über dich gehört hätten und es ihnen deshalb nicht weiter möglich wäre mit dir in geschäftlichem Kontakt zu bleiben."

„Was? Wovon redest du?" fragte Angel entsetzt, als er diese Neuigkeiten hörte.

„Ich rede davon, dass Gerüchte im Umlauf sind, die besagen, dass du unlautere Geschäfte machst. Ich habe ein wenig nachgehakt und dabei herausgefunden, dass dir nachgesagt wird, du hättest deine Waren gestohlen und würdest sie außerdem zu einem viel höheren Preis verkaufen, als es deren Wert entspricht."

„Das ist eine unglaubliche Verleumdung! Ich habe noch nie Waren gestohlen! Und die Preise sind eher gering, wenn man den hohen Aufwand der Transporte berücksichtigt. Wer wagt es, solch unverschämte Lügen über mich zu verbreiten?" schimpfte Angel entsetzt.

„Ich hab keine Ahnung von wem die Gerüchte stammen. Ich weiß nur, dass sie sich mittlerweile sehr schnell herumgesprochen haben und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis unsere Geschäftspartner ihre Kontakte zu uns abbrechen. Du musst diese Irrtümer aufklären, Angel. Du musst den Leuten sagen, dass das alles nicht wahr ist. Am besten du zeigst ihnen die Kaufverträge, womit du die Waren erworben hast. Wenn du nicht sofort etwas unternimmst, dann stehen wir in kürzester Zeit vor dem Bankrot!"

Doyle wirkte sehr aufgelöst. Ihm war deutlich anzusehen, wie sehr er um die Existenz der Firma und damit um das Wohl seiner Familie fürchtete.

Angel konnte kaum fassen, was er gerade hörte. Jahrelang hatte er sich einen guten Ruf als zuverlässiger Geschäftspartner erarbeitet und nun sollte dies alles wegen ein paar böswilliger Gerüchte zugrunde gehen? Er musste sofort etwas dagegen unternehmen. Er wollte sogleich zu seinem Gästezimmer gehen, um von dort seine Unterlagen über die letzten Käufe zu holen.

Dabei fiel sein Blick auf William, welcher ganz nach seinem Regeln rechts neben ihm auf dem Boden kniete und sich still verhielt. William hatte all die Dinge verstanden, die Doyle berichtete und ihm war sehr schnell klar, dass der Zoobesuch ausfallen würde. Obwohl er wusste, dass Angels Geschäfte sehr wichtig waren und er als Sklave kein Recht dazu hatte über den Ausfall des Zoobesuchs enttäuscht zu sein, fühlte er dennoch eine gewisse Enttäuschung.

Zu gern wäre er mit seinem Herrn in den Zoo gegangen, doch stattdessen erwartete ihn gewiss ein langweiliger Nachmittag, an dem Angel nur den wichtigen Geschäften nachgehen würde.

Für Angel war es nicht schwer, die Enttäuschung seines Sklaven in dessen Blick zu erkennen. Schließlich sagte er: „In Ordnung, Doyle. Warte bitte einen kurzen Augenblick. Ich hole nur schnell meine Papiere. William, du kommst mit mir mit."

William wunderte sich über den direkten Befehl, seinem Herrn zu folgen, da er dies sowieso getan hätte. Ohne zu Zögern stand er jedoch auf und folgte Angel zurück ins Gästezimmer.

Statt nach seinen Papieren zu suchen, griff sich Angel ein paar von Williams Kleidungsstücke aus dem Gepäck und legte sie auf das Bett. Es war die Art von Kleidung, die William schon während ihrer ganzen Reise tragen durfte. Eine ordentliche, dunkle Hose, ein helles Baumwollhemd, ein passender Frack und festes Schuhwerk.

William war sehr überrascht, da er angenommen hatte in London, genau wie beim letzten Mal seines Aufenthaltes in der Metropole, mit den einfachen leichten Sachen herumgeführt zu werden.

„Hier, zieh das an. Ich möchte, dass du anständig gekleidet bist, wenn wir in die Stadt fahren."

„Ja Sir", erwiderte William, obwohl er auf das „Sir" hätte verzichten dürfen, da sie sich im Privatgemach befanden.

Als William an das Bett herantrat, um sich umzuziehen, wandte Angel sich zu ihm, hielt ihn mit einer sanften Berührung an dessen Wange auf und sagte: „Wir werden den Zoobesuch später nachholen. Ich verspreche es."

Überrascht blickte William zu seinem Herrn auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Angel ihm solch ein Versprechen machen würde. William wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, weshalb er seinen Herrn nur sprachlos ansah.

Angel erinnerte sich daran, dass Doyle auf ihn wartete, weshalb er sich rasch seine Unterlagen aus seinem Gepäck suchte, während William die bereitgelegten Sachen anzog.

Kurz darauf erschienen beide wieder unten im Salon. Doyle wirkte etwas erstaunt über Williams neue Kleidung. Er deutete auf ihn und meinte zu Angel: „Wir müssen in den Club, da kannst du ihn nicht mitnehmen. Da haben Sklaven keinen Zutritt."

„Wieso müssen wir in den Club?" fragte Angel missgestimmt nach.

„Na weil dort Mr. Pierson und Mr. McGiver heute Nachmittag ihren Tee einnehmen und ich ihnen angekündigt habe, dass du und ich dort zugegen sein werden. Das sind im Übrigen die beiden Kunden, von denen ich dir vorhin erzählt habe und nun lass uns endlich fahren, bevor es zu spät ist!" drängte Doyle ungeduldig.

Angel sah sich in der Zwickmühle. Er wollte William nicht alleine hier lassen. Allerdings konnte er ihn auch nicht mit in den Club nehmen. Er hoffte allerdings, dass sich die Angelegenheit mit den beiden Geschäftspartnern schnell erledigen ließe und er anschließend doch noch die Möglichkeit hätte mit William etwas zu unternehmen. Und wenn es nur ein kurzer Spaziergang im Park wäre.

Er blickte zu William, welcher mit mulmigem Gefühl auf eine Anweisung seines Herrn wartete. William wollte nicht alleine hier bleiben. Er fühlte sich nicht besonders wohl hier. Auch wenn es dazu eigentlich keinen Grund gab und er Willow und Andrew sehr gut leiden konnte. Dennoch wollte er viel lieber bei seinem Herrn bleiben.

Angel verabschiedete sich schließlich höflich von seiner Gastgeberin und deutete an, dass er eventuell erst sehr spät zurückkommen würde. Dann gab er William ein deutliches Zeichen, dass er ihm folgen solle, was Doyle überrascht beobachtete.

Die drei Männer verließen das Haus und stiegen in die wartende Kutsche. Angel saß in Fahrtrichtung, Doyle ihm gegenüber und William setzte sich rechts neben seinem Herrn auf ein Kissen, welches Angel von der Sitzfläche eigens für ihn auf den Boden bereitlegte.

William achtete nicht weiter auf Doyle. Aus einem ihm unerklärlichem Grund fand er ihn unsympathisch. Stattdessen lehnte er sich an Angels Beine und genoss es sehr, als Angels Finger wie selbstverständlich durch seine Haare glitten und ihn sanft kraulten.

Nach einer Weile fragte Doyle kritisch: „Was hast du mit ihm vor? Willst du ihn vor der Türe warten lassen? Sie werden dich nicht mit ihm reinlassen."

„Lornes Laden ist nicht weit vom Club entfernt. Er kann dort warten. Ich bin sicher er findet den Weg dort hin, nicht wahr William?" erwiderte Angel, während er bei den letzten Worten auf seinen Sklaven herablächelte.

William blickte kurz hoch zu seinem Herrn. Er war sich nicht ganz sicher, ob er darauf antworten sollte, da es mehr eine rhetorische Frage war, weshalb er Angel prüfend musterte und schließlich entschied nichts zu sagen.

Während der Fahrt erzählte Doyle von all den Gerüchten, die er in Erfahrung bringen konnte. William lauschte nur mit halbem Ohr, da er sich einige Gedanken über das seltsame Verhalten seines Herrn machte. Er wunderte sich über die neue Regel mit der direkten Anrede, über dieses seltsame Gespräch in der vergangenen Nacht, über die geänderte Kleiderordnung und über das Versprechen, dass Angel ihm gab.

Dies alles war ein, für einen Herrn, vollkommen untypisches Verhalten und William wusste nicht so recht, wie er damit umgehen sollte. Vor allem wollte er gerne wissen, was dies alles bedeutete. Warum verhielt sich sein Herr so komisch?

William war so tief in Gedanken, weshalb er beinahe erschrak, als plötzlich die Kutsche zum Stehen kam und Angel ihm mit sanftem Druck andeutete aufzustehen. Rasch erhob sich William und stieg aus der Kutsche aus, damit sein Herr und Doyle ebenfalls aussteigen konnten.

Angel zeigte ihm die Richtung, in der sich Lornes Laden befand, und befahl William dort auf ihn zu warten. William erwiderte ein kurzes „Jawohl Sir" und machte sich auf, um zu Lorne zu gehen.

Angel und Doyle bestiegen die breiten steinernen Stufen, die hinauf zu dem prunkvollen Eingang des Herren-Clubs führten. Hier war es nur den angesehenen Herren der Stadt erlaubt einzutreten. Weder Frauen, noch Sklaven war der Zutritt gestattet.

Als sie die letzte Stufe erreichten, kam ihnen ein älterer Mann entgegen. Dieser grüßte sie kurz mit einer Gentlemanhaften Geste und ging direkt an Angel vorbei. Unbewusst drehte sich Angel nach dem Mann um und sah diesem nach, wie dieser die Treppe hinab lief. Irgendetwas an diesem Mann kam ihm seltsam vertraut vor, als würde er ihn kennen, doch Angel war sich sicher diesen Mann noch nie zuvor in seinem Leben gesehen zu haben.

„Angel, worauf wartest du?" drängte Doyle erneut und wartete ungeduldig auf Angel.

Erst jetzt wurde Angel bewusst, dass er noch immer diesem Mann hinterher starrte. Er riss sich von dessen Anblick los und folgte Doyle ins Clubhaus.

*****

Als Gillian McDonald aus dem Herren-Club eilte, achtete er nicht auf die beiden Männer, die ihm entgegen kamen und seinem höflichen Gruß erwiderten. Bei seinen Recherchen hatte er erfahren, dass Mr. Dexter im vergangenen Jahr ein ziemlich großes Geschäft mit Mr. Snyder, dem Besitzer der neuen Textilfabrik, abschließen konnte. Weshalb er nun auf dem Weg zu selbiger Fabrik war, um ein vertrauensvolles Wörtchen mit Direktor Snyder zu sprechen.

*****

 

 

 

Teil 5 – Misunderstandings

„Ach herrje William! Was machst du hier? Sag nicht, dass du schon wieder in Schwierigkeiten steckst!" rief Lorne sofort aus, als er William durch seine Ladentüre hereinkommen sah.

William lächelte dem in auffällig grellem grün gekleideten Mann amüsiert entgegen und antwortete sofort: „Nein, Sir. Mein Herr hat mich hierher geschickt. Ich stecke in keinen Schwierigkeiten."

„Dein Herr? Du meinst Angel, oder?"

„Ja, Sir, den meine ich."

„Oh bitte lass dieses blöde „Sir". Ich hasse das! Das ist der Grund, warum ich mir nie einen eigenen Sklaven kaufen würde, obwohl ich hier schon manchmal eine helfende Hand gebrauchen könnte. Weshalb hat dich Angel zu mir geschickt?"

„Er musste wegen geschäftlicher Dinge in den Herren-Club. Dort ist Sklaven der Zutritt untersagt, weshalb er mich zu Ihnen sandte. Ich hoffe dies bereitet Ihnen keine Umstände?"

„Umstände? Nein, keineswegs. Du kannst mir ein wenig helfen, wenn du willst. Na, was sagst du?"

„Natürlich, ich helfe sehr gerne", erwiderte William freundlich und folgte Lorne schließlich ins Hinterzimmer, welches noch genauso aussah, wie er es in Erinnerung hatte. Nur, dass es ihn diesmal kein bisschen mehr erschrecke.

„Hier, siehst du? Ist alles durcheinander. Wenn Kunden kommen, dann muss ich immer alle Körbe durchsuchen, bis ich das Richtige finde. Wenn du Lust hast, kannst du die Sachen ein wenig sortieren", erklärte Lorne und zeigte William ein paar viereckige Körbe in den Regalen, in denen sich verschiedenste Ausführungen von Ledermanschetten für Arme und Beine, Halsbänder, Cockringe und sonstige Kleinteile befanden.

William erkannte sofort, dass hier ein ziemliches Chaos herrschte und alle Dinge wild durcheinander gewürfelt in den Körben verteilt lagen. All die verschiedenen Gegenstände waren ihm gut vertraut, weshalb es für ihn keine Schwierigkeit darstellte die Waren zu sortieren. Mit einem kurzen „Kein Problem" fing er sofort an Ordnung zu schaffen.

*****

Mr. Pierson und Mr. McGiver sahen sich die Papiere, die Angel ihm gegeben hatte, eine ganze Weile genau an. Seit etwa einer Stunde waren Angel und Doyle nun schon hier, um die Geschäftsbeziehung zwischen ihnen und den beiden Herren zu retten. Angels Stimmung war bereits gereizt und er musste sich zurückhalten, um diese Herren nicht für verrückt zu verkaufen. Schließlich hatte er sich nie etwas zu Schulden kommen lassen und all diese Gerüchte waren vollkommen absurd.

Nachdem Mr. Pierson alle Papiere genau geprüft hatte, sagte er: „Das ist ja alles schön und gut, doch das beweist nur, dass Sie die letzten Waren rechtmäßig erworben haben. Aber es ist kein Beweis dafür, dass Sie auch in den letzten Jahren alles auf rechtmäßigem Wege erstanden haben. Es tut mir Leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir aufgrund der zahlreichen Anschuldigungen gegen Sie gezwungen sind genauere Nachforschungen anzustellen. Ich möchte Sie höflichst bitten, uns so bald als möglich die Unterlagen der vergangenen Jahre zu zeigen. Bis dahin werden wir alle weiteren Geschäftskontakte zu Ihnen abbrechen müssen."

„Das alles ist absolut absurd! In all den Jahren, in denen wir gute Geschäftspartner waren, habe ich Sie niemals betrogen oder Ihnen gestohlene Waren verkauft! Das müssen Sie mir glauben! Waren Sie bisher nicht stets zufrieden mit der Qualität unserer Arbeit? Wie können Sie allein wegen irgendwelcher haltlosen Gerüchte jetzt alle Kontakte zu uns abbrechen? Ich verstehe das nicht!" erwiderte Angel etwas gekrängt und lauter, als er es eigentlich wollte und es hier in diesem Etablissement üblich war, sodass sich mehrere Köpfe zu ihm umdrehten und ihn verärgert musterten.

Angel erkannte sofort seinen Fehler und bemühte sich seine Wut unter Kontrolle zu halten. Mit gesenkter Stimme fügte er hinzu: „Meine Herren, ich bitte Sie. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass alle Geschäfte mit Ihnen sauber und absolut korrekt waren und Sie keinen Grund für Bedenken haben müssen. Ich werde baldigst zurück nach Hause reisen und Ihnen anschließend alle Verkaufsunterlagen der letzten Jahre vorlegen. Ich bitte Sie eindringlich bis dahin von einem Vertragsrücktritt abzusehen. Denken Sie an die gute Zusammenarbeit, die wir bisher hatten und überdenken Sie Ihre Entscheidung noch einmal. Ich versichere Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden."

Angel und Doyle blickten eindringlich zu den beiden Herren, die sich einen langen fragenden Blick zuwarfen. Schließlich meldete sich Mr. McGiver zum ersten Mal während dieses Treffens zu Wort und sagte: „Wenn Sie die Unterlagen vorlegen können, dann werden wir auch weiterhin mit Ihnen im Geschäft bleiben."

Angel wusste, dass er im Moment nicht mehr erreichen konnte. Er musste sobald wie möglich zurück nach Irland reisen und von dort die Kaufverträge seiner vergangenen Käufe holen. Er hatte Waren im Wert von mehreren Tausend Pfund im Hafen gelagert und musste diese baldigst an den Mann bringen, sonst würden ihn bald fällige Zahlungen aus anderen Geschäften langsam aber sicher in den Ruin treiben.

*****

Nachdem William alle Kleinteile aus den Körben sortiert und ordentlich eingeräumt hatte, schaffte er noch allgemein für etwas mehr Ordnung. Lorne war mehr als begeistert über die gute Arbeit, die William leistete. Er stand im Hinterzimmer seines Ladens und staunte über die Ordnung, die hier plötzlich herrschte.

Die Ladenglocke an der Türe läutete und kündigte einen neuen Besucher an, weshalb Lorne sich rasch nach vorne begab, um zu sehen, wer gekommen war. William lauschte aufmerksam, da er hoffte, dass sein Herr endlich da wäre, um ihn abzuholen. Er fühlte sich in dem Laden zwar sehr wohl, dennoch wäre er lieber bei Angel gewesen.

„Hallo Djoser, deine Sachen sind alle fertig. Soll ich sie dir holen, oder willst du sie gleich hier ausprobieren?" fragte Lorne freundlich, was Williams Hoffnungen sofort zerstörte. Scheinbar war es nur ein weiterer Kunde.

„Danke Lorne. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich es mir gleich ansehen", hörte William die fremde, aber angenehme Stimme eines Mannes.

„Selbstverständlich. Kommt mit nach hinten", erwiderte Lorne und gleich darauf erschien dieser im Hinterzimmer, gefolgt von einem Mann, etwa in Angels Alter, mit halblangen, dunkelbraunen Haaren, einem sympathischen Gesicht und anziehenden grünen Augen, welche selbst bei der eher schwachen Beleuchtung des Hinterzimmers gut erkennbar waren und dem Mann einen mystischen Blick schenkten.

Wie fasziniert starrte William diesen Mann an, als dieser den Raum betrat. Ihm folgte ein weiterer Mann, bei dem William sofort erkannte, dass es ein Sklave sein musste. Er trug nur einfache Kleidung. Eine leichte Hose und ein schlichtes Hemd. Und um den Hals trug er ein ähnliches Halsband, wie das seinige.

Der fremde Herr musterte William neugierig und fragte Lorne: „Hast du dir einen Sklaven gekauft? Ich dachte das wäre nicht so dein Ding?"

„Er gehört nicht mir. Er ist nur kurzzeitig bei mir, bis sein Herr ihn wieder abholt", erklärte Lorne rasch und versuchte die Aufmerksamkeit des Mannes sofort auf den Inhalt eines weiteren Korbes zu lenken, indem er ihm diesen direkt unter die Nase hielt und kommentierte: „Hier, es ist alles so, wie du es bestellt hast. Du kannst es deinem Jungen sofort anlegen, wenn du möchtest."

Der Mann besah sich die ledernen Teile im Korb und schien zufrieden zu sein, weshalb er seinem Sklaven anwies sich auszuziehen und sich auf das kleine Podest zu stellen. William schaffte es nicht, seine Aufmerksamkeit zurück auf seine Arbeit zu lenken. Stattdessen beobachtete er fasziniert, wie der Sklave sich laut den Anweisungen seines Herrn entblößte und auf das Podest stellte.

William konnte viele Vernarbungen an verschiedenen Körperstellen des Sklaven erkennen, weshalb er sofort Mitleid mit ihm hatte. Doch der Sklave wirkte nicht so, als wäre er ängstlich oder würde unter Zwang stehen. Die Art, wie dieser seinen Herrn betrachtete, wirkte, als würde er ihm voll vertrauen und Zuneigung für ihn empfinden. Doch William war klar, dass solch ein einziger Blick noch lange nichts über die Beziehung der beiden aussagte.

Er beobachtete neugierig, wie der Herr seinem Sklaven lederne Riemen um den Körper schnallte. Jeweils zwei Riemen führten über dessen Schultern zu jeweils einem Ring in der Mitte der Brust und der des Rückens und von dort führten zwei weitere Riemen unter den Armen vorbei, sodass der Sklave am Ende eine Art Ledergeschirr um den Körper geschnallt hatte. Ein weiterer Riemen führte direkt zu einem Ring, welcher sich um die Geschlechtsteile schloss. Von selbigem Ring führten zwei schmalere Riemen zwischen den Beinen hindurch und links und rechts an den Pobacken wieder nach oben zu einem weitern Lederriemen, welcher quer über die Hüfte führte und vorne mit dem herabführenden Riemen zusammenschloss. Dies betonte die Rundungen des Pos und ließ direkten Zugriff auf den Anus zu.

Des Weiteren erhielt der Sklave jeweils zwei Ledermanschetten für Fesseln und Handgelenke. Am Ende trat der Mann ein Stück zurück und betrachtete sich seinen Sklaven in seinem neuen Outfit. Er wirkte mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

William hatte noch nie zuvor so etwas gesehen und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde solch ein Ledergeschirr zu tragen. Die Männlichkeit des Sklaven stellte sich erregt auf und dessen strahlend blaugraue Augen funkelten seinem Herrn entgegen. Nur bei sehr wenigen Sklaven konnte William bisher einen solchen Blick beobachten. Ein Blick vollkommener Hingabe und Vertrauens.

Plötzlich drehte sich der Herr zu William herum und sah ihn sich genauer an. Dessen Blick fiel auf sein Halsband, worauf er interessiert näher trat und William mit einer sanften Berührung das Kinn etwas anhob, damit er einen besseren Blick auf das Halsband werfen konnte.

William blieb wie versteinert stehen und wagte es nicht sich zu bewegen. Er wünschte sein Herr wäre bei ihm, da er den Mann nicht kannte und Angelus es nicht schätzte, wenn fremde Männer ihn berührten.

Lorne schien darüber ebenfalls wenig begeistert, weshalb er unsicher fragte: „Djoser, was machst du da?"

„Er gehört Angel!" stellte Djoser erstaunt fest, als er die Gravur des Halsbandes las.

William bemerkte sofort, dass dieser Mann seinen Herrn „Angel" nannte, weshalb er annahm, dass es sich um einen persönlichen Freund seines Herrn handelte.

„Ja, genau. Er gehört Angel. Und an deiner Stelle würde ich die Finger von ihm lassen. Du weißt wie er regiert, wenn er erfährt, dass du sein Eigentum berührt hast", äußerte Lorne sichtlich nervös, was William stutzig machte.

Die Ladenglocke bimmelte erneut und William sandte ein Stoßgebet in den Himmel, dass es endlich sein Herr wäre. Lorne ging nach vorne, um zu sehen wer gekommen war, während Djoser seine Hand weiter an Williams Kinn hielt und mit seinem Daumen sanft über Williams Lippen strich, was William sehr irritierte und weshalb er verwirrt in die grünen Augen des Mannes starrte.

„Was für ein hübscher Kerl", murmelte Djoser kaum hörbar.

„William! Komm sofort hierher!" hallte die strenge Stimme von Angelus durch den Raum.

William war erleichtert seinen Herrn zu sehen, weshalb er sofort zu ihm stürzte und vor ihm auf die Knie sank. Angelus’ Hand griff gleich darauf Besitz ergreifend nach seinem Kopf und drückte William ein Stück näher an sich heran. William bemerkte, dass sein Herr sehr aufgeregt war. Seine Hand zitterte leicht und er atmete in tiefen Zügen.

„Es freut mich dich zu sehen, Angel. Wie ich sehe hast du noch immer eine Vorliebe für blaue Augen", sagte Djoser mit einem leichten Grinsen.

„Und du scheinst noch immer eine Vorliebe für die Dinge zu haben, die mir gehören", erwiderte Angel durch zusammengepresste Zähne.

„Das ist nicht wahr, und das weißt du auch. Ich hatte nie die Absicht dir Lindsey wegzunehmen. Ich dachte das hättest du endlich verstanden", erwiderte Djoser etwas gekränkt.

Die Erwähnung von Lindseys Namen rief viele Erinnerungen in Angel herauf. Einige davon waren sehr schön, andere jedoch sehr schmerzhaft. Angel versuchte diesem Thema möglichst schnell auszuweichen, weshalb er etwas ansprach, von dem er wusste, dass es Djoser verletzen würde: „Wie kommt es, dass du wieder auf freiem Fuße bist? Solltest du nicht im Gefängnis sein?"

„Ich wurde wegen guter Führung frühzeitig entlassen. Der Gefängnisdirektor hatte etwas übrig für mich. Ich hatte einen guten Lehrer", erwiderte Djoser und zuckte dabei mit den Augenbrauen, um seine Anspielung auf Angel zu verdeutlichen.

„Du bist also wieder ein freier Mann?" fragte Angel und versuchte Djosers Andeutung zu ignorieren.

„Ja, das bin ich", erwiderte Djoser mit ein wenig Stolz in der Stimme und ließ seine Brust etwas anschwellen.

„Dann steckst du also hinter all den Gerüchten?!" zischte Angelus verärgert.

„Gerüchte? Ich weiß nicht wovon du redest", erwiderte Djoser sichtlich überrascht.

„Ich rede von den Gerüchten, die besagen, dass ich mit gestohlenen Waren handle und meine Kunden betrüge. Wer sonst, außer dir, hätte einen Grund dazu solche Dinge über mich in die Welt zu setzen? Ich wundere mich fast, warum ich nicht schon viel eher auf dich gekommen bin. War es früher nicht genau deine Art Geschäfte zu machen? Und jetzt versuchst du dich an mir zu rächen, indem du mich genau derselben Verbrechen beschuldigst, die du selbst verbrochen hast und wegen der man dich verurteilt hat. Großartig Djoser! Ich danke dir!"

„Hör zu, ich weiß wirklich nicht, wovon du redest! Ich habe nichts mit dieser Sache zu tun. Ich bin gerade mal seit drei Wochen auf freiem Fuße und versuche mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Weshalb sollte ich dich solcher Dinge beschuldigen? Ich weiß genau, dass ich damals Fehler gemacht habe und wenn ich ehrlich bin, bin ich dir sogar dankbar, dass du mich damals der Behörde gemeldet hast. Sicher, ich war verflucht wütend auf dich, doch mir ist klar geworden, dass, wenn du es nicht getan hättest, ich bestimmt noch viel tiefer in diese illegalen Geschäfte gerutscht wäre und ich dann vielleicht noch viele Jahre mehr im Gefängnis verbracht hätte. Glaub mir Angel, ich würde ganz bestimmt keine Gerüchte über dich in die Welt setzen. Für mich bist du noch immer mein Freund", redete Djoser eindringlich auf Angel ein.

Gerade noch war für Angel alles so klar und logisch gewesen, doch nun war er sich nicht mehr ganz so sicher, ob Djoser wirklich hinter der Sache steckte. Die beiden waren viele Jahre lang sehr enge Freunde gewesen, weshalb Angel ihn sehr gut kannte und gut einschätzen konnte. Zumindest konnte er es früher immer und sein Gefühl sagte ihm, dass Djoser die Wahrheit sagte. Dennoch blieb er misstrauisch.

Eine bedrückende Stille entstand zwischen den Beiden, bis Angels Aufmerksamkeit durch eine Bewegung auf den Sklaven gelenkt wurde, welcher noch immer auf dem Podest stand. Er erinnerte sich an den Sklaven.

„Du hast Penn zurückbekommen?"

Djoser schien erleichtert über den Themenwechsel. Er lächelte ein wenig, blickte zu seinem Sklaven und erwiderte: „Ja, war nicht ganz einfach gewesen. Hat mich einiges gekostet."

„Du weißt, dass ich versucht habe ihn zu kaufen?" fragte Angel nach. Als Djoser ins Gefängnis gekommen war, hatte man Penn zwangsversteigert. Später versuchte Angel ihn zu kaufen, doch der neue Besitzer ließ nicht mit sich verhandeln.

„Ja, ich habe davon gehört. Ich danke dir, dass du es versucht hast. Bei dir hätte er es bestimmt besser gehabt, als bei dem Schlächter, der ihn ersteigert hatte", sagte Djoser mit Abscheu in seiner Stimme.

„Es tut mir Leid. Ich wünschte es wäre anders gekommen. Ich muss jetzt gehen. Leb wohl, Djoser", erwiderte Angel traurig und wandte sich um, um den Raum zu verlassen, weshalb William sich sofort erhob.

„Angel, warte! Ich… es hat mich gefreut dich zu sehen. Und glaub mir, ich habe wirklich nichts mit irgendwelchen Gerüchten zutun", lenkte Djoser ein, bevor Angel gehen konnte.

Angel blickte sich noch einmal zu seinem ehemaligen Freund um und sagte: „Ich würde dir gerne glauben können."

Damit verließ Angel den Raum. Er verabschiedete sich kurz von Lorne, welcher sich schon viel eher nach vorne geschlichen hatte, damit Angel und Djoser ungestört waren, und ging durch die Ladentüre nach draußen, wo eine Kutsche auf ihn wartete.

William war sich nicht sicher, ob sein Herr wegen der Berührung des anderen Herrn böse auf ihn war. Rasch folgte er Angelus in die Kutsche und setzte sich neben ihm auf den Kutschboden. Er war erleichtert, als er Angels streichelnde Finger in seinen Haaren spüren konnte, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass sein Herr nicht böse war.

Deshalb wagte William es auch, kurz nachdem sich die Kutsche in Fahrt gesetzt hatte, seinen Herrn leicht am Oberschenkel zu berühren, um für eine Sprecherlaubnis zu bitten.

Angel blickte zu William herab und sagte: „Was möchtest du?"

„Sir, darf ich Euch etwas fragen?" erwiderte William.

„Du möchtest wissen wer Djoser ist, nicht wahr?" vermutete Angel mit einem wissenden, aber leicht genervten Lächeln.

Es war in der Tat das, was William fragen wollte, doch er erkannte, dass es ihn eigentlich nicht zu interessieren hatte.

Etwas kleinlaut sagte er deshalb: „Ja, Sir, das wollte ich fragen. Ich bitte um Verzeihung für meine Neugierde. Es geht mich nichts an, wer dieser Herr war. Bitte verzeiht, dass ich fragen wollte."

Angel seufzte und vergrub sein Gesicht in seiner freien Hand. Im Augenblick belasteten ihn so viele Probleme, dass er nicht auch noch an unerfreuliche Dinge aus seiner Vergangenheit erinnert werden wollte.

Dennoch wollte er Williams Frage nicht unbeantwortet lassen, weshalb er William schließlich wieder ansah, und anfing zu erzählen: „Djoser war früher mein bester Freund. Er war wie ein Bruder für mich. Ich brachte ihm alles bei, was ich über die Erziehung von Sklaven wusste. Wir teilten dieselben Interessen. Er hatte Penn und ich hatte Lindsey. Er konnte sehr gut mit Sklaven umgehen. Djoser war der einzige Mensch, dem ich erlaubte mit Lindsey zu spielen. Ich hatte vollkommenes Vertrauen zu ihm, bis er anfing sich zwischen mich und Lindsey zu drängen.

Nun, zumindest dachte ich damals, dass er das tat. Es stellte sich später heraus, dass Djoser nichts mit meinen damaligen Problemen mit Lindsey zu tun hatte. Damals war ich jedoch sehr wütend auf ihn und ich denke du weißt wie Besitz ergreifend ich reagieren kann, wenn es um mein Eigentum geht. Ich wusste, dass er in illegale Geschäfte verwickelt war, weshalb ich ihn der Polizei ausgeliefert hatte. Daraufhin sperrte man ihn ins Gefängnis und Penn wurde zwangsversteigert.

Erst einige Zeit später erfuhr ich von Lindsey, dass es nicht Djosers Schuld war, weshalb er zunehmend ungehorsamer war. Es war meine eigene Schuld gewesen. Doch ich war bereits so zerstritten mit Djoser, dass es für eine Freundschaft keinen Platz mehr gab. Ich versuchte Penn zu kaufen, damit er in Sicherheit wäre, bis Djoser entlassen wird, doch während der Zwangsversteigung war ich auf Reisen und der neue Besitzer ließ nicht mit sich handeln. Ich wundere mich, wie Djoser es geschafft hat ihn zurückzukaufen."

Angel verlor sich während seiner Erzählung in seinen eigenen Gedanken. William lauschte aufmerksam auf jedes Wort und verstand nun auch die vorherigen Reaktionen seines Herrn. Er studierte Angels nachdenkliches Gesicht. Sein Herr schien mit seinen Gedanken irgendwo weit weg zu sein.

Sein Blick schweifte zum kleinen Fenster der Kutsche und ihm fiel auf, dass sie London verlassen hatten. Er erkannte plötzlich ein vertrautes Gebäude und brauchte nicht lange, bis er sich erinnerte wohin dieser Weg führte. Sie fuhren direkt zum Anwesen der Beauforts, seiner ehemaligen Heimat.

Williams Hand fuhr sofort zu Angels Schenkel, wo er sich schon fast energisch festklammerte. Angel sah verwundert zu seinem Sklaven herab und erkannte dessen besorgten Blick.

„Was ist los, was hast du?" fragte Angel sorgenvoll, als er Williams aufkommende Angst bemerkte.

„Dieser Weg führt zu den Beauforts", stellte William mit ängstlicher Stimme fest.

„Ja, das stimmt. Wir haben doch schon darüber gesprochen, dass ich auch dort geschäftliche Dinge zu regeln habe. Du sagtest, das wäre kein Problem für dich. Ich muss Mr. Beaufort um Zahlungsaufschub bitten, da ich sonst in arge finanzielle Bedrängnis gerate, wenn ich, wie vertraglich festgelegt, die halbe Ernte zum Höchstpreis abnehmen muss", erklärte Angel sorgfältig, um William die Dringlichkeit dieses Besuches zu verdeutlichen.

William spürte, wie sein Herz bis in den Hals schlug. Es stimmte, sie hatten darüber gesprochen, dass sie auch zum Anwesen der Beauforts fahren würden, doch dies war tausende Meilen von hier entfernt und jetzt, als sie kurz vor dem Ziel waren, bemerkte William, dass es ihn doch sehr ängstigte wieder hier zu sein.

Etwas verzögert drang die Bedeutung von Angels Worte zu ihm durch. Da er im vergangenen Jahr viel Zeit an der Seite seines Herrn verbracht hatte, während dieser seinen Geschäften nachging, verstand er mittlerweile einiges von Vertragsregelungen.

Entsetzt fragte er nach: „Muss ich wieder zurück zu Warren?"

„Was? Nein! Wie kommst du darauf?" erwiderte Angel sofort. Ihm war wohl aufgefallen, dass William ihn nicht auf die korrekte Art und Weise ansprach, doch aufgrund der Angst, die William ganz offensichtlich beherrschte, legte er keinen Wert darauf.

Etwas außer sich, begann William zu erklären: „Der Vertrag! Dabei ging es doch um mich, nicht wahr? Wenn Ihr nicht zahlen könnt, dann entspricht dies doch einem Vertragsbruch, oder etwa nicht? Muss ich dann wieder zurück? Bitte, Sir! Ich will bei Euch bleiben. Bitte schickt mich nicht zurück! Bitte!"

Angel brach beinah das Herz, als er mit ansah, wie William ihn regelrecht anbettelte. Er hielt William an beiden Schultern sanft, aber bestimmend fest, damit er seine ungeteilte Aufmerksamkeit haben würde und sprach ruhig auf ihn ein: „William, beruhige dich. Du musst nie wieder zu Warren zurück. Hörst du? Nie wieder! Ich habe den Vertrag mit einer Klausel versehen, die bewirkt, dass selbst bei Vertragsbruch du nicht wieder in den Besitz der Beauforts zurückfällst. Es kann dir nichts geschehen."

Angels Worte beruhigten William etwas. Zumindest nahm es ihm die Angst, dass er Warren wieder ausgeliefert sein könnte. Trotzdem fühlte er sich nicht wohl dabei dieses Haus wieder zu betreten und erst recht nicht nach dem Schrecken, den er gerade in sich trug.

Angel seufzte, da ihm klar wurde, dass er William nicht mit hierher hätte bringen dürfen. Seine rechte Hand wanderte zu Williams Wange, die er liebevoll streichelte. William schloss die Augen und legte seinen Kopf in die warme Hand seines Herrn. Er griff schließlich nach vorne, umschloss mit seinen Armen den Körper von Angel und drückte sich an ihn.

Dies war zwar gewiss kein anständiges Benehmen für einen Sklaven, doch ihm war egal, ob er dafür gemaßregelt werden würde, oder nicht. Er sehnte sich einfach nach dem Körperkontakt seines Herrn, der ihm immer innere Ruhe und Sicherheit schenkte. Angel schloss seine Arme um William und hielt ihn fest an sich gedrückt. Liebevoll streichelte er über dessen Rücken, um ihn zu beruhigen.

Erst als sie kurz vor dem Anwesen der Beauforts waren, fragte Angel mit ruhiger Stimme: „Denkst du, du kannst das durchstehen?"

Widerwillig löste sich William ein kleines Stück aus der sicheren Umarmung, blickte nach oben zu seinem Herrn und fragte: „Kann ich draußen bei der Kutsche bleiben, Sir?"

Angel lächelte ihm freundlich entgegen und antwortete: „In Ordnung. Du kannst bei der Kutsche bleiben und auf mich warten, bis ich zurückkomme. Ich werde versuchen das Gespräch möglichst kurz zu halten. Doch du musst mir versprechen, dass falls etwas passieren sollte, oder du dich alleine unwohl fühlst, du sofort zu mir kommen wirst. Einverstanden?"

„Ja, Sir, ich verspreche es", erwiderte William erleichtert.

*****

 

 

 

 

Teil 6 – Little Victories

Unsicher beobachtete William, wie sein Herr das Anwesen der Beauforts betrat. Er selbst blieb draußen neben der Kutsche stehen und wartete jetzt bereits sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Herrn.

Angelus wurde von einem der Hausmädchen ins Kaminzimmer geführt, wo Mr. Beaufort gerade seinen abendlichen Schlummertrunk einnahm. Die Herren begrüßten einander freundlich und mit dem gebührenden Respekt, wie es unter Ehrenmännern üblich war. Henry bot seinem Gast, wie immer, einen Platz am Kamin an.

„Wo haben Sie denn den Jungen? Ich hoffe er macht Ihnen keine Schwierigkeiten?" fragte Henry Beaufort interessiert nach.

„Nein. William benimmt sich stets äußerst vorbildlich. Doch er fürchtete sich davor das Haus zu betreten und ich erlaubte ihm bei der Kutsche zu warten", versuchte Angel möglichst neutral zu antworten.

„Ich verstehe. Nun gut, reden wir von etwas anderem. Wie laufen Ihre Geschäfte? Ich nehme an, es gibt einen bestimmten Grund, weshalb Sie heute noch zu so später Stunde zu mir kommen."

„In der Tat, den gibt es. Ich habe im Moment ein paar finanzielle Schwierigkeiten und möchte Sie daher um Zahlungsaufschub bitten", kam Angel gleich zur Sache, da er William versprochen hatte das Gespräch nicht allzu sehr auszudehnen. Außerdem fühlte er sich nicht besonders wohl dabei, dass sein Sklave ohne seinen Schutz vor dem Haus stand. Ihm wäre lieber, William wäre bei ihm. Vor allem wüsste er zu gern, wo Warren sich im Moment aufhielt.

 

*****

Während Angel seine geschäftliche Besprechung hielt, wartete William draußen ungeduldig auf die Rückkehr seines Herrn. Als sich dann die Türe des Hauses öffnete, blickte er voller Hoffnung auf und war erstaunt über die Person, die auf ihn zukam. Es war nicht Angelus, sondern Buffy, die sich ihm mit einem glücklichen Strahlen näherte.

„Will, wie geht es dir? Ich fasse es nicht, dass wir uns wieder sehen. Los, erzähl! Behandelt dich Angelus gut?"

Eigentlich durfte William, ohne die Erlaubnis seines Herrn, nicht mit jemandem sprechen, doch er konnte gerade schlecht um Erlaubnis bitten und er würde vielleicht nie wieder die Gelegenheit bekommen mit Buffy allein zu sprechen. Daher hielt er sich nicht an die Regel und erwiderte: „Es geht mir gut. Mein Herr ist sehr gut zu mir. Erzähl mir lieber, wie es dir und den anderen geht."

„Uns geht es gut. Du hast einiges versäumt. Du hättest die letzten Monate hier sein müssen. Ich bin sicher, du hättest es genossen. Seit die Herrschaften aus Irrland zurückgekehrt sind herrscht ein neuer Wind. Mr. Beaufort hat seinem Sohn alle Privilegien entzogen. Er hält seither ein strenges Auge über ihn. Warren darf uns keine außerordentlichen Befehle mehr geben. Wir wurden angewiesen nur normale Aufgaben auf seine Order hin zu erfüllen. Alles was darüber hinaus geht müssen wir Mr. Beaufort melden und erst wenn er zustimmt, müssen wir den Befehl ausführen. Warren darf das Haus nicht mehr ohne Begleitung eines vertrauten Sklaven von Mr. Beaufort verlassen. Und seine widerlichen Freunde haben striktes Hausverbot."

William konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er erinnerte sich wieder an den Klaps, den Henry Beaufort seinem Sohn gegeben hatte und wie er ihn damals aus dem Salon schickte. Scheinbar hatte er sein Wort gehalten und seither eine strengere Hand über Warren gehalten. Es war eine kleine Genugtuung von Buffy all diese Dinge zu erfahren und er freute sich, dass es ihr und den anderen Sklaven des Hauses gut ging.

*****

Nachdem Angel seine momentane Situation etwas genauer dargelegt hatte, kam Henry Beaufort zu einem Entschluss.

„In Ordnung. Angesichts der Tatsache, dass der Vertrag, den wir abgeschlossen haben, meiner Meinung nach ohnehin utopisch ist und ich nicht als skrupelloser Geschäftsmann gelten möchte, entbinde ich Sie für dieses Jahr von Ihrer Pflicht, unsere halbe Ernte abzunehmen. Wir haben heuer recht gute Erträge erzielt, weshalb ich mir sicher bin, dass ich die Ernte gut an den Mann bringen kann."

Darüber war Angel mehr als erleichtert, auch wenn es ein wenig an seiner Ehre kratzte, da er unter normalen Verhältnissen niemals solch ein Angebot annehmen würde. Doch unter den gegebenen Umständen blieb ihm leider keine andere Wahl. Wenn er für dieses Jahr von seiner Pflicht enthoben wurde, brauchte er nicht zu befürchten in größere Schwierigkeiten zu geraten. Schließlich hatte er genug Reserven gespart und außerdem hatte er noch immer eine Vereinbarung mit Direktor Snyder, die ihm gutes Geld einbringen würde.

„Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Henry. Seihen Sie gewiss, dass ich, sobald meine Schwierigkeiten beseitigt sind, den Vertrag weiter erfüllen werde. Es ist mir äußerst unangenehm, dass es zu solchen Problemen gekommen ist und ich hoffe, dass unsere zukünftigen Geschäfte nicht darunter leiden werden."

„Machen Sie sich da mal keine Gedanken, mein lieber Freund. Ich lebe nun schon lange genug hier, um zu wissen, dass nicht jedes Wort, welches in den höheren Kreisen Londons gesprochen wird, auch wirklich der Wahrheit entspricht. Ich bin sicher, dass diese Gerüchte genauso schnell wieder verschwinden werden, wie sie aufgetaucht sind."

Angel hatte Mr. Beaufort schon immer als einen guten Menschen eingeschätzt und gerade jetzt war er sehr froh, dass er sich nicht in ihm getäuscht hatte.

*****

Buffy erzählte William noch einiges über die interessantesten Ereignisse der letzten Monate, während William voller Stolz von seiner langen Reise durch Europa und Asien berichtete. Sie beide waren so sehr in ihren Erzählungen gefesselt, dass sie nicht bemerkten, wie sich ihnen Warren näherte.

„Ja wen haben wir denn hier? Es wird meinen Vater bestimmt interessieren, dass eins seiner Hausmädchen sich hier draußen herumtreibt", meinte Warren selbstgefällig.

William erstarrte, als er die Stimme seines ehemaligen Herrn hörte. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und verteilte eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper. Am liebsten wollte er laut aufschreien und nach seinem Herrn rufen, doch er schaffte es ruhig zu bleiben.

Buffy jedoch fühlte sich ertappt und wandte sich erschrocken zu Warren herum. Sie murmelte ein rasches „Verzeihung, Sir" und eilte zurück ins Haus. Bevor sie in der Tür verschwand, warf sie William einen entschuldigenden Blick zu. William nahm ihr die rasche Flucht nicht übel und gerade im Moment war auch ihm sehr nach Flüchten zumute.

Warren schien nun erst zu erkennen, mit wem sich Buffy unterhalten hatte. Mit einem unlesbaren Blick, der zwischen freudiger Überraschung und tiefem Hass wechselte, näherte er sich William, welcher unsicher zurückwich, bis er die geschlossene Türe der Kutsche in seinem Rücken spürte und zwischen ihr und Warren gefangen war.

Warren lehnte einen seiner Arme, direkt neben Williams Kopf, an der Kutsche an und funkelte bedrohlich auf diesen herab.

„Spike! Wie schön dich zu sehen", säuselte Warren mit einem finsteren Lächeln.

William schluckte schwer. Seinen alten Namen aus dem Munde seines ehemaligen Herrn zu hören, ließ ihn sich wünschen seine Faust in das Gesicht von Warren schlagen zu dürfen. Sein Herzschlag wurde schneller und sein Atem heftiger. Seine anfängliche Angst wechselte plötzlich zu einer unbeschreiblichen Wut und die Sicherheit, dass Angelus ihn vor Warren beschützen würde, gab ihm die Kraft sich seiner Angst zu stellen. Ohne Warren eines weiteren Blickes zu würdigen, schlüpfte er an ihm vorbei und ging rasch auf das Haus zu.

Sein Herr hatte ihm klare Anweisung gegeben, dass er zu ihm gehen sollte, falls etwas passieren würde, oder er sich unwohl fühlen sollte. Und gerade im Moment fühlte er sich in der Gegenwart von Warren mehr als unwohl, weshalb er zielstrebig das Haus betrat und aufs Kaminzimmer zusteuerte.

Warren blickte ihm fassungslos hinterher. Am liebsten hätte er William aufgehalten, aber er wusste, dass sein Vater zusammen mit Angelus im Kaminzimmer war und er gewiss

Ärger bekommen würde, falls er dem Sklaven auch nur ein Haar krümmte. Fluchend stampfte er davon.

William klopfte an der Türe des Kaminzimmers an und hoffte, dass jemand ihn hereinbitten würde. Er hörte die Stimme von Henry Beaufort, welche ihm Einlass bewilligte, worauf er erleichtert das Zimmer betrat. Sofort trat er auf Angelus zu und ging dort vor ihm auf die Knie.

Als Angel seinen Sklaven hereinkommen sah, fiel ihm sofort auf, dass etwas nicht stimmte. William wirkte aufgeregt, als hätte er gerade etwas Schlimmes erlebt. Sofort besorgt fragte er: „William, ist alles in Ordnung?"

„Ja, Sir", antwortete William leise, ohne den Blick zu heben.

Angelus nickte nachdenklich. Er war sich sicher, dass irgendetwas geschehen war, weshalb William das Haus doch noch betrat und zu ihm kam. Dennoch ging er aber nicht näher auf Williams Antwort ein. Er konnte später noch genauer nachfragen, was passiert war.

Da alle wichtigen geschäftlichen Einzelheiten bereits besprochen waren, entschuldigte sich Angelus höflich bei seinem Gastgeber. William war mehr als froh, als sich die beiden Herren voneinander verabschiedeten und sie dann endlich dieses Haus verlassen konnten.

Kaum waren die beiden aus dem Haus und von Mr. Beaufort unbeobachtet, drehte sich Angelus zu seinem Sklaven um und fragte ihn ungeduldig: „Was ist passiert? War Warren hier? Hat er dir etwas getan?"

Obwohl William das Besitz ergreifende Wesen seines Herrn mittlerweile sehr gut kannte, überraschte es ihn immer wieder, wie heftig Angelus auf manche Dinge reagierte.

Gehorsam antwortete er: „Ja, Sir. Mr. Beauforts Sohn war hier. Aber er hat mir nichts getan. Ich denke er wagte es nicht. Doch ich fühlte mich in seiner Gegenwart nicht wohl. Und Ihr sagtet, falls ich mich unwohl fühle, soll ich zu Euch kommen."

Erleichtert, dass Warren scheinbar genug Verstand besaß, seinem Sklaven nichts anzutun, betrat er schließlich die Kutsche. Als sich William, wie immer, zu ihm setzte, fragte er mit Humor in der Stimme: „Gibt es einen bestimmten Grund, warum du denkst, dass er es nicht wagte, dir etwas anzutun?"

„Ja, Sir. Aber…"

„Aber was?" fragte Angel nach, als William stockte und ihn plötzlich mit schuldbewusstem Blick ansah.

„Sir, ich habe eine Regel gebrochen. Buffy war hier und wir haben uns unterhalten. Sie erzählte mir, dass Mr. Beaufort nun eine sehr strenge Hand über seinen Sohn hält. Daher glaube ich, dass er es nicht wagte. Ich bitte um Verzeihung, Sir."

William musterte das Gesicht seines Herrn genau, um zu erkennen, ob dieser wegen des Regelverstoßes böse auf ihn wäre. Angel jedoch trug ein perfektes Pokerface, in dem nichts zu lesen war.

„Du weißt, dass ich dich dafür bestrafen muss, nicht wahr?" fragte Angel mit strenger Stimme, wobei William ein Schauder den Rücken hinab lief. Er fürchtete sich nicht vor den Strafen seines Herrn. Angel war niemals grausam zu ihm und oft genoss er es sogar bestraft zu werden.

Doch Angelus war sehr eifersüchtig vor allem gegenüber Frauen, weshalb William nicht sicher sagen konnte, wie seine Strafe aussehen würde.

Demütig erwiderte er: „Ja, Sir. Ich werde jede Strafe annehmen, die Ihr als angebracht erachtet."

Mit dieser Antwort mehr als zufrieden, lehnte sich Angel in seinem Sitz zurück und ließ William im Glauben, dass ihn eine strenge Strafe erwarten würde, indem er ihn nicht, wie sonst üblich, in den Haaren kraulte, sondern ihn gekonnt ignorierte. Er konnte William deutlich ansehen, wie beunruhigt er darüber war und er freute sich schon darauf diese Beunruhigung in andere Gefühle, wie Lust und Leidenschaft zu verwandeln. Er hatte bereits eine perfekte Strafe für seinen ungehorsamen Sklaven im Sinn.

*****

Djoser suchte sich einen Weg durch die dreckige und verrauchte Spielunke, von der er, aus seinen früheren kriminellen Zeiten wusste, dass er mit ein bisschen Glück, hier Antworten auf seine Fragen bekommen konnte.

„Hallo, hallo! Welch seltener Gast… Djoser. Hätte nicht gedacht dich sobald wieder zu sehen", grüßte ihn der Barmann und gleichzeitiger Besitzer mit einem fiesen Grinsen.

„Hallo, Jack. Wie ich sehe, bist du noch immer derselbe schleimige Dreckskerl, wie früher", erwiderte Djoser ohne mit der Wimper zu zucken.

„Ganz recht, der bin ich. Und was führt dich in mein bescheidenes Etablissement? Bist du auf der Suche nach neuen Geschäften?" sagte der Barmann, von Djosers Anspielung unbekümmert.

„Könnte sein. Ich bin auf der Suche nach ein paar Gerüchten, die hier in der Stadt kursieren. Mich würde interessieren, wer sie verbreitet hat."

„Gerüchte welcher Art? Und warum interessiert dich, wer sie erzählt? Gerade du solltest wissen, dass es Dinge gibt, in die man sich besser nicht einmischt", erklärte Jack warnend.

„Die Gerüchte drehen sich alle um einen alten Freund von mir. Angelus, oder Liam Dexter. Sagen wir es mal so, diesem Freund habe ich es zu verdanken, dass ich die letzten Jahre gesiebte Luft eingeatmet habe und bin sicher ich habe einige Informationen, womit ich denjenigen, der ihm ganz offensichtlich schaden will, sehr unterstützen könnte."

„Du willst dich also an Angelus rächen, habe ich das richtig verstanden?"

„Ganz recht", bestätigte ihm Djoser mit noch immer demselben kühlen Gesichtsausdruck ohne mit der Wimper zu zucken.

„Ich kann dir nicht sagen, wer dahinter steckt, aber ich kenne vielleicht jemanden, der an Informationen dieser Art sehr interessiert wäre. Allerdings ist er, wie die meisten krummen Vögel, sehr Lichtscheu und will nicht in der Öffentlichkeit erwähnt werden. Ich kann ihm aber eine Nachricht von dir zukommen lassen, falls du es wünschst."

„Tu das. Sage ihm, dass ich meine Hilfe anbiete. Jeder, der Angelus am Boden sehen will, ist mein Freund. Er kann mich hier erreichen", erwiderte Djoser, während er ihm ein Stück Papier auf den Tresen schob, auf dem Name und Zimmer seiner derzeitigen Herberge standen.

*****

William wollte am liebsten laut aufschreien, aber sein Herr hatte ihm die strickte Anweisung gegeben leise zu sein, um Willow zu so später Stunde nicht mehr zu stören, weshalb nur ein leises Wimmern über seine Lippen ging. Es kostete ihn alle Kraft und Anstrengung, sich, wie angeordnet, ruhig und bewegungslos zu verhalten, da Angelus’ Mund sich gerade um seinen steifen Schaft schloss. Dies war die schlimmste und zugleich süßeste Folter für William.

Schwer keuchend, lag er mit dem Rücken auf dem Bett. Seine Hände krallten sich an der Querstange des Kopfendes fest. Seine Fußsohlen ruhten weit gespreizt auf der Matratze und zwischen seinen Schenkeln kniete sein Herr. Seine Hüften versuchten sich verzweifelt der herrlichen Höhle von Angelus’ Mund entgegen zu stemmen, doch dieser drückte William mit beiden Händen bestimmend in die Matratze.

Angelus führte diese Art von Spiel nur sehr selten aus, worüber William in gewisser Weise sogar sehr froh war, denn er brauchte die Erlaubnis seines Herrn, bevor er den erlösenden Höhepunkt erreichen konnte. Selbst wenn er es versucht hätte, hätte er nicht kommen können, ehe Angel es ihm nicht erlaubte, da sein Körper längst nicht mehr ihm gehorchte, sondern nur auf die Stimme seines Herrn reagierte.

Daher war gerade dies eine der schlimmsten Foltern, die William kannte. Die Lippen seines Herrn um seine erregte Härte zu spüren, war wie der Himmel auf Erden. Sein ganzer Körper bebte vor Erregung und er sehnte sich nach nichts mehr, als nach den erlösenden Worten, die ihm ermöglichen würden sich endlich zu ergießen, jedoch müsste Angel dazu sein Glied aus seinem saugendem Griff befreien, was William gewiss nicht wollte.

Angel genoss es sehr, seinen Sklaven in lustvoller Qual leiden zu sehen. Dies verscheuchte ihm all seine Sorgen, die ihn belasteten. Wenn er mit William alleine war, war es immer, als würden alle anderen Dinge in der Welt keine Rolle mehr spielen. Nur noch die Lust und das Verlangen nacheinander waren von Bedeutung. Und die Gewissheit, dass er die vollkommene Macht über William besaß. Er wusste, dass ein Wort genügte, um William unmittelbar über die Klippe zu jagen.

„Bitte Sir, bitte!" brach William schließlich das Schweigen und begann zu betteln.

Angelus ließ von Williams Härte ab, worauf dieser enttäuscht wimmerte. Sein Herr grinste ihn wissend an. „Habe ich dir erlaubt zu sprechen?"

„Nein, Sir. Es tut mir Leid. Ich konnte nicht anders", erwiderte William sofort. Zwar waren die beiden unter sich in einem privaten Schlafgemach, sodass laut Williams Regeln er seinen Herrn nicht mit „Sir" betiteln musste, jedoch stand William im Moment unter Bestrafung, weshalb diese Regel außer Kraft gesetzt wurde und William seinen Herrn auf korrekte Weise anzusprechen hatte.

„Du warst sehr ungehorsam heute. Ich weiß nicht, ob ich dir einen Höhepunkt gestatten sollte."

„Oh, Sir, bitte. Ich verspreche, dass ich in Zukunft besser gehorchen werde. Bitte, Sir. Lasst mich kommen!", bettelte William weiter.

William so unter sich zu sehen, raubte Angel beinahe den Verstand und löschte alle seine bisherigen Pläne aus. Eigentlich wollte er dieses Spiel noch ein wenig weiter ausdehnen und William weiter in diesem Zustand, kurz vor dem Höhepunkt, belassen. Dies konnte Angel sehr gut. Er hatte William so sicher in seiner Hand, dass er ihn über Stunden hinweg in Ekstase versetzen konnte, ohne ihm den erlösenden Orgasmus zu gewähren.

Doch dieser zauberhafte Anblick seines, mit sehnsüchtigem Blick, bettelnden Sklaven warf alle seine Vorsätze über den Haufen. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung glitt Angel zwischen Williams Schenkel nach vorne und eroberte dessen halb offenen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss, wo ihn eine begierige Zunge begrüßte, während er gleichzeitig seinen vor Erregung steifen Schaft mit seiner Hand positionierte und in den willigen und stets vorbereiteten Körper unter ihm stieß.

William stöhnte in den Mund seines Herrn, als dieser ihn mit seiner Härte ausfüllte. Er war durch Angels vorheriges Fingerspiel gut geschmiert und es längst gewöhnt den Schaft seines Herrn aufzunehmen, weshalb er keinerlei Schmerzen spürte, sondern einzig allein von dem wunderbaren Gefühl des Ausgefülltseins erfüllt wurde. Angel so in sich zu spüren, war stets wie die Erfüllung all seiner Sehnsüchte. Tiefe Verbundenheit und vollkommenes Vertrauen empfand er für seinen Herrn.

In drängendem Rhythmus stieß Angel immer wieder in den willigen Körper seines Sklaven. William bäumte ihm seine Hüfte mit jedem Stoß begierig entgegen und stöhnte jedes Mal in Angels Mund auf, wenn dieser den besonderen Lust spendenden Punkt in seinem Körper traf. Williams Fäuste schlossen sich so fest um die Querstange, dass seine Knöchel sich weiß färbten. Am liebsten wollte er loslassen und seinen Herrn fester an sich ziehen und diesen dazu bringen sich noch fester und noch schneller in ihn zu vergraben.

Doch Angels Anweisung lautete eindeutig, dass er die Stange nicht loslassen durfte, weshalb er nichts weiter tun konnte, als sich mit Hilfe der Stange seinem Herrn entgegen zu stemmen. Angels rechte Hand begann an Williams Seite entlang zu streichen und suchte sich, zwischen den tiefen Stößen, einen Weg zu Williams rechtem Nippel. Als seine Finger diesen schließlich entdeckten, kniff er mit Daumen und Zeigefinger fest in das empfindliche Fleisch, worauf William sich aufbäumte und erneut erregt aufstöhnte.

Es dauerte schließlich nicht lange, bis Angel kurz vor seinem Höhepunkt stand. Er löste sich von den Lippen seines Sklaven und blickte in das vor Lust verschleierte Gesicht direkt unter ihm. William hielt die Augen fest geschlossen. Er war gefangen von all den Gefühlen, die Angel in seinem Körper auslöste.

„Öffne die Augen", flüsterte Angel zwischen seinem erregten Keuchen.

Sofort blickten ihm zwei tiefblaue Ozeane entgegen. Immer wenn William in lustvoller Ekstase schwebte wirkten seine Augen noch blauer und noch klarer, als sie es sonst taten, weshalb es Angel gerade in solchen Augenblicken liebte in diesen Ozeanen zu versinken.

Während er sich mit seiner Linken ein kleines Stück weiter von Williams Körper weg stemmte, wanderte seine rechte Hand hinab, wo er Williams steifen Schaft mit der Faust umschloss. William schloss überwältigt die Augen und unterdrückte ein lautes Stöhnen, konnte es aber nicht verhindern, dass ein wimmernder Laut über seine Lippen entwich.

Als William sich soweit wieder unter Kontrolle hatte, öffnete er seine Augen und blickte in das faszinierte Antlitz seines Herrn. Parallel zu seinen Stößen, pumpte Angel an Williams Härte, bis er direkt vor seinem Höhepunkt stand.

„Will, komm mit mir", keuchte Angel.

Kaum waren diese Worte gefallen, ergoss sich William in Angels Hand. Seine inneren Muskeln schlossen sich in lustvollen Zuckungen um Angels Schaft und jagten auch ihn direkt über die Klippe der Lust. Gemeinsam durchlebten sie die herrlich ekstatischen Gefühle ihrer Höhepunkte.

Es dauerte eine Weile, bis sich beide von ihrem heftigen Erlebnis wieder erholten. Erschöpft ließ sich Angel neben Williams Körper auf die Matratze sinken und murmelte ein kaum hörbares: „Du kannst loslasen".

William war froh, dass er seine Hände wieder frei bewegen konnte und kuschelte sich sogleich an die Seite seines Herrn. Angelus griff neben sich, um die Bettdecke über ihre beiden Körper zu ziehen und schlang dann beide Arme um den erhitzen Körper seines Sklaven. Auf diese Weise aneinander gekuschelt, schliefen die Beiden in wenigen Sekunden erschöpft ein.

 

*****

 

 

 

 

Teil 7 – Suspicions

Während Willow und Angel am Frühstückstisch saßen, meldete Robin, der Hausdiener von Willow, die Ankunft von Mr. Doyle. Gleich darauf stürmte dieser regelrecht herein, trat direkt neben William zu Angel heran, sodass William unbewusst zurückwich, und klatschte ein paar Papiere vor Angel auf den Tisch.

„Was soll das? Was ist das?" meinte Angel leicht verärgert über das rüde Verhalten seines Geschäftspartners.

„Das sind die Vertragspapiere von Direktor Snyder. Er war gerade bei mir und erklärte mir, dass dieser Vertrag nichtig sei und er sich deshalb nicht daran halten werde. Kannst du mir erklären, was er damit meinte?" fragte Doyle aufbrausend.

„Wovon sprichst du? Ich habe den Vertrag selbst aufgesetzt. Wie kommt er darauf, dass er nicht gültig sei?" erwiderte Angel beunruhigt. Wenn das Geschäft mit der Textilfabrik auch platzte, würde er doch noch erhebliche Schwierigkeiten bekommen.

„Sieh es dir an. Es sind ein paar Stellen im Vertrag markiert und es stehen Notizen mit dabei. Scheinbar hat Snyder den Vertrag von einem Anwalt prüfen lassen und dieser stellte ein paar Fehler fest. Soweit ich es verstanden habe, sind es nur kleine unbedeutende Punkte, die nicht Hauptbestandteil des Vertrages sind, doch sie reichen aus, um den gesamten Vertrag als nichtig zu erklären. Wie zum Teufel konnte das passieren? Angel, verflucht! Früher ist dir so etwas nie passiert!"

Bereits während Doyles Vorwürfen, sah sich Angel die Papiere genauer an und er erkannte seine Fehler. Auf Doyles Frage hin, erwiderte er kaum hörbar: „Früher hat Lindsey mir immer bei den Verträgen geholfen. Ich wünscht er wäre noch bei mir."

Eine bedrückende Stille folgte daraufhin. William durchfuhr ein fremder Schmerz, den er bislang nicht kannte. Sein Herr wünschte sich Lindsey, an seiner statt an dessen Seite. Dies war ein schmerzhafterer Schlag, als jede Peitsche es auszuteilen vermag.

„Ich werde sofort zu ihm fahren und mit ihm sprechen. Vielleicht kann ich noch etwas retten", erklärte Angel entschlossen und wandte sich anschließend zu William: „Will, geh hoch und zieh dieselben Sachen von gestern an. Wir fahren in die Stadt."

William blickte nicht zu seinem Herrn auf, wie er es sonst immer tat, wenn dieser ihm einen Befehl erteilte, sondern hielt seinen Blick fest auf dem Boden geheftet, damit Angel den Schmerz in seinen Augen nicht sehen konnte. Rasch erhob er sich von seinem Platz, um den Befehl auszuführen.

Angel wunderte sich ein wenig über Williams Verhalten. Irgendetwas war daran seltsam, doch er ahnte nicht was es war und er konnte auch nicht genauer darüber nachdenken, da Doyle wieder mit ihm redete.

*****

Gillian McDonald und Parker Abrahms trafen sich bereits am frühen Morgen in einem kleinen Straßencafé, um die bisherigen Erfolge und weiteren Schritte ihres Planes zu besprechen.

„Ich muss wirklich sagen, ich bewundere Sie für Ihr Geschick, Mr. McDonald. Ich hoffe sehr, dass ich niemals in Ihrer Missgunst stehen werde. Die Art, wie Sie Angelus in so kurzer Zeit von einem angesehenen Geschäftsmann zu einem Verbrecher gemacht haben, ist wirklich erstaunlich und bewundernswert", lobte Parker seinen Verbündeten in großen Tönen.

„Ich fühle mich geschmeichelt, Mr. Abrahms", erwiderte Gillian zufrieden.

„Das dürfen Sie. Wirklich, ich bin beeindruckt. Darf ich erfahren, wie es bei Direktor Snyder lief?" fragte Parker interessiert.

„Es lief alles ausgezeichnet. Es war schon beinahe zu leicht. Ich hab Mr. Dexters Vertragspapiere geprüft und dabei ein paar kleinere Fehler entdeckt. Ich erklärte Mr. Snyder, dass der Vertrag damit nichtig sei und empfahl ihm dringest von weiteren Geschäften mit Mr. Dexter abzusehen. Ich nehme an, dass Mr. Dexter es mittlerweile erfahren hat und sich gerade sehr über sein Missgeschick ärgert", erzählte Gillian mit einem triumphierenden Lächeln.

„Gewiss wird Angelus versuchen den Direktor umzustimmen", murmelte Parker mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber. In seinem Kopf entstand plötzlich eine Idee, wie er seinem Erzfeind weiteren Schaden zufügen konnte, weshalb er sich kurzerhand bei Mr. McDonald entschuldigte und davoneilte.

*****

Während der Fahrt zur Textilfabrik, fiel Angelus auf, dass William etwas distanziert auf ihn reagierte. William lehnte sich nicht, wie sonst, an seine Beine und verhielt sich auffallend ruhig. Zwar war er nicht ruhiger, als sonst auch, da William ja außerhalb ihrer privaten Räume nicht ohne Erlaubnis sprechen durfte, doch er war sonst immer leicht aufgeregt, wenn sie in eine Stadt fuhren, konnte nie für lange Zeit stillsitzen und spielte oftmals unbewusst mit dem Ring an seinem Halsband. Doch diesmal saß William vollkommen regungslos neben ihm und starrte auf den Boden.

„William, was ist los mit dir? Geht es dir nicht gut?" fragte Angel nach.

William blickte überrascht auf und erklärte rasch: „Doch, Sir. Es geht mir gut."

„Du weißt, dass du mir nichts verheimlichen darfst, also was bekümmert dich?" drängte Angel. Er wusste, dass William nun einer Antwort nicht ausweichen konnte.

Es ärgerte William ein wenig, dass sein Herr ihn auf diese Weise unter Druck setzte, da er sich für seine eigenen Gefühle schämte und diese deshalb nicht preisgeben wollte. Er wusste, dass er kein Recht dazu hatte auf Lindsey eifersüchtig zu sein und es auch vollkommen unnötig war, da Lindsey schon lange tot war. Dennoch hallten immer noch diese Worte seines Herrn in seinem Kopf und noch immer lag dieser Schmerz in seiner Brust.

Er fürchtete, dass Angel böse auf ihn wäre, wenn er seine Gefühle gestand, weshalb er nach einer Ausrede suchte. Jedoch wollte er nicht schon wieder eine Regel brechen und er wollte auch keine Geheimnisse vor seinem Herrn haben, weshalb er schließlich mit gesenktem Kopf fragte: „Sir, wäre es Euch lieber, wenn Lindsey noch lebte und er an meiner Stelle an Eurer Seite wäre?"

Bei diesen Worten wurde Angel schlagartig bewusst, was er am Frühstückstisch gesagt hatte und er erkannte auch, warum sein Sklave so geknickt war.

„Oh, William, hör mir zu. So war das nicht gemeint! Als ich sagte, ich würde mir wünschen, dass Lindsey noch bei mir wäre, meinte ich es wegen seines guten Fachwissens. Er war mir früher immer eine große Hilfe beim Aufsetzen der Verträge. Mein ganzes Wissen über versteckte Klauseln und Vertragshintertürchen habe ich von ihm gelernt. Damit meinte ich jedoch nicht, dass er mir lieber wäre, als du! Das musst du mir glauben!"

William blickte hoffnungsvoll zu seinem Herrn auf, als dieser auf ihn einredete, doch der Schmerz in seiner Brust wollte nicht nachlassen.

„Aber Ihr habt ihn geliebt nicht wahr, Sir?" fragte William erneut.

Angels Gesicht verschloss sich für einen Moment, bis er gestand: „Ja, ich habe ihn geliebt."

„Würdet Ihr es Euch deshalb nicht wünschen, dass er noch lebt, Sir?"

Angel wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Für ihn war Lindsey ein abgeschlossenes Kapitel. Es rief zu viel Schmerz hervor, weshalb er es vermied an seinen ehemaligen Sklaven und Gefährten zu denken. Niemals fragte er sich was wäre, wenn Lindsey noch leben würde. Und niemals verglich er ihn mit William. Die beiden waren zu verschieden, weshalb Angel sich auch nie die Frage stellte, ob er Lindsey mehr geliebt hatte, als William.

Angel konnte deutlich den Schmerz in Williams Augen erkennen und er wusste, dass er seinem Sklaven darauf eine gut überlegte Antwort geben musste, ohne ihn weiter zu verletzen. Er dachte eine Weile über die Wahl der richtigen Worte nach und antwortete schließlich: „Ich habe Lindsey geliebt und natürlich wünsche ich mir, er wäre nicht gestorben. Doch dies hat nichts damit zu tun, dass du heute mein Sklave bist und ich möchte dich um nichts in der Welt an meiner Seite missen. Lindsey ist tot, und er wird auch nie wieder zurückkommen. Es gibt also keinen Grund dir deshalb Gedanken zu machen."

„Jawohl, Sir", erwiderte William demütig.

Angel wusste, dass es nutzlos war William zu sagen, dass er sich keine Gedanken machen sollte. William war kein hirnloser Sklave, der nur Befehle ausführte, sondern er war ein schlaues Kerlchen. Schon öfter hatte William ihn mit Bemerkungen und Fragen bezüglich seiner Geschäfte oder anderen Dingen überrascht. Daher wusste er, dass dieses Thema noch nicht erledigt war und er William in nächster Zeit mehr Aufmerksamkeit schenken musste.

Er wollte gerne noch genauer auf William eingehen, doch die Kutsche blieb gerade stehen und deutete an, dass sie ihren Zielort erreicht hatten. Er nahm sich vor, später noch mal mit William darüber zu reden. Doch für den Augenblick ordnete er an: „Lass uns gehen."

William erhob sich von seinem Platz und stieg aus der Kutsche aus. Er schämte sich selbst für die Eifersucht, die noch immer in ihm wogte. Er versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren, die Angelus ihm gesagt hatte, und nicht auf den Schmerz in seiner Brust. Lindsey war tot und nur er allein war nun der Sklave seines Herrn, also gab es keinen Grund zur Besorgnis. Dennoch fragte er sich wieder einmal, ob Angelus auch für ihn Liebe empfand, so wie er es für Lindsey getan hatte.

*****

Aus einer dunklen Seitengasse beobachtete Parker, wie eine Kusche vor der Textilfabrik stoppte und Angelus diese mit seinem Sklaven verließ. Mit einem finsteren Lächeln verfolgte er dessen Schritte, bis ins kleine Nebengebäude, wo der Direktor der Fabrik sein Büro hatte.

„Halte dich bereit, mein Fisch ist gerade dabei uns ins Netz zu schwimmen", sprach er zu Jonathan, seinem beinah ständigen Schatten.

„Fisch? Ich dachte wir wären hinter Angelus her", fragte Jonathan sichtlich verwirrt.

„Natürlich du Idiot! Was denkst du, was wir hier tun?" fuhr Parker ihn schroff an.

„Ich dachte wir warten hier solange, bis Angelus wieder geht und dann reden wir mit Direktor Snyder", antwortete Jonathan naiv.

„Ganz recht, so machen wir das. Wenigstens so in der Art. Du wirst es bald sehen", erwiderte Parker mit einem gemeinen Lachen.

*****

Frustriert ging Angel zurück zur Kutsche. Sein Gespräch war ohne Erfolg gewesen. Direktor Snyder ließ sich auf keine weiteren Geschäfte ein, was nun bedeutete, dass Angelus in naher Zukunft ernsthafte Schwierigkeiten bekommen würde, sofern er keine anderen Absatzmöglichkeiten für seine Waren finden konnte.

Während der Rückfahrt zum Rosenberg-Anwesen, war Angel tief in seine Sorgen versunken und suchte nach einem Ausweg für seine Lage. William spürte den Kummer seines Herrn und wollte ihn am liebsten aufheitern, doch er besaß genug Erfahrung im Umgang mit seinem Herrn, wodurch er wusste, dass er ihm im Moment am besten diente, indem er seine eigenen Sorgen verdrängte und ganz und gar der gehorsame Sklave war, den Angel so sehr in ihm schätzte.

Wie er es sonst auch immer tat, lehnte er sich an Angels Bein, um ihm näher zu sein. Er war erleichtert, als er gleich darauf eine streichelnde Hand in seinen Haaren spürte.

Angel lächelte auf seinen Sklaven herab. Selbst in schweren Zeiten schaffte es William, ihn immer wieder auf angenehmere Gedanken zu bringen. Dazu musste er ihn nur ansehen und sich einer Anwesenheit bewusst werden. Er schätzte ihn so sehr, dass er nicht wusste, was er tun würde, falls William jemals etwas passieren würde.

*****

Kaum hatten Angelus und William das Büro von Direktor Snyder verlassen, schlichen sich Parker und Jonathan unbemerkt hinein.

„Meine Herren, was kann ich für Sie tun?" fragte Mr. Snyder freundlich, als die beiden Personen sein Büro betraten.

Parker ging schnurstracks um den Schreibtisch herum, an dem der Direktor saß, und erklärte kühl: „Sie müssen gar nichts mehr tun."

Als der Direktor die blanke Klinge eines Messers in der Hand des Mannes aufblitzen sah, sprang er erschrocken von seinem Stuhl auf und versuchte rückwärts auszuweichen. Parker war jedoch bereits nah genug, um das Messer mit einem kräftigen Stoß in Direktor Snyders Eingeweide zu rammen.

Der Direktor riss Augen und Mund auf und blickte betäubt an seinem Körper herab. Vor Schmerzen stöhnend, brach er auf dem Boden zusammen. Parker stand über dem zuckenden Körper des Direktors und beobachtete mit einer eiskalten Faszination, wie dieser eine blutige Hand nach ihm ausstreckte und noch etwas zu sagen versuchte, jedoch kamen nur noch stammelnde Bruchstücke aus seinem Mund, bis er schließlich leblos zusammensackte.

„Oh mein Gott, was hast du getan?" fragte Jonathan entsetzt.

„Nicht ich habe das getan, sondern Angelus", erklärte Parker kühl, während er das Messer neben der Leiche auf den Boden fallen ließ.

„Was?" meinte Jonathan, da er nicht verstand, was sein Freund damit meinte.

Parker ging rasch auf Jonathan zu und redete auf ihn ein: „Hör mir genau zu. Du wirst jetzt hinausstürmen und laut nach Hilfe schreien. Du wirst allen sagen, dass du gesehen hast, wie Angelus dieses Büro verlassen hat und du, als du kurz darauf hier hereinkamst, den Direktor tot aufgefunden hast. Alle werden denken, dass Angelus es getan hat und er wird seine gerechte Strafe erhalten."

„Aber…"

„Nichts aber! Tu, was ich dir sage!"

„Warum tust du es nicht? Warum sagst du nicht, dass du ihn gesehen hast?"

„Weil jeder hier in der Stadt weiß, dass ich Angelus hasse. Es besteht die Gefahr, dass sie mir deshalb nicht glauben. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass du das viel besser kannst, als ich", schmeichelte Parker ihm. Er kannte seinen Freund genau, um zu wissen, welche Knöpfe er drücken musste, um sein Ziel zu erreichen.

„Wirklich? Du findest ich kann das besser, als du?" fragte Jonathan ungläubig nach, da es sonst nichts gab, was er besser konnte, als Parker. Zumindest redete ihm Parker dies immer ein.

„Ja, unbedingt! Und nun geh!" befahl Parker erneut und gab Jonathan einen kräftigen Schups.

Von den Worten seines Freundes aufgeputscht, stolperte Jonathan aus dem Büro und fing an nach Hilfe zu rufen, während Parker ihm aus dem Büro folgte und sich unbemerkt davonschlich.

Es dauerte nicht sehr lange, bis die ersten Leute von der Fabrik herangeeilt kamen, um zu sehen, wer hier so laut herumschrie. Jonathan erzählte die Geschichte, die Parker ihm eingetrichtert hatte, und so entstand in kürzester Zeit ein riesiger Tumult.

Die örtliche Wachmannschaft wurde gerufen und der Tatort wurde von den Schaulustigen getrennt. Noch bevor die ersten Gesetzeshüter den Ort des Verbrechens betraten, verbreitete sich die Nachricht über Angelus’ schreckliches Verbrechen wie ein Lauffeuer in der Stadt.

*****

Lorne fuhr gerade mit seinem Pferdewagen von einem seiner Lederlieferanten zurück, wo er für seine Waren neues weiches Leder erstanden hatte. Er war auf dem Weg zu seinem Laden, den er gleich öffnen wollte. Sein Weg führte geradewegs an der neuen Textilfabrik vorbei, wo eine aufgeregte Menschenmenge und ein paar Kutschen die Straße blockierten.

„Hallo Sie! Was ist hier passiert?" fragte Lorne einen vorbeigehenden Passanten.

Der junge Mann trat näher an den Planwagen und erzählte Lorne von den Dingen, die er gehört hatte, als wären es Geheimnisse: „Mr. Snyder wurde tot aufgefunden. Man sagt, Angelus habe ihn getötet! Ein Zeuge hat gesehen, wie er den Direktor mit einem Messer erstochen hat." Wie es mit den meisten Gerüchten ist, erzählte der Mann natürlich mehr, als er wirklich hörte, und so wurde aus einem Verdächtigen ein Mörder.

„Oh, du meine Güte!" rief Lorne entsetzt aus. Doch er kannte seinen langjährigen Freund gut genug, um zu wissen, dass Angel so etwas niemals tun würde. Da der Weg vor ihm blockiert war, lenkte er sein Pferd herum und fuhr die Straße zurück. Er musste Angel so schnell wie möglich warnen.

*****

Die Polizisten verhörten den sichtlich aufgeregten Jonathan. Dieser stotterte verunsichert alles, was Parker ihm zu erzählen aufgetragen hatte. Ein Inspektor musterte ihn argwöhnisch. Ihm erschien diese Geschichte unglaubwürdig.

„Warum ersticht jemand einen Mann am helllichten Tag, sodass jedermann ihn sehen kann?" äußerte er nachdenklich.

„Vielleicht war es im Affekt?" meinte einer seiner Kollegen.

Jonathan lenkte geschäftig ein: „Angelus war bestimmt wütend, weil Mr. Snyder ihm die Geschäftsbeziehung kündigte."

„Woher wissen Sie das?" fragte der misstrauische Inspektor sofort.

„Ich äh…" stammelte Jonathan erschrocken, da er dies offiziell gar nicht wissen durfte.

„Was spielt das für eine Rolle? Wir schnappen uns den Kerl, bevor er verschwindet! Los, stellt sofort einen Trupp zusammen. Wissen wir, wo dieser Angelus wohnt?" lenkte der Kollege ein, worauf sofort ein Mannschaftstrupp zusammengestellt wurde, um den Mordverdächtigen zu verhaften.

„Er wohnt bei Mrs. Rosenberg!" verkündete Jonathan sofort, ohne nachzudenken, worauf der Inspektor ihm erneut einen kritischen Blick zuwarf.

*****

Lorne jagte sein Pferd über die Straßen. Als er endlich am Rosenberg-Anwesen ankam, sprang er von seinem Wagen und stürmte sofort ins Haus. Der Hausdiener wich erschrocken zur Seite, als Lorne, ohne sich standesgemäß anzumelden, an ihnen vorbeieilte und direkt auf den Salon zusteuerte.

Angelus und William waren erst kurz zuvor aus der Stadt zurückgekommen. Angelus saß niedergeschlagen in einem Sessel im Salon und berichtete Willow, welche nicht weit von ihm saß, gerade über den Verlauf seines Gespräches mit Direktor Snyder, als Lorne hereingestürmt kam.

„Angel! Gott sei dank, du bist hier", rief Lorne erleichtert aus.

„Was zum Teufel ist heute mit euch allen los? Besitzt denn keine mehr den Anstand sich anständig anzumelden?" schimpfte Willow empört.

„Tut mir leid, Liebes, aber dies ist ein Notfall. Angel, sag, warst du heute bei Direktor Snyder?"

„Ja, ich war gerade bei ihm, warum?" erwiderte Angel fragend.

„Sag mir die Wahrheit. Hast du ihn ermordet?" fragte Lorne direkt.

Angel sprang entsetzt von seinem Platz auf und rief: „Gott, nein! Wie kommst du darauf?"

Auch William war über diese Frage erschrocken und blickte von seinem Platz, am Boden, zu Lorne herauf.

Lorne musterte die beiden Gesichter von William und Angel und war erleichtert deren Entsetzten dort deutlich zu erkennen. Diese Blicke bestätigten seine Vermutung, dass Angel nichts damit zu tun haben konnte.

„Du musst sofort die Stadt verlassen. Am besten du fährst zurück nach Irland. Direktor Snyder wurde tot aufgefunden und in der Stadt erzählt man sich, dass du sein Mörder bist. Es gibt angeblich einen Zeugen, der dich gesehen hat", erklärte Lorne nun endlich genauer.

„Ich werde nirgendwo hingehen. Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Wenn ich jetzt flüchte, mache ich mir nur verdächtig", sagte Angel brüskiert.

„Angel, du hast nicht zugehört! Es gibt einen Zeugen, der behauptet er habe dich dabei gesehen, wie du den Direktor umgebracht hast! Du hängst schneller am Galgen, bevor du auch nur eine Gelegenheit bekommst deine Unschuld zu beweisen. Irgendjemand hat es auf dich abgesehen und das Beste, was du jetzt tun kannst, ist sofort das Land zu verlassen. Ich werde inzwischen nach Beweisen für deine Unschuld suchen. Und jetzt sieh zu, dass du verschwindest, die Gendarmerie kann jeden Moment hier sein."

Angel versuchte über seine Situation nachzudenken, doch er sah schnell ein, dass, wenn Lorne Recht hatte, er nicht allzu viel Zeit haben würde darüber nachzudenken und es im Augenblick vermutlich tatsächlich das Beste war zu fliehen.

„In Ordnung. Will, geh schnell nach oben. Pack nur das wichtigste zusammen. Nicht mehr als eine Tasche. Willow, kann ich zwei Pferde von dir haben?"

William zögerte keine Sekunde, um den Befehl seines Herrn zu befolgen, sodass er, als Willow antwortete, bereits unterwegs nach oben war. Nach Willows Zugeständnis eilte Angel sofort selbst in den Stall und begann mit Lornes Hilfe zwei Pferde zu satteln.

Nur kurze Zeit später waren Angel und William auf der Flucht nach Irrland.

 

*****

 

 

 

 

Teil 8 – Fear Of The Future

Lautes Keuchen und Stöhnen hallte zusammen mit dem Zusammenklatschen zweier nackter Körper durch den Raum.

„Oh Sir, bitte mehr! Ich brauche mehr! Oh bitte, Sir! Ich bitte Euch!" bettelte der Sklave, als würde sein Leben davon abhängen.

Ein kräftiger Klaps auf die nackte Pobacke erinnerte ihn daran, dass er nicht sprechen sollte. Er stöhnte erregt auf und stemmte seinen Hintern sehnsüchtig dem steifen Schaft entgegen, der sich mit quälender Langsamkeit in ihm bewegte. Zu mehr Bewegung war er nicht fähig, da seine Arme und Beine wie ein großes Kreuz an vier Bettpfosten gefesselt waren.

„Bitte, Sir! Bitte!" bettelte er erneut in einem fast weinerlichen Laut.

Sein Herr stieß daraufhin mit einem etwas kräftigeren Stoß in seinen Anus, worauf er begeistert aufstöhnte.

„Ja! Noch mal, Sir! Noch mal, bitte!"

Schließlich schien sein Herr seinem Betteln nachzugeben und er erhöhte sein Tempo. In schnellen kraftvollen Stößen vergrub er sich in den Anus seines Sklaven. Dieser stöhnte zu den Stößen auf und keuchte immer wieder: „Ja, Sir! Ja! Mehr!"

Endlich hörte der Sklave die erlösenden Worte: „Komm mit mir", und sogleich erreichten beide gleichzeitig ihren Höhepunkt. Der Herr ergoss sich in den Anus seines Sklaven und der Sklave spritzte seinen Samen in die Matratze. Erschöpft brachen beide zusammen und erholten sich von dem harten Liebesspiel.

„Irgendwann bedeutet das noch mal meinen Tod", keuchte der Herr.

„Dann werde ich mich in Zukunft mit weniger begnügen, Master Djoser", erwiderte Penn mit einem frechen Grinsen.

„Wenn du das wagst, verbiete ich dir jegliche sexuelle Befriedigung!" erwiderte Djoser gespielt streng.

„Solange ich Euch befriedigen darf, würde ich es ertragen, Sir", sagte Penn und drehte seinen Kopf dabei weit genug nach hinten, damit er seinen Herrn ansehen konnte.

Bei diesen Worten entwich Djoser ein Laut, der fast wie ein Knurren wirkte. Er liebte es, wenn Penn solche Dinge zu ihm sagte, was dieser genau wusste.

Ein Klopfen an der Türe störte die angenehme Idylle der beiden, weshalb Djoser sich widerwillig von seinem Sklaven erhob und dabei dessen rechte Hand von den Fesseln löste, damit dieser sich selbst befreien konnte.

„Ich hoffe dieser Kerl hat einen wirklich triftigen Grund, mich gerade jetzt zu stören", brummte er, während er rasch in einen Morgenmantel schlüpfte, zur Türe ging und diese nur einen Spalt breit öffnete, um den Blick auf sein Bett nicht sofort preiszugeben, wo Penn sich gerade seiner Fesseln entledigte.

Ein in schäbige, zerrissene Sachen gekleideter Junge im Jugendalter stand vor der Türe und grinste Djoser mit einem schmutzigen Gesicht und gelben Zähnen an.

„’tag Mr. Flanning, Sie sagten ich krieg ’n viertel Pfund, wenn ich Ihnen Informationen über Angelus bringe."

Djoser blickte in den Gang der Pension, ob auch niemand die beiden gehört habe, und ließ den Straßenjungen ohne ein Wort herein, indem er nur die Türe weiter öffnete und ihn hereinwinkte.

Voller Vorfreude auf das Geld, das er gleich bekommen würde, betrat der Junge das Zimmer und blieb mitten im Raum stehen. Fasziniert starrte er auf den Sklaven, welcher sich gerade von den letzten Fesseln an seinem Knöchel befreite, gleich darauf zu seinem Herrn blickte und auf Anweisungen wartete. Djoser ging an dem Jungen vorbei und setzte sich auf einen einfachen Stuhl, welcher als einziges Möbelstück neben dem Nachttisch stand. Er gab Penn ein kurzes Handzeichen, woraufhin dieser wusste, dass er sich neben der Türe an die Wand stellen sollte.

Misstrauisch sah der Junge dem Sklaven nach, wie dieser sich hinter seinem Rücken an der Wand aufstellte, dort die Hände hinter dem Rücken verschloss und ihn mit einem kaum merklichen Grinsen beobachtete.

„Der wird mir doch nichts tun, oder?" fragte der Junge nervös. Penn war ein gutes Stück größer als er und wirkte mit dem Ledergeschirr sehr bedrohlich.

„Nicht, solange du meine Zeit nicht vergeudest und du mir berichtest, was ich hören will", erwiderte Djoser mit einem amüsierten Blick.

„Hören Sie, Sie wollten Informationen über Angelus. Ich habe welche. Geben Sie mir das Geld und ich werde sie Ihnen geben", redete der Junge nun schneller.

Djoser nickte seinem Sklaven zu, worauf dieser die Börse seines Herrn aus dessen Jackentasche kramte, welche direkt neben der Türe an einem Hacken hing, und von dort eine viertel Pfund Münze entnahm.

Währenddessen sagte Djoser: „Mein Sklave behält dein Geld in seiner Hand. Wenn deine Informationen es wert sind, wird er es dir danach geben. Und jetzt erzähl mir endlich was du weißt, oder ich hole mir die Informationen von jemand anderem."

„Schon gut, schon gut. Ich habe gehört, Angelus hat den Direktor der Textilfabrik kaltblütig erstochen. Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Die Polizei sucht jetzt überall nach ihm, doch er ist spurlos verschwunden", rückte der Junge endlich mit der Sprache heraus.

Djoser konnte kaum fassen, was er da hörte. Er konnte unmöglich glauben, dass Angel ein Mörder wäre.

Möglichst ungerührt, fragte er nach: „Gibt es Zeugen, die ihn gesehen haben? Oder warum denken die Leute er wäre der Mörder?"

„Es gibt einen Zeugen. Ich konnte persönlich mit ihm sprechen. Sein Name ist Jonathan. Er sagte er habe genau gesehen, wie Angelus zusammen mit seinem Sklaven aus dem Büro des Direktors kam. Und als er gleich darauf ins Büro ging, fand er Mr. Snyder erstochen auf dem Boden liegend."

„Jonathan und wie noch?"

„Keine Ahnung? Krieg ich nun mein Geld, oder was?"

„Meinetwegen", erwiderte Djoser und nickte Penn zu, welcher dem Jungen seine Hand ausstreckte und ihm das Geld hinhielt.

Zögernd trat der Junge an Penn heran und griff sich rasch die Münze, um gleich darauf aus dem Zimmer zu flüchten.

Djoser blickte nachdenklich zu Penn und sagte: „Kannst du dir vorstellen, dass Angel einen Menschen umbringt?"

„Nein, Sir", erwiderte Penn.

„Ich auch nicht. Ich vermute, dass dieser Mord in Verbindung mit diesen Gerüchten steht. Zieh dich an, wir machen einen kleinen Spaziergang durch die Stadt."

„Jawohl, Sir."

*****

Mr. McDonald und Mr. Abrahms trafen sich an diesem Tag nun schon das zweite Mal. Gleich nachdem Gillian von dem schrecklichen Verbrechen in der Textilfabrik gehört hatte, ließ er Parker eine Nachricht zukommen, dass er ihn sehen müsse. So trafen sie sich erneut in dem vereinbarten Café, welches ihr gewohnter Treffpunkt war.

Gleich als erstes, als Parker zu Gillian an den Tisch trat, fing Mr. McDonald aufgeregt zu reden an: „Haben Sie schon davon gehört? Mr. Dexter hat den Direktor der Textilfabrik ermordet! Wie mir scheint, haben wir diesen Mann gründlich unterschätzt. Er ist noch grausamer, als ich dachte."

Mit falscher betrübter Miene, erwiderte Parker scheinbar betroffen: „Ja, Sir. Ich habe grad eben davon gehört. Eine wirklich schlimme Sache. Doch ich wusste schon immer, dass Angelus ein böser Mensch ist."

„Er scheint ein kaltblütiger Killer zu sein. Und er ist sehr gerissen. Von allen Leuten, mit denen ich gesprochen hatte, hörte ich nur positives über ihn. Er verstand es anscheinend sehr gut sich in der Öffentlichkeit zu verstellen. Doch dank Ihrer Hilfe, konnten wir sein wahres Gesicht lüften. Bald wird er für seine Verbrechen büßen! Ich hoffe wir kommen nicht zu spät und er wird Ihrem Freund nichts antun."

„Ich gestehe, darüber mach ich mir gerade auch sehr große Sorgen. Wie es scheint, ist Angelus verschwunden. Vermutlich ist er zurück nach Irrland geflohen. Ich plane mit ein paar vertrauten Männern dort hinzureisen und ihn dort zur Strecke zu bringen, damit er seiner gerechten Strafe nicht entkommen kann. Dazu fehlen mir im Moment jedoch die finanziellen Mittel, weshalb ich Sie bitten wollte, mich dahingehend ein wenig zu unterstützen", verpackte Parker seine Bitte um Geld in schöne Worte.

„Das ist eine großartige Idee! Ich werde Sie unterstützen so gut ich kann. Sagen Sie mir einfach wie viel Geld Sie benötigen werden und ich werde es Ihnen geben. Doch ich würde Sie sehr gerne auf diese Reise begleiten, denn ich will ihn endlich am Boden sehen, diesen Bastard!"

„Das halte ich für keine so gute Idee. Ich brauche hier jemanden, der mich informiert, falls es Neuigkeiten gibt. Ich werde mich regelmäßig telegrafisch bei Ihnen melden und Ihnen mitteilen, wie Sie mich erreichen können. Ich verspreche Ihnen, Angelus wird bestraft werden. Wenn alles wie geplant abläuft, wird er noch diesen Monat an einem Galgen baumeln."

„Also gut, wie Sie meinen. Aber bitte informieren Sie mich über alles, was dort passiert."

„Ich verspreche es Ihnen", erwiderte Parker mit einem freundlichen Lächeln, womit er seine Schadenfreude über Gillians Dummheit verbarg.

*****

Als Djoser am späten Nachmittag bei Lornes Laden ankam, wunderte er sich sehr, warum der Laden geschlossen war. Er wusste wo der eigenwillige Ladenbesitzer wohnte, weshalb er den Fahrer seiner Kutsche nach dort verwies.

Wenig später kam die Kutsche bei Lornes Wohnung an. Gefolgt von seinem Sklaven, verließ Djoser die Kutsche und trat an die Türe, um zu klopfen. Gleich darauf öffnete ein ziemlich besorgt dreinblickender Lorne die Türe.

„Djoser, was willst du hier? Stimmt etwas nicht mit der Ware, die du gekauft hast?" fragte Lorne leicht genervt nach.

„Nein, die Ware ist perfekt. Kann ich kurz reinkommen und mit dir sprechen? Es wäre wichtig."

„Im Moment ist es schlecht, ich wollte gerade das Haus verlassen, also wenn es nicht wirklich wichtig ist…"

„Es ist wichtig. Es geht um Angel", erwiderte Djoser frei heraus.

Leicht verärgert, meinte Lorne: „Du hast wohl von den Neuigkeiten gehört, nicht wahr? Angel ist…"

„Kein Mörder", fiel ihm Djoser ins Wort. „Ich weiß. Angel würde nie jemanden töten. Deshalb bin ich auch hier. Weißt du wo er ist? Ich denke ich habe ein paar Informationen, die ihm vielleicht behilflich sein könnten."

Lornes Ärger wich einer Überraschung und er fragte: „Du willst Angel tatsächlich helfen?"

„Deswegen bin ich hier. Lässt du mich jetzt rein?"

„In Ordnung, komm rein", erwiderte Lorne schließlich und machte Djoser Platz zum Eintreten.

Nachdem es sich beide in Lornes kleiner Stube gemütlich gemacht haben und Penn sich, wie eine persönliche Wache, an eine der Wände stellte, fragte Lorne nach: „Also, was hast du für Informationen?"

„Es ist nicht viel, aber ich habe gehört, dass vor kurzem ein Anwalt in die Stadt gekommen ist und er derjenige ist, der die Gerüchte über Angel verbreiten ließ. Allerdings konnte ich nicht herausfinden, wer der Kerl ist, oder wie er heißt. Und ich habe den Vornahmen des Zeugen, der behauptet er habe Angel dabei beobachtet, wie er aus dem Büro des Direktors kam. Er heißt Jonathan. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob auf diese Information wirklich Verlass ist, aber ich denke, mit ein paar Recherchen lässt es sich genauer überprüfen."

„Das ist nicht besonders viel. Wer sagt mir, dass nicht doch du hinter all diesen Dingen steckst und du deshalb auch diese Informationen kennst?"

Djoser seufzte resigniert. Er ahnte, dass niemand ihm glauben würde.

„Du musst mir einfach glauben. Ich will Angel nichts Böses. Gib mir ’ne Chance und ich beweise dir, dass ich die Wahrheit sage. Sage mir wo Angel steckt, damit ich ihm helfen kann."

„Was hast du vor? Was willst du tun?"

„Das, was ich immer tue. Mich im Schatten verstecken und ein Auge auf ihn werfen. Ich bin überzeugt davon, dass es jemand auf ihn abgesehen hat. Und wenn dieser jemand nicht davor zurückschreckt einen Menschen zu töten, um sein Ziel zu erreichen, dann wird er auch ihn töten, wenn es sein muss. Ich werde mich im Verbrechermilieu verstecken. Vielleicht kann ich dort etwas in Erfahrung bringen. Doch Angel darf nichts davon wissen! Er vertraut mir nicht mehr und denkt ich würde ihn hintergehen."

„Und warum sollte ich dir vertrauen?" fragte Lorne noch immer skeptisch.

„Weil ich dir Penn hier lassen werde."

„Was?" fragte Lorne vollkommen perplex und sprach damit Penn aus der Seele. Penn wollte auf gar keinen Fall von der Seite seines Herrn weichen.

„Ihn mitzunehmen ist mir zu gefährlich. Bei dir weiß ich, dass es ihm an nichts fehlen wird und du ihn gut behandeln wirst."

„Was soll ich mit ihm? Ich hatte noch nie einen Sklaven!"

„Du kannst ihn als Werbeobjekt einsetzen. Lass ihn in deinem Laden mit deinen neuesten Kollektionen herumlaufen. Das schafft dir sicher einen guten Umsatz. Und sieh es als einen Beweis, dass ich es ernst meine und auf Angels Seite stehe. Ich denke du weißt, wie viel mir Penn bedeutet."

Lorne blickte nachdenklich zu Penn, welcher nervös auf dessen Antwort wartete. „Also gut. Ich weiß zwar nicht warum ich das tue, aber ich vertraue dir. Angel ist unterwegs nach Irrland."

„Ist er verrückt? Dort wird man ihn als erstes suchen! Dieser Idiot!" rief Djoser aus.

„Dort hat er genug Freunde, die ihm helfen. Und er kann sich einen Anwalt nehmen, der auf seiner Seite steht."

„Großartig. Und was nutzen ihm all die Freunde, wenn ihn jemand hinterrücks ersticht, oder erschießt? Verdammt, ich werde sofort abreisen", schimpfte er weiter und erhob sich von seinem Platz.

„Djoser, was hast du vor?" wollte Lorne wissen.

„Ich werde versuchen Angel den Rücken freizuhalten. Versprich mir, dass du ihm keine Nachricht über mich zukommen lässt. Es wäre nicht gut. Für keinen von uns beiden. Und pass gut auf Penn auf. Kann ich mich auf dich verlassen?"

„In Ordnung, du kannst dich auf mich verlassen", gab Lorne endlich klein bei.

Djoser trat an Penn heran, der ihn mit flehenden Augen ansah, und sagte: „Du wirst hier bei Lorne bleiben und gut auf ihn aufpassen, hast du verstanden?"

Penn fiel vor Djoser auf seine Knie und flehte seinen Herrn verzweifelt an: „Master Djoser, bitte nehmt mich mit Euch! Lasst mich nicht wieder allein. Ich flehe Euch an. Ich werde Euch nicht im Weg stehen, ich schwöre es. Bitte nehmt mich mit Euch. Bitte!"

Fünf lange Jahre war er von seinem Herrn getrennt gewesen, als dieser im Gefängnis war. Während all dieser Zeit und all der Qualen, die er unter seinem damaligen Herrn ertragen musste, hörte er nie auf, Djoser als seinen wahren Herrn und Meister zu sehen und zu vergöttern. Während all dieser Zeit sehnte er sich zu ihm zurück und nun, da er endlich wieder bei ihm war, wollte er ihn wieder weggeben.

Djoser brach beinahe das Herz, als er seinen Sklaven so betteln sah. Doch er wollte Penn nicht in Gefahr bringen und bei dem, was er vorhatte, war eine Menge Gefahr mit im Spiel, weshalb er liebevoll auf Penn einredete: „Penn, hör mir zu. Ich lasse dich nicht in Stich. Ich habe es vor fünf Jahren nicht getan und werde es auch jetzt nicht tun. Hier bei Lorne bist du sicher. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Versprich mir, dass du Lorne gehorchen wirst und dich anständig aufführst. Versprich mir, dass du mich stolz machen und du auf die Worte deines Herrn hören wirst. Wirst du das für mich tun?"

Penn sah ein, dass er keine Chance hatte. Die Entscheidung seines Herrn stand bereits fest. Mit traurigen Augen erwiderte er: „Ich werde Euch stolz machen, Master Djoser."

„Das ist mein Junge", erwiderte Djoser stolz und beugte sich zu einem letzten Kuss auf Penns Stirn herab.

Danach verabschiedete er sich von Lorne, um sich sofort auf den Weg nach Irrland zu machen.

 

*****

Angel und William ritten stumm nebeneinander her. Für William war es sehr seltsam wieder auf der Flucht zu sein. Wieder beinahe denselben Weg zu reiten, den er vor etwa einem Jahr geritten war. Mit demselben Ort als Ziel. Nur, dass diesmal sein Herr an seiner Seite ritt.

Immer wieder musste William zu Angelus herüberblicken, um sich zu erinnern, dass er nicht wieder alleine auf sich gestellt war, sondern sein Herr bei ihm war. Zudem war es so ungewohnt mit seinem Herrn auf gleicher Höhe zu sein, da er sonst immer neben ihm kniete, oder auf dem Boden saß. Hier saßen sie beide auf einem Pferd auf etwa der gleichen Sichthöhe. Dies war irgendwie unbehaglich.

Sein Herr sprach kaum ein Wort, während ihres langen Rittes und William wusste nicht, ob er sprechen durfte, da er Angel nicht berühren konnte, um für eine Sprecherlaubnis zu bitten. Allerdings hatte er auch nicht gewusst, was er zu ihm hätte sagen sollen. Ihn störte nur diese ewige Stille und er wäre über etwas Abwechslung froh gewesen.

Angel bemerkte nicht, dass William sich unwohl fühlte, denn seine Gedanken waren viel zu sehr in seinen Problemen verstrickt. Er sorgte sich über seine Geschäfte. Darüber, dass er als Mordverdächtiger galt. Er fürchtete um die Existenz seiner Firma. Doyles Familie, seine Frau Darla, sein ganzes Hauspersonal und viele weitere seiner Freunde lebten bisher ein gutes Leben, weil er es schaffte genügend Geld zu verdienen.

Was würde passieren, wenn er dies nicht mehr konnte? Was, wenn ihm etwas zustoßen würde? Was würde aus all den Menschen werden, die er liebte? Und was ihn am meisten belastete war: Was würde aus William? Bisher hatte er nie einen Gedanken daran verschwendet sich um Williams Zukunft zu sorgen und gerade jetzt belastete ihn ein ziemlich schlechtes Gewissen deswegen.

Wenn ihm etwas zugestoßen wäre, er vielleicht bei der Reise umgekommen, oder er wegen dieser Mordsache verhaftet worden wäre. Was wäre dann aus William geworden? All diese Gedanken machten Angel Angst. Er wollte so schnell wie möglich zurück in seine Heimat und dort sofort nach seiner Ankunft einen Anwalt aufsuchen. Nicht wegen seiner eigenen Probleme, sondern hauptsächlich, um Williams Zukunft zu sichern.

Er musste Vorkehrungen treffen, falls ihm etwas zustoßen, oder er in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten würde. Der Gedanke, dass man William zwangsversteigern könnte, wie man es mit Penn gemacht hatte und er dabei an einen genauso grausamen Kerl geraten könnte, beunruhigte ihn zutiefst.

„Sir?" brach William nach langem Schweigen die Stille, obwohl er sich nicht sicher war, ob es seinem Herrn recht war, wenn er ihn ohne vorherige Erlaubnis ansprach.

Williams Stimme riss Angel regelrecht aus seinen tiefen Gedankengängen. Er blickte zu ihm und sah ihn für einen kurzen Moment lang an, als wäre er überrascht über dessen Anwesenheit. Angel hatte sich so viele schlimme Gedanken gemacht, was wäre, wenn William in der Hand eines anderen grausamen Mannes wäre, dass er für eine Sekunde lang vergaß, dass noch alles in Ordnung war.

Als Angels Gedankenwelt sich endlich wieder in der Realität befand, fragte er: „Was ist? Willst du mir etwas sagen?"

„Ja, Sir. Es tut mir Leid, aber ich denke, das hier ist der falsche Weg", erklärte William vorsichtig, da er Angelus’ Stimmung nicht einschätzen konnte.

„Der falsche Weg? Bist du sicher?" erwiderte Angel, während er sein Pferd zum Stehen brachte.

„Ja, Sir. Seht Ihr? Diese Hügelgruppe da links von uns. Dort müssen wir rüber, wenn wir zur Küste wollen", sagte William und deutete in die Richtung, wo man in der Ferne eine Anreihung von Hügeln sehen konnte.

„Okay, wenn du das sagst. Ich muss ehrlich sagen, ich bin mir nicht ganz sicher in welche Richtung wir müssen, aber du musst es ja wissen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass du diesen Weg reitest."

Die Art, wie Angel nun mit ihm redete, beruhigte William sehr. Vorhin hatte er das Gefühl, dass etwas seinen Herrn sehr stark belasten würde, doch nun schien er wieder normal zu sein.

Schwach lächelnd, erwiderte William: „Stimmt, Sir. Aber diesmal bin ich nicht alleine."

Angel lenkte sein Pferd in die Richtung, die William vorschlug, und fragte: „Du bist nicht gern allein, nicht wahr?"

„Nein, Sir", gab dieser zur Antwort, während er sein Pferd ebenfalls in diese Richtung antrieb.

Angel sah nachdenklich zu William herüber und fragte sich selbst, bei wem seiner Freunde William wohl am besten aufgehoben wäre, falls ihm etwas passieren würde, doch der einzige Mensch, der ihm annähernd in den Sinn kam, kam dafür auf keinen Fall in Frage. Die Zeiten, in denen er Djoser blind vertraute, waren längst vorbei.

„Was würdest du tun, wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre?" fragte Angel dann.

William erschrak über diese Frage. Sofort fragte er sich, wie Angel dies meinte. Wollte er ihn allein lassen? Was meinte er mit „nicht mehr da"?

„Sir, was meint Ihr damit?"

„Stell dir vor ich würde umkommen. Wohin würdest du gehen wollen? Wem würdest du vertrauen? Was würdest du tun wollen?" Angel hoffte durch diese Fragen zu erfahren, was William in so einem Fall tun würde. Vielleicht konnte er seine Vorkehrungen danach richten?

„Ich weiß nicht, Sir? Ich will nicht, dass Euch etwas zustößt!"

William verstand diese Fragen nicht und sie machten ihm Angst. Er wollte nie wieder ohne seinen Herrn sein. Er konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.

Angel seufzte und versuchte es noch mal: „Bei wem würdest du gerne leben, wenn ich nicht mehr da wäre?"

„Ich will bei niemand anderem leben, als bei Euch, Sir", erwiderte William energisch. War dies ein Test seines Herrn?

„Ja, aber was ist, wenn ich sterbe? Was, wenn ich verhaftet werde und man mich wegen Mordes hinrichten lässt? Will, bei wem würdest du dann bleiben wollen?"

Langsam begriff William, worauf sein Herr hinauswollte, doch er wollte nicht an solche Dinge denken.

„Bitte sagt so etwas nicht, Sir. Ich will nicht, dass Euch so etwas geschieht."

„Antworte mir! Ich weiß, dass du mich verstehst!"

William zögerte noch einen kurzen Moment, bis er schließlich antwortete: „Ich würde gern zu Hause bleiben, bei Lady Darla. Bei Faith und den anderen. Dort fühle ich mich daheim."

„Und wenn es kein Zuhause mehr gibt? Wenn alles verkauft wird? Wohin dann?"

William dachte einen Augenblick darüber nach und sagte: „Mrs. Rosenberg oder Lorne."

Angel machte sich gedankliche Notizen, um dementsprechend ein paar Dinge regeln zu können.

Nach einer kurzen Stille fragte William: „Sir? Warum fragt Ihr mich all diese Dinge?"

„Einfach so. Mach dir darüber keine Gedanken. Lass uns lieber eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit finden. Es ist schon spät."

William ärgerte sich ein klein wenig, warum Angel ihm zuerst all diese Furcht erregenden Dinge in den Kopf setzte und ihm danach nicht sagte, weshalb er dies alles wissen wollte. William hoffte nur, dass keines der Dinge, die sein Herr angesprochen hatte, jemals passieren würde.

*****

 

 

 

Teil 9 – Discomfort

William lag schlafend in der sicheren Umarmung seines Herrn. Sie hatten am vergangenen Abend eine leere Scheune entdeckt, wo ein Bauer sein Stroh eingelagert hielt. Dort konnten sie sich ein kleines Nest bauen. Angelus hätte zwar genug Geld bei sich gehabt, um nach einem Hotelzimmer Ausschau zu halten, doch die nächste Stadt war zu weit entfernt und sie wussten nicht, ob man nicht bereits nach Angel suchte. Dies alles erinnerte William sehr stark an seine große Reise vor einem Jahr.

Plötzlich wurde das Scheunentor aufgerissen, und ein paar Männer stürmten herein. William und Angel schreckten von ihrem kleinen Nest auf. Die Männer stürzten sich auf die Beiden, zerrten sie auseinander und zogen sie hinaus vor die Scheune. Angelus beschwerte sich wüst und fragte, was dies alles hier sollte. William bekam furchtbare Angst und fürchtete um das Leben seines Herrn.

Von jeweils zwei Männern festgehalten, zwang man sie beide auf die Knie. Ein weiterer Mann trat heran und als William dessen Gesicht schließlich erkannte, war er wie gelähmt. Es war Parker Abrahms, der sich seinem Herrn mit einem Messer in der Hand näherte. Er trug ein zufriedenes, selbstgefälliges Grinsen, welches Williams Blut in den Adern erfrieren ließ.

Angel schimpfte wütend auf und verlangte, dass man ihn sofort loslassen würde, doch niemand der Männer reagierte darauf. Parker lachte laut auf und stach dann zu. Hilflos musste William mit ansehen, wie Angel vor Schmerzen aufschrie. Die Männer ließen seinen Herrn los und dieser sackte zu Boden. William versuchte zu ihm zu kommen, doch die Männer hielten ihn unerbittlich fest. Es war, als hätten ihn all seine Kräfte verlassen.

Er starrte apathisch zu seinen Herrn, welcher schmerzvoll stöhnte und ihn mit einem traurigen, reuevollen Blick ansah. Angels Lippen formten die Worte „Es tut mir Leid", ohne einen Laut von sich zu geben.

Plötzlich sah William Parkers dreckiges Grinsen direkt in seinem Blickfeld. Er spürte, wie dessen Hand seine Haare packte und seinen Kopf mit Gewalt in den Nacken zog. William versuchte dem Anblick dieses verhassten Menschen auszuweichen, doch er schaffte es nicht die Augen zu schließen. Widerwillig blickte er in das eiskalte Antlitz.

Parker beugte sich zu ihm herab und flüsterte ihm ins Ohr: „Jetzt gehörst du mir."

„Nein!" schrie William voller Verzweiflung laut auf. Gleichzeitig sprang er auf und konnte sich endlich aus dem festen Griffen befreien.

Aufrecht saß er in dem warmen sicheren Nest, welches er und sein Herr am Abend zuvor gemacht hatten. Sein Herz schlug wie verrückt und er keuchte und zitterte vor Panik. Sofort war Angel an seiner Seite, um ihn zu beruhigen. Es war alles nur ein böser Traum.

William fiel um den Hals seines Herrn und brach in verzweifelte Tränen aus. Dies war der schlimmste Traum, den er bisher gehabt hatte. Sonst war es immer nur er, welcher, in seinen Träumen, der Gnade von Parker ausgeliefert war, doch diesmal hatte er den Tod seines Herrn gesehen.

Angel strich seinem Jungen sacht über den Rücken und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Er griff sich seinen großen Mantel, den die Beiden als Zudecke benutzten und legte ihn William um den Körper, damit er es wärmer hatte.

Trotz all der tröstenden Worte, dauerte es noch Minuten, bis William sich wieder beruhigte. Schließlich rutschte Angel gegen einen Strohballen und lehnte sich dort an, wobei er William mit sich zog und ihn an seine Brust legte, dessen Kopf in seiner Halsbeuge vergraben.

Mit ruhiger Stimme fragte er ihn: „Geht es wieder?"

William kam sich nun sehr albern vor, dass er wie ein Schwächling geheult hatte, weswegen er auf Angels Frage nur stumm nickte.

„Erzähl mir, wovon du geträumt hast. War es wieder ein Traum mit diesem Parker Abrahms?" fragte er vorsichtig nach.

Wieder nickte William nur in Angels Halsbeuge hinein.

„Was ist in diesem Traum passiert? Du hast diesmal heftiger reagiert, als sonst. War es diesmal schlimmer?" Angel wusste, dass es für William besser war, wenn er darüber redete. Und er wollte wissen, mit welchen Ängsten sich sein Sklave quälte. Nur so konnte er vielleicht einen Weg finden ihm zu helfen.

„Er war hier und…" fing William an, brach aber dann ab.

„Wer war hier? Parker?" half Angel ihm auf die Sprünge.

Erneut ein Nicken von William.

„Was hat er gemacht? Hielt er dich fest? Wollte er dich quälen?" fragte Angel nach genaueren Einzelheiten, da er die meisten von Williams Alpträumen kannte.

Diesmal schüttelte William verneinend den Kopf und sagte dann leise murmelnd: „Er hatte ein Messer. Er ging auf Euch zu. Da waren Männer, die Euch festhielten. Und dann stach er auf Euch ein. Ihr habt geschrieen und dann…" wieder brach er ab. Er wollte nicht an all das erinnert werden. Er wollte viel lieber alles vergessen.

Als Angel diese Schilderung hörte, wurde ihm recht schnell klar, woher dieser Alptraum gekommen war. Seine vielen Fragen am Vortag mussten William durcheinander gebracht haben.

Mit ruhiger Stimme sprach er auf William ein, wie ein Vater, der seinen Sohn beruhigen will: „Will, hör mir zu. Du musst keine Angst haben. Mir passiert nichts. Und ich werde es nicht zulassen, dass Parker Abrahms dir zu nahe kommt."

„Sir, ich bin kein kleines Kind. Ich weiß, dass Ihr alles tun würdet, um mich vor Parker zu beschützen, doch was ist, wenn man Euch verhaftet? Was, wenn Euch etwas zustößt? Selbst Ihr könnt solche Dinge nicht verhindern."

Angel erschrak, als er diese Worte hörte. Es waren dieselben Fragen, die er sich selbst am Vorabend gestellt hatte, doch es nun von William, zusammen mit dessen Angst in der Stimme, zu hören, verursachte bei ihm ein noch schlechteres Gewissen, als er es ohnehin schon hatte.

„Ich verspreche dir, dass ich Vorkehrungen treffen werde. Ich werde in meinem Testament festlegen, was mit dir nach meinem Tod geschehen soll. Ich werde dir die Freiheit schenken, doch du kannst auch weiter bei Darla bleiben. Sie wird nichts dagegen haben. Und zur Not kannst du auch zu Willow oder zu Lorne gehen. Sie werden dir bestimmt helfen. Du brauchst keine Angst davor haben, dass dir etwas Schlimmes passiert."

William entfernte sich von Angels Brust und sah seinen Herrn bestürzt an. „Sir, ich habe keine Angst davor, was mit mir passiert. Ich mache mir mehr Sorgen um Euch! Ich will nicht, dass Euch etwas geschieht! Ich will nicht, dass man Euch ins Gefängnis sperrt und meine größte Angst ist es, dass Ihr verletzt werdet oder gar sterbt! Ich bin nicht dumm! Ich habe sehr wohl mitbekommen, dass es jemand auf Euch abgesehen hat."

Gekränkt darüber, dass Angelus ihn anscheinend für geistig minderbemittelt hielt, erhob sich William von ihrem Nest und begann ihre Sachen für die Weiterreise zusammenzupacken.

Angel war etwas verwirrt über das beleidigte Verhalten von William. Es war nicht seine Absicht gewesen ihn zu kränken. Er wollte ihn nur beruhigen. Kurz wusste er nicht, wie er darauf reagieren sollte, bis ihm wieder einfiel, dass er der Herr war und er seine Haltung zu wahren hatte. Deshalb erhob auch er sich von dem Platz und sagte streng:

„Vergiss nicht wer dein Herr ist, William. Erinnere dich, wie du dich mir gegenüber zu verhalten hast."

William war gerade dabei eins der Pferde zu satteln, als er die Worte seines Herrn hörte. Es stimmte, er hatte für einen Moment vergessen, dass er ein Sklave war. Das passierte ihm in letzter Zeit immer öfter, wenn sie beide allein und ungestört waren. Vor allem seit dieser neuen Regel, nach der er seinen Herrn ohne üblichen Umgangsformen betiteln sollte.

Er fragte sich oft, was diese Regel bezwecken sollte. Was wollte Angelus damit erreichen? Wenn sein Herr wirklich wollte, dass sie beide Freunde wurden, warum wies er ihn jetzt auf sein Verhalten hin? William hatte sich nur Sorgen gemacht. Dies alles verwirrte ihn nur noch mehr. Und es verletzte ihn.

Den Sattel lose auf dem Pferd liegen lassend, wandte er sich zu seinem Herrn zurück und ging vor ihm auf die Knie. Er nahm seine kniende Haltung auf demonstrative Weise ein. Hielt seine Schenkel weit offen, den Blick fest auf den Boden gerichtet und die Hände zu Fäusten hinter dem Rücken verschränkt, genauso, wie Angelus es ihm gelehrt hatte.

„Ich bitte um Verzeihung, Sir", sagte er mit fester Stimme, wobei ein gewisser Protest mitschwang.

Als Angel William so vor sich knien sah, wurde ihm schlagartig bewusst, dass es ein großer Fehler war William auf diese Weise zu maßregeln. So würden sie sich nie als Freunde oder Liebende näher kommen. Doch er wollte sich diesen Fehler selbst nicht eingestehen. Wollte sich jetzt nicht weiter mit Williams Verhalten auseinandersetzen.

Im Moment galt es wichtiger Probleme zu bewältigen. Zuerst einmal musste Angel sich um seine Geschäfte und um Williams Zukunftssicherung kümmern. Doch zuvor mussten sie endlich nach Irrland kommen, weshalb er diesen Fehler von sich schob und nur knapp meinte: „Wir sollten aufbrechen."

William blickte vorsichtig von seinem Platz auf und beobachtete, wie Angel seinen Mantel vom ihrem Strohnest hochhob, diesen ausschüttelte und ihn anschließend anzog. Danach wandte sich Angelus zu dem zweiten Pferd und begann es zu satteln, während er auf das andere Pferd deutete, das William zuvor satteln wollte und sagte: „Das Pferd sattelt sich nicht von alleine."

William verstand den Wink, auch wenn es ihn wunderte, warum Angelus ihm keinen direkten Befehl gab. Er erhob sich von seinem Platz und beendete seine Arbeit an dem Pferd. Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen den Beiden, die auch noch später anhielt, als sie sich weiter auf den Weg nach Irland machten.

*****

Als Tara Mclay die Türe zu ihrer kleiner kleinen bescheidenen Hütte öffnete, welche abseits von London am Rande eines dichten Waldes stand, lächelte sie ihrem Gast, der ihr an diesem sonnigen Tag die Ehre erwies, bereits wissend entgegen.

„Hallo Lorne, du kommst genau richtig. Ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht. Setzt euch doch schon mal auf die Veranda, ich bin gleich bei euch", trällerte sie Lorne und Penn entgegen, noch bevor Lorne irgendetwas sagen konnte, und verschwand wieder in der Hütte.

Penn blickte sich verwundert um. Hier, abseits von London, war er noch nie gewesen und er wusste nicht weshalb Lorne mit ihm hierher gekommen war. Als Lorne sich in einen der Korbstühle setzte, stellte er sich neben das Geländer der Veranda und nahm eine straffe Haltung ein, genauso, wie er es in Gegenwart von Djoser gewohnt war.

Lorne war mit Penns Gegenwart sichtlich überfordert. Er war es nicht gewöhnt einen Sklaven bei sich zu haben. Penns ständige Bereitschaft ihm zu dienen und dessen ständige Anwesenheit machten Lorne sehr nervös. Er fühlte sich in allem beobachtet und hatte ständig das Gefühl irgendetwas falsch zu machen.

Er war hierher zu seiner langjährigen Freundin gekommen, in der Hoffnung, sie könnte ihm bei seinem Problem behilflich sein. Tara galt bei vielen Leuten als Hexe und so manche bissige Frau wünschte sich die alten Tage herbei, wo man Frauen wie sie auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Doch all diejenigen Leute, die Tara wirklich kannten, schätzten ihr Wissen und ihre seltene Gabe.

Sie kannte jede Pflanze, die im Umkreis von zehn Meilen wuchs, sie wusste über deren heilende oder tödliche Wirkung bescheid. Sie wusste welche der Kräuter man für jedes x-beliebige Wehwehchen zusammenmixen musste und hatte auch für so manch anderes Leiden, welches nicht unbedingt körperlicher Natur war, ein Heilmittel parat.

Außerdem kamen viele Leute zu ihr, um sich von ihr die Karten legen zu lassen. Tara zeigte ihren Besuchern mit Hilfe ihrer Karten auf, welche Leiden oder Sorgen sie in ihrem Leben plagten und wie sich deren Zukunft entwickeln könnte.

Sie war eine Außenseiterin, die ihr kleines glückliches Leben abseits der Londoner Hektik lebte und sich und ihr uneheliches Kind mit ihren Talenten ernährte. In Zeiten wie diesen, gab es viele Menschen, die sich an sie und ihre ungewöhnlichen Künste wandten. So wie Lorne, welcher unter vielen Anderen ein ständiger Gast war.

Nach nur wenigen Minuten erschien sie wieder auf der Veranda, mit ihrem erst fünf Monate alten Baby auf dem Arm. Sie schob das kleine Bündel direkt in Penns Brust, worauf dieser gezwungen war, das Baby entgegenzunehmen. Tara achtete nicht auf den panischen Blick, mit dem Penn sie und das Baby ansah, und verschwand wieder in der Türe, um gleich darauf mit einem vollen Tablett wiederzukommen.

Lorne beobachtete amüsiert, wie Penn das Baby unsicher von seinem Körper weg hielt und es argwöhnisch ansah. Fast flehend fuhr Penns Blick zu Lorne, als wollte er darum bitten, dass dieser ihm das Kind abnehmen würde oder ihm anordnen würde es irgendwo anders hinzulegen, egal wo, Hauptsache weg von ihm.

Tara war sich Penns Unsicherheit durchaus bewusst, doch sie ignorierte es vollkommen und begann stattdessen für sie alle drei Tee einzuschenken. Lorne kannte seine alte Freundin sehr gut und ahnte, dass sie damit etwas bezwecken würde. Ihm war nur nicht klar, was.

„Ist es nicht ein herrlicher Tag heute?" fragte Tara vergnügt und lächelte Lorne zufrieden entgegen, während sie ihre Karten aus ihrer Rocktasche hervorkramte und anfing zu diese zu mischen.

„Ja, das Wetter ist wirklich ausgesprochen schön heute", erwiderte Lorne in typischer englischer Manier.

Das Baby schien nicht sehr glücklich über die Haltung, in der Penn es mit seinen beiden großen Händen hielt, und begann leicht zu quengeln. Tara wandte sich von ihrem Platz aus zu ihm um und erklärte: „Du musst sie an deine Brust legen. Sie will dein Herz schlagen spüren."

Penn blickte Hilfe suchend zu Lorne und wünschte sich im Moment nichts sehnlicher, als dass sein Herr bei ihm wäre. Zögernd befolgte er den Rat dieser seltsamen Frau und legte sich den kleinen Körper des Mädchens an die Brust. Sofort beruhigte sich das Baby und lächelte ihm sogar entgegen. Penns Panik wich ganz langsam einem seltsamen warmen Gefühl und fasziniert beobachtete er das junge Leben in seinen Armen.

„Siehst du? Jetzt beruhigt sie sich", meinte Tara zufrieden und wandte sich zurück an den Tisch, wo sie sich ihre Teetasse nahm und daran nippte.

„Warum hast du das getan?" fragte Lorne endlich.

„Du bist doch hier, weil er dich verunsichert, nicht wahr?" erwiderte Tara mit einem wissenden Lächeln, während sie wieder weiter die Karten mischte.

„Woher weißt du das?" fragte Lorne sichtlich erstaunt.

„Ich weiß es einfach. Erzähl mir von ihm. Wer ist er?" wollte Tara genauer wissen.

Sie legte den Stapel Karten vor Lorne auf den Tisch, damit er abheben würde. Während er dies tat, begann er zu erzählen: „Sein Name ist Penn. Er gehört Djoser. Erinnerst du dich an Djoser?" Tara nickte bestätigend, während sie anfing die Karten in einer bestimmten Konstellation auf dem Tisch zu legen.

Lorne fuhr fort: „Djoser bat mich, auf Penn aufzupassen, während er unterwegs nach Irland ist, weil er dort nach Angel sehen will. Ich schätze du hast von Angels Problemen gehört?"

„Nein", erwiderte sie nur knapp.

„Nein? Na gut. Ist nicht so wichtig. Jedenfalls macht er mich wahnsinnig! Ständig verfolgt er mich. Ständig habe ich das Gefühl, er erwartet etwas von mir. Ich kann nicht mehr richtig schlafen und er macht mich nervös", erklärte er mit leidender Miene.

Kurz grinste sie ihm auf liebenswerte Weise entgegen, bevor sie sich weiter auf ihre Karten konzentrierte. Gebannt beobachtete Lorne ihr Handeln und wartete auf irgendeine Aussage von ihr, die ihm bei seinem Problem behilflich sein würde.

„Sag ihm, er soll sich zu uns setzen", meinte Tara eher beiläufig.

„Warum? Ist seine Anwesenheit von Wichtigkeit?" fragte Lorne interessiert, da ihm die Kunst des Kartenlegens schon immer faszinierte.

„Nein. Sein Tee wird kalt", erwiderte Tara, als wäre dies die einzig logische Antwort.

Lorne starrte sie einen Moment lang ungläubig an, bevor er zu Penn sagte: „Du hast gehört, was sie sagte. Setz dich zu uns und trink deinen Tee, bevor er kalt wird." Lorne konnte sich nicht recht helfen, ihm kam es irgendwie so vor, als würde Tara ihn veralbern.

Penn war es nicht gewohnt sich zu Herrschaften zu setzen, auch wenn Djoser es mit ihm nie so streng hielt, wie Angel es mit William tat. Dennoch war dies eine ungewöhnliche Order. Da Lorne aber derjenige war, unter dessen Obhut er momentan stand, folgte er zögernd und setzte sich unsicher zwischen die beiden Herrschaften an den kleinen runden Tisch, wo eine Tasse Tee auf ihn wartete. Das kleine Mädchen hielt er dabei ganz vorsichtig an seine Brust gedrückt, damit es nicht wieder zu quengeln beginnen würde.

Tara lächelte ihm auf freundliche Weise zu, womit Penn diese ganze Situation irgendwie noch unheimlicher war, als ohnehin schon. Immer wieder warf er Lorne unsichere Blicke zu. Lorne bemerkte diese Blicke und sie machten ihn wieder nervös. Klagend meinte er zu Tara: „Siehst du? Er tut es schon wieder. Er tut es die ganze Zeit!"

Penn verstand nicht, was Lorne meinte. Er versuchte wirklich alles, um Lorne ein guter Diener zu sein. Er hielt sich außerordentlich genau an alle Regeln, die Djoser ihm jemals beigebracht hatte, mit der einzige Ausnahme der intimen Dinge natürlich. Doch Lorne schien nicht zufrieden mit ihm zu sein, was ihn sehr beunruhigte, da er Djoser versprochen hatte Lorne ein guter Diener zu sein.

„Was tut er?" fragte Tara schließlich, während sie weiter die Karten studierte und sich gedankliche Notizen machte.

„Er sieht mich an, als würde er etwas von mir erwarten!" klagte Lorne erneut.

„Das ist alles? Das ist dein Problem?" fragte Tara ungläubig.

„Ja!" betonte Lorne.

„Lorne, wie lange arbeitest du nun schon in deinem Geschäft? Zehn Jahre? Fünfzehn? Und du willst mir wirklich erzählen, du weißt nicht, wie man mit Sklaven umgeht, wo du doch täglich mit ihnen zu tun hast?"

„In meinem Geschäft handle ich nicht mit Sklaven. Ich handle mit Ausrüstungsgegenständen, die man zur Sklavenhaltung verwendet. Dies setzt nicht voraus, dass man mit Sklaven umgehen kann. Ich kann damit einfach nichts anfangen", verteidigte er sich.

Tara seufzte auf und begann dann zu erklären: „Sieh ihn dir an. Siehst du nicht, dass er genauso verunsichert ist, wie du? Er schaut dich deswegen die ganze Zeit an, weil er sich vergewissert, ob du mit seinem Handeln einverstanden bist. Er sucht nur deine Bestätigung, nichts weiter."

Diese Aussage erstaunte Lorne etwas, weswegen er Penn überrascht fragte: „Ist das wahr?"

Penn fühlte sich zuerst gar nicht angesprochen, da die Herrschaften schon die ganze Zeit in seiner Gegenwart über ihn sprachen, als er dann aber merkte, dass die Frage ihm galt, erwiderte er: „Ähm, ja, Sir."

„Penn, bitte. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dieses „Sir" weglassen sollst?" sagte Lorne daraufhin.

„Verzeihung", murmelte Penn entschuldigend.

„Warum soll er dich nicht mit „Sir" ansprechen?" fragte Tara erstaunt.

„Weil ich nicht sein Herr bin und weil ich mich dann so alt fühle", gab Lorne widerwillig zu.

Tara unterdrückte ein Kichern und meinte dann: „Djoser hat ihn dir übergeben, damit bist du für ihn vorübergehend sein Herr. Du verwirrst ihn nur noch mehr, wenn du ihm untersagst dich mit „Sir" anzusprechen. Außerdem macht es dich gewiss nicht älter, also du es ohnehin bist."

„Du denkst, es ist besser, wenn ich ihn lasse?"

„Ja, das denke ich."

Zögernd sagte er schließlich zu Penn gerichtet: „Also gut, du kannst mich meinetwegen „Sir" nennen."

„Ja, Sir", erwiderte Penn erleichtert, da es für ihn schwierig war sich umzustellen.

„Fühlst du dich jetzt besser?" fragte Tara ihren langjährigen Freund.

„Ja, sehr. Aber eins musst du mir verraten. Woher wusstest du, dass ich ein Problem mit Penn habe? Hast du das alles in den Karten gelesen?"

„Nein. Ich sah, wie du mit deinem Wagen hergefahren bist und wie ihr beide auf die wohl umständlichste Weise, die ich je gesehen habe, vom Wagen gestiegen seid. Selbst ein Blinder hätte bemerkt, dass du mit ihm überfordert bist", berichtete Tara frech grinsend.

Die beiden waren nebeneinander auf dem Bock des Pferdewagens gesessen. Als Lorne aufgestanden war, stand Penn auch auf, da es sich nicht ziemte zu sitzen, wenn der Herr steht. Als Lorne sich dann noch mal setzte, um die Zügel festzubinden, setzte sich auch Penn wieder, da er ihm ersten Moment dachte, sie würden weiterfahren. Dann stand Lorne wieder auf, woraufhin auch Penn aufstand. Lorne musste aber noch die Feststellbremse bestätigen, welche seitlich am Wagen war, wo Penn jedoch stand. Umständlich versuchte Lorne um Penn herum zu greifen, schaffte es aber nicht.

Statt Penn anzuordnen, vom Wagen abzusteigen, oder für ihn die Bremse zu betätigen, setzte er sich wieder, um dann hinter Penns Rücken den Bremshebel anzuziehen. Doch als sich Lorne wieder setzte, setzte sich auch Penn wieder. Das ganze Spiel wiederholte sich noch einmal, bis Lorne endlich auf die Idee kam Penn anzuordnen, abzusteigen, damit er den Wagen korrekt abstellen konnte. Tara hatte das ganze von ihrem Fenster aus beobachtet und musste dabei furchtbar lachen. Es sah einfach zu komisch aus und es war allzu deutlich klar, dass die beiden ein eindeutiges Verständigungsproblem hatten.

„So umständlich war das nicht", verteidigte sich Lorne, wobei er jedoch über sich selbst lachen musste, als er daran zurückdachte.

Tara ignorierte diese Aussage und begann das Ergebnis ihrer Karten auszuwerten: „Ich sehe, dass sich geschäftlich einiges tut bei dir. Gibt es da irgendeine Veränderung?"

„Geschäftlich? Äh… Djoser meinte ich sollte Penn als Werbeobjekt benutzen."

„Huh?"

„Zeig’s ihr", ordnete Lorne Penn an.

Mit dem linken Arm weiter das Kind haltend, öffnete Penn mit seiner rechten Hand die ersten zwei Knöpfe von seinem Hemd und hielt es ein Stück davon auf, damit Tara einen Blick auf das Ledergeschirr werfen konnte, das er darunter trug.

„Oh! Ähm… die Idee ist gut. Die Karten deuten jedenfalls an, dass sich geschäftlich einiges bei dir tun wird. Allerdings sehe ich da auch ein paar Schwierigkeiten privater Natur. Du befindest dich auf einer langen Suche und du wirst nicht sehr erfolgreich sein. Es hat irgendetwas mit einem Toten zu tun. Hattest du kürzlich irgendeinen Todesfall in deiner Nähe?"

„Der Direktor der Textilfabrik wurde ermordet. Man beschuldigt Angel des Mordes an ihm. Willow und ich suchen nach dem wahren Mörder."

„Ah bitte, da haben wir es ja schon. Genau das sagen mir die Karten auch", meinte Tara stolz.

„Fein. Und können mir deine Karten auch sagen, wer der Mörder ist?"

„Sofern du ihn nicht umgebracht hast, können es mir die Karten nicht sagen. Ich lege sie ja nur für dich."

„Könntest du sie nicht für den Verstorbenen legen? Könntest du vielleicht so seinen Mörder identifizieren?"

„So etwas tue ich nicht. Es ist zu gefährlich sich bei verstorbenen Seelen einzumischen."

„Schade", erwiderte Lorne enttäuscht.

„Du wirst deine Antworten noch finden. Vertrau mir", versicherte sie ihm überzeugt, während sie ihre Karten wieder zusammenräumte und ihren Tee zu Ende trank.

Liebevoll strich sie ihrer kleinen Tochter über den Kopf und lächelte Penn dabei zu, welcher vor lauter Faszination für dieses junge Leben auf seinem Arm kaum mitbekommen hatte, worüber die Herrschaften geredet haben.

„Ihr Name ist Dawn", erklärte Tara stolz lächelnd.

„Sie ist wunderschön", murmelte Penn Gedankenversunken.

Als Lorne ihn dabei beobachtete, sah er zum ersten Mal den Menschen in Penn und nicht nur den Sklaven, welcher ihm anvertraut worden war. Es war seltsam, aber ganz plötzlich bereitete ihm dessen Anwesenheit ganz und gar kein Unbehagen mehr.

 

*****

 

 

 

Teil 10 – Dark Beauty

Nach einer schier endlos langen Reise, wo Angel und William mit dem Pferd über Wiesen, Wälder und Felder geritten waren, mit einer kleinen Fähre übers Mehr und zum Schluss mit einer Reisekutsche quer durch Irrland reisten, kamen sie endlich, an einem frühen Morgen, zu Hause in Galway an.

Nach dem Zwischenfall in dem Strohlager, gab es keine weiteren Ereignisse mehr, doch ihr Verhältnis zueinander war eher kühl geworden. Man könnte meinen, dass die Beiden viel Zeit füreinander gehabt hatten, da sie während ihrer Reise meist ungestört waren, doch eher das Gegenteil war der Fall gewesen.

William achtete streng auf all seine Benimmregeln und Angel vermied es seinem Sklaven weitere Fragen zu stellen, welche erneut Alpträume hervorrufen könnten. Sie redeten kaum miteinander, schenkten sich keine warmen Blicke, wie sie es sonst immer taten, und es gab auch kaum Zärtlichkeiten zwischen ihnen. Einzig allein wenn sie sich schlafen legten, lag William, wie gewohnt, in der sicheren Umarmung seines Herrn, doch sobald der Morgen graute, trennten sie sich voneinander und verfielen in die neue Routine.

Angel und William waren von der ungemütlichen Reise so erschöpft, dass sie beide fest schliefen, als die gemietete Kutsche nach einer langen Fahrt durch die ganze Nacht endlich beim Anwesen der Dexters vorfuhr. Angel saß angelehnt an der Kutschwand, und William an Angels Beinen. Erst, als der Fahrer der Kutsche die Türe öffnete, schreckten beide aus ihrem Schlaf hoch.

Gleich darauf erschien Darla im Hof und kam ihnen aufgeregt entgegen. Angel hatte ihr von unterwegs ein kurzes Telegramm geschickt und ihr von der Rückreise berichtet. Ihr fiel sofort auf, dass die beiden eine sehr anstrengende Reise hinter sich haben mussten. Während William das wenige Gepäck von dem Fahrer entgegen nahm, begrüßte Angel seine Gattin mit einem diskreten Kuss an der Wange.

„Um Gottes Willen, was ist nur passiert? Ihr seht aus, als wärt ihr zu Fuß von England bis hierher gelaufen", stellte Darla erschrocken fest.

„Genau so fühle ich mich auch, meine Liebe", bestätigte Angelus ihre Vermutung.

Kopfschüttelnd begleitete Darla ihren Ehemann ins Haus, während Faith, als ranghöchste Dienstbotin, den Fahrer der Kutsche bezahlte und ihm vor seiner Rückfahrt in die Küche schickte, damit er sich dort erfrischen konnte. Danach folgte sie William in den Salon, wo die Herrschaften mittlerweile eingetroffen waren. Angel schenkte sich von der Hausbar einen kräftigen Drink ein, den er anschließend in seinem Sessel genoss. William ging, wie immer, rechts neben dem Sessel auf die Knie.

Er war sehr froh, endlich wieder Zuhause zu sein und er hoffte inständig, dass sich hier alles wieder zum Besseren wenden würde. Sein Herr war die letzten Tage sehr distanziert zu ihm gewesen. Doch er wusste, dass Angelus viele Probleme belasteten, die weitaus wichtiger waren, als die Belange eines Sklaven. Deshalb hatte er sich bemüht seinem Herrn gut zu dienen und nicht an seine eigenen Wünsche zu denken. Dennoch erhoffte er sich nichts mehr, als dass sein Herr ihm wieder mehr Aufmerksamkeit schenken würde.

Angel war unendlich froh nicht mehr auf einem Pferd oder in Kutschen reisen zu müssen. Er war schrecklich erschöpft und sehnte sich nach nichts mehr, als einem entspannenden Bad und seinem eigenen weichen Bett, was er beides zusammen mit William genießen wollte.

„Faith, wie weit ist unser Bad?" fragte Angel gleich, als diese den Salon betrat, da er sich sicher war, dass sie bereits eines angeordert hatte. Faith wusste, dass dies das Erste war, was ihr Herr sich nach einer langen Reise gönnte, weshalb sie stets bei seiner Ankunft die restlichen Hausmädchen dazu anhielt ein Bad einzurichten.

Diesmal, war es ihr jedoch nicht möglich. „Es tut mir sehr Leid, Sir, aber das Bad ist im Augenblick besetzt. Sobald die Milady fertig ist, werde ich ein frisches Bad arrangieren lassen", erklärte sie entschuldigend.

Angel blickte verwundert zu Darla, welche ganz offensichtlich nicht badete und dann zurück zu Faith, die er dann fragte: „Von welcher Milady sprichst du?"

Faith blickte Hilfe suchend zu Darla, die daraufhin sofort einlenkte: „Wir haben letzte Woche Besuch erhalten. Deine Schwester ist hier. Sie wollte dringend mit dir sprechen, weshalb ich ihr angeboten habe hier auf dich zu warten."

„Dru?!" schrie Angel entsetzt auf und fuhr von seinem Sessel hoch. Faith zuckte erschrocken zusammen und war froh, dass nicht sie diejenige war, die dem Hausherrn diese Nachricht überbrachte. Jeder im Haus wusste, dass Angel und seine Schwester gewisse Indifferenzen hatten. Nun ja, jeder, außer William, welcher verwundert und etwas verunsichert aufblickte und beobachtete, wie sein Herr mit finsterer Mine neben ihm stand.

„Hast du nach mir gerufen?" ertönte plötzlich eine honigsüße Stimme von der Türe, wo Drusilla, die Schwester von Angel, mit einem provozierenden Lächeln auf ihren Lippen, stand. Faith entfernte sich sofort aus dem Salon, um für ihren Herrn ein frisches Bad arrangieren zu lassen. William blickte sich fasziniert zu der dunkelhaarigen Frau um, welche ihm lächelnd zuzwinkerte. Sie hatte eine seltsam mystische Ausstrahlung, die ihn magisch anzog.

„Dru, was willst du hier?" fragte Angel angespannt und riss damit William aus seiner Starre. Da diese Frau eine, für ihn, fremde Person war, nahm er seine korrekte kniende Haltung wieder ein und hielt somit seinen Blick vor sich auf dem Boden gerichtet.

„Was ist? Darf ich nicht mal meinen Bruder besuchen? Ich habe dich einfach nur vermisst", erklärte Drusilla unbekümmert, während sie näher trat und direkt an Angel vorbei ging, wobei sie den breiten Saum ihres prunkvollen Kleides mit Absicht an Williams Körper streifen ließ und sich dort in dessen Blickrichtung auf einen freien Sessel setzte.

William konnte nicht anders, als aufzublicken wo er ihren anzüglichen Blick bemerkte, der ganz offensichtlich ihm galt. Sofort sah er zu seinem Herrn auf, welcher dies nicht bemerkt hatte, da dieser immer noch zur Tür gewandt dastand und Drusilla in seinem Rücken hatte. Erst jetzt drehte er sich zu ihr um und fragte scharf: „Du hast mich noch nie ohne Grund besucht, also was ist jetzt der Grund?"

Drusillas Miene verfinsterte sich, als sich ihre Blicke trafen, und mit kalter Berechnung antwortete sie ihm: „Geld. Ich brauche Geld. Du weißt, was du Daddy an seinem Sterbebett versprochen hast, nicht wahr? Ich brauche eintausend Pfund und ich werde eine Weile hier wohnen müssen, bis ich mir was Neues gesucht habe."

„Eintausend…?!" schnaubte Angel ungläubig. „Was um alles in der Welt hast du schon wieder angestellt? Was hast du mit all dem Geld gemacht, das ich dir das letzte Mal gegeben habe? Damit hättest du jahrelang in Luxus leben können."

Sich ihre Fingernägel genauer betrachtend, äußerte sie beiläufig: „Ich habe in Geschäfte investiert. Doch leider ohne guten Erfolg. Du musst das positiv sehen. Wenn es geklappt hätte, wäre ich nie wieder wegen Geld zu dir gekommen.

Angel kämpfte um seine Nerven. Scheinbar wurde er im Moment regelrecht vom Unglück verfolgt. Er ging zur Hausbar und schenkte sich dort einen weiteren Drink ein. Dabei blickte er kurz zu Darla, welche sich in weiser Voraussicht aus dem Gespräch heraushielt, ihrem Gatten aber einen warmen tröstenden Blick zuwarf.

Der schwache Trost von Darla und das warme beruhigende Gefühl des Whiskeys schenkten ihm schließlich genug Kraft, um sich zu seiner Schwester zu wenden und mit schon fast fröhlicher Mine zu berichten: „Ich kann dir kein Geld geben. Ich bin so gut wie bankrott. Du kannst hier wohnen, aber ich habe kein Geld für dich."

Sichtlich amüsiert, erwiderte Drusilla: „Was? Ist das wahr? Liam Dexter, mein großer, wunderbarer, erfolgreicher Bruder hat finanzielle Schwierigkeiten? Das ist zu herrlich."

„Freut mich, wenn ich dich damit amüsieren kann", erwiderte Angel sarkastisch.

„Angel, ist das wahr?" fragte Darla besorgt nach, als sie von dieser Nachricht erfuhr.

Mit traurigem Blick wandte er sich zu ihr um und bestätigte es mit einem schwachen Nicken.

„Wie schlimm ist es?" fragte Darla genauer nach.

„Nicht jetzt. Ich verspreche, ich werde es dir später alles erzählen. Doch jetzt brauche ich erst ein schönes heißes Bad und ein bisschen Schlaf. Mach dir keine Sorgen. Es ist noch nicht so schlimm, dass unser Zuhause in direkter Gefahr ist", entschuldigte sich Angel, da er im Moment zu erschöpft war, um all die unangenehmen Neuigkeiten mit seiner Gattin zu diskutieren.

Darla hatte Verständnis für die Wünsche ihres Mannes. Außerdem konnte sie ihm deutlich ansehen, wie abgekämpft er war. „Ist gut. Erhole dich erst noch. Ich werde mich inzwischen um unseren Gast kümmern", erwiderte sie ihn liebevoll anlächelnd, womit sie in Wahrheit nichts anderes sagte, als dass sie ihm Drusilla für eine Weile vom Leib halten würde.

Dankbar nickte er ihr zu, leerte sein Glas in einem Zug und verließ den Salon, ohne seine Schwester eines weiteren Blickes zu würdigen. William erhob sich hastig von seinem Platz und folgte seinem Herrn aus dem Salon, wobei ihm nicht entging, wie Drusilla ihm verführerische Blicke zuwarf. Ihn irritierte das feindselige Verhalten zwischen den beiden Geschwistern, doch mehr als alles andere faszinierte ihn die anmutige Grazie dieser Frau. Sie wirkte geheimnisvoll und gefährlich. Und auf eine gewisse Weise erinnerte sie ihn an Angelus.

Zum Glück war das Bad bereits fertig arrangiert, sodass Angel sich endlich entspannen konnte. Für Spielereien war er zu erschöpft gewesen, weshalb er und William einfach nur in der Wanne lagen und ein wenig dösten. Zwar war William ein klein wenig darüber enttäuscht, dass es zu keinen Zärtlichkeiten zwischen ihnen kam, zumal seit vielen Tagen nie mehr als nur einfaches Kuscheln stattgefunden hatte. Sein Körper jedoch war über diese Entspannung sehr dankbar, weshalb er, eingehüllt in Angels Armen und umspült von dem warmen Wasser, beinahe einschlummerte.

Nach dem entspannenden Bad zogen sie sich ihn ihr gemeinsames Schlafzimmer zurück, wo sie beide regelrecht ins Bett fielen und nach nur wenigen Minuten erschöpft einschliefen. Es war eine sehr lange und anstrengende Reise gewesen und beide wurden von quälenden Gedanken belastet, weshalb sie in einen unruhigen Schlaf drifteten.

*****

Am Nachmittag erwachte Angel und entschied sich, lieber aufzustehen, da er sonst in der Nacht nicht mehr schlafen würde. Als er sich von dem Bett erhob, erwachte auch sein Sklave. William fühlte sich wie gerädert und wäre am liebsten liegen geblieben, doch als er sah, dass sich sein Herr ankleidete, stand auch er auf und half Angel dabei in seine Sachen zu schlüpfen.

Hier im Schlafgemach brauchte sich William an keinerlei Benimmregeln zu halten, dennoch vermied er es seinen Herrn direkt anzusprechen und verhielt sich ruhig und unterwürfig. Nachdem Angel vollkommen angezogen war, ging er in korrekter Stellung auf die Knie und wartete auf eine Anweisung.

Er selbst trug nichts weiter als nur sein Halsband. Bevor sie ihre große Reise angetreten waren, hatte William im Haus kaum Kleidung getragen, weshalb er annahm, dass dies nun wieder der Fall sein würde. Was ihn jedoch keineswegs störte, da er sich viel freier und ungezwungener fühlte, wenn er nackt im Haus umherlaufen konnte. Außerdem liebte er es, die schüchternen Hausmädchen mit seiner nackten Blöße zu necken.

Umso mehr überraschte es ihn, als Angel etwas griesgrämig meinte: „Ich will nicht, dass du so herumläufst. Zieh dir was an."

William sah zu seinem Herrn auf und konnte gerade noch sehen, wie dieser das Zimmer verließ. Er wusste nicht einmal welche der Sachen er sich anziehen sollte. Sonst legte Angel ihm immer etwas zur Seite. Langsam nervte ihn Angels schlechte Laune, zumal er alles versuchte, um seinem Herrn ein guter Sklave zu sein.

„Fein, dann zieh ich mir halt was an", murmelte er vor sich her und entschied, die leichten schwarzen Sachen anzuziehen, welche er meist Zuhause trug, wenn Besuch erwartet wurde, wobei ihm wieder einfiel, dass ja bereits Besuch im Haus anwesend war und er dabei an die dunkle Schönheit denken musste, welche er bei ihrer Ankunft gesehen hatte.

Er erinnerte sich wieder an ihre anzüglichen Blicke, und fragte sich was diese zu bedeuten hatten. Er konnte es kaum erwarten sie wieder zu sehen und mehr über sie zu erfahren. Rasch zog er sich die Sachen an und verließ das Schlafgemach, um nach seinem Herrn zu sehen.

Er fand ihn, wie erwartet, unten im Salon, wo Angel bereits mit Darla die ernste Lage seiner Geschäftssituation und die Ereignisse in London besprach. William war ein wenig enttäuscht, dass Angels Schwester nirgends zu sehen war. Er ging wie gewohnt neben Angels Sessel auf die Knie, wo er unbewusst auf dessen streichelnde Hand in seinen Haaren wartete, welche jedoch nicht kam.

Angels Gedanken waren viel zu sehr mit seinen Problemen belastet, sodass er kaum auf seinen Sklaven achtete. Erst viel später am frühen Abend, nachdem Angel alles berichtet und er seinen dritten Drink geleert hatte, wanderten seine Finger zu Williams kurzen Locken und spielten damit.

Ein unbewusstes Seufzen entwich William dabei. Es war schon so lange her, dass er dies spüren durfte, weshalb er seine Augen schloss und dieses Gefühl einfach nur genoss. Viel zu bald aber war die Hand wieder verschwunden. Abrupt stand Angel von seinem Platz auf und meinte zu William und seiner Gemahlin: „Ich muss dringend in die Stadt reiten. Ich habe dort etwas Wichtiges zu erledigen. William, du bleibst hier."

Und damit war er auch schon aus dem Salon verschwunden und ließ William und Darla allein zurück. Darüber etwas enttäuscht, ließ William seine Schultern hängen und blickte traurig zu Boden.

Darla schien seinen Missmut zu bemerken, da sie liebevoll meinte: „Ihn belasten sehr viele Probleme. Nimm es dir nicht zu Herzen."

Über Darlas Mitgefühl ein wenig überrascht, sah er zu ihr auf. Mit einem warmen Lächeln fragte sie ihn: „Und? Hast du deine erste große Reise genossen?"

Die schönen Erinnerungen an seine aufregende Reise zauberten ein Lächeln auf seine Lippen und mit begeisterter Miene erwiderte er: „Ja, Madam, es war großartig."

„Das kann ich mir vorstellen", meinte sie amüsiert. „Es ist schon spät, ich werde mich in meine Gemächer zurückziehen. Jemand sollte hier für etwas Ordnung sorgen. Ich werde Faith herschicken", sagte sie mit einem Augenzwinkern, da sie wusste, dass William und Faith gute Freunde waren und sich nach so langer Zeit gewiss viel zu erzählen hatten.

„Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Madam. Und… danke."

„Gute Nacht", verabschiedete sie sich Damenhaft und verließ dann den Salon.

William erhob sich von seinem Platz neben dem Sessel und setzte sich vor dem Kamin, in dem ein kleines Feuer brannte. Es war zwar nicht kalt im Raum, aber dennoch genoss er es am Feuer zu sitzen. Dies war inzwischen eine Angewohnheit von ihm geworden. Vor allem, wenn sein Herr nicht anwesend war schien die Wärme des Feuers eine innere Leere in ihm zu füllen.

Als sich die Türe zum Salon öffnete, ging William sofort in die Begrüßungsstellung auf seine Knie. Schließlich konnte sein Herr jeden Augenblick wiederkommen. Oder es könnte eine der Damen sein. Es war jedoch Faith, die ihn mit einem frechen Grinsen ansah und frech meinte: „Das mit der Begrüßung müssen wir noch üben. Das ging viel zu langsam. Mr. Dexter scheint dich viel zu sehr zu verwöhnen. Ich werd mal ein Wörtchen mit ihm reden müssen."

William setzte sich wieder und lachte leicht auf, als er Faith’ freches Gerede hörte. Es war immer amüsant sich mit der jungen Frau zu unterhalten. Sie war nicht so verklemmt, wie die anderen Hausmädchen.

Faith sah sich kurz im Salon um, wo es alles andere als unordentlich war, weswegen sie sich ungeniert auf einen der freien Sessel neben William setzte und dann zu ihm sagte: „Ich schätze du bist die einzige Unordnung hier in dem Raum, huh?"

William grinste sie von seinem Platz am Boden aus an und nickte zustimmend.

„Na los, erzähl schon! Wie war die Reise? Hast du viele interessante Dinge gesehen?"

Wieder nickte William zustimmend.

„Wie war Paris? Ist es so romantisch, wie die Herrschaften es immer erzählen?"

William rollte überlegend die Augen und nickte dann erneut.

„Und stimmt es, dass das Essen dort so gut ist?"

Wieder überlegte William kurz, um dann bestätigend zu nicken.

„Ach komm schon! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Erzähl endlich wie es war! Oder hat dir Mr. Dexter verboten mit mir zu sprechen? Hast du was ausgefressen? Stehst du unter Strafe?"

Diese Art von Frage-Antwort-Spiel war anfangs dadurch entstanden, dass William mit den Hausmädchen nicht sprechen durfte. Doch Faith quasselte recht gern, weshalb sie ihm damals Fragen stellte, auf die er mit einem bejahenden Nicken oder einem verneinenden Kopfschütteln antworten konnte, ohne dabei sprechen zu müssen. Doch diese Zeiten waren längst vorbei und eigentlich hatte William die Erlaubnis mit Faith zu sprechen. Allerdings wusste er, wie neugierig sie war, weshalb er dieses Spiel nutzte, um sie noch ein wenig zu ärgern.

Nach ihrem Protest, gab er das Spiel schließlich auf und antwortete: „Nein, ich habe nichts ausgefressen. Und ja, es war großartig. Aber bevor ich dir davon erzähle, sag mir erst wer diese Lady ist."

„Lady?"

„Na, die Schwester unseres Herrn."

„Ach du meinst Drusilla. Die ist keine Lady. Sie ist der Teufel! Nimm dich vor der in Acht. Sie ist böse. Sie behandelt uns Mädchen wie Dreck. Ich bin froh, dass Mr. Dexter wieder im Haus ist, da traut sie sich nicht uns etwas zu tun. Der würde ich alles zutrauen."

Es war kaum zu übersehen, dass Faith keine besonders gute Meinung von Drusilla hatte. William wunderte sich, weshalb alle so schlecht von dieser Frau sprachen. Bisher war ihm noch nie eine Frau begegnet, die böse oder schlecht war. Er konnte sich daher auch gar nicht vorstellen, dass Angels Schwester böse wäre.

„Erzählst du mir jetzt wie die Reise war, oder starrst du weiter Löcher in die Luft?" fragte Faith ungeduldig, nachdem William kurz in seinen Gedanken versunken war.

William schüttelte all die verwirrenden Gedanken über diese fremde Frau von sich und erzählte stattdessen Faith alle Einzelheiten von seiner großen langen Reise.

*****

Angel verließ gerade das Telegrafenamt, wo er soeben ein wichtiges Telegram aufgegeben hatte. Ihn plagten noch immer Gewissensbissen wegen Williams ungesicherter Zukunft, weshalb er einen guten Anwalt in der Nachbarstadt konsultieren wollte. Das Telegramm war eine Anfrage auf einen schnellen möglichen Termin und Angel hoffte bald eine Antwort zu erhalten.

Er ging zurück zu seinem Pferd, das ein Stück weiter neben der Straße befestigt war, doch dann zögerte er einen Moment. Anstatt nach Hause zu reiten, machte er wieder kehrt, um Wesley, seinen langjährigen Freund und treuen Helfer, zu besuchen, welcher nur ein paar Reihenhäuser weiter seine Behausung hatte. Ein kleiner gemeinsamer Abendtrunk konnte gewiss nicht schaden und würde ihn vielleicht ein wenig von seinen Sorgen ablenken.

Wesley war überrascht Angel schon so früh wieder zu sehen. Als er ihn begrüßend in sein Haus bat, fiel ihm sofort auf wie niedergeschlagen Angel wirkte. Sofort besorgt, fragte er ihn, was los sei. Bei einem gemeinsamen Drink erzählte Angel ihm schließlich von seinen Problemen.

Kaum war Angel im Haus verschwunden, fuhr eine Kutsche durch die Straße und hielt nicht weit entfernt von Angels Pferd an. Fünf Männer stiegen aus der Kutsche aus. Unter ihnen Parker Abrahms und sein ständiger Schatten Jonathan. Bei ihnen waren drei weitere Männer, die Parker angeheuert hatte, um seine Pläne in die Tat umzusetzen. Es waren schmierige Söldner, die für Geld alles taten, was man ihnen befahl. Auch vor Mord machten sie nicht halt, solange der Preis stimmte.

Parker und Jonathan betraten ein kleines Hotel, welches im unteren Stockwerk ein Gasthaus war, das neben billigem Fusel und kaum genießbarem Essen auch die ein oder andere Dame des ältesten Gewerbes der Welt anzubieten hatte. Die Zimmer konnten sowohl Tage-, als auch Stundenweise gemietet werden, womit dieses Etablissement wohl zum verruchtesten Gebäude der Stadt zählte.

Parker hielt schnurstracks auf die Bar zu, welche gleichzeitig auch die Rezeption des Hotels war. Es war schon spät und die Bar war bereits mit einigen Gästen gefüllt, die sich mit den Mädchen, oder einem kleinem Pokerspiel amüsierten. Parker fragte den Barmann, ob man hier in der Gegend eine Scheune oder Ähnliches für eine kurze Zeit mieten könne.

Während der Barmann dem Gast die gewünschte Auskunft gab, näherte sich eins der Mädchen und schmiegte sich provozierend an Jonathan ran. „Na mein Kleiner? Hast du nicht Lust mit mir rauf zu gehen?" flirtete sie ihn mit bedeutungsvollen Blicken an.

Jonathan brachte kein einziges verständliches Wort heraus und starrte wie gebannt auf die durch ein rotes Seidenkleid betonte Oberweite, welche sich direkt in seinem Blickwinkel befand.

Parker hatte seine Information erhalten, weshalb er das Mädchen von Jonathan wegzerrte und sie herablassend anpflaumte: „Finger weg du dreckiges Flittchen. Such dir jemand anderen, den du um sein Geld betrügen kannst." Mit einem kräftigen Stoß schupste er sie weg und zog Jonathan mit aus dem Hotel.

„Hey!" protestierte die junge Dame, während sie um ihr Gleichgewicht kämpfte, um nicht gegen einen der Gäste zu stürzen. Verärgert schaute sie den beiden Männern nach.

„Hey, Kenny, was war das denn für ein Mistkerl? Alles klar bei dir?" fragte ein zweites Mädchen, welche gerade die Treppe von oben herunterkam und die letzten Momente mitbekommen hatte.

„Keine Ahnung. Hab ihn noch nie hier gesehen."

„Hat er dir wehgetan?"

„Nein. Lass nur. Ist ja nicht so wichtig", winkte Kenny ab.

„Solchen Typen wie dem sollte man mal richtig in den Arsch treten!"

„Molly! So kenn ich dich gar nicht", grinste Kenny ihrer Freundin frech zu.

„Ach ist doch wahr", erwiderte Molly grummelnd.

Einer der Gäste näherte sich mit einem vorfreudigen Grinsen und fragte: „Na Ladies, ein kleiner Drink gefällig?"

*****

 

 

 

 

Teil 11 – Misterious Ache

William erwachte als erster an diesem Morgen. Sein Herr war erst spät in der Nacht nach Hause gekommen und war ein wenig angetrunken gewesen. Sie lagen nicht, wie sonst üblich, eng umschlungen beieinander, sondern jeder separat an einer Seite des Bettes.

Vorsichtig schlüpfte William aus dem Bett, um seinen Herrn nicht zu wecken. Während er am Vorabend auf Angel gewartet hatte, waren ihm einige Gedanken durch den Kopf gegangen. Er wollte versuchen Angels Stimmung etwas aufzumuntern und ihn ein wenig verwöhnen. Und nichts liebte sein Herr mehr, als ein ausgiebiges Bad am Morgen zusammen mit einem nackten William, der begierig war, seinen Herrn zu befriedigen.

Außerdem war es für Williams Geschmack schon viel zu lange her, dass er seinem Herrn als Lustobjekt zur Verfügung stehen durfte. Er malte sich schon ein paar Dinge aus, mit denen er Angel überraschen wollte, während er sich nackt aus dem Zimmer schlich, um nachzusehen, ob nebenan im Badezimmer bereits ein Bad für sie arrangiert worden war.

Als er das Badezimmer betrat, begegneten ihm bereits ein angenehmer Rosenduft und warme feuchte Luft, womit er zufrieden feststellte, dass Faith bereits für das Bad gesorgt hatte. Er wollte nur noch rasch ein paar Dinge, wie Angels Lieblingsseife und einen großen Naturschwamm, in Griffnähe zur Wanne bereitlegen und als besondere Beilage ein paar Kerzen anzünden, um dann unbemerkt zurück ins Bett zu schlüpfen und seinen Herrn auf liebevolle Weise zu wecken, als er erschrocken feststellte, dass er nicht alleine im Raum war.

„Hallo", schnurrte Drussilla vergnügt, als sie dem erschrockenen Blick von William begegnete.

William erstarrte, wobei sein Blick auf der ganz offensichtlich unbekleideten Frau in der Badewanne ruhte. Schließlich riss er sich endlich aus seiner Starre und legte all die Dinge, die er sich bereits gegriffen hatte zurück auf eine nebenstehende Kommode. Er hielt es für besser wieder zu gehen, da Angel gewiss nicht erfreut darüber wäre, wenn er erfuhr, dass William vollkommen unbekleidet zusammen mit seiner nackten Schwester in einem Raum war.

Gerade als er die Flucht ergreifen wollte, hörte er Drusilla hinter ihm fragen: „Was wird wohl Liam dazu sagen, wenn sich sein Junge unerlaubter Weise hier herumtreibt? Noch dazu völlig nackt und in der Gegenwart einer Dame. Ich bin sicher es interessiert ihn sehr, wenn ich ihm davon erzähle. Aber ich muss es ihm ja nicht unbedingt erzählen, nicht wahr?"

Den Griff der Türe bereits in der Hand, blickte er zu Drusilla zurück. Mit einem fragendem Blick wartete er darauf, was sie dafür haben wollte, damit sie Angel nichts davon erzählen würde, was genau ihre offensichtliche Absicht war.

„Sei ein guter Junge und bring mir ein Handtuch, dann werde ich nichts zu ihm sagen", schnurrte sie mit einer lieblichen Stimme. William zögerte einen Moment. Das war keine gute Idee. Er sollte viel lieber zurück ins Schlafzimmer gehen. Doch wenn Drusilla seinem Herrn wirklich davon erzählen würde, wäre gewiss jede Möglichkeit Angelus zu überraschen und zu verwöhnen verdorben.

William fürchtete sich nicht vor einer Strafe, da er genau wusste, dass Angel ihn wegen so etwas nicht betrafen würde, aber er wollte Angel doch überraschen, weshalb er schließlich eines der großen Handtücher griff, an die Wanne herantrat und es so vor sich hob, dass Drusilla es greifen konnte und es zugleich für ihn ein Sichtschutz war, damit die Dame vor seinen Blicken geschützt war.

Drusilla stieg graziös aus der Wanne und stellte sich direkt vor William auf. Mit einer Hand schob sie das ausgebreitete Handtuch etwas weiter nach unten und fuhr mit der anderen Hand über Williams Brust. William keuchte überrascht auf, als Drusillas Finger, welche von dem Bad erhitzt waren, über seine Haut fuhren.

„Du bist wunderschön", flüsterte sie kaum hörbar, was William erstaunt aufblicken ließ. Noch nie hatte jemand zu ihm gesagt, er sei schön. Drusillas Augen waren so dunkel und so voller Lust. Sie hatte dieselben Augen wie Angelus, wenn dieser ihn während ihrer Spiele ansah. Ihr verschleierter Blick löste einen eiskalten Schauer bei ihm aus.

Ihre Finger wanderten zu einem seiner Nippel, den sie plötzlich fest zusammenkniff. William stöhnte erregt auf und bäumte ihr seine Brust unbewusst entgegen. Sein ganzer Körper begann zu vibrieren. Dies war ihm bis dahin nur bei seinem Herrn passiert und William hatte bisher immer geglaubt, dass dies auch nur bei Angelus möglich wäre. Er hatte nur geringfügige Erfahrungen mit Frauen, welche viele Jahre zurücklagen und ihm eher als unangenehm in Erinnerung waren, wobei sich diese auch nur auf wenige Küsse und ein wenig gegenseitigem Betatschen beschränkten.

Doch Drusillas Berührungen waren genauso anregend, wie die seines Herrn, weshalb er sie fasziniert und ungläubig anstarrte.

Plötzlich öffnete sich die Tür zum Badezimmer und Angel stand an der Schwelle. William erschrak, als er seinen Herrn sah und fiel sofort auf seine Knie, wobei er das Handtuch losließ. Zum Glück reagierte Drusilla schnell genug und hielt es mit der einen Hand, mit der sie das Handtuch zuvor nach unten gedrückt hatte, fest und wickelte es sich unbekümmert lächelnd um ihren schlanken Körper.

Es war ebenfalls ein Glück, dass die große Wanne zwischen ihnen und Angel stand, wodurch dieser nicht sah, dass sich Willliams Männlichkeit durch Drusillas Zauber erhärtet hatte. William erwartete den Zorn seines Herrn, während er all seine Konzentration auf sein steifes Glied richtete, damit dieses wieder erschlaffen würde.

„Was geht hier vor? William, was hast du hier zu suchen?" fragte Angel mit zu ruhiger Stimme, was für William kein gutes Zeichen war.

„Er hat mir nur ein Handtuch gereicht, nichts weiter", antwortete Drusilla für William.

„Ich habe nicht dich gefragt", sagte er mit noch immer ruhiger und emotionsloser Stimme, welche nichts Gutes verheißen ließ.

William schaffte es in der Zwischenzeit seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, weshalb er sich schließlich erhob und direkt vor Angel auf die Knie ging. Demütig blickte er zu Boden und antwortete: „Sir, ich bitte um Verzeihung. Ich wollte nur nachsehen, ob das Bad fertig angerichtet ist."

Angel blickte auf seinen Sklaven herab. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er wütend oder besorgt sein sollte. Er sah William deutlich an, dass ihn sein schlechtes Gewissen plagte. Angel musste sich bereits mit so vielen anderen Problemen herumschlagen, sodass er sich nicht auch noch mit einem möglichen Regelverstoß von William beschäftigen wollte, weshalb er beschloss, diese Sache einfach zu vergessen.

Liebevoll legte er seine Hand an Williams Wange, strich mit seinem Daumen über dessen scharfe Wangenknochen und zwang ihn, auf sanfte Weise, ihn direkt anzusehen. William war etwas verwundert, über Angels Zärtlichkeit, doch es fühlte sich zu gut an, um sich darum zu scheren, ob dies ein Trick für eine Strafe oder eine echte Liebkosung war. Sehnsüchtig blickte er zu seinem Herrn hoch und hoffte so sehr, das dieser Moment weiter andauern würde.

Ein Kichern störte die beiden jedoch und machte ihnen bewusst, dass sie nicht allein waren. Abrupt löste sich Angel von seinem Sklaven und sagte mit strenger Stimme: „Ich glaube ich sagte dir gestern, dass ich nicht will, wenn du so herumläufst."

„Ja, Sir. Ich bitte um Verzeihung", erwiderte William, wobei er seinen Blick traurig zu Boden senkte.

„Geh schon. Zieh dir was an", ordnete Angel ihm mit einer etwas freundlicheren Stimme an, nachdem er deutlich sehen konnte, dass es William Leid tat.

Rasch erhob sich William und ging an seinem Herrn vorbei, um das Badezimmer zu verlassen. All seine Pläne für einen schönen ausgiebigen Morgen waren durch seine Dummheit geplatzt, weshalb er niedergeschlagen ins Schlafzimmer ging und sich dort dieselben Sachen wie am Vortag anzog. Danach setzte er sich auf den Boden vor das Bett, zog seine Knie an seine Brust und blickte nachdenklich aus dem Fenster.

*****

Wie erwartet, ließen sich Williams Pläne nicht mehr in die Tat umsetzen. Angel war zu schlecht gelaunt, um auf die gut gemeinten Annäherungsversuche von ihm zu reagieren. Statt zu spielen oder William einfach nur zu nehmen, beendete Angelus das Bad relativ früh.

William war deswegen ein wenig deprimiert, aber der Tag sollte noch schlimmer werden. Kurz nach dem Frühstück wurde die Ankunft von Dr. Rupert Giles angekündigt, womit William bereits wusste, was ihm bevorstand. Seine regelmäßige Untersuchung war wegen der langen Reise längst überfällig, weswegen sich Angel gleich nach ihrer Ankunft um einen Termin bei Dr. Giles bemüht hatte.

Angel kam dem Doktor entgegen und begrüßte ihn in der Eingangshalle, gefolgt von William, der sich ganz und gar nicht freute den verstaubten Engländer zu sehen. Er hasste seine Untersuchungen und wollte sich am liebsten verdrücken.

Angel deutete dem Doktor an, nach oben in sein Schlafgemach zu gehen, wo für gewöhnlich die Untersuchungen stattfanden. Ein kurzer Blick zu William ließ ihn deutlich erkennen, wie wenig dieser darüber erfreut war. Er warnte ihn mit einer strengen Miene, sich anständig zu verhalten, was William ein wenig ärgerte. Schließlich war es ja nicht so, als ob William nicht wüsste, wie er sich zu verhalten hatte.

Oben im Schlafgemach stellte Rupert seine Arzttasche auf einem kleinen Tisch ab und legte sich ein paar Untersuchungsgeräte bereit. William kannte jedes einzelne davon ziemlich genau und hasste auch jedes einzelne davon.

Er versuchte sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen, wie sehr er diese Untersuchungen verabscheute. Er kannte die Routine bereits, weswegen er sich vorsorglich auszog und seine Kleider auf das Bett legte.

Währenddessen unterhielten sich Angel und Rupert über belanglose Dinge, wie das Wetter und die gesundheitlichen Leiden von Misses Peebody, einer netten alte Dame aus der Stadt. Als Angels Blick dabei auf seinen Sklaven fiel, wie dieser sich gerade auszog und dann völlig nackt auf die Knie ging, um auf Anweisungen zu warten, bereute er es, dass Giles gerade mit im Raum war. Er war so paralysiert von diesem Anblick, dass er nicht bemerkte, dass Dr. Giles etwas zu ihm gesagt hatte.

Erst als der Doktor ihn etwas deutlicher ansprach, wurde es ihm bewusst: „Angel? Was ist? Soll ich jetzt anfangen?"

William grinste verstohlen in sich hinein, als er bemerkte, wie abwesend sein Herr war, vor allem, da er den Grund dafür genau kannte.

„Was? Äh… ja sicher, fangen wir an", stotterte Angel verlegen.

„Ich warte", wiederholte Giles erneut.

„Worauf? Ah, ach so. Verzeihung", erwiderte er rasch, bevor er zu William meinte: „Will, lass dich von Rupert untersuchen."

William erhob sich und trat vor den Doktor. Dieser begann daraufhin mit seiner Arbeit. William hasste dies so sehr. In nahezu alle möglichen Körperöffnungen schob der Arzt irgendwelche Untersuchungsgerätschaften hinein. Mit einem langen flachen Löffel drückte er ihm die Zunge nach unten und er musste „A" sagen. Dann schob ihm Dr. Giles ein kaltes Ding in die Ohren, um diese zu untersuchen. Sogar in seine Nasenlöcher warf der Arzt einen Blick, doch wenigstens schob er hier nicht auch noch irgendwas hinein.

Mit einem seltsamen Abhörgerät horchte der Arzt nach seiner Atmung und seinem Herzschlag. Dann wurde sein Puls kontrolliert. Seine Augenlider wurden hochgezogen, um die Augen genauer zu untersuchen. Anschließend tastete Rupert mit den Händen ein paar seiner Körperstellen ab. Den Hals, den Nacken, unter den Armen und natürlich auch seine Hoden und seinen Penis, wobei Giles sich hinunterbeugte, um auch alles genau betrachten zu können. Dies konnte William am wenigsten leiden. Nur sein Herr sollte ihn dort berühren dürfen.

Mit einem leidenden Blick sah er zu Angel und flehte ihn wortlos an, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Er fühlte sich vollkommen gesund und brauchte seiner Meinung nach keine Untersuchung. Angel wusste genau, dass William diese Untersuchungen nicht besonders schätzte, doch ihm war dessen Gesundheit wichtiger, als nur wegen der Tatsache, dass William es nicht mochte, auf die Vorsorge zu verzichten.

Er schenkte ihm ein warmes Lächeln und nahm sich für später vor, William nach der Untersuchung wieder auf andere Gedanken zu bringen.

William versuchte seine Gedanken auf irgendetwas anders zu lenken, als daran, dass gerade ein älterer Herr an seiner Männlichkeit herumfummelte, wobei ihm sein Erlebnis mit Drusilla einfiel. Er fragte sich, ob er bei jedem Menschen so heftig reagierte, wenn man seinen Nippel berührte, oder ob dies bei Angelus und Drusilla Ausnahmen waren.

„Hattest du in letzter Zeit irgendwelche Beschwerden?" fragte Giles ihn, nachdem dieser endlich genug mit seiner Männlichkeit gespielt hatte.

William wollte schon fast verneinen, als ihm plötzlich eine Idee kam. „Ja, Sir. Mein… äh… mein linker Nippel tat heute seltsam weh."

Wenn Giles ihn dort berühren würde, würde er vielleicht herausfinden, ob er bei allen Menschen so stark reagieren würde, oder nicht.

Als Angel von Williams Leiden hörte, war er sofort besorgt und trat näher an die beiden heran. Giles begann die Gegend um Williams linken Nippel genauer zu betrachten, wobei er die Haut etwas auseinander zog, den Nippel selbst allerdings nicht dabei berührte.

„Hm… ich kann nichts ungewöhnliches erkennen", meinte Giles.

Auch Angel versuchte dort etwas zu entdecken und richtete einen schärferen Blick auf diese Stelle.

„War es eher ein äußerlicher Schmerz an der Hautoberfläche, oder war es ein innerer Schmerz."

„Äußerlich, Sir", antwortete William.

Sachte streifte Giles mit den Fingerkuppen über Williams Nippel, was dieser erwartungsvoll mit beobachtete, doch es geschah nichts. Es fühlte sich bei weitem nicht so großartig an, wie bei Drusilla heute Morgen.

„Was war das für einen Schmerz, beschreibe ihn etwas genauer. Wann war das? Passierte dies schon öfter?" ließ Giles nicht locker, da er wusste, wie sehr sich Angel um Williams Gesundheit sorgte.

William sah das Experiment allerdings bereits als gescheitert an und wünschte sich jetzt, er hätte es nie angesprochen. Wie sollte er etwas genauer beschreiben, was gar nicht wirklich existierte?

„Es war ein kurzer kneifender Schmerz, genau hier. Es war heute Morgen und es war das erste Mal", sagte er wobei er genau auf seinen kleinen Nippel zeigte. Was genau genommen sogar die Wahrheit war, was es jedoch nicht leichter machte, denn langsam wurde er etwas nervös. Vor allem, weil Angel ihn dabei kritisch musterte, als ob dieser wissen würde, dass es Drusilla war, die diesen seltsamen Schmerz ausgelöst hatte.

Sein Herr strich nun ebenfalls über seine Brust und über besagten Nippel, worauf sich bei William sofort eine Gänsehaut aufstellte. Als Angel dann auch noch leicht in die empfindliche Spitze kniff, entwich ihm ein leises Stöhnen.

Angel grinste zufrieden und sagte: „Also sowie ich das sehe, ist alles in Ordnung."

„Hm… nun gut. Dann wären wir hiermit fertig. Falls dennoch Beschwerden auftreten sollten, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst", erklärte Giles abschließend, womit William es für dieses mal hinter sich gebracht hatte.

*****

Nachdem der Dr. Giles das Haus wieder verlassen hatte, wandte sich Angel wieder seinen geschäftlichen Problemen zu. Er wollte sich die Vertragspapiere der letzten größeren Geschäfte zusammensuchen und kontrollieren, sodass er in der Lage wäre, diese seinen Geschäftspartner in London vorzulegen, falls das mit dieser Mordsache geregelt werden konnte. Er hoffte dabei auf seine Freunde in England, dass sie den wahren Mörder finden würden und ihm gegebenenfalls telegrafisch bescheid geben würden.

William langweilte sich schrecklich. Sein Buch hatte er in England zurückgelassen, da er bei ihrer Flucht nur das allernotwendigste einpacken sollte. Außerdem ließ ihn diese Nippel-Geschichte mit Drusilla keine Ruhe und er hatte eine neue Idee, wie er herausfinden könnte, ob ihm das nur bei ihr und seinem Herrn passierte.

Er und Angel befanden sich im Schlafgemach, weswegen er an keinerlei Benimmregeln gebunden war, dennoch ging er in gewohnter Weise neben seinem Herrn auf die Knie und berührte diesen leicht am Schenkel, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. William wusste, dass Angelus manchmal etwas ruppig werden konnte, wenn man ihn bei der Arbeit störte, weshalb er diesen sicheren Weg wählte.

„Was ist?" fragte Angel als er Williams Berührung merkte.

„Sir, ich ersuche um die Erlaubnis etwas Erbitten zu dürfen", trug William seine Bitte ordnungsgemäß vor.

Angel seufzte ein wenig genervt auf und erwiderte: „Will, du weißt genau, dass du hier in diesem Zimmer nicht um etwas zu bitten brauchst. Und du musst mich auch nicht mit „Sir" ansprechen. Warum ist das so schwer?"

William lagen auf Anhieb einige Dinge auf der Zunge, warum genau dies so schwer für ihn war. Zum Beispiel das strenge und Besitz ergreifende Verhalten, das Angelus ihm gegenüber zeigte, wann immer sie sich in der Öffentlichkeit befanden. Oder die Ermahnung, die sein Herr ihm gegeben hatte, als William sich um dessen Wohl sorgte. Allein die Tatsache, dass man ihm sein ganzes Leben lang nichts anderes eingebläut hatte, als sich genau an solche Regeln zu halten, war schon ein Grund.

Doch einer der wichtigsten Gründe war der, dass er nicht wusste, warum sein Herr dies von ihm wollte. Es verwirrte William und es verunsicherte ihn. War es, weil Angel etwas für ihn empfand? War es einfach nur ein Spiel? Oder war es nur eine Laune, die sich wieder ändern würde?

„Es tut mir Leid", murmelte William entschuldigend und setzte sich dabei zurück auf seine Fersen.

Angel verstand einfach nicht, warum dies für William so schwer war. Sollte er sich nicht freuen, dass er sich nicht an all die Regeln halten musste, solange sie allein und ungestört waren? Wollte William dies etwa nicht? Hatte er ihn falsch eingeschätzt? Bisher glaubte Angel immer, William würde mehr für ihn empfinden und ihn nicht nur aus reinem Pflichtbewusstsein dienen, sondern aus echter Zuneigung.

„Sag schon, worum wolltest du bitten?" fragte er leicht ungeduldig, da er sich weiter auf seine Arbeit konzentrieren wollte.

„Darf ich runter zu Faith gehen? Ich wollte ihr noch ein paar Dinge von der Reise erzählen", fragte William schließlich mit schlechtem Gewissen, da er eigentlich aus einem anderem Grund zu Faith wollte.

„Sicher. Du weißt doch, dass du dich hier im Haus frei bewegen kannst, solange kein Besuch anwesend ist und solange ich deine Anwesenheit nicht explizit wünsche."

„Lady Drusilla ist doch im Haus, darum dachte ich…", fügte William erklärend hinzu.

Angel hatte alle Gedanken an seine Schwester verdrängt, weshalb er gar nicht mehr daran dachte, dass in der Tat Besuch anwesend war. Wenn auch kein besonders erfreulicher.

„Schon in Ordnung. Du kannst ruhig gehen. Du brauchst keine besondere Rücksicht auf Drusillas Anwesenheit zu nehmen. Verhalte dich einfach so, als wenn sie nicht da wäre."

„Danke, Si… danke", berichtigte er sich und erhob sich rasch, um das Zimmer zu verlassen.

Angel blickte eine Weile auf die geschlossene Tür, durch die sein Sklave verschwand. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie sich eher voneinander entfernten, als sich näher zu kommen. Er wünschte sich nur er hätte mehr Zeit, um sich mit William mehr zu beschäftigen, doch im Moment hatte er wichtigere Probleme zu lösen.

*****

„Faith, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?" fragte William leicht nervös, als er die Küche betrat, wo Faith zusammen mit den anderen Hausmädchen gerade das Essen für die Herrschaften vorbereitete.

„Sicher, wo drückt der Schuh?" fragte sie salopp, während sie ihre Küchenutensilien zurück auf den Tisch legte, sich die Hände an ihrer Schürze trocken wischte und sich abwartend vor William aufstellte.

„Ähm… können wir?" meinte William und deutete in die Richtung des Dienstboteneinganges hinter ihm im Gang. Faith nickte verstehend und gemeinsam gingen die Beiden durch den Hintereingang nach draußen, wo sie ungestört waren.

„Also gut, erzähl. Was hast du diesmal angestellt? Ich hoffe du hast nicht noch eine Vase kaputt gemacht. Langsam fällt es auf, wenn ich schon wieder ein paar Scherben verschwinden lassen muss."

An sein peinliches Missgeschick erinnert, verneinte er sofort: „Nein. Keine Vase. Ich habe auch nichts angestellt. Ich wollte dich nur um einen einfachen Gefallen bitten."

„OK, schieß los, was soll ich tun?" erwiderte sie sofort bereitwillig.

William blickte sich kurz um, ob auch niemand in der Nähe war, knöpfte die ersten Knöpfe seines Hemdes auf und deutete auf seinen linken Nippel. „Könntest du mich bitte hier berühren und mich kneifen?"

„Was? Bist du verrückt? Willst du, dass Angelus mir die Hand abhackt?" fuhr es entsetzt aus ihr heraus, wobei sie sofort einen Schritt zurückwich.

„Er wird es nicht erfahren. Bitte! Nur einmal ganz kurz", bat William, wobei er noch immer auf seinen Nippel deutete.

„Will, nein, das gefällt mir nicht. Wenn er es erfährt, bekomme ich mächtigen Ärger. Er hat es uns ausdrücklich verboten. Niemand von uns darf dir auch nur in irgendeiner Weise zunahe treten, das weißt du genau."

„Es ist nur eine einfache Berührung", versuchte er es herunterzuspielen.

„An deinem Nippel", erwiderte sie mit hochgezogener Braue.

„Komm schon, bitte. Nur einmal", bettelte er mit seinem besten Hundeblick, den er hatte.

William war ihr in dem vergangen Jahr ein wirklich guter Freund geworden, weshalb es ihr schwer fiel diesem Blick standzuhalten. Schließlich fragte sie: „Wieso willst du, dass ich dich dort berühre?"

„Ich will wissen, wie es sich anfühlt dort von einer Frau berührt zu werden. Nichts weiter. Nur fühlen. Es ist ganz harmlos und ich verspreche dir Angelus nichts davon zu sagen."

„Das will ich dir auch raten!" mahnte sie gespielt streng, womit William ahnte, dass sie es tun würde. Erwartungsvoll reckte er ihr seine Brust entgegen. Zögernd streckte Faith ihre Hand nach seiner Brust aus und strich mit ihren Fingerkuppen leicht über die kleine Brustwarze, welche sich ihr entgegenstemmte.

William beobachte dies gebannt. Es fühlte sich wesentlich besser an, als bei Giles, aber dennoch bei weitem nicht so anregend, wie bei Angel oder Drusilla.

„Kneif mich", drängte er bittend.

Faith seufzte genervt und kniff ihn schließlich in seine linke Brustwarze. Ein leichter Schmerz zog sich durch Williams Brust, doch noch immer fühlte es sich nicht besonders anregend an. Damit stand für ihn fest, dass es speziell etwas mit Angelus und Drusilla zu tun haben musste, weshalb er so heftig auf diese beiden Personen reagierte. Nachdenklich knöpfte er sein Hemd wieder zu.

„Und? Hast du nun herausgefunden, was du wollest?" fragte Faith neugierig nach.

„Yeah, ich denke schon."

*****

 

 

 

Teil 12 – Past

Zufrieden sah sich Parker in dem alten Stall um, den er für seine Pläne vorbereitet hatte. Altes Stroh lag überall auf dem Boden verteilt. Der Stall wurde schon längere Zeit nicht mehr genutzt, weshalb überall verstaubte Spinnweben an den Ecken und von der Decke hingen. In einer Ecke waren ein paar Strohballen aufgerichtet. Daneben stand ein Tisch, auf dem ein paar Gerätschaften bereitlagen. Verschieden große Messer, zwei Reitgerten und mehrere Fleischerhaken.

Die Ecke gegenüber von den Strohballen war frei geräumt. Hier waren etwa auf Schulterhöhe mehrere Halteringe an der Holzwand befestigt, an denen früher Pferde angebunden werden konnten. An den Ringen hatte Parker Eisenketten mit Manschetten befestigt.

Mit einem unheimlichen Lächeln strich er zärtlich über die Eisenketten, als wollte er sie liebkosen und murmelte leise unverständliche Dinge vor sich hin.

Jonathan betrat den Stall und näherte sich seinem Freund. Er war ziemlich nervös und fragte vorsichtig: „Parker?"

„Was gibt es? Ist alles arrangiert, so wie ich es wollte?" erwiderte Parker, ohne Jonathan einen Blick zu würdigen. Er trat zurück, sah sich die Ecke genauer an und überlegte was er daran noch ändern könnte.

„Es ist alles genau so, wie du es gesagt hast. Die Männer beschatten das Anwesen der Dexters und ich habe die Dinge besorgt, die du haben wolltest", antwortete Jonathan mit unsicherer Stimme.

„Gut. Was gibt es dann noch?" fragte Parker, während er sich zu Jonathan umdrehte und ihn mit einem kalten Blick fixierte.

„Ich äh…" Parkers Blick machte ihm Angst, weshalb er kurz stockte. „Müssen wir das alles wirklich tun? Warum können wir nicht einfach zurück nach England fahren? Ich meine… ist das hier wirklich alles notwendig? Denkst du nicht, du gehst zu weit?"

Jonathan fragte sich dies schon seit längerem. Seit dem Mord an Mr. Snyder kam Parker ihm irgendwie verändert vor und er bekam immer größere Furcht vor ihm.

„Natürlich ist es notwendig! Es ist unsere heilige Pflicht, die Menschheit vor diesem bösen Mann zu retten. Er ist ein gemeingefährlicher Mörder! Er hat Direktor Snyder umgebracht, weißt du nicht mehr? Er ist eine Gefahr für die Gesellschaft und er hat mir mein Eigentum gestohlen, das ich mir zurückholen werde, koste es was es wolle", erklärte Parker, als wäre es nur seine Pflicht als guter Bürger etwas Gutes zu tun und als wäre wirklich Angelus der Mörder von Direktor Snyder gewesen.

„Aber ich dachte…" wollte Jonathan einlenken, doch er wurde barsch von Parker unterbrochen, als dieser ihn warnend anfunkelte und wütend zischte: „Du hast nichts zu denken! Tu was ich dir sage und überlass lieber mir das Denken."

Jonathan schluckte hart, als er den bösen Blick von Parker auf sich spürte. „Ist gut", antwortete er kleinlaut, worauf Parker ihn plötzlich zufrieden anlächelte, als wäre nichts geschehen und sich zurück zu seiner Ecke wandte.

Jonathan drehte sich herum, um die Scheune schnell zu verlassen, da Parker ihm sehr unheimlich vor kam. Er hielt kurz inne, als er die Leiche des ehemaligen Scheunenbesitzers neben der Scheunentüre liegen sah. Parker und seine Männer haben den alten Mann kaltblütig erstochen, als sie den Stall besichtigt hatten, damit dieser gewiss niemanden von ihrer Ankunft in Galway berichten konnte. Jonathan hatte dies mit Schrecken mit ansehen müssen.

Und erneut fragte er sich, ob es auch wirklich richtig war, was sie hier taten.

*****

Spät nachts fuhr ein großer Planwagen, voll gepackt mit verschiedensten Arten von Waren in Galway ein. Der Fahrer des Wagens lenkte seine beiden Pferde direkt vor seinen kleinen Laden, wo er die Waren an die Anwohner der Stadt verkaufen würde. Er hatte eine lange Fahrt hinter sich und nachdem er nun endlich angekommen war, kletterte er von seinem Wagen, um nach hinten zur Ladefläche zu gehen.

Dort saß sein Fahrgast, angelehnt an eine der Holzkisten, welche auf der Ladefläche geladen waren und schlummerte gemütlich vor sich hin.

„Hey, Mister! Wir sind da!" weckte der Ladenbesitzer seinen Fahrgast und rüttelte leicht an dessen Bein.

Djoser hob seinen Hut an und lugte zu dem Fahrer. Sein Blick schweifte hinter dessen Schulter, wo er eine altbekannte Straße, dank des hellen Vollmondes und der schwachen Laternenbeleuchtung, sofort wieder erkannte.

„Habt Dank, mein Bester", bedankte dich Djoser für die Mitnahme und kletterte von der Ladefläche. Mit einem tiefen Atemzug sog er die frische Nachtluft in sich ein, wobei einige Erinnerungen an alte Zeiten in ihm geweckt wurden. Endlich war er wieder zuhause.

Er verabschiedete sich noch von dem freundlichen Ladenbesitzer und folgte dann zielsicher der Straße entlang, bis er, nach einer Weile, an seinem Ziel ankam. Er besah sich kurz das alte Gebäude und stellte dabei fest, dass es sich, nach all der Jahre seiner Abwesenheit, kein bisschen verändert hatte.

Durch eine kleine Gasse neben dem Gebäude gelangte er an dessen Rückseite, wo er, entlang einer Regenrinne, nach oben kletterte. Wobei er sich schmerzlich eingestehen musste, dass ihm dieser Kletterakt früher noch leichter gefallen war. Er bemerkte dabei nicht, wie eine, von den Schatten verborgene Gestalt ihn beim Klettern beobachtete.

Oben auf einem schmalen Balkon angekommen, klopfte er schließlich an einem der Fenster, welches mit hölzernen Fensterläden verschlossen war. Gleich drauf hörte er, wie jemand von innen das Fenster hinaufschob und dann die Läden öffnete.

„Hier oben gibt’s nichts zu sehen! Scher dich nach….." hörte er eine bekannte Frauenstimme, die im Satz abbrach, als er das Gesicht der Frau erblicken konnte und sie ihn ganz offensichtlich wieder erkannte.

„Djoser! Mein Gott, du bist es wirklich! Komm rein!" rief Molly begeistert aus, als sie ihren alten Bekannten vor dem Fenster stehen sah.

„Hallo Molly", begrüßte er sie mit einem frechen Grinsen, während er durch das Fenster ins innere des Zimmers kletterte, wo eine weitere, ihm fremde, Dame ihn mit großen Augen entgegen blickte.

„Ich glaube es nicht. Du bist es tatsächlich!" wiederholte Molly.

„Leibhaftig und Lebendig", witzelte er und fragte dann vorsichtig nach: „Ist Kennedy auch da?"

„Kenny? Natürlich! Ich hole sie. Sie wird sich sicher freuen. Warte hier, ich bin sofort zurück", rief Molly euphorisch aus und verschwand bereits aus dem Zimmer, um ihre Freundin zu holen.

Djoser lächelte amüsiert, über Molly’s Begeisterung, während sich die zweite Frau von ihrem Platz erhob und sich an seine Seite schmiegte. Verführerisch sprach sie zu ihm: „Warum auf Kenny warten? Ich besorge es dir viel besser als sie. Und bei so einem hübschen Kerl, wie dir, würde ich sogar einen Sonderpreis verlangen. Na, wie wär’s?"

„Spar dir die Mühe, Harmony. Der Kerl hier steht nur auf Sklavenschwänze", ertönte ein trockener Kommentar von der Türe, in der Kennedy mit den Händen in ihren Hüften stand und die Beiden finster anfunkelte.

„Schon gut, schon gut, ich geh ja schon", äußerte Harmony mit einem gelangweilten Blick und einem Wink mit ihrer Hand, während sie an Kennedy vorbei schlenderte und die Beiden somit allein ließ.

„Hallo Kennedy", grüßte Djoser, wobei er ihren finsteren Blick aufmerksam musterte, um festzustellen, ob sie böse auf ihn sei, was ganz den Anschein hatte.

Kennedy trat ein paar rasche Schritte auf ihn zu und verpasste ihm mit Schwung eine kräftige Ohrfeige. Ziemlich böse also.

„Du verfluchter Mistkerl! Du hast mir versprochen zurück zu kommen und mich hier raus zu holen!! Wo zum Teufel warst du die letzten Jahre?" schrie sie ihn wütend an.

„Es tut mir Leid! Ich wollte ja kommen, aber ich konnte nicht. Ich war im Gefängnis. Ich war fünf Jahre lang eingesperrt. Ich dachte das hätte sich längst herumgesprochen?" verteidigte er sich mit unschuldiger Mine.

„Das hat es nicht! Also haben sie dich doch noch wegen all deiner krummen Geschäfte drangekriegt? Obwohl sie ja so ungefährlich waren. Verdammt, warum konntest du nicht die Finger davon lassen? Warum hast du dich damals nicht bei deinem großartigen Freund beteiligt? Hatte er dir nicht angeboten bei ihm einzusteigen? Angelus ist heute ein gemachter Mann und was ist mit dir?!"

Genau daran wollte Djoser eigentlich nicht erinnert werden. Denn während seiner Jahre im Gefängnis hatte er sich diese Fragen oft genug selbst gestellt.

„Ich war ein Idiot. Es tut mir Leid. Kannst du mir bitte verzeihen? Ich schwör dir, ich mach nie wieder irgendwelche krummen Geschäfte!" entschuldigte er sich mit seinem besten Hundeblick.

Abschätzend sah Kennedy ihn an und merkte dabei, wie sein Blick sie langsam weich kochte. Sie hasste es, dass er nach all der Zeit noch immer so viel Einfluss auf sie zu haben schien. Sie und er waren zusammen im selben Weisenhaus aufgewachsen und waren die dicksten Freunde gewesen. Er schaffte es später durch Trickbetrügereien einen Fuß in der gehobenen Gesellschaft zu fassen, während sie als Prostituierte endete.

Er hatte ihr immer versprochen, dass, sobald er genug Geld für ein eigenes Haus und eine sichere Zukunft beisammen hätte, er sie aus diesem Loch hier befreien würde und sie zu einer rechtschaffenen Lady machen würde. Doch anstatt sein Ziel mit schweißtreibender Arbeit zu erreichen, investierte er in illegale Geschäfte und brachte sich damit immer weiter in Schwierigkeiten.

„Also gut, ich verzeih dir", gab sie sich schließlich geschlagen, fügte jedoch energisch hinzu: „Aber wehe ich erfahre, dass du wieder in krumme Geschäfte verwickelt bist!"

„Nie mehr! Ich schwör’s!" bekräftigte er mit einem Kreuzzeichen über dem Herzen und fragte gleich darauf: „Kann ich dich um einen Gefallen bitten?"

„Welchen?" fragte sie skeptisch nach.

Djoser druckste ein wenig herum, bis er endlich mit der Sprache herausrückte und sagte: „Könntest du dich ein wenig bei den Leuten für mich umhören? Ich bin auf der Suche nach ein paar Informa…"

„Nein! Vergiss es! Ich sagte, keine krummen Geschäfte!!" schnitt sie ihm das Wort ab.

„Das hat nichts mit krummen Geschäften zu tun! Okay, es hat vermutlich damit zu tun, aber ich bin nicht darin verwickelt! Und ich habe auch nichts dergleichen vor. Ich will nur einem Freund helfen."

„Lass mich raten: Angelus?"

„Ja."

„Wusste ich’s doch", grummelte sie missgestimmt, während sie zu einer kleinen Kommode gleich neben der Tür ging, diese ein Stück von der Wand weg schob und aus einem Versteck in der Wand eine halb volle Flasche Rotwein hervorzog.

Er beobachtete sie dabei, wie sie sich nach der Flasche beugte und fragte: „Also, tust du mir nun diesen Gefallen?"

Sich mit der Flasche auf eines von zwei Betten setzend, welche in dem viel zu kleinem Zimmer, links und rechts an der Wand standen, seufzte sie auf und fragte schließlich: „Was willst du wissen?"

Erleichtert über ihre Hilfe begann er: „Ich muss wissen, ob in den letzten Tagen fremde Leute hier angekommen sind. Und, ob irgendwelche Gerüchte im Umlauf sind, welche Angels guten Ruf schädigen. Vielleicht erfährst du etwas über jemanden, der ihm etwas Böses will?"

Kennedy lachte kurz auf und erwiderte: „Hier in Galway wirst du niemanden finden, der Angelus etwas Böses will. Die ganze Stadt steht hinter ihm. Die Leute verehren ihn, weil er sich für sie einsetzt und ihnen hilft. Wenn hier jemand es wagt, schlecht über ihn zu sprechen, dann bekommt ihm das sicher nicht gut."

Djoser staunte über Angels gewachsenem Ansehen hier in der Stadt. Zwar war dieser auch früher schon ein angesehener Mann, doch dies schien sich in den letzten Jahren noch weiter gesteigert zu haben. Dies könnte ein Vorteil sein.

„In Ordnung, das ist gut. Aber falls du doch etwas hören solltest…"

„Dann werde ich es dir sagen", beendete sie für ihn den Satz.

„Danke. Doch da wäre noch etwas", fügte er vorsichtig hinzu.

„Was noch?" fragte sie misstrauisch, da sie an seinem Blick erkannte, dass es nichts Gutes war.

„Kann ich für ein paar Tage bei dir wohnen?"

Diesmal lachte Kennedy auf, als hätte er ihr einen richtig guten Witz erzählt. „Sieh dich mal um, Djo. Dieses Bett hier ist mein ganzes Zuhause. Wo willst du bitteschön schlafen? Etwa auf dem Boden?"

Vollkommen ernst erwiderte er: „Der Boden ist in Ordnung."

Ihr Lachen verschwand so plötzlich aus ihrem Blick, wie es gekommen war. Verwundert fragte sie: „Ist das dein Ernst? Du willst wirklich auf dem Boden schlafen? Warum nimmst du dir kein Hotelzimmer? Hast du kein Geld?"

„Ich hab genug Geld. Und du sollst es auch nicht umsonst tun. Ich werde dich für jede Nacht bezahlen. Ich will nur nicht, dass sofort jeder erfährt, dass ich wieder hier bin."

„Wieso nicht?"

„Naja, wegen…", druckste er erneut. Der Grund war, dass er sich wegen seines Gefängnisaufenthalts schämte und auf all die vorwurfsvollen Kommentare seiner alten Freunde verzichten konnte. Er fürchtete, hier in seiner Heimat, sein Gesicht für immer verloren zu haben und wollte dies nicht am eigenen Leibe spüren. Er wäre nie wieder hier her gekommen, wenn er Angelus nicht hätte helfen wollen, da er sich vor den verachtenden Blicken der Leute fürchtete. „…ich will es einfach nicht", beendete er den Satz, wobei er hoffte, sie würde nicht näher darauf eingehen.

„Ist gut, du kannst solange hier bleiben, wie du willst. Aber falls du etwas zu Essen brauchst, musst du es extra bezahlen. Ich kann es mir nicht leisten, dich durchzufüttern", erwiderte sie schlicht und nahm dann einen kräftigen Schluck von dem Rotwein.

„Ich sagte dir doch, ich hab genug Geld", wiederholte er erneut und warf ihr einen kleinen klimpernden Lederbeutel in den Schoß.

Kennedy verschluckte sich beinahe, als der schwere Geldbeutel auf ihrem Kleid landete. Ungläubig griff sie nach dem Leder und staunte nicht schlecht, als sie die vielen Münzen und sogar ein paar Scheine darin erblickte.

„Das ist für dich", erklärte er ihr ruhig. „Betrachte es als Anzahlung. Ich kann dir später noch mehr geben, wenn es nicht reicht."

„Noch mehr?" fragte sie verblufft. „Soviel Geld verdiene ich nicht einmal in einem Monat! Woher hast du es?"

„Es ist ein Teil meiner alten Ersparnisse. Es war sowieso für unser Haus gedacht, also ist es nur recht, wenn du etwas davon bekommst. Es ist ohnehin nicht mehr viel davon übrig. Das meiste ging dabei drauf, als ich Penn zurückkaufte."

„Zurück? Ich dachte Penn gehörte dir?"

„Ja, das tat er, bis man mich ins Gefängnis warf. Er wurde damals Zwangsversteigert."

Kennedy erkannte an seinem Blick wie sehr es ihn schmerzte daran erinnert zu werden. Sie klopfte neben sich auf ihr Bett, damit er sich zu ihr setzen würde und reichte ihm dann die Flasche Wein. „Hier, trink einen Schluck und dann erzähl mir, was damals passiert ist."

Djoser nahm das freundliche Angebot seiner Freundin an und begann ihr alles zu erzählen.

*****

William konnte nicht schlafen. Zu viele Gedanken quälten ihn. Sein Herr war ihm gegenüber auch an diesem Tag sehr reserviert gewesen, was ihn sehr traurig stimmte. Sehnsüchtig dachte er an seine ersten Wochen hier in diesem Hause zurück.

Damals gab es kaum eine Minute, wo Angelus ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. William war sich beinahe vorgekommen, wie er Mittelpunkt des Universums. Es gab kaum einen Tag an dem Angelus nicht mit ihm spielte und ihm viele aufregende Dinge zeigte. Immer wieder führte er ihn aufs Neue in eine Welt voll lustvollem Schmerz, Hingabe und Leidenschaft. Doch zur Zeit war das einzig aufregende Erlebnis, dass er hatte, die Berührung von Drusilla an diesem Morgen.

Vorsichtig schlüpfte er aus dem Bett, um seinen Herrn nicht zu wecken. Das Schlafzimmer war in dieser Nacht ungewöhnlich hell erleuchtet, da das Licht des Vollmondes direkt durch die Fenster ins Zimmer herein schien. William trat an den großen Spiegel, welcher in einer Ecke des Raumes stand und betrachtete sein Spiegelbild.

Ihm ließ es keine Ruhe, dass Drusilla zu ihm gesagt hatte, er sei wunderschön. Vollkommen nackt und nur das Lederhalsband tragend, stand er vor dem mannsgroßen Spiegel und musterte sich selbst, ob er wirklich schön war. Er fand sich selbst nicht annähernd so schön, wie seinen Herrn.

Er drehte sich herum, um sich von allen Seiten betrachten zu können, wobei sein Blick auf einem Fleck an seiner linken Hüfte haften blieb. Er trat einen Schritt näher an den Spiegel, um sich diesen Fleck genauer anzusehen und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Kaum als er die alte Narbe berührte, durchfuhr ihn ein alter Schmerz, den er lange Zeit verdrängte. Es war das Brandzeichen, dass Warren ihm eingebrannt hatte.

Mit der Erinnerung an das Brandzeichen, kamen auch all die anderen schrecklichen Erinnerungen dieser Tage wie eine Schockwelle zu ihm zurück, sodass er kurz ins Schwanken geriet und um sein Gleichgewicht kämpfen musste. Er konnte seine damaligen Ängste wieder spüren, als wäre es erst gestern gewesen.

Rasch wandte er sich von dem Spiegel ab und kroch zurück ins warme Bett, wo er sich sogleich dicht an seinen Herrn anschmiegte. Angelus bewegte sich daraufhin im Schlaf und murmelte etwas Unverständliches vor sich her. Allein die Stimme von Angelus zu hören beruhigte William sofort und führte ihn zurück in die Gegenwart. Als dann Angelus aus einem Reflex heraus seinen Arm um Williams Körper legte, seufzte William erleichtert auf und fand später, in der schützenden Umarmung seines Herrn, endlich den lang ersehnten Schlaf.

******

 

 

 

 

Teil 13 – Doubts

Der nächsten Morgen verlief relativ ruhig. Das Bad war diesmal nicht von Drusilla belegt, aber dennoch gab es zwischen Angel und William keine Zärtlichkeiten. Angels Anspannung war noch immer deutlich erkennbar, weshalb William sich möglichst unauffällig verhielt und auch keinerlei Annäherungsversuche startete.

Später am gemeinsamen Frühstückstisch hielt diese Ruhe an und wurde zu einer bedrückenden Stille. Beide Damen waren mit am Tisch anwesend und nahmen ihr Frühstück ein. William saß neben seinem Herrn auf einem Kissen und aß das Essen, das Angel ihm, wie an jedem Morgen, überreicht hatte. Angel selbst las die Morgenzeitung und knabberte nur ein wenig an einem trockenen Stück Toast.

Die Probleme, die ihn belasteten, schlugen sich auf seinen Appetit. Er wartete noch immer auf eine Antwort auf sein Telegramm. Denn er wollte dringend einige notarielle Dinge regeln. Vor allem was die Zukunftssicherung seines Sklaven betraf.

Eines der Hausmädchen betrat schüchtern den Raum und wandte sich zu Faith, welche bereit stand, um Befehle der Herrschaft entgegen zu nehmen. Das Mädchen flüsterte Faith etwas zu, worauf diese dann einen Schritt an ihren Herrn heran trat und meldete: „Sir, entschuldigt die Störung. Mr. Wyndham-Pryce bittet eintreten zu dürfen."

Angel blickte von seiner Zeitung auf und nickte Faith nur stumm zu, worauf diese dem Hausmädchen sofort ein Zeichen gab, den Gast hereinzuführen. Gleich darauf kam Wesley und begrüßte die Herrschaften.

„Hallo Wesley, möchtest du etwas Frühstücken?" begrüßte Angel seinen langjährigen Freund.

„Nein danke. Ich würde gerne mit dir unter vier Augen sprechen, falls es möglich ist", kam Wesley gleich zur Sache, ganz so, wie es seine Art war.

„In Ordnung", erwiderte Angel, stand von seinem Platz auf und entschuldigte sich bei den Damen am Tisch. William erhob sich automatisch von seinem Platz, zögerte aber, da er sich nicht sicher war, ob er Angel begleiten sollte, oder nicht.

Angel führte seinen Gast nach nebenan in den Salon. Als er bemerkte, dass William ihm nicht folgte, blickte er zu ihm zurück und gab ihn ein kurzes Kopfzeichen, dass William sich ihnen anschließen sollte. Es gab nichts, was Angel vor seinem Sklaven zu verbergen hätte und außerdem legte er viel Wert auf dessen Gegenwart. Ganz besonders, wo Angel so viele Probleme plagten, schenkte ihm Williams Anwesenheit wenigstens ein bisschen Ablenkung und die dringend notwendige innere Ruhe.

Im Salon angekommen, setzte sich Angel in seinen Sessel, Wesley ihm gegenüber an den Zweisitzer und William wie gewohnt rechts neben Angel auf den weichen Teppichboden.

„Nun, was gibt es so früh am Morgen?" fragte Angel, wobei er inständig hoffte, dass nicht noch ein weiteres Problem auf ihn zukommen würde.

„Du hattest mich letztens gebeten dir mitzuteilen, falls ich etwas über Djoser erfahren sollte. Er ist hier. Er kam gestern Nacht in der Stadt an."

„Djoser? Bist du sicher?" wunderte sich Angel, dass sein ehemals bester Freund wieder in der Stadt war, wo er ihn doch in England gesehen hatte. Und sogleich beschlich ihn die Befürchtung, dass dieser vielleicht doch etwas mit all den Problemen zu tun hatte, welche ihn im Moment plagten.

„Ich bin mir ziemlich sicher. Als ich gestern etwas später nachhause ging beobachtete ich, wie jemand bei Willys Bar hinten an der Regenrinne hinauf kletterte. Und ich kenne niemanden sonst, der das tun würde, außer Djoser. Außerdem hörte ich, wie eins der Mädchen ihn begrüßte. Er ist es garantiert", bekräftigte Wesley.

„Vielleicht besucht er nur seine alte Freundin?" überlegte Angel in lauten Gedanken.

„Wenn es so ist, warum schleicht er sich dann nachts über die Regenrinne ins Zimmer? Die Bar war noch offen er hätte auch zur Tür eintreten können", sprach Wesley genau das aus, was auch Angel sich dachte.

Angel seufzte bekümmert auf. Er wollte nicht glauben, dass Djoser hinter dieser Sache stand. Tief in Innerem hoffte er noch immer, dass ihre Freundschaft eine zweite Chance bekommen würde.

„Halte ihn im Auge. Setz einen der Männer auf ihn an. Ich will wissen was er tut und wann er es tut. Und wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, dass er wieder in unrechte Machenschaften verstrickt ist, will ich sofort informiert werden", gab Angelus schließlich die genaue Order. Falls Djoser wirklich etwas aushecken sollte, wollte er vorbereitet sein.

*****

Djoser tigerte nervös in dem kleinen Zimmer auf und ab. Während des ganzen Tages war Kennedy wie versprochen damit beschäftigt nach seinen benötigten Informationen zu suchen. Doch bisher ohne Erfolg. Nun wartete er ungeduldig, dass die Sonne am Horizont verschwinden würde, und er endlich dazu in der Lage wäre das Zimmer zu verlassen, ohne sofort erkannt zu werden.

Er kannte hier in der Stadt ein paar einschlägige Treffpunkte, wo er vielleicht mehr Glück als Kennedy haben würde. Dort würde er auch nicht Gefahr laufen, dass sich seine Anwesenheit sofort in der ganzen Stadt herum sprechen würde. Die Leute, die er plante aufzusuchen, hatten alle etwas zu verbergen und waren deshalb auch gegenüber anderen sehr verschwiegen.

Ein wiederholter Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass es endlich dunkel genug war, um das Risiko einzugehen. Kaum, als er aus dem Fenster klettern wollte, betrat Kennedy das Zimmer und sah ihn teils fragend, teils amüsiert entgegen.

„Falls du es noch nicht gesehen haben solltest, dieses Haus hat auch eine Tür, durch die man Aus und Ein gehen kann", grinste sie ihm frech entgegen.

„Sicher, nur, dass zwischen hier und der Tür etwa die halbe Stadt in der Bar lungert und mich sofort erkennen würde, wenn ich da durchlaufen würde", erwiderte Djoser griesgrämig, während er zurück ins Zimmer kletterte.

„Und was wär so schlimm daran?"

„Ich will es einfach nicht", sagte er schroff, da er dem Thema ausweichen wollte.

„Ich sagte dir schon, niemand weiß, dass du im Gefängnis warst. Glaub, mir. Wenn es sich bis hier her herumgesprochen hätte, wäre ich eine der Ersten gewesen, die es erfahren hätte", erklärte sie ihm, da sie ahnte was der Grund dafür war, dass er nicht gesehen werden wollte.

Djoser wunderte es sehr, dass niemand davon wusste. Er hätte wetten können, dass sich all seine ehemaligen Freunde und Geschäftspartner bereits das Maul über ihn zerrissen, doch wenn es wirklich stimmte, dass niemand hier von seinem Gefängnisaufenthalt wusste, war sein Ruf doch nicht so sehr geschädigt, wie er befürchtet hatte.

„Wie auch immer. Sag mir lieber, ob du etwas in Erfahrung bringen konntest", wechselte er schließlich das Thema.

„Nein. Tut mir Leid. Bis auf die seltsamen Gestalten, die vor zwei Nächten hier ankamen gibt es nichts zu berichten. Und niemand weiß, ob die Kerle weiter gezogen sind, oder ob sie sich noch in der Stadt befinden."

„Das ist nicht viel. Ich danke dir trotzdem für deine Mühe. Ich werde mich selbst mal etwas umhörn. Vielleicht erreiche ich mehr. Lass das Fenster einen Spalt breit offen, damit ich wieder herein komme", meinte er noch, während er wieder aus dem Fenster kroch.

Kennedy trat ans Fenster und sah ihm zu, wie er übers Balkongeländer stieg. „Pass auf dich auf. Und mach mir keine Dummheiten!" rief sie ihm nach.

„Niemals!" erwiderte er mit einem letzen frechen Augenzwinkern und kletterte schließlich an der Regenrinne nach unten.

Auch an diesem Abend bemerkte er nicht, dass er von wachsamen Augen begleitet wurde, welche ihm weiter durch die Stadt folgten.

Djoser zog den Kragen seines Mantels und seinen Hut tiefer in sein Gesicht, um seine Identität zu verbergen. Zielsicher wanderte er an den wenigen Leuten, die noch auf der Straße unterwegs waren zu einem Haus, dass er in früheren Jahren sehr oft besucht hatte. Es war eine Art geheimer Treffpunkte für eine Untergrundorganisation, deren Haupteinnahmequellen illegale Geschäfte und Glückspiel waren.

Direkt an der Straße führte eine Treppe hinunter zu einer Türe, wo er anklopfte und abwartete. In Augenhöhe öffnete sich eine kleine Luke. Ein Augenpaar musterte ihn aufmerksam und eine tiefe, männliche Stimme erklang: „Wer sind Sie und was wollen Sie?"

„Mein Name ist Djoser Flanning. Ich will zu Mr. Smith. Wir sind alte Bekannte", erklärte Djoser, in der Hoffnung der Kerl würde ihn hereinlassen.

„Warten Sie hier", ertönte die Stimme und augenblicklich schloss sich die Luke. Nervös wartete Djoser darauf, dass man ihn einlassen würde. Nach ein paar Minuten hörte er das Klicken des Schlosses und tatsächlich wurde ihm die Tür geöffnet.

Ein Muskel bepackter Mann, welcher gut einen Kopf größer war, als er selbst, winkte ihn schließlich herein. Djoser folgte dem Mann über einen langen dunklen Gang zu einem Zimmer. Ein alter, in noblen Sachen gekleideter Mann stand am Kamin, zeigte mit seiner Pfeife auf einen alten Sessel und sagte: „Hallo Djoser. Lang nicht mehr gesehen."

*****

William war zutiefst frustriert. Sein Herr hatte den ganzen Tag damit verbracht seine Papiere zu studieren und später am Abend saß Angel nur stumm in seinem alten Sessel, nippte gelegentlich an einem teuren Tropfen Whiskey und starrte ins Kaminfeuer. Mittlerweile war es spät in der Nacht und die beiden saßen noch immer im Salon.

William hatte versucht sich selbst ein wenig zu beschäftigen und abzulenken, indem er eines von Angels alten Büchern las. Doch die Bücher, die sein Herr sein Eigen nannte, waren entweder in fremden Sprachen, oder so seltsam geschrieben, dass William große Mühe hatte, den Sinn der Worte richtig zu erfassen. Deshalb wurde ihm das Lesen schnell zur Qual bis er es schließlich ganz aufgab. Einmal mehr wünschte er sich, er hätte sein eigenes Buch mit nach Irland mitgenommen.

Außerdem sehnte er sich unendlich nach einer Berührung durch seinen Herrn. Viel zu lange war es her, dass er ihm als Objekt der Lust dienen durfte. Er dachte zurück an all die schönen Momente, als Angel ihn voller Begierde in den Augen, angesehen und ihn mit Leidenschaft und Strenge geführt hatte. Ihm fehlte die Aufmerksamkeit seines Herrn. Er wollte beinahe alles tun, damit sein Herr ihn wieder beachten würde, sogar wenn es nur eine Strafe wäre. Er hasste es ignoriert zu werden.

Vorsichtig berührte er seinen Herrn am Bein, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Sein Herr missachtete ihn jedoch weiterhin, ohne auch nur im Geringsten auf seine Berührung zu reagieren.

William wartete ein paar Augenblicke, bis er es erneut versuchte, obwohl er genau wusste, dass Angel es nicht schätzte, wenn er dies tat. Doch er war so frustriert, dass ihm sogar eine Strafe lieber gewesen wäre, als dieses ständige ignoriert werden.

Angel war so tief in Gedanken, dass er es beinahe nicht bemerkte, dass sein Sklave um Aufmerksamkeit bat. Ihn plagten all seine Probleme und er überlegte fieberhaft, wie er die finanzielle Situation in den Griff bekommen könnte, ohne sich von lieb gewonnenen Dingen zu trennen und ohne seinen guten Ruf auch hier in Irland zu verlieren. Hinzu fragte er sich, was sein alter Freund Djoser hier in der Stadt zu suchen hatte und ob vielleicht doch er hinter all seinen Problemen stand. Er hatte Wesley am Morgen beauftragt ihn noch am selben Tage Bericht zu erstatten, weshalb er so spät noch auf war und noch immer auf ihn wartete.

Als er Williams erste Berührung nur Abwesend bemerkte, ignorierte er sie absichtlich, da er sich im Moment nicht mit ihm auseinandersetzen wollte. Als dann jedoch eine zweite Berührung erfolgte, blickte er streng zu ihm und fragte streng: „William, was habe ich dir beigebracht, wie du dich verhalten sollst, wenn ich auf deine Berührung nicht reagiere?"

William hielt dem strengen Blick seines Herrn stand und erwiderte ohne Furcht: „Ihr habt mir beigebracht, dass Ihr nicht gestört werden wollt und ich es später noch einmal versuchen soll, Sir."

„Und warum hältst du dich nicht daran?" fragte Angel mit ansteigendem Ärger in der Stimme. Einen ungehorsamen Sklaven konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen.

„Ich bitte um Verzeihung, Sir. Bitte bestraft mich für meinen Ungehorsam", erwiderte William während er sich von seiner sitzenden Position in eine kniende begab und seinen Blick demütig zu Boden richtete. Innerlich hoffte er darauf, dass sein Herr ihn bestrafen würde. Dies wäre allemal besser, als weiterhin ignoriert zu werden.

Angel seufzte entnervt auf. Er konnte nicht verstehen, weshalb sein Sklave sich so verhielt. Scheinbar legte William es regelrecht auf eine Strafe an, was kein gutes Zeichen war. Er überlegte, was er mit ihm tun sollte, als Faith im selben Moment den Salon betrat und die Ankunft von Wesley verkündete.

Angel entschied, sich später mit William auseinander zu setzen und befahl ihm deshalb: „Geh nach oben und bleib dort, bis ich nachkomme."

„Ja, Sir" erwiderte William enttäuscht und befolgte den Befehl seines Herrn.

Angels Blick folgte William aus dem Zimmer, wobei ihm auffiel, wie traurig dieser war. Ihm wurde bewusst, dass er sich in der letzten Zeit kaum um seinen Sklaven gekümmert hatte, weshalb ihm eine Ahnung beschlich, weshalb William gerade eben eine Strafe herausforderte.

Er nahm sich vor, später mit William zu reden, da er nicht wollte, dass es zwischen ihnen auch noch zu Problemen kommen würde. Nun musste er jedoch erst noch mit Wesley sprechen, welcher auch schon in den Salon kam.

„Nun, konntest du etwas in Erfahrung bringen?" fragte Angel sofort, nachdem sich die beiden Herren kurz begrüßt haben.

„Ich hab schlechte Nachrichten. Ich habe ihn bis grade eben noch durch die halbe Stadt verfolgt. Er suchte alle einschlägigen Orte auf an denen er sich auch früher immer aufhielt. Es scheint so, als wäre er wieder in unlautere Machenschaften verstrickt, oder zumindest daran interessiert. Offen gestanden hätte ich ihn für klüger gehalten", berichtete Wesley von dem Ergebnis seiner Observierung.

Angel stimmte diese Nachricht sehr traurig. Er hätte es sich sehr gewünscht, dass Djoser klüger geworden wäre und sich von solchen Dingen fern halten würde. Aber wie es schien, legte dieser es regelrecht auf Ärger an. Ohne es eigentlich zu wollen, begann er sich um seinen alten Freund zu sorgen und wollte ihn am liebsten zur Vernunft bringen. Doch er war sich sicher, dass Djoser gewiss nicht auf ihn hören würde.

„Tu mir einen Gefallen und halte ihn weiter im Auge. Wenn du hörst, dass er sich wieder in Schwierigkeiten bringt, dann informiere mich", bat Angel seinen Freund.

„In Ordnung. Ich werde ein paar Männer darauf ansetzen. Aber darf ich fragen, warum du das tust? Ihr Beide seid doch längst keine Freunde mehr, also warum kümmert dich, was er macht? Oder denkst du wirklich er hat etwas mit der Sache in England zu tun?"

„Ich weiß nicht, ob er etwas damit zu tun hat. Ich hoffe nicht. Und selbst wenn wir heute nicht mehr die besten Freunde sind, so war er es früher, also habe ich ein Recht, mir Sorgen zu machen und wenn ich es kann, werde ich ihn vor größerem Ärger bewahren. Zumindest solange es sich in dieser Stadt abspielt."

*****

Als Angel etwas später dann hinauf ins Zimmer kam, lag William im Bett und schlief bereits. Möglichst lautlos setzte er sich in den Sessel, welcher so neben dem Bett stand, dass er William beim Schlafen beobachten konnte. Es erinnerte ihn an die Tage, als William sich nach seiner Flucht hier erholte und er genau wie gerade eben neben ihm im Sessel saß und ihn beobachtete.

Damals quälten ihn Zweifel, ob William aus den richtigen Gründen zu ihm gekommen war, ob er ihn als Herr anerkennen wollte und ob es wirklich klug war ihn bei sich zu behalten. Viele Nächte lang hatte er über all diese Fragen gegrübelt und entschied sich damals ihm die Freiheit zu schenken, um zu sehen, ob er selbst dann noch zu ihm zurückkommen würde.

Heute, nach einem Jahr, war er sich sicher, dass er damals die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie Beide waren in den vergangenen Monaten zu einem richtigen Team verschmolzen. William war ihm stets ein gehorsamer Sklave gewesen. Auch wenn es manchmal zu kleinen Zwischenfällen gekommen war, wusste Angel, dass er sich im Ernstfall auf ihn verlassen konnte. Und er war sich seiner Loyalität und seiner Zuneigung vollkommen sicher.

Ihm fiel plötzlich auf, wie sehr ihm die intimen Stunden mit seinem Sklaven fehlten. Die letzten Tage hatte es kaum Augenblicke gegeben, wo er sich nur um William kümmern konnte. Es war daher sehr verständlich, dass William sich um seine Aufmerksamkeit bemühte, selbst wenn es sich dabei um einen Regelverstoß handelte.

Und während er so über alles nachdachte, wurde ihm bewusst, wie sehr William auf ihn fixiert war, was ihm sonst gar nicht so sehr auffiel. Konnte es sein, dass William doch mehr für ihn empfand als bloßes Pflichtbewusstsein und Loyalität? Gab es vielleicht die Möglichkeit, dass William ihn liebte?

Angel wurde sich dabei eines schwerwiegenden Fehlers bewusst. Er hätte ihm in London die ganze Wahrheit sagen sollen. Er hätte William erzählen sollen, warum er wollte, dass er ihn ohne die korrekte Betitelung ansprach und ihm beichten, dass er ihn liebte.

Als er nun so zurück, an die letzten Tage dachte, fiel ihm auf. Wie verunsichert William gewesen war, wie sich dadurch ihre sichere Routine verändert hatte und sie sich mehr und mehr voneinander trennten.

Angel beschloss dieser Sache ein baldiges Ende zu setzen. Gleich am nächsten Morgen wollte er William seine Gefühle offenbaren. Voller Vorfreude entledigte er sich deshalb seiner Kleidung und schlüpfte vorsichtig zu seinem Sklaven in das warme Bett. William seufzte nur kurz im Schlaf auf und kuschelte sich automatisch an die Seite seines Herrn.

Liebevoll strich Angelus ihm übers Haar, gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn und flüsterte ihm leise zu: „Schlaf gut mein Prinz. Morgen folgt ein guter Tag."

*****

 

 

 

Teil 14 – Unwelcome Incidents

Am frühen Morgen wurden Angel und William von einem Klopfen an der Türe geweckt. Noch schlaftrunken erlaubte Angel dem Störenfried einzutreten. Es war Faith, die einen vorsichtigen Schritt in das Schlafgemach wagte, ohne dabei genau auf das Bett zu sehen.

„Entschuldigt die Störung, Sir. Aber Ihr wolltet sofort informiert werden, falls ein Telegramm für Euch ankommen würde", meldete Faith pflichtbewusst und zeigte ihrem Herrn einen Umschlag.

„Endlich! Schnell, bring ihn mir!" winkte Angelus das Mädchen herbei, worauf Faith sofort heraneilte und ihrem Herrn den Umschlag übergab.

Hastig öffnete Angel das Papier und las die wenigen Zeilen des Telegramms. Der Anwalt, den er kontaktiert hatte, war bereit ihm seine Dienste zur Verfügung zu stellen und Angel sollte alsbald zu ihm zu einem persönlichen Gespräch kommen.

„Faith, wecke bitte meine Gemahlin. Sie soll sich für eine kurze Reise bereit machen. Veranlasse, dass für mich und meine Gemahlin Gepäck für etwa drei Tage gepackt wird. Wir werden sofort nach dem Frühstück aufbrechen."

„Jawohl, Sir. Wünscht Ihr vor dem Frühstück zu baden?"

„Nein. Ich möchte möglichst rasch aufbrechen. Bring mir nur rasch etwas Waschzeug.", erklärte er während er sich bereits aus dem Bett schwang, seine Nacktheit schnell mit seinem Morgenmantel bedeckte und eilig begann ein paar der Papiere zusammenzukramen.

Dass der Herr nicht baden wollte, war für Faith ein deutliches Zeichen, dass es ihm besonders dringlich war und von daher auch sie sich zu beeilen hatte. Mit einem typisch frechen „Wird erledigt, Sir" verließ sie so schnell das Zimmer, dass es Angel nicht einmal mitbekam, wie leger sie sich ihm gegenüber benahm.

William saß, seit er erwacht war, stumm und unbeweglich im Bett und beobachtete traurig, wie sein Herr hektisch nach seinen Papieren suchte. Ihm war nicht entgangen, dass Faith nur Gepäck für die Herrschaften einpacken lassen sollte. Würde das bedeuten, Angelus nahm ihn nicht mit? War dies vielleicht die Strafe für seinen kleinen Regelverstoß vom Vorabend? William wollte doch nur etwas mehr Aufmerksamkeit von seinem Herrn ergattern, doch wie es schien, erreichte er nun genau das Gegenteil.

Er schallte sich selbst einen Idioten, da er sich aus egoistischen Gründen nicht seines Standes gemäß verhalten hatte und empfand es nur Recht, dass er nun allein zuhause bleiben sollte. Schließlich gab es für seinen Herrn wichtigere Dinge zu regeln, als sich um ihn zu kümmern. Einen Sklaven, der aus Langeweile einen absichtlichen Regelverstoß begann. William schämte sich für sein Verhalten.

„Sir?" fragte William vorsichtig nach, um zu sehen, wie sein Herr, ihm gegenüber, gelaunt war.

Angel schreckte beinahe auf, als er die, schon fast ängstliche Stimme von William hörte, bis er sich daran erinnerte, dass er William eigentlich noch ein paar wichtige Dinge sagen wollte. Ebenso rasch, wie er zuvor aus dem Bett gesprungen war, war er nun plötzlich wieder neben William auf der Matratze und sah seinen Sklaven eindringlich an. William erschrak etwas über das hektische Verhalten seines Herrn und erstarrte regelrecht.

„William hör mir zu. Ich weiß, ich hatte die letzten Tage nicht sehr viel Zeit für dich und gerade im Moment muss ich ganz dringend zu diesem Anwalt, um ein paar wichtige Angelegenheiten zu regeln, die unter anderem auch dich betreffen. Ich will dich nicht mit mir mitnehmen, sondern möchte von dir, dass du hier bleibst und über das Haus wachst", erklärte Angel mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme

Vollkommen perplex über einen solch ungewöhnlichen Befehl fragte William: „Das Haus? Sir, warum kann ich nicht mit Euch mitkommen? Ist es wegen gestern Abend? Es tut mir Leid, wie ich mich verhalten habe. Ich war dumm und egoistisch. Bitte verzeiht mir! Bestraft mich so hart, wie Ihr es für richtig haltet. Ich werde jede Strafe demütig annehmen, aber bitte nehmt mich mit!" Mit flehenden Augen sah er zu Angelus und hoffte ihn besänftigen zu können.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem Quäntchen Humor erwiderte Angel fragend: „Du nimmst jede Strafe an, aber meine Bitte über das Haus zu wachen gewährst du mir nicht?"

Dabei erkannte William, dass es in der Tat kein strenger Befehl, sondern eher eine Bitte war, was ihn jedoch nur noch mehr verwirrte. War dies also keine Strafe?

Als Angel Williams Verwirrung erkannte fügte er hinzu: „Es ist von Notwendigkeit, dass mich Darla zu dem Anwalt begleitet, da ich will, dass sie, als meine Ehefrau, mit auf den Papieren unterzeichnet. Es wäre gegen unser eheliches Abkommen, wenn ich sie bei solch tragenden Entscheidungen ausschließen würde. Dies bedeutet jedoch, dass Drusilla hier ganz alleine im Haus wäre. Ich traue ihr nicht. Ich will, dass jemand während meiner Abwesenheit auf die Mädchen aufpasst und darüber wacht, dass mir Drusilla nicht meinen ganzen Hausstand aus dem Haus räumt."

„Aber Sir, warum ich? Ich bin nur ein Sklave. Was kann ich schon unternehmen?" fragte William nicht verstehend nach.

„Du bist nicht nur ein Sklave, William! Du bist mein Sklave, und Drusilla weiß das. Und sie weiß auch, was das bedeutet. Sie wird nicht wagen dir etwas anzutun. So weit würde sie nicht gehen. Doch deine Anwesenheit wird sie daran hindern dem Gesinde etwas zu tun. Darum möchte ich, dass du hier bleibst. Du wirst nicht allein sein. Ich werde Wesley sagen, dass er ein paar Männer vor dem Haus positionieren soll. Nun, wie sieht es aus? Kann ich mich auf dich verlassen?"

William hing in Gedanken noch immer bei dem dritten Satz fest, da er sich fragte, was es denn wirklich bedeutete Sklave von Angelus zu sein. Als sein Gehirn etwas verspätet registrierte, dass sein Herr auf eine Antwort wartete, erwiderte er: „Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Sir."

Angelus lächelte seinem Sklaven stolz entgegen. Ihm war nicht entgangen, dass sich William wieder einmal streng nach den Benimmregeln verhielt, ohne dass er es musste, doch Angel hatte nicht vor ihn deshalb zu maßregeln. Er wünschte nur, er hätte mehr Zeit, um William in Ruhe alles zu erklären und ihm seine wahren Gefühle zu beichten. Doch er nahm sich vor dies gleich nach seiner Rückkehr zu erledigen.

Zu William sagte er deshalb: „Ich bin sehr stolz auf dich. Sobald ich wieder hier bin, werden wir beide ein längeres Gespräch führen. Es gibt ein paar Dinge, die ich dir mitteilen möchte. Doch nun sieh zu, dass du aus dem Bett kommst. Ich möchte dich noch so lange an meiner Seite haben, bis ich abreisen werde."

„Ja, Sir", erwiderte William lächelnd.

*****

Mit finsterer, verschlossener Mine saß Parker in einem alten Ohrensessel und starrte geistesabwesend auf eine silberfarbene Eisenmanschette, welche er spielerisch in seiner Hand rollte. Er hatte das Eisen extra für sein Vorhaben besorgen lassen, um es dem Objekt seiner Begierde anzulegen. In seinen Gedanken stellte er sich vor, wie der Sklave, den er unter dem Namen Spike kannte, vor ihm auf dem Boden kauerte. Das Gesicht in die Holzdielen gepresst, den Hintern in die Höhe gestreckt und mit zitternden Händen, an denen die eisernen Manschetten befestigt sind, die Pobacken auseinander drückend.

Ein wohliger Schauer lief ihm bei diesem Gedanken durch den Körper und er träumte weiter, wie er sich dem Sklaven näherte und ihm ein paar kräftige Peitschenhiebe auf dessen Rücken verpasste. Wie der Sklave unter seinen Schlägen aufschrie und dessen gesamter Körper vor Schmerzen bebte.

„Mr. Abrahms?" hörte Parker plötzlich eine Stimme, die ihn gewaltsam aus seinen schönen Gedanken riss. Verärgert drehte er sich zu dem Störenfried um und fragte schroff: „Was?"

Unbeeindruckt von Parkers wütendem Ausdruck berichtete einer der Männer, die Parker damit beauftragt hatte das Dexter-Anwesen zu beschatten: „Es tut sich was. Angelus hat heute Morgen ganz früh das Haus verlassen. Seine Frau hat ihn begleitet, doch der Sklave ist noch da. Zusammen mit einer weiteren Lady, die angeblich Angelus’ Schwester ist. Sollen wir etwas unternehmen?"

Parkers Gesicht erhellte sich bei dieser guten Nachricht sofort und er sprang förmlich von seinem Platz auf. „Ruf alle Männer zusammen. Wir schlagen sofort zu!"

*****

William fühlte sich unwohl, so ganz allein ohne seinen Herrn im Haus zu sein. Zwar war dies nicht das erste Mal, doch noch nie hatte Angelus ihn für mehr als ein paar Stunden allein gelassen. Am liebsten wollte er sich ins Schlafzimmer zurückziehen und den ganzen Tag verschlafen, damit die Zeit schneller vergehen würde, doch er hatte seinem Herrn versprochen ein Auge auf Drusilla zu werfen, weshalb er sich nach Angelus’ Abreise in den Salon begab und sich dort an seinem Lieblingsplatz vor den Kamin setzte, wo auch Drusilla sich aufhielt um ein Buch zu lesen.

Faith, welche als Ranghöchste Dienstbotin mit im Salon war, um Befehle der Herrschaft entgegen zu nehmen, war sehr froh über Williams Anwesenheit. Sie traute Drusilla noch weniger, als Angelus es tat.

Drusilla wurde es schließlich zu langweilig weiter in ihrem Buch zu lesen, weshalb sie es auf einen kleinen runden Tisch zur Seite legte, in katzenhafter Manier ihre Glieder streckte und dabei einen seufzenden Laut von sich gab, welcher schon fast wie ein Stöhnen klang. Mit lieblicher Stimme meinte sie dann zu Faith: „Würdest du mir bitte etwas aus meinem Zimmer holen? Es ist eine kleine Schatulle, welche sich in einer meiner Taschen befindet. Leider weiß ich im Moment nicht in welcher, aber ich bin sicher du wirst sie rasch finden."

„Jawohl, Madam. Ich werde sofort danach schicken", wollte sich Faith bereits entfernen, als Drusilla ihr bestimmend nachrief: „Nein! Ich will nicht, dass eins dieser schmutzigen Mädchen in meinen Sachen wühlt. Ich möchte, dass du es selbst holst." Faith ahnte, dass Drusilla nur einen Vorwand suchte, um mit William allein zu sein, doch es gab nichts, was sie dagegen unternehmen konnte, also entfernte sie sich mit einem kleinen Knicks, um nach der besagten Schatulle zu suchen.

Kaum war Faith aus dem Raum, seufzte Drusilla erneut spielerisch auf, als wäre es ihr schrecklich langweilig. Dann erhob sie sich von ihrem Platz und trat näher an den Kamin, sodass sie direkt neben William stand und der seidene Stoff ihres Kleides an dessen Körper rieb.

„Findest du nicht auch, dass das Haus schrecklich leer ist, wenn Liam und Darla nicht hier sind?" fragte sie William im Plauderton, als wäre er ein guter Freund.

Verwundert blickte William zu ihr auf und erwiderte vorsichtig: „Ja, Madam."

Mit einem süßen Lächeln ging sie direkt neben ihm in die Hocke und ließ dabei einen ihrer Finger zärtlich an Williams Wange hinab, bis zu seinem Nacken gleiten. Ein seltsamer Schauer durchfuhr William dabei und erschrocken starrte er die Lady an. Ihr Lächeln wurde breiter und ihre Hand wanderte weiter hinab zu Williams Hemd, wo sie ihre Finger durch den offenen Spalt zwischen zweier Knöpfe hindurch schob und sich zu Williams Brust vorwagte. Eine Welle der Erregung durchfuhr William dabei. Er schloss seine Augen und zog die Luft scharf ein.

„Was hältst du davon, wenn wir uns ein wenig die Zeit vertreiben?" schnurrte sie ihm verführerisch ins Ohr, während sich ihre Finger fester um seinen erhärteten Nippel schlossen.

Ein ungewolltes Stöhnen entwich seinen Lippen und ihm wurde schlagartig bewusst, dass er Drusilla stoppen musste. Ruckartig wich er zurück, wobei Drusillas Hand aus seinem Hemd gezogen wurde. Seine flache Hand auf seine Brust legend blickte er sie abwehrend an und sagte: „Bitte verzeiht, Madam. Mein Herr wäre mit so etwas nicht einverstanden."

Ihren besten Schmollmund aufsetzend erwiderte sie: „Liam ist nicht hier und er würde es auch nie erfahren. Denk darüber nach, mein wunderschöner Engel. Ich warte oben in meinem Zimmer auf dich. Ich werde dir Dinge zeigen, die du dir selbst in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst."

Wieder griff sie mit ihrer Hand nach vorne, doch diesmal berührte sie William an der Wange und lies ihre Finger dabei ganz sachte über die Wange und dann über seine halboffenen Lippen wandern. William schluckte hart, da ihn diese bloße Berührung ebenfalls erregte.

Mit einem siegessicheren Lächeln erhob sich Drusilla vom Boden, blickte lächelnd auf ihn herab und verließ anschließend das Zimmer mit den Worten: „Ich warte auf dich."

Erst als sie verschwunden war, fiel ihm auf, dass er am ganzen Leib zitterte. Dies war ihm sonst nur bei Angelus passiert. Was hatte diese Frau an sich, dass er so heftig auf sie reagierte? Zu gern wollte William mehr über sie erfahren. Er wollte hinter das Geheimnis kommen, weshalb sie so eine große Wirkung auf ihn auslöste. Doch er konnte unmöglich ihr Angebot annehmen und ihr folgen. Angelus würde gewiss sehr böse darüber sein. Allerdings brauchte Angelus es nie zu erfahren.

 

*****

„Verflucht noch eins. Dieser Bastard durchkreuzt mir immer wieder meine Pläne!" schimpfte Parker verärgert auf, als er, nachdem er das sicherer Versteck aufsuchte, von wo aus er Angelus’ Haus beschatten ließ, von Wesleys Männern erfuhr, die vor dem Haus postiert waren. Es waren zwar nur zwei, aber dennoch konnten diese ein Problem darstellen.

Aber so nah an seinem Ziel, wollte Parker nicht aufgeben, weshalb er seine Kumpanen über den weiteren Schlachtplan informierte: „Wir werden später in der Nacht zuschlagen."

Frustriert verließ er das kleine leer stehende Häuschen, welches zu früheren Zeiten, als das Dexter-Anwesen noch unter der Führung von Angelus’ Vater geleitet wurde, das Quartier der Arbeitersklaven gewesen war und nun durch seine abgelegene und versteckte Lage der perfekte Ort war, um das Anwesen unbemerkt zu observieren.

Ein paar Schritte weiter wartete Jonathan mit zwei Pferden auf ihn. Über die ungebetene Verzögerung verärgert ritt er zurück in die Stadt.

*****

Sich seinen schmerzenden Körper streckend bereute Djoser es erneut, dass er auf Kennedys Angebot, bei ihr im Bett zu schlafen, nicht eingegangen war und stattdessen den Fußboden zu seinem Schlafplatz ernannt hatte. Die spärliche Decke unter seinem Körper und das kleine Kissen unter seinem Kopf waren noch unbequemer als die Pritsche in seiner ehemaligen Gefängniszelle. Im Gefängnis konnte er zumindest den Luxus einer Zudecke genießen, während er hier komplett angezogen dalag und seinen Mantel als Decke missbrauchen musste.

„Morgen Djo, Hast du gut geschlafen?" hörte er die neckende Stimme seiner Freundin, und als er zu dem Bett neben ihm aufsah, erblickte er ihr schelmisches Grinsen, worauf er sich sofort noch elender fühlte.

Er erwiderte ihren Blick mit einem sarkastischen Blick und sagte mit ebensolcher Emotion: „Wie ein Toter. Danke der Nachfrage."

Kennedy kicherte über seinen griesgrämigen Blick. „Und wie war dein nächtlicher Erkundungstrip? Hast du etwas erfahren? Du bist gestern ziemlich spät zurückgekommen."

„Ja, aber leider ohne brauchbare Informationen", berichtete er, während er sich von seinem Schlafplatz erhob und sich ausgiebig streckte.

Es war fast Mittag. Kennedys Zimmergenossin war schon vor einer Weile aufgestanden, weshalb Djoser und Kennedy alleine im Raum waren. Kennedy stand ebenfalls auf. Mit einem schlichten Nachthemd bekleidet, stellte sich vor ihn und sagte: „Heute ist bei den meisten Arbeitern Zahltag, das heißt, dass viele kommen werden um sich in der Bar zu vergnügen. Ich werde heute Nacht wieder anschaffen gehen. Vielleicht kann ich dabei etwas in Erfahrung bringen."

Sein Gesichtsaudruck wurde ernst und er erwiderte besorgt: „Es gefällt mir nicht, wenn du das tust. Vor allem nicht, wenn es wegen mir ist. Du hast genug Geld, um dir eine Auszeit zu nehmen."

„Das hier ist mein Job, falls du es schon vergessen hast und ich kann mir die Auszeit auch später noch nehmen. Also mach dir um mich keine Gedanken. Ich mach das jetzt schon so lange, dass es auf eine Nacht mehr oder weniger nicht ankommt und so wie es aussieht, werde ich es die nächsten Jahre auch noch machen, bis ich irgendwann mal zu alt dafür bin", versuchte sie die Tatsache, dass sie ihren Körper für Geld verkaufte herunterzuspielen.

„Hör auf damit. Komm mit mir nach England, wenn meine Angelegenheiten hier erledigt sind."

„Und was dann? Wie lange wird es dauern, bis du wieder in krumme Geschäfte einsteigst, oder bis ich wieder anschaffen gehe, damit wir nicht verhungern müssen? Du kannst nicht mich und Penn ernähren, wenn du nicht mal ein eigenes Haus hast. Vergiss es Djoser. Hier kenne ich meine Freier und habe mir ein paar gute Stammkunden erarbeitet. In England müsste ich von neuem beginnen. Es ist besser so, wie es jetzt ist."

Gerne hätte Djoser sie aus diesem Milieu befreit und hätte er vor Jahren nicht so viel Mist gebaut, wäre es ihm vielleicht sogar gelungen. Nun plagte ihn sein schlechtes Gewissen und er wünschte sich, er könnte es wieder gut machen. Nur sah es im Moment leider nicht danach aus, als würde er jemals dazu in der Lage sein. Vielleicht sollte er lieber versuchen Kennedy zu helfen, anstatt einem Freund, der nicht mehr sein Freund sein wollte.

*****

Als Parker Abrahms durch die Stadt ritt, um zurück zu seinem derzeitigen Unterschlupf zu kommen wurde er durch das Rufen seines Namens aufgehalten. Es konnte unmöglich einer seiner Männer sein und außer Angelus und William kannte ihn sonst niemanden hier in der Stadt, weshalb er sich erschrocken nach der Stimme umwandte.

„Mr. Parker! Wie bin ich erleichtert, Sie hier zu finden! Ich habe schon überall nach Ihnen gesucht", begrüßte ihn Gillian McDonald aufgeregt.

„Verflucht", murmelte Parker lautlos, bevor er ein freundliches Gesicht aufsetzte und den Anwalt begrüßte. Ihn konnte er gerade jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Vor allem nicht hier in dieser Stadt. Die Erwähnung, dass Gillian nach ihm gefragt habe, gefiel ihm noch viel weniger. Bisher konnte Parker erfolgreich verhindern, dass sein Name irgendwo aufgetaucht war. Falls Angelus von seiner Ankunft erfahren würde, wären all seine Pläne durchkreuzt. Er musste Gilian von der Bildfläche verschwinden lassen und zwar schnell.

„Mr. McDonald! Es freut mich, Sie zu sehen. Ihre Reise hier her wäre doch nicht von Nöten gewesen. Warum kommen Sie nicht mit zu mir. Ich habe Ihnen viel zu berichten."

„Ist das wahr? War unsere Mission bereits erfolgreich?" fragte Gillian begierig nach.

„Noch nicht, aber wir sind nahe an unserem Ziel. Kommen Sie doch einfach mit mir mit, dann werde ich Ihnen alles erzählen. Außerdem ist es nicht gut, wenn man uns hier sieht. Die Leute hier in dieser Stadt verehren Angelus. Es wäre daher besser, wenn Sie niemanden von mir oder von unserem Vorhaben erzählen", wies Parker den Anwalt mit einem finsteren Blick an, wobei Gillian ein ungutes Gefühl bekam.

„Ich habe kein Pferd. Ich müsste mir erst eine Kutsche mieten. Nennen Sie mir doch einfach Ihre Adresse und ich werde nachkommen", erklärte der Anwalt.

Dies passte Parker ganz und gar nicht. Niemand, außer seiner Männer, wusste von seinem Aufenthaltsort und dies sollte auch so bleiben.

„Aber wozu unnötig Geld für eine Kutsche ausgeben? Warum warten Sie nicht dort drüben in der Bar? Ich werde Ihnen jemanden schicken, der Sie später zu mir bringt", bot Parker freundlich an und deutete dabei auf Willys Bar. In einer solch schäbigen Einrichtung war die Gefahr geringer, dass der Anwalt gegenüber einer falschen Person Informationen weiter geben würde.

„Einverstanden. Ich werde dort warten."

*****

 

 

 

 

Teil 15 - Temptation

William blickte Faith ins Gesicht, als würde er ihrem Plaudern aufmerksam zuhören, doch in Gedanken war er ganz woanders. Ihm ließen Drusillas Worte einfach keine Ruhe. Sie würde auf ihn warten, hatte sie gesagt. Sie würde ihm Dinge zeigen, von denen er nicht mal träumen könnte. Was für Dinge meinte sie damit?

„Hey! Hörst du mir überhaupt zu?" fragte Faith leicht verärgert, als ihr klar wurde, dass William ihr gar nicht richtig zuhörte.

„Was? Ja sicher. Äh… was hast du gerade gesagt?" stotterte er verlegen vor sich her.

„Ich fragte dich, ob du auch ins Bett gehst, oder ob du noch hier bleibst. Es ist schon spät."

„Huh?" erwiderte William leicht verwirrt. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen war. Er und Faith hatten den Großteil des Tages damit verbracht sich zu unterhalten, während Faith nebenbei ein paar Dinge im Haus erledigte. Von Drusilla war den ganzen Tag nichts mehr zu sehen gewesen. Sie war die ganze Zeit in ihrem Zimmer, wobei William sich ständig fragte, was sie dort tat. Ob sie wirklich auf ihn wartete?

Es war noch nicht so richtig spät, aber William wusste, dass Faith sich abends gelegentlich nach draußen zu einem der Stallburschen schlich. Sie hatte eine Schwäche für ihn. Offensichtlich wollte sie die Abwesenheit der Herrschaft ausgiebig nutzen.

„Also ich geh jetzt jedenfalls. Gute Nacht William", verabschiedete sie sich schlicht und ließ ihn allein im Salon. William beschloss sich nach oben zurückzuziehen. Er erhob sich von seinem Platz und blies alle Kerzen aus, bis auf eine, welche er mit nach oben nahm.

Das aufgeregte Flackern der Kerze ließ die Treppe und den oberen Gang unheimlich wirken. William fühlte sich seltsam unwohl. Auf dem Weg zum Zimmer seines Herrn, musste er direkt am Gästezimmer vorbei gehen, in welchem Drusilla einquartiert war. Auf Höhe ihres Zimmers zögerte er einen Moment. Vielleicht sollte er klopfen und die Milady fragen, ob sie noch etwas brauchte? Vielleicht schlief sie aber auch schon, dachte er sich und hielt weiter auf Angelus’ Zimmer zu.

Nach weniger als drei Metern zögerte er erneut und drehte sich noch mal zur Türe um. Es könnte gewiss nicht schaden zu klopfen, dachte er sich. Bestimmt würde sie schon schlafen und das Klopfen gar nicht hören. Vielleicht war sie noch wach? Doch was dann?

William machte einen raschen Schritt zu Drusillas Türe, wandte sich dann jedoch sofort wieder um und ging den Gang weiter zu seinem Zimmer. Den Türgriff bereits in der Hand, blickte er wieder zurück. Das Kerzenlicht bildete seltsame Schatten und für einen kurzen Moment glaubte er im Gang eine Gestalt vorbeihuschen zu sehen. War jemand im Haus? Oder war das Faith?

Er hielt die Kerze weiter in den Gang und versuchte mehr zu erkennen. Er ging noch mal zurück, um zu sehen, ob jemand hier war, doch niemand war zu sehen. Gerade, als er wieder zurück zum Schlafgemach gehen wollte, öffnete sich neben ihm eine Türe. Erschrocken wandte er sich nach dem Geräusch um, wo Drusilla im Türrahmen angelehnt stand.

Sie trug ein durchsichtiges Nachthemd aus schwarzem seidigem Tüllstoff. Sie wirkte wie eine düstere Prinzessin. Ihr langes schwarzes Haar hing ihr offen über die Schultern und umrandete ihr perfekt geschminktes Gesicht, wo ein süßes Lächeln auf ihren Lippen hing.

„Da bist du ja endlich", schnurrte sie verführerisch.

William bemerkte, dass er für einen Moment lang vergessen hatte zu atmen, weshalb er, als er etwas erwidern wollte, erstmal nach Luft rang.

„Nur keine Scheu, ich tue dir nichts", meinte sie verführerisch lächelnd, während sie nach seiner Hand griff und ihn mit sanften Druck in ihr Zimmer zog.

William war mehr danach zu flüchten, aber aus irgendeinem, ihm unerklärlichen, Grund schaffte er es nicht, sich von ihrem Anblick loszureißen. Es war nicht ihre deutlich sichtbare Nacktheit unter dem Hauch aus Stoff, sondern die Art wie sie sich bewegte, wie eine Raubkatze auf Beutezug. Wie betäubt ließ er sich von ihr ins Zimmer ziehen.

Mit einem triumphierenden Blick schloss sie hinter ihm die Türe und trat von hinten an ihn heran. Er hielt seinen Blick fest auf das Zimmer gerichtet und redete sich selbst ein, dass er so schnell wie möglich von hier verschwinden sollte. Doch seine Beine wollten ihm nicht so recht gehorchen.

Das Zimmer war erleuchtet von einigen Kerzen, welche überall aufgestellt waren. Dies schaffte eine angenehme Atmosphäre. Das Bett vor ihm war aufgeschlagen, als hätte Drusilla gerade noch darin gelegen. Auf dem Nachttisch lag ihr Buch.

William fuhr fast aus der Haut, als sich plötzlich zwei Hände von hinten seiner Brust näherten, nach seinen Nippel suchten und ihn dort kniffen. Nicht zu fest, sondern gerade so, dass es sehr anregend wirkte. Auf die genau gleiche Art, wie es Angelus bei ihm tat und was er so sehr liebte.

William schloss die Augen und ließ es einfach zu, dass sie ihn weiter mit ihren Händen berührte. Er spürte ihre Zunge in seinem Nacken, welche kleine Kreise zog und weiter hinauf zu seinem Ohr wanderte. Seine beiden Hände schlossen sich beinahe krampfhaft um den Kerzenhalter, den er noch immer festhielt.

Er hörte sie leise kichern und dann verschwanden all ihre Berührungen. Enttäuscht blickte er sich zu ihr um, wobei er feststellte, dass sie um ihn herumwanderte und ihm dann den Kerzenständer aus der Hand nahm, um diesen auf einen kleinen Tisch zur Seite zu stellen.

Fasziniert verfolgte er ihre grazilen Bewegungen. Sie setzte sich schließlich aufs Bett, klopfte neben sich auf die Matratze und forderte ihn somit auf, sich neben sie zu setzen. Er zögerte einen Moment, doch dann ergab er sich ihrem bittenden Blick und setzte sich neben sie. Sofort waren ihre Hände an seinem Körper. Zärtlich berührte sie ihn und strich ihm das Hemd von den Schultern. Ihre Fingerspitzen wanderten über seine, nun nackte, Brust, als wäre er aus Porzellan.

„So wunderschön", flüsterte sie leise.

„Finden Sie mich wirklich schön, Madam?" fragte er ungläubig nach.

„Aber ja doch! Du wirkst so überrascht. Sagt dir mein Bruder nicht, wie wunderschön du bist?" fragte sie mit einer gespielten Bestürzung in ihrem Blick.

„Nein, Madam", erwiderte er kaum hörbar.

Sie lächelte ihm lieblich entgegen und schob seinen Oberkörper zurück auf das Bett, während sie ihm erklärte: „Lass mich dir zeigen, wie schön ich dich finde."

William war sich nicht sicher, was sie damit meinte und er fühlte sich auch nicht wohl dabei, hier auf diesem Bett zu liegen.

„Bitte verzeihen Sie, Madam, aber ich denke, ich sollte wieder gehen", meinte er freundlich und versuchte sich zu erheben, um das Zimmer zu verlassen.

„Bitte bleib!" hielt sie ihn auf und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in die Kissen. „Ich verspreche dir, ich werde dir nichts Böses tun. Ich würde nur so gerne ein wenig mit dir spielen. Es wird dir bestimmt gefallen. Und ich schwöre, ich werde sofort aufhören, wenn du es sagst."

Kritisch musterte er ihren schmollenden Blick. Ein klein wenig konnte er ja noch bleiben. Angelus würde es nie erfahren, also bestand kein Grund zur Befürchtung. Und was könnte schon schlimmes passieren?

„Wenn Ihr es wünscht, werde ich noch etwas bleiben, Madam."

„Großartig!" rief sie erfreut aus und klatschte kurz in ihre Hände, wobei sie ihm für einen kurzen Augenblick so vorkam, als wäre sie ein wenig verrückt. Sie bewegte sich plötzlich so schnell, dass er kaum mitbekam, was sie mit ihm machte. Mit schnellen geschickten Handgriffen waren seine beiden Hände am Kopfende des Bettes gefesselt. Wie es schien, hatte sie sich bereits darauf vorbereitet und zwei Seile am Bett befestigt, durch die er nun bewegungsunfähig war.

„Madam?" fragte er unsicher nach. „Was haben Sie vor?"

„Keine Angst mein süßer Sklave. Du wirst es gleich sehen."

William versuchte seine Nervosität unter Kontrolle zu halten. Was sollte schon passieren? Er liebte es, wenn Angelus mit ihm auf solche Weise spielte, also würde ihm dies hier sicher auch gefallen. Außerdem würde sie aufhören, wenn es er es wollte, also bestand keine Gefahr. Aber wenn keine Gefahr bestand, warum hatte er dann ein Gefühl im Bauch, als würde sich ihm der Magen umdrehen?

Während seine Nerven Amok liefen, entledigte ihm Drusilla auch noch seiner Hose, womit er nun vollkommen nackt auf dem Bett lag, die Hände am Kopfende gefesselt. Sie lächelte auf ihn herab, als wäre er ein leckeres Dessert, welches sie verschlingen wollte. Ihre Hände wanderten erneut über seinen Körper, wobei sie besonderes viel Aufmerksamkeit auf seine Nippel und seine Männlichkeit richtete.

Es dauerte nicht lange, bis William sich leise stöhnend unter ihren geschickten Händen wandte und sich sein Schaft erregt aufstellte. Er keuchte überrascht auf, als sie ihm dann seinen Hoden und seinen steifen Penis mit einem festen Lederband abschnürte, sodass sich das Blut staute. Dies war ihm nicht neu. Angelus tat dies sehr oft mit ihm, doch Drusilla war fiel grober zu ihm und die enge Schnürung fing an zu schmerzen.

„Madam, bitte! Das ist zu fest", stöhnte er, als sie das Leder noch fester zusammenzog.

„Jammere nicht", erwiderte sie unbekümmert.

William versuchte sich zu beruhigen. Vielleicht kam es ihm nur fester vor? Vielleicht lag es daran, weil er so nervös war?

Drusilla schob den durchsichtigen Stoff ihres Nachtgewandes zu ihren Hüften hinauf, während sie sich in einer eiligen Bewegung direkt auf ihn drauf setzte und seine Männlichkeit tief in sich aufnahm. William keuchte überrascht auf und starrte ihr mit großen Augen entgegen. Noch nie war seine Männlichkeit auf diese Weise durch den warmen Körper eines anderen Menschen umschlossen worden. Es fühlte sich seltsam ungewohnt an.

Nachdem sie sich an seine Größe gewöhnte, fing Drusilla an, sich auf ihm zu bewegen. Für William war dies weniger angenehm. Die enge Schnürung schmerzte ihn und ihm war dies alles irgendwie unangenehm. Es war ein so fremdes Gefühl im Körper einer Frau zu stecken und er fühlte ein ziemlich schlechtes Gewissen dabei. Er wusste, dass, wenn Angelus dies jemals erfahren würde, dieser sehr wütend und enttäuscht wäre.

„Madam? Ich würde bitte gern aufhören", sagte er zögernd, da er die Milady nicht verletzen wollte.

Ihr Blick verfinsterte sich plötzlich und sie antwortete: „Aufhören? Ich habe gerade erst angefangen."

Ohne auf seine Bitte zu reagieren, bewegte sie sich einfach weiter auf ihm.

„Madam, bitte. Sie sagten, Sie würden sofort aufhören, wenn ich es wollte. Ich fühle mich nicht gut dabei. Mein Herr wäre gewiss nicht damit einverstanden. Bitte", versuchte er es erneut und wünschte sich, seine Hände wären frei, dann könnte er sie von sich stoßen.

Drusillas Hand griff grob nach seinem Kinn und in einem bedrohlichem Ton sagte sie: „Hör zu, Sklave. Du wirst schön brav stillhalten, bis ich mit dir fertig bin. Wenn du nicht tust, was ich dir sage, werde ich meinem Bruder erzählen, was für ein unartiger Junge du warst. Haben wir uns verstanden?"

Entsetzt starrte er zu ihr auf. Er war ihr in die Falle getappt. All ihre lieblichen Worte waren nur ein Versuch ihn in ihre Fänge zu locken und nun war er ihr hilflos ausgeliefert. Wenn er nicht tun würde, was sie ihm sagte, würde sie seinem Herrn davon erzählen, oder vielleicht schlimmeres über ihn behaupten.

Aber wenn er Angelus alles genau erklären würde, würde er ihm gewiss glauben. Er wäre zwar sicherlich sehr böse und ihn würde eine harte Strafe erwarten, aber bestimmt würde sein Herr ihm mehr Glauben schenken, als dieser schwarzen Teufelin. Deshalb wehrte er sich, indem er seine Hüfte vom Bett bockte, und energisch sagte: „Madam! Bitte lassen Sie mich los!"

„Genug!" schimpfte sie und schlug ihm hart ins Gesicht. Dann griff sie unter das Kissen und holte einen Knebel hervor, welcher dort versteckt war. William war von dem kräftigen Schlag ins Gesicht so perplex, dass er erschrocken auf das Stück Holz starrte, welcher mit zwei Lederriemen einen Balkenknebel bildete, und es schließlich zuließ, dass Drusilla ihm das Stück Holz in den Mund schob und den Lederriemen festzog.

Er wollte nicht glauben, dass er sich so sehr von dieser Frau hatte täuschen lassen. Er hätte auf Faith hören sollen. Ihre Warnung war deutlich gewesen, doch er hatte es ignoriert.

William versuchte das Beste aus seiner Situation zu machen, indem er keinen weiteren Widerstand mehr leistete, damit dieser Akt wenigstens schnell zu Ende wäre. Denn besonders gut gefallen tat es ihm nicht und er war im Grunde froh um die enge Schnürung an seiner Männlichkeit, da dadurch die Erhärtung nicht nachließ. Denn erregend empfand er es nicht.

Und selbst wenn es ihn erregen würde, so glaubte er, ohne die Erlaubnis seines Herrn, nicht zum Orgasmus kommen zu können.

*****

Fluchend betrat Parker die alte Sklavenbehausung. Es hatte ihn eine Stunde gekostet, ehe er den Anwalt losgeworden war. Nachdem Gillian von einem der Männer zu Parkers derzeitigen Behausung gebracht worden war, fing er an Parker mit Fragen zu löchern und wollte über alles genau informiert werden.

Parker versuchte dem Anwalt so wenige Informationen wie möglich weiterzugeben und schaffte es dann endlich, dass sich dieser zur Ruhe legte, denn schließlich wollte er noch in dieser Nacht zuschlagen.

„Wie sieht es aus?" fragte er nach dem aktuellen Status über die Geschehnisse am Dexter-Anwesen.

„Es sieht gut aus, Boss. Diese beiden Wachposten sind zwar noch immer im Weg, aber wenn wir über den Dienstboteneingang reingehen und wir es schaffen, möglichst leise zu sein, dann können wir sie umgehen. Ich würde sagen, wir schlagen sofort zu. Eine bessere Gelegenheit wird so schnell nicht mehr kommen", erklärte einer der Männer.

„Ich bin einverstanden. Lasst uns loslegen", erwiderte Parker.

Er und seine drei Männer begannen aufzubrechen, um ins Haus einzudringen, während Jonathan zurückblieb, um mit einem Fernrohr über das Gelände zu wachen. Gerade, als die Männer aus der Tür treten wollten, rief Jonathan sie zurück und sagte: „Wartet! Da kommt jemand!"

„Was?" rief Parker mit gedämpfter Stimme verärgert auf. Die Männer traten wieder zurück in den Raum. Parker griff sich das Fernrohr und versicherte sich selbst, ob tatsächlich jemand kam.

In der Tat ritt ein einzelner Mann auf einem Pferd vor das Anwesen. Es war Angelus. Parker fluchte innerlich auf und blickte weiter durchs Fernrohr.

*****

Das Gespräch mit seinem Rechtsbeistand war soweit gut verlaufen. Angelus hatte erst wieder am nächsten Nachmittag einen weiteren Termin mit dem Anwalt, weshalb er die Zeit nutze, um zurück nach Hause zu reiten.

Ihm ließ es einfach keine Ruhe, dass William allein hier war. Er ertrug den Gedanken nicht, dass er getrennt von ihm schlafen sollte. Außerdem gab es so viele wichtige Dinge, die er seinem Sklaven noch sagen musste und er wollte nicht länger darauf warten.

Als er am späten Abend an seinem Haus ankam, kamen ihm die beiden Wachposten entgegen. Angel äußerte, dass alles in Ordnung sei und deren Anwesenheit für diese Nacht nicht mehr weiter benötigt wurde, weshalb die beiden sich schließlich verabschiedeten und nach Hause ritten.

Angelus führte sein Pferd in den Stall, wo er es nur rasch absattelte, um endlich hinein zu William gehen zu können. Lautlos schlich er sich durch das Haus, da er annahm, dass alle Anwesenden bereits schlafen würden und er niemanden wecken wollte.

Vorsichtig öffnete er die Türe zu seinem Zimmer und lugte hinein. Hier war alles dunkel. Leise schlich er sich näher, bis ihm auffiel, dass das Bett leer war. Fragend blickte er sich um. Dann kam ihm der Gedanke, dass William möglicherweise im Salon eingeschlafen war.

Also schlich er sich wieder auf den Gang, wo er dann ein, ihm allzu gut vertrautes Geräusch vernahm. Es war das Stöhnen seines Sklaven. Angelus lauschte genauer, wobei er auch das Stöhnen einer Frau hörte und als ihm klar wurde, woher die Geräusche kamen, stürmte er in das Gästezimmer.

Dort empfing ihn ein alptraumhafter Anblick. Sein geliebter William lag ausgestreckt auf dem Bett, während Drusilla ihn in einem gleichmäßigen Rhythmus ritt und ihre Fingernägel sich in seine Brust bohrten.

Sklave und Herr blickten einander plötzlich ins Gesicht. Angelus konnte Tränen in Williams Augen sehen. Und auch in seinen Augen sammelten sich Tränen. Für einen Augenblick war er sich nicht sicher, ob William wegen ihm weinte, aus Furcht über dessen plötzliche Anwesenheit, oder ob Drusilla ihm Schmerzen zufügte.

William wusste nicht, ob er erleichtert, oder erschrocken sein sollte, als er seinen Herrn erblickte. Dessen Wut war ihm deutlich anzusehen. Er wollte am liebsten um Verzeihung bitten und ihm alles genau erklären, doch er war gefesselt und geknebelt, weshalb er nur daliegen und seinen Herrn mit flehenden Augen ansehen konnte.

Als Drusilla endlich bemerkte, dass sie nicht mehr allein waren, blickte sie sich nach ihrem Bruder um. Mit unschuldiger Miene meinte sie: „Liam, du bist schon zurück?"

Angel schaffte es endlich, sich aus seinem Schock zu reißen. Rasch trat er zu den beiden ans Bett heran und zerrte Drusilla grob von Williams Schoß. Seine Schwester protestierte halbherzig mit einem, „Hey!". Blitzschnell traf eine Ohrfeige ihr Gesicht.

„Zieh dich an! Du verlässt sofort mein Haus. Ich will dich nie wieder hier sehen!" zischte Angelus sie drohend an.

„Du kannst mich nicht rauswerfen! Du hast unserem Vater am Sterbebett versprochen dich um mich zu kümmern!" erwiderte sie protestierend.

Angels Hand schnellte nach vorne und umschloss ihren Hals. Er demonstrierte seine Kraft, indem er nur leicht zudrückte und sie dicht an sein Gesicht heranholte. Sie mit finsterem Blick anfunkelnd, drohte er ihr erneut: „Unser Vater ist schon seit vielen Jahren tot und wenn er wüsste, wie du mit dem Geld umgegangen bist, das ich dir bereits gegeben habe, würde er sich im Grabe umdrehen. Meine Schuld dir gegenüber ist längst erfüllt. Ich habe dich gewarnt, Dru. Du hättest alles von mir haben können, nur nicht William und jetzt verschwinde, bevor ich meine Geduld verliere!"

Drusilla hatte ihren Bruder noch nie so wütend erlebt. Ihr wurde klar, dass mit ihm nicht zu scherzen war, weshalb sie sich rasch eines von den einfachen Kleidern anzog, da dies schneller ging, während Angel ihr mit ihrem Gepäck half.

Williams Blick verfolgte jede seiner Bewegungen, er selbst jedoch vermied es seinen Sklaven anzusehen. Der Anblick schmerzte ihn zu sehr. Nachdem Drusilla endlich angezogen war, schob er ihr zwei ihrer Koffer in die Hände, nahm zwei weitere in seine Linke, während er mit seiner Rechten nach ihrem Arm griff und sie unsanft aus dem Zimmer zerrte.

William blickte verzweifelt hinterher und rüttelte energisch an seinen Fesseln. Er hoffte inständig, dass sein Herr ihn bald befreien würde. Sein Gefühl sagte ihm jedoch, dass dies nicht sobald geschehen würde und es vielleicht sogar besser war, wenn dieser nicht sofort zu ihm zurückkommen würde. Er wagte es nicht, sich auszumalen, welche Strafe ihn erwarten würde.

Angelus schrie nach Faith. Als diese nicht sofort erschien, brüllte er so laut, dass man es im ganzen Haus hören konnte. Wenige Augenblicke später kam Faith aufgeregt angerannt. Sie wunderte sich, dass der Herr des Hauses wieder anwesend war und erkannte auch sofort dessen Furcht erregende Laune.

Sofort kam auch schon sein Befehl: „Gib Ben bescheid, dass er ein Pferd vor den alten Karren spannen soll. Meine Schwester will uns sofort verlassen. Er soll sie in die nächste Stadt fahren. Er darf keine anderen Befehle annehmen. Ganz besonders nicht von ihr. Er soll sie hinbringen, sie vom Wagen werfen und dann wieder zurückkommen. Ist das klar?"

Erstaunt erwiderte Faith: „Ja, Sir. Ich werde dies sofort veranlassen."

„Bastard!" schimpfte Drusilla.

Darüber unbekümmert, zerrte Angel seine Schwester nach draußen vor die Türe und dann weiter in den Stall. Dort setzte er ihre Koffer ab und ging zurück zu seinem Pferd. Rasch sattelte er sein Pferd wieder auf, ohne weiter auf seine Schwester zu achten.

Ben, der Stallbursche, machte sich sofort an die Arbeit, den Pferdewagen fertig zu machen. Faith half ihm, die Koffer der Milady auf die Ladefläche zu hieven. Als sie bemerkte, dass Angelus sein gesatteltes Pferd aus dem Stall führte, trat sie rasch zu ihm und fragte vorsichtig: „Sir? Gibt es noch irgendwelche Befehle, die ich erfüllen soll?"

Angel stieg auf sein Pferd und blickte zurück zu dem Pferdekarren, wo Ben der Milady gerade auf den Kutschbock half.

„Halte dich vom Gästezimmer fern. Niemand darf es ohne meine Erlaubnis betreten", befahl er schließlich, bevor er seinem Pferd die Sporen gab, und davon ritt.

 

*****

Parker traute seinen Augen nicht, als zuerst Angelus vom Gelände ritt, und gleich darauf einer der Stallburschen zusammen mit einer Frau auf einem Pferdewagen folgte. Dies bedeutete, dass nur noch ein paar Hausmädchen und ein einziger Stallbursche neben dem Objekt seiner Begierde im Haus anwesend waren. Diese Nacht musste seine Glücksnacht sein.

Er und seine Männer zögerten keine Sekunde länger, um endlich zu zuschlagen.

 

*****

William fror ein wenig. Er war noch immer nackt ans Bett gefesselt. Noch immer war sein Mund durch einen Knebel verschlossen. Und noch immer war seine Männlichkeit bis zum Maximum geschnürt.

Sein ganzer Schaft und Teile seines Schoßes waren benetzt mit Drusillas Feuchtigkeit. Noch nie hatte sich William so schmutzig gefühlt. Sowohl innerlich; als auch äußerlich und er bereute es unendlich, dass er so schwach gewesen war und in Drusillas Falle getappt war.

Neben der großen Wut hatte er einen tiefen Schmerz in Angels Augen gesehen. Einen Schmerz, den er verursacht hatte. Er fühlte sich schrecklich schuldig. Er hoffte inständig, dass Angelus ihm verzeihen konnte, denn ohne seinen Herrn wollte er nicht mehr existieren.

Als sich die Türe zum Gästezimmer öffnete, war William sehr überrascht. Er rechnete nicht damit, dass Angelus so bald wieder zu ihm kommen würde. Er wappnete sich innerlich davor dem Zorn seines Herrn zu begegnen, doch als er dann sah, wer das Zimmer betrat, erstarrte er am ganzen Leib.

Sein lebendiger Altraum stand vor ihm und lächelte kalt auf ihn herab. William schrie in den Knebel, doch es war niemand da, der ihm helfen konnte.

 

*****

 

 

 

 

Teil 16 - Pain

Angel jagte sein Pferd quer über die Wiesen, bis in die Stadt hinein. Er hatte kein direktes Ziel vor Augen. Er musste nur einfach diesen Anblick aus seinem Gedächtnis schaffen. Es war eine kopflose Flucht, um William nicht gegenübertreten zu müssen. Er fürchtete zu sehr, dass er seinen Sklaven im Affekt verletzen würde. Zu viel Wut und Schmerz waren in ihm.

Er musste sich erst beruhigen. Zuerst einmal Abstand gewinnen und dann in aller Ruhe Williams Version der Gesichte anhören, denn innerlich hoffte er inständig, dass es nicht dessen Schuld war. Seine Schwester war darin sehr gut, das wusste er. Wenn es nicht so absurd klingen würde, wünschte er sich fast, dass Drusilla ihn dazu gezwungen hatte.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, weswegen er erst einmal sein Temperament wieder in den Griff bekommen musste.

Sein erster Impuls war, zu Wesley zu gehen, doch da es schon sehr spät war und Wesley auch nicht wirklich der beste Gesprächspartner für solche Angelegenheiten war, entschied er sich dagegen. Er sehnte sich so sehr nach einem guten freundschaftlichen Gespräch mit jemandem, der ihn verstehen würde und außer Darla, gab es sonst nur noch einen Menschen, der dafür in Frage käme.

Angel lenkte sein Pferd vor die alte Bar, wo er abstieg und die Zügel an einen Balken festband. Er betrat das zwielichtige Etablissement und achtete nicht auf die verwunderten Blicke der Stammbesucher. Angel war schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen, doch ihm war es noch genauso vertraut, wie früher. Zielstrebig ging er auf eine der hübsch ausstaffierten Damen zu, welche er am Arm griff, von einem möglichen Freier wegzog und sofort fragte: „Wo ist Djoser?"

Kennedy wollte bereits protestieren, als jemand sie ziemlich unfreundlich packte und von einem Kunden wegzog, als sie jedoch Angels Gesicht sah, verzichtete sie darauf. Vor Jahren hatte sie Angel öfter getroffen und sie kannte ihn von Djosers Erzählungen, doch noch nie hatte sie ihn mit so einem Gesichtsausdruck gesehen. Eine Mischung aus Verzweiflung, Schmerz und Wut. „Er ist oben in meinem Zimmer. Die Treppe rauf, die dritte Türe links", erklärte sie ihm.

Angel nickte dankbar und ging in die angegebene Richtung. Als er an der Bar vorbeikam, nahm er einem der Gäste eine dreiviertel volle Flasche Whiskey ab und legte ihm dafür einen größeren Schein auf die Theke, was für mindestens fünf Flaschen reichte, weshalb der Gast auch nicht besonders traurig über den Verlust war und einfach eine neue bestellte.

Noch auf seinem Weg nach oben, setzte Angel die Flasche an und nahm einen ersten kräftigen Zug. Der Whiskey hatte bei weitem nicht die Qualität, wie die Sorte, die er Zuhause hatte, doch die Wirkung war eine ähnliche. Der starke Alkhohl brannte seine Kehle hinab und löste ein warmes wohliges Gefühl in seinem Bauch aus.

Als er oben das Zimmer ohne zu Klopfen betrat, war es beinahe wie in alten Zeiten und es tat gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Djoser saß auf Kennedys Bett und las gerade in der Stadtzeitung. Er war ziemlich überrascht Angel hier zu sehen und auch er erkannte an Angels Gesichtsausdruck sofort, dass etwas geschehen sein musste.

„Angel? Was zum…" brach Djoser ab, als er seinen alten Freund genauer betrachtete und diesem dabei zusah, wie er einen weiteren tiefen Schluck aus der Whiskeyflasche nahm.

Angel seufzte auf und fragte: „Könnten wir nicht einfach so tun, als wären wir noch immer Freunde?" In seiner Stimme lagen eine deutliche Unsicherheit und eine versteckte Bitte nach einer Zustimmung.

„Gott, ja! Nichts lieber als das. Komm her", erwiderte Djoser und erhob sich von dem Bett. Beide traten einander näher und trafen sich in der Mitte des Raumes. Dort schenkten sie sich eine freundschaftliche Umarmung. Angel war über diesen schwachen Trost unendlich dankbar und erst da wurde ihm bewusst, wie sehr er seinen Freund vermisst hatte. Und auch Djoser war froh, dass zwischen den Beiden doch noch eine Freundschaft zu existieren schien.

Als sie sich voneinander lösten, fragte Djoser als erster: „Los erzähl, was ist passiert? Ist es etwas mit William? Geht es ihm gut?" Djoser kannte Angel viele Jahre und wäre früher etwas mit Lindsey passiert, wäre Angel daran zerbrochen. Also vermutete er, dass es etwas mit William zu tun haben musste.

„Er ist gesund. Im Moment jedenfalls. Doch wäre ich nicht sofort gegangen, wäre dies vermutlich nicht der Fall", erklärte er sarkastisch und nahm einen weiteren tiefen Schluck aus der Flasche.

„Huh? Was ist passiert?" fragte Djoser erneut.

„Dru ist passiert. Ich habe die Beiden zusammen erwischt, als ich nach Hause kam. Ich weiß nicht, ob er es freiwillig tat. Er ist noch immer im Gästezimmer und liegt dort geknebelt und gefesselt im Bett, aber wie hätte Dru ihn dazu bringen sollen, wenn er es nicht freiwillig tat? Sie ist nicht halb so stark wie er", überlegte Angel traurig, während er sich auf Kennedys Bett fallen ließ und wieder von der Flasche trank.

„Na ja, du weißt doch wie sie ist. Sie kann sehr überzeugend sein, wenn sie will", versuchte Djoser die Situation abzuschwächen, was jedoch eher die entgegen gesetzte Wirkung erzielte.

„Das genau ist es ja! Er hat sich von ihr verführen lassen! Warum? Warum hat er das getan? Bin ich ihm nicht genug?" rief er verletzt aus.

Djoser war etwas ratlos und auch ein wenig überrascht, wegen Angels gefühlsbetontem Ausbruch. Anscheinend hatte es Angel noch schlimmer erwischt, wie mit Lindsey, denn zusammen mit Lindsey hatte er Angel noch nie so erlebt.

„Erstmal ganz langsam. Es tut mir Leid, doch mir fehlen die letzten fünf Jahre deines Lebens. Erzähl mir von William. Wer ist er? Und woher kennst du ihn?" fragte Djoser, um seine Wissenslücken zu schließen. Also begann Angel von William zu erzählen, während er weiter fleißig aus der Flasche trank.

*****

Stunden später lehnte Angel völlig betrunken an der Wand und klagte über all seine Probleme. Djoser war ihm, während der ganzen Zeit, ein aufmerksamer und verständnisvoller Zuhörer.

Kennedy kam plötzlich herein und erzählte Djoser von einem Freier, der interessante Dinge über einen Anwalt erzählt hatte. Dieser wollte ihr noch mehr erzählen, falls sie mit ihm mitgehen würde und sie eine kostenlose Nummer mit ihm schieben würde. Sie bat Djoser in etwa einer Stunde nachzukommen und ihr zu helfen, falls der Kerl böse Absichten haben sollte. Und dann könnte sie ihm auch gleich die Informationen geben. Djoser war damit einverstanden.

Eine Stunde später rüttelte er den betrunkenen Angel wach und unterrichtete ihn, dass er kurz weggehen müsse und bald wieder hier wäre. Halb benommen erwiderte Angel, dass er warten werde.

*****

Als Faith aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte, stellte sie fest, dass ihre Hände und Beine gefesselt waren. Sie lag mitten im Gang. Neben ihr erkannte sie ein weiteres Dienstmädchen, welche ebenfalls gefesselt war. Mit aller Kraft zog und zerrte sie an dem Seil und schaffte es schließlich nach einer Weile mit einer Hand aus der Fesselung zu schlüpfen. Rasch löste sie auch die Fußfesseln und weckte das andere Dienstmädchen.

„Maggie, weißt du, wo die Anderen sind?" fragte Faith besorgt.

Die junge Maggie stöhnte, als sie langsam zu Bewusstsein kam und antwortete: „Ich glaub draußen im Stall."

Faith befreite Maggie ebenfalls von ihren Fesseln und zusammen eilten sie in den Stall, um zu sehen, ob die Anderen noch dort wären.

Beide erstarrten, als sie die restlichen Dienstboten fanden. Zwei der Mädchen waren an einen Holzbalken im Stall gefesselt und geknebelt. Neben ihnen lang Michael, der zweite Stallbursche. Er lag mit offenen Augen und ausgestreckten Gliedern auf dem Boden. Sein ganzer Oberkörper war in einer Blutlache. Maggie schrie erschrocken auf, als ihr klar wurde, dass Michael tot war. Faith war in diesem Moment dankbar, dass der Herr des Hauses Ben fortgeschickt hatte, denn womöglich wäre er sonst auch tot.

Durch den grellen Schrei wachgerüttelt, meinte Faith mehr zu sich selbst: „Oh mein Gott, William!"

An Maggie gerichtet sagte sie rasch: „Kümmere dich um die Mädchen!" und eilte sofort wieder zurück ins Haus, um nach William zu suchen.

Sie lief sofort nach oben ins Gästezimmer, wo Angelus ihr strickt den Zutritt verboten hatte. Sie brauchte nur eins und eins zusammenzuzählen, wodurch ihr klar gewesen war, was am Abend zuvor passiert war.

Als sie ihm Gästezimmer ankam, fand sie ein leeres Bett mit zerwühltem Laken. Am Kopfende waren lose Seile befestigt und einige dunkelrote Flecken stachen deutlich von dem weißen Stoff des Bettbezuges ab.

„William!?" rief sie laut nach ihrem Freund. Vielleicht hatte man auch ihn gefesselt und irgendwo anders hingebracht? Vielleicht hatten die Männer ihn aber auch mitgenommen?

Eilig durchsuchte Faith alle Zimmer des oberen Stockwerkes. William war nirgends zu finden. Sie musste etwas unternehmen, und zwar schnell. Sie lief zurück in den Stall. Dort sattelte sie sich das letzte Pferd, das noch im Stall war. Ehe sie in die Stadt ritt, um nach ihrem Herrn zu suchen, gab sie den anderen Mädchen folgende Order: „Ihr wartet hier! Ich werde in die Stadt reiten und Mr. Dexter suchen. Falls er vor mir zurückkommen sollte, sagt ihm, was passiert ist und, dass William verschwunden ist. Ich werde auch Mr. Whyndam-Pryce verständigen."

Und damit schwang Faith sich auf das Pferd, zog ihr Dienstbotenkleid zurecht und trieb das Tier an. So schnell sie konnte, ritt sie in die Stadt.

 

*****

Als Angel am Morgen mit einem ziemlichen Brummschädel aufwachte, blickte er sich zunächst verwirrt um, wo er überhaupt war. In dem anderem Bett, ihm gegenüber, lagen zwei schlafende Frauen zusammen. Unter ihm, auf dem Fußboden, lag Djoser und schlief ebenfalls. Langsam dämmerte es ihm und er erinnerte sich an das lange Gespräch, was er mit seinem alten Freund geführt hatte.

Und er erinnerte sich auch daran, dass er ziemlich überstürzt das Haus verlassen hatte und William noch immer gefesselt auf dem Gästebett liegen musste. Seine Wut war längst verflogen und wurde nun durch Sorge ersetzt. Er wollte Djoser nicht wecken, weshalb er sich leise erhob und das Zimmer verließ. Er wollte so schnell wie möglich zurück nach Hause.

Als er später endlich an seinem Haus ankam, kamen ihm Wesley und ein paar Männer aufgeregt entgegen.

„Angel! Endlich, da bist du ja. Wo warst du?" fragte Wesley sofort.

„Wieso? Warum seid ihr hier? Ist etwas passiert?" sorgte sich Angel sofort, als er die ernsten Gesichter der Männer sah. Faith kam ebenfalls angelaufen, während Wesley erklärte: „Faith hat uns gerufen. Sie sagte gestern Nacht seien fremde Männer hier gewesen. Sie haben den Stallburschen getötet. Die Mädchen haben sie gefesselt und geknebelt. Und William…"

„Was ist mit William?" fiel Angel ihm sofort alarmiert ins Wort. Als Wesley ihm nicht antwortete, sondern nur bekümmert dreinschaute, wandte sich Angel an Faith und fragte in gebieterischem Ton: „Wo ist William?"

„Wir wissen es nicht, Sir. Er ist nicht mehr im Haus. Maggie sagt, sie hätte gesehen, wie die Männer ihn vorgeschafft haben."

„Djoser!" rief Angel wütend aus.

„Denkst du, er war es?" fragte Wesley nach.

„Ich war gestern Nacht bei ihm. Er wusste als einziger, dass außer den Dienstboten und William niemand mehr im Haus war und er hat sich während der Nacht kurz bei mir entschuldigt. Er könnte es gewesen sein", überlegte Angel laut.

„Sir, bitte verzeiht mir, aber ich hätte Mr. Flanning erkannt, wenn er dabei gewesen wäre", lenkte Faith höflich ein.

„Ich denke nicht, dass er so dumm gewesen wäre den Job selbst zu erledigen", erwiderte Angel simpel und sprang bereits zurück auf sein Pferd. Ohne auf die Anderen zu warten, ritt er zurück in die Stadt. Die Männer sprangen ebenfalls auf ihre Pferde und folgten ihm. Nur Faith blieb mit einem besorgten Blick zurück. Sie hoffte sehr, dass ihr Herr William schnellstens wieder finden würde.

*****

Parker grunzte seinen Orgasmus hinaus und ließ dann endlich von William ab, welcher bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten, am Boden lag. Es hatte Parker nicht viel Mühe gekostet, William von dem Präsentierteller des Bettes zu lösen und ihn mit sich, in sein Versteck, zu nehmen. Seine Männer hatten dafür gesorgt, dass keiner der Dienstboten Alarm schlagen würde und so konnte er sich in aller Ruhe Zeit nehmen, um seinen neuen Gast willkommen zu heißen.

Inzwischen war es früher Morgen. Die ganze Nacht litt William bereits unter der Hand von Parker. Ironischerweise kam es William vor, wie eine gerechte Strafe des Schicksals für den Schmerz, den er seinem Herrn zugefügt hatte. Doch ihm wäre lieber, Angel wäre derjenige gewesen, welcher ihn bestrafte.

Sein ganzer Körper schmerzte von den Schlägen und Tritten, die Parker ihm mit großer Freude verpasst hatte. Seit William hier in dieser seltsamen Scheune an Ketten gefesselt worden war, hatte er nichts anderes als körperlichen Schmerz und Folter erlitten. Parker genoss es, jedes seiner Schlaginstrumente an William zu erproben und er unterbrach sein Spiel nur wegen der kleinen Sexeinlage, welche er sich gewaltsam bei dem Sklaven nahm.

Williams Hände waren auf dem Rücken zusammen gekettet und eine längere Kette war an der Wand befestigt, sodass er sich nicht von der Ecke wegbewegen konnte. Drusillas Knebel war noch immer in seinem Mund und dämpfte seine verzweifelten Schluchzer.

William zuckte heftig zusammen, als Parker ihn schon fast zärtlich über den Kopf streichelte und ihm wirres Zeug zuflüsterte. William bekam unweigerlich das Gefühl, dass Parker völlig den Verstand verloren haben musste.

„Mr. Abrahms?" rief eine männliche Stimme.

„Verflucht!" murmelte Parker auf und eilte rasch zum Eingang der Scheune, um zu verhindern, dass Gillian eintreten würde. Doch es war zu spät. Gillian stand bereits in der Mitte der Scheune und starrte entsetzt auf den nackten Körper in der Ecke, über dessen gesamter Rückseite tiefrote Striemen verliefen.

„Oh mein Gott, was ist mit diesem Mann passiert? Ist das Ihr Freund?" fragte Gillian entsetzt.

„Ja, das ist er. Es tut mir Leid. Ich hätte Ihnen diesen Anblick gerne erspart. Angelus hat dies getan. Ich versuche gerade ihn zu beruhigen", log Parker mit gespielt besorgter Miene.

„Das ist… das … mir fehlen die Worte! Sollten wir nicht einen Arzt kommen lassen?"

„Nein, keinen Arzt. Er will es nicht", verneinte Parker sofort.

„Warum nehmen Sie ihm nicht endlich diese Ketten ab?" fragte Gillian schließlich nach.

Parker suchte nach einer Ausrede und meinte dann: „Er hat Wahnvorstellungen. Er glaubt, ich will ihm etwas antun. Ich fürchte er ist unter Angelus’ Einfluss verrückt geworden."

„Um Himmels willen, das ist ja schrecklich!" rief Gillian McDonald besorgt aus.

Trotz seines schlechten Zustands, bekam William den Inhalt dieses Gespräches mit, weshalb er sich mit großer Mühe umdrehte, um den Mann sehen zu können, der mit Parker sprach. Er rief in seinen Knebel und versuchte dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch dieser schenkte ihm nur einen mitleidigen Blick.

Einer von Parkers Männern kam nun herein und unterbrach das Gespräch, indem er sagte: „Hey Boss, Unser Job ist erledigt. Wir hätten jetzt gerne unsere Bezahlung."

Parker fluchte innerlich auf, dass die Männer ausgerechnet in diesem Moment kamen. Zu Gillian sagte er: „Bitte halten Sie sich von ihm fern. Er braucht jetzt etwas Ruhe. Ich bin gleich wieder da." Dann verließ er, zusammen mit dem Mann, die Scheune, um die versprochene Bezahlung vorzunehmen.

Als Parker weg war, versuchte William energischer Gillians Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Gillian blickte sich besorgt nach Parker um, entschied sich jedoch dann dafür doch zu dem armen Kerl in der Ecke zu gehen.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind hier in guten Händen. Sie brauchen sich vor nichts zu fürchten", versuchte er William zu beruhigen.

William versuchte mit aller Kraft diesen Idioten dazu zu bringen, ihm den Knebel abzunehmen. Er versuchte so deutlich wie möglich zu sprechen, was durch das Mundstück beinahe unmöglich war.

„Was sagen Sie? Warten Sie ich nehme Ihnen den Knebel ab", meinte Gillian, worauf William begeistert nickte.

Nachdem er endlich von dem störenden Teil befreit worden war, redete er sofort auf den Mann ein: „Sir, ich flehe Sie an. Bitte befreien Sie mich von diesen Ketten! Parker ist nicht mein Freund! Er hat mir das alles hier angetan. Bitte glauben Sie mir!"

„Aber… Nein, das kann nicht sein. Sie sind nur verwirrt. Ihr Verstand leidet unter der Pein, die Sie unter der Gewalt dieses schrecklichen Menschen Angelus erleiden mussten."

William stöhnte frustriert auf. Dieser Kerl war noch dümmer, als er dachte. „Sir, bei allem Respekt. Aber glauben Sie wirklich ein Freund würde mich in diesem Zustand lassen? Vollkommen nackt an Ketten gefesselt? Denken Sie nicht, ein Freund würde mich zumindest von dieser engen Genitalfesselung befreien?"

Erst jetzt, als William seinen Körper ein Stück anhob, konnte Gillian Williams Männlichkeit sehen, welche noch immer viel zu eng verschnürt war und sich dunkelrot färbte.

„Das kann nicht sein. Das würde bedeuten, dass Parker mich belogen hat. Doch was war dann mit Lindsey? War das auch alles nur Lüge? Wer sind Sie, wenn Sie nicht Parkers Freund sind? Ich verstehe das alles nicht." Gillian begriff überhaupt nichts mehr. War alles eine einzige Lüge gewesen? Hatte Parker ihn und sein Geld nur benutzt, um an sein Ziel zu gelangen?

„Sie kannten Lindsey?" fragte William nach, da er hoffte, wenn er mehr über diesen Mann erfahren würde, er ihn endlich dazu bringen konnte ihn zu befreien.

„Lindsey McDonald war mein Sohn", erklärte Gillian traurig.

William begann zu verstehen. Rasch sagte er: „Hören Sie, Sir. Was immer Ihnen Parker über Lindsey und Angelus erzählt hat, war garantiert gelogen. Ich weiß, dass Angelus Ihren Sohn geliebt hat und er ihm niemals etwas angetan hätte. Genauso wenig, wie Angelus mir heute etwas antun würde. Befreien Sie mich von diesen Ketten und ich erzähle Ihnen alles, was ich über Lindsey weiß. Wenn Sie mir nicht glauben, kann ich Sie zu Leuten führen, die meine Aussage bestätigen werden. Parker hat Sie betrogen."

Gillian wollte einfach nicht glauben, dass dies wahr war. Wenn es stimmte, dann hätte er Angelus zu Unrecht verleumdet. Aber das, was der junge Mann vor ihm sagte, schien plausibel zu sein. Weshalb sollte Parker ihn in diesem Zustand belassen, wenn er wirklich ein Freund wäre? Zumindest würde er ihm möglichst viel Bequemlichkeit ermöglichen, und ihn nicht in einer alten dreckigen Scheune anketten.

So ungern er es sich auch eingestehen wollte, dass Parker ihn betrogen haben musste, so musste er zugeben, dass Williams Aussagen logischer waren, als die von Parker. Nach langem Zögern entschloss er sich, William endlich zu befreien.

„Also gut, ich werde versuchen die Ketten zu lösen. Wo sind die Schlüssel?" fragte Gillian, worauf William erleichtert aufatmete.

„Er hat sie mitgenommen. Sie müssen nur irgendetwas finden, womit Sie den Hacken von der Wand schlagen können. Wir müssen erstmal schnellstens hier weg!" erklärte William drängend.

Gillian fing an sich in der Scheue genauer umzusehen, als Parker plötzlich genau vor ihm stand und ihn kalt lächelnd ansah.

„Mr. McDonald, habe ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie sich von ihm fern halten sollen? Jetzt muss ich Sie leider töten."

„Was?!" fuhr es entsetzt aus Gillian heraus.

Parker griff blitzschnell nach Gillians Arm, drehte ihn herum, sodass er Gillian im Schwitzkasten hatte und schob ihn mit dem Gesicht voran gegen die Wand. Der ältere Anwalt stöhnte überrascht auf vor Schmerz. Parker war viel geschickter und schneller, als er. Mit nur wenigen Handgriffen schaffte er es, Gillian ähnliche Ketten, wie William sie trug, anzulegen. Er kettete den Anwalt kaum zwei Meter neben William an die Wand.

„Mr. Abrahms! Das können Sie nicht mit mir machen! Lassen Sie mich sofort frei!" protestierte Gillian heftig.

„Tut mir Leid, Sie wollten ja nicht auf mich hören. Ich wollte nie so weit gehen, aber Sie haben mich dazu gezwungen. Jetzt müssen Sie die Konsequenzen tragen", erklärte Parker überfreundlich.

„Das ist Freiheitsberaubung! Ich werde dafür sorgen, dass man Sie verhaftet!"

Parker lachte unberührt auf und erwiderte kühl: „Dazu werden Sie nicht mehr fähig sein. Und jetzt halten Sie Ihren Mund, bevor ich Ihnen die Zunge rausreiße!"

Gillian verstummte augenblicklich. Voller Furcht beobachtete er, wie Parker sich William näherte und sich zu ihm herabbeugte.

„Wo haben wir beide aufgehört?" säuselte er.

William kniff beide Augen fest zu, um Parker wenigstens nicht sehen zu müssen, da er sich sicher war, dass er noch viel von ihm zu spüren bekommen würde.

 

*****

 

 

 

 

Teil 17 – Deadly Blow

Angel stürmte in das Zimmer, indem er Djoser zu finden hoffte. Dieser lag noch immer schlafend auf seinem provisorischen Schlafplatz am Boden. Angel packte ihn am Kragen, hievte ihn grob hoch und schob ihn gegen ein freies Fleckchen der Wand. Djoser erwachte sofort und sah verwirrt auf Angel.

„Angel, was ist…?" weiter kam er nicht, da Angel ihm sofort einen harten Faustschlag ins Gesicht verpasste.

„Wo ist William?" fragte er mit deutlicher Wut in der Stimme.

„Was?" erwiderte Djoser verdutzt, worauf Angel ihm ohne Vorwarnung ein paar weitere Schläge ins Gesicht und in den Magen verpasste. Djoser hatte nicht mal die Chance, die Schläge abzuwehren, so rasch kamen sie auf ihn zu.

„Angel! Verflucht, hör auf damit!" schaffte er es zu rufen.

Angel gab ihm einen kurzen Augenblick zur Erholung und fragte erneut: „Wo ist William?"

„Ich weiß nicht wo er ist!" erwiderte Djoser energisch. Wieder begann Angel auf ihn einzuschlagen. Er war viel größer und auch viel stärker als Djoser. Außerdem war Djoser noch nie ein besonders guter Kämpfer, weshalb er Angel weit unterlegen war. Langsam hinterließen Angels Schläge deutliche Spuren. Angels Männer waren inzwischen nachgekommen und beobachteten mit betretenen Gesichtern, wie Angel Djoser zurichtete.

Wesley versuchte vorsichtig einzulenken und meinte: „Angel, so erfährst du nichts von ihm."

Schließlich beruhigte sich Angel etwas. Er hielt Djoser am Kragen fest und sagte kalt: „Du wusstest als einziger, dass William allein war. Du warst während der Nacht verschwunden. Behaupte also nicht, dass du nichts damit zu tun hast!"

Djoser wischte sich Blut von seinem Mundwinkel, während er erklärte: „Frag Kennedy. Sie kann bezeugen wo ich war. Ich ging nur kurz weg, weil ich mich mit ihr getroffen habe. Sie gab mir Informationen über einen englischen Anwalt, der vor kurzem hier in Galway angekommen sein soll. In England hatte ich gehört, dass es ein Anwalt war, der diese Gerüchte über dich verbreiten ließ. Und nun rate mal, wie dieser Anwalt heißt."

Djoser war etwas gekränkt, da Angel ihm scheinbar noch immer nicht vertraute, obwohl sie sich in der vergangenen Nacht so gut verstanden hatten.

„Spiel nicht mit mir!" drohte Angel und zeigte Djoser die Faust.

„McDonald!" sagte Djoser rasch, bevor Angel wieder zuschlagen würde. „Sein Name ist Gillian McDonald."

„Lindseys Vater?" fragte Angel überrascht nach.

„Genau der", bestätigte Djoser.

Angel wich einen Schritt von Djoser zurück, wobei er seinen festen Griff von ihm löste. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet.

„Woher weißt du das alles?" fragte Angel misstrauisch.

„Als ich davon erfahren habe, dass es jemand auf dich abgesehen hat, habe ich versucht denjenigen zu finden. Habe mich ein wenig rumgehört. Ich versuchte es bei sämtlichen Verbindungen, die ich kenne. Na ja, du weißt ja, mit welchen Typen ich früher zusammen war. Stück für Stück konnte ich ein paar Informationen sammeln. Nicht besonders viel, aber der Kerl, der behauptete dich gesehen zu haben, als Snyder ermordet wurde, hieß mit Vornamen Jonathan. Mehr hab ich leider nicht."

Als Angel diesen Namen hörte, läuteten sofort die Alarmglocken bei ihm auf. „Parker Abrahms!" flüsterte er, wobei er nun anfing, sich richtig Sorgen zu machen. Wäre es Djoser gewesen, bräuchte er sich um Williams Leben keine ernsthaften Sorgen machen. Mit Parker war dies etwas vollkommen anderes. Seinetwegen war William schon einmal dem Tode nahe gewesen.

„Los! Sucht die ganze Stadt ab! Fragt alle Leute nach einem Anwalt namens Gillian McDonald und einem kleinen schmierigen Mistkerl namens Parker Abrahms. Er hat einen ständigen Begleiter namens Jonathan. Ich will diese Kerle so schnell wie möglich finden!" ordnete er seinen Männer an, worauf diese sofort das Zimmer verließen und anfingen, die ganze Stadt rebellisch zu machen. In kürzester Zeit, waren dutzende von Männern alarmiert, die alle bereit waren Angelus zu helfen. Fieberhaft wurde in der ganzen Stadt gesucht.

Angel rief nach Kennedy und bat sie um etwas Wasser und einem Tuch, damit er Djosers blau werdendes Auge etwas kühlen könne. Kennedy trat mit einer Schale Wasser ins Zimmer und überreichte Angel die angeforderten Sachen. Sie musterte Djoser mit einem spöttischen Blick. Er schien soweit in Ordnung zu sein, weshalb er ihrer Meinung nach ein paar Hiebe durchaus verdient hatte.

„Hier", hielt Angel ihm das Tuch ans Auge. „Tut mir leid."

„Autsch! … Danke", erwiderte Djoser griesgrämig.

Angel hatte ein schlechtes Gewissen wegen Djoser und er war sehr besorgt wegen William. Er versuchte seine Nervosität unter Kontrolle zu halten. Er konnte nur hoffen, dass einer der Männer bald mit einer guten Nachricht zurückkommen würde.

„Ihr sucht nach dem Anwalt, nicht wahr?" fragte Kennedy nach.

„Ja, weißt du wo er ist?" fragte Angel sofort.

„Nein, aber Willy erzählte grad eben, dass der Kerl gestern hier war und von jemandem abgeholt worden ist, der vor ein paar Tagen zusammen mit einem anderen Kerl hier war. Dieser andere Kerl hat nach einer Mietmöglichkeit von einem Stall oder einer Scheune gefragt. Willy gab ihm den Tipp beim stinkenden Pete zu fragen. Das komische ist, dass seither niemand mehr etwas von dem stinkenden Pete gesehen, oder gehört hat. Also wenn ihr mich fragt, klingt das ziemlich verdächtig." Kennedy grinste frech, als sie in die beiden überraschten Männergesichter blickte.

Angel wollte sofort aus dem Zimmer stürmen, als Djoser ihm nachrief: „Warte, ich komme mit!"

Angel wollte zuerst ablehnen, doch nachdem er Djoser einiges schuldete, nickte er ihm einverstanden zu. Zu Kennedy meinte Angel noch rasch: „Kenny, sag den Anderen bescheid, sie sollen nachkommen. Djoser und ich reiten zu Petes alter Scheune."

*****

Parker hatte William auf den nebenstehenden Tisch gefesselt. William lag nun mit dem Oberkörper auf der Tischplatte, seine Arme auf dem Rücken zusammengekettet und ein altes Seil war quer über seinen Oberkörper und der Tischplatte gebunden. Somit hatte Parker guten Zugang zu Williams Kehrseite, der er nun all seine Aufmerksamkeit schenkte.

Zunächst schlug er William so lange mit einer Reitgerte auf die Pobacken, bis diese stark gerötet waren und William mit jedem Schlag aufwimmerte. William kostete es seine ganze Kraft, nicht lauthals zu schreien, doch diese Genugtuung wollte er Parker nicht geben. Er kniff sein Kiefer so fest zusammen, dass es bereits schmerzte, doch dies war immer noch besser, als innerlich zu kapitulieren. Und so kämpfte er weiter und flehte innerlich, dass sein Herr ihn finden und ihn befreien würde.

Gillian McDonald stand nur wenige Meter neben dem Geschehen und war unfreiwilliger Zeuge von Parkers Gräueltaten. Er konnte nicht fassen, dass er so einem Monster vertraut hatte. Er fühlte sich schuldig, weil durch seine Hilfe dieser arme Kerl unter Parkers Hand leiden musste.

„Oh Gott, Mr. Abrahms! So lassen Sie diesen armen Mann endlich in Ruhe!" brach Gillian sein Schweigen. Er konnte nicht länger stumm zusehen, wie Parker diesen Kerl auspeitschte.

Parker stoppte seine Schläge, weshalb William innerlich aufatmete. Mit einem eiskalten Blick drehte sich Parker zu Gillian um und sagte: „Ich habe doch gerade erst angefangen."

„Sie sind ein schreckliches Scheusal!" beschimpfte Gillian ihn.

Parker lachte ungerührt auf und erwiderte: „Was für ein schlimmes Wort."

Noch immer an Gillian gerichtet, ließ er die Gerte zu Boden fallen und fing an, seine Hose aufzuknöpfen. Entsetzt wandte der Anwalt sein Antlitz von Parker ab, als er erkannte, dass dieser sein steifes Glied daraus hervorholte und mit der Hand stimulierte.

„Was ist? Gefällt er Ihnen nicht? Ich überlege, ob ich Ihnen nicht noch einen Vorgeschmack von meinem besten Stück hier geben sollte, bevor ich Sie umbringe", erklärte Parker mit einem viel sagenden Grinsen.

„Was?" erwiderte Gillian erschrocken, wobei sein Blick zu Parker zurückschnellte.

Parker zwinkerte ihm grinsend zu und drehte sich zu William um. Seine linke Hand griff nach Williams Schulter, worauf dieser erschrocken zusammenzuckte, mit seiner rechten Hand führte er seinen steifen Schaft an Williams Öffnung heran, womit William bereits wusste, was als nächstes kommen würde. Er versuchte sich innerlich darauf vorzubereiten. Sein ganzer Körper wehrte sich jedoch dagegen. Nur sein Herr hatte das Recht, ihn auf diese Weise zu berühren. Nur Angel allein und auf gar keinen Fall dieses Ekel, welches gerade dabei war es zu tun. William hasste ihn dafür, mehr als alles andere.

William schrie auf, als Parker in ihn eindrang. Trotz fehlender Vorbereitung, glitt Parker relativ leicht in Williams Anus hinein. Was wohl daran lag, dass er es schon zum zweiten Mal tat und Williams Kanal noch immer mit Parkers Sperma geschmiert war. Eigentlich sollte es für William kein Problem sein, Parkers Männlichkeit in sich aufzunehmen. Er war durch Angels stolzes Glied mehr als gut trainiert und Schmierung war ebenfalls vorhanden. Doch durch seine Abneigung gegen Parker, verkrampfte er sich innerlich so sehr, dass er schreckliche Schmerzen dabei empfand.

„Abrahms, ich bitte Sie! So hören Sie doch endlich auf damit!" rief Gillian schockiert, als er dies mit ansah und er Williams Schmerzensschreie hörte.

„Keine Angst, mein Guter, Sie kommen auch noch dran", erklärte Parker keuchend, während er sich selbst in einem gewalttätigen Rhythmus in Williams Körper pumpte.

„Hätte ich nur vorher gewusst, was für ein furchtbarer Mensch Sie sind. Sie quälen und erniedrigen diesen armen Mann bis aufs Schlimmste und empfinden auch noch Freude dabei! Sie sind ein abscheulicher Bastard. Dann drohen Sie auch noch damit, mich umzubringen! Sie schrecken wohl nicht mal vor Mord zurück? Ich wette Sie waren es auch, der Snyder erstochen hat", redete Gillian, um sich von diesem furchtbaren Anblick abzulenken.

Parker hielt kurz inne und drehte seinen Kopf mit lachender Miene zu Gillian um. Etwas überrascht äußerte er: „Ich dachte es sei mittlerweile klar? Es war so leicht Angelus den Mord unterzujubeln, obwohl dieser verweichlichte Kerl nie im Leben dazu in der Lage gewesen wäre."

Als er Gillians entsetzten Gesichtsausdruck sah, wandte er sich mit großer Genugtuung wieder zu William und pumpte weiter in dessen Körper.

*****

Angels Augen weiteten sich vor Wut, als er sah, wie Parker sich in Williams Körper vergrub. Er hörte Williams schmerzvolles Stöhnen und sein ganzes Inneres schrie vor Protest. Niemand hatte das Recht seinen William so zu berühren und ihn zu quälen!

Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu zögern, stürmte er in die Scheune, packte Parker an der Schulter und riss ihn von William weg. Djoser folgte ihm rasch und besah sich bestürzt das Ausmaß von Parkers Werk.

Parker hatte keine Zeit zu protestieren, denn Angelus packte ihn sofort erneut und fing an ihn mit gewaltigen Faustschlägen zu bearbeiten. Djoser griff sich ein Messer, und bearbeitete damit das Seil, welches William auf die Tischplatte zwang.

William bekam erst jetzt mit, dass etwas im Gange war. Mühevoll drehte er seinen Kopf in die andere Richtung und erkannte erleichtert, wie Djoser sich an seiner Fesselung zu schaffen machte. Er hörte Kampfgeräusche, doch er konnte nicht hinsehen. Mühevoll versuchte er einen Blick zu erhaschen, ob es sein Herr wäre, der gekommen war. Keines der Keuch- und Stöhngeräusche hörte sich für ihn nach Angel an.

Djoser bemerkte Williams Bemühungen, weshalb er beruhigend sagte: „Angel ist hier."

Sofort schlich sich ein erleichtertes Lächeln auf Williams Lippen und er entspannte sich sichtlich. Als Djoser das Seil endlich durchgeschnitten hatte, drohte William vom Tisch zu rutschen. Rasch griff Djoser nach ihm und führte ihn vorsichtig auf den Boden. William war zu erschöpft, um zu sitzen, außerdem schmerzte seine Kehrseite, weshalb er sich auf die Seite legte. Nun endlich konnte William sehen, wie sein Herr mit Parker kämpfte.

Djoser zog seinen Mantel aus, um ihn um Williams nackten Körper zu legen. Anschließend befreite er William endlich von der engen Genitalfesselung. Dieser bekam davon kaum etwas mit. William war nervlich am Ende und verfolgte nur noch Angels Bewegungen.

Parker schaffte es, einige von Angels Schlägen abzuwehren. Angel war noch immer rasend vor Wut, während Parker relativ gelassen kämpfte. Dies verschaffte Parker einen gewissen Vorteil. Doch Angel war ein guter Kämpfer und er konnte auch einiges einstecken. Die wenigen Treffer, die Parker landen konnte, ließen Angel nicht im Geringsten ins Schwanken geraten, während Parker zusehends langsamer wurde.

Djoser wandte sich inzwischen zu dem Anwalt, der, genauso wie William, noch immer an der Wand angekettet war. „Sind Sie Gillian McDonald?" fragte er ihn.

„Ja. Und wer sind Sie?" erwiderte Gillian, während er den Kampf mitverfolgte.

Djoser besah sich Gillians Ketten genauer. „Ich bin ein Freund von Angel."

„Angel?" meinte Gillian fragend, da er diesen Namen zum ersten Mal hörte.

„Angelus", sagte Djoser erklärend, während er auf Angel zeigte.

Während einer kurzen Pause, sah Parker Angel mit einem schmutzigen Grinsen entgegen und meinte provozierend: „Was ist mit dir? Bist du sauer, weil ich ein wenig mit deiner schmutzigen Hure gespielt habe?"

Angels nächster Faustschlag beförderte Parker mit voller Wucht gegen die entfernte Scheunenwand. Angel folgte seinem Gegner, um ihn weiter zu bekämpfen und ihm sein schmutziges Schandmaul zu stopfen, doch er hielt auf halber Strecke inne. Parkers Körper zuckte seltsam und er röchelte, als wenn ihm etwas die Luft abschnüren würde. Misstrauisch kam Angel näher und erkannte dann drei eiserne Spitzen, die durch Parkers Körper ragten und wo Blut hervorquellte.

Der alte Pete hatte den Kopf einer kaputten Heugabel dort an die Wand genagelt und diesen früher als Aufhänghacken für das Zaumzeug seiner Pferde benutzt. Diese Heugabelspitzen steckten nun in Parkers Brust. Er lebte noch und sah bestürzt auf sich herab. Seine Lungen füllten sich mit Flüssigkeit und er hustete Blut. Er streckte seine Hand nach Angel aus und wollte noch etwas sagen, doch statt Worte, kam nur noch ein Röcheln aus ihm heraus. Dann sackte er in sich zusammen und hing schlapp in der Heugabel. Sein Hosenschlitz war noch immer einen Spalt weit geöffnet und sein schlaffes Glied lugte daraus hervor.

Erleichtert atmete Angel aus, als er sah, wie der letzte Lebenshauch aus dem Körper seines Erzfeindes entwich. Sofort eilte er zurück zu William und kniete sich neben ihm auf den Boden. William strahlte ihm mit einem schwachen Lächeln entgegen. Seine blauen Augen leuchteten vor Erleichterung und schimmerten durch den Ansatz von Tränen.

Ganz vorsichtig griff Angel nach Williams Körper, der noch immer in Ketten gefesselt war. „Angel", hauchte William schwach.

„Ich bin hier. Es ist vorbei. Er wird dir nie wieder etwas antun können", erklärte Angel ihm und auch sich selbst zur Beruhigung.

Während Angel William liebevoll im Arm hielt und ihn sanft an sich drückte, ging Djoser zu Parkers Leiche und fischte den Schlüssel aus dessen Jackentasche. Rasch löste er Gillian von dem schweren Eisen, der sich daraufhin freundlich bedankte. Dann kniete Djoser sich zu Angel und William auf den Boden. Mit entschuldigender Miene berührte er Angel leicht an der Schulter und zeigte ihm den Schlüssel.

Angel verstand sofort, was Djoser wollte und half ihm, William endlich von den Eisenmanschetten zu befreien. Als William seine Arme wieder bewegen konnte, umschloss er damit sofort Angels Körper und hielt sich beinahe verzweifelt fest. Er wollte ihn nie wieder loslassen.

„Es tut mir so Leid, Sir. Bitte verzeiht mir!" schluchzte William in Angels Halsbeuge, als er sich an seinen Verstoß mit Drusilla erinnerte.

„Wovon zum Teufel sprichst du?" fragte Angel schockiert, da er im ersten Moment dachte, sein Sklave würde sich deshalb entschuldigen, weil Parker ihn berührt hatte. Er drückte William ein Stück von sich, um ihn ins Gesicht sehen zu können.

„Ich spreche von… der Milady, Sir. Lady Drusilla", erklärte William schuldbewusst.

Kurz blitzte ein kleiner Funke Zorn über Angels Gesicht, als er sich an die Szene im Gästezimmer erinnerte. Doch genauso schnell, wie der Zorn kam, verschwand er auch wieder und sein Blick wurde sanft. Angel war deshalb nicht mehr wütend. Er war viel zu froh, William lebendig bei sich zu haben.

„Das ist schon längst vergessen. Wichtig ist nur, dass du lebst. Alles andere kommt wieder in Ordnung. Mach dir keine Gedanken. Ich bringe dich jetzt erstmal nach Hause", redete Angel sanft auf ihn ein.

William nickte erleichtert und drückte sich wieder an Angels Brust. Dieser schloss ihn in seine Arme und schenkte ihm durch diese bloße Geste Schutz und Geborgenheit.

Gillian McDonald hatte dies alles mit Erstaunen beobachtet. Noch nie hatte er soviel Zärtlichkeit zwischen einem Herrn und seinem Sklaven beobachtet. Er hatte Angelus vollkommen falsch eingeschätzt und ihm zu Unrecht all die schlimmen Gerüchte angehängt. Sich seiner Schuld bewusst, nahm er sich vor, seinen Fehler wieder gutzumachen.

Einige von Angels treuen Freunden kamen nun plötzlich in die alte Scheune gestürmt. Sie hatten von Kennedy erfahren, dass Angel und Djoser hier waren. Wesley und die Männer stellten erleichtert fest, dass Angelus unversehrt war und William noch lebte.

Als Angel die Männer bemerkte, löste er sich ein kleines Stück von William und fragte: „Denkst du, du kannst laufen?"

„Ja, Sir", erwiderte William ein klein wenig enttäuscht über den Verlust der Umarmung.

Angel half William, ganz in Djosers Mantel zu schlüpfen, damit dessen Nacktheit bedeckt wäre und erhob sich auf seine Füße. Mit Djosers Hilfe hievten sie William vom Boden. William versuchte alleine zu stehen, doch Angel drückte ihn sofort an seine stützende Seite und führte ihn nach draußen, während Djoser sicherheitshalber an Williams anderer Seite folgte.

Einige Männer kamen Angel entgegen und fragten, was passiert sei, und ob alles in Ordnung wäre. Angel bestätigte nur, dass alles wieder in Ordnung wäre und er nach Hause reiten wolle. Sofort brachte man ihm sein Pferd. Angel gab William an Djoser, damit dieser ihn stützen würde, während er auf das Pferd aufstieg. Dabei tauschten die beiden Männer einen kurzen freundschaftlichen Blick miteinander aus, der das alte Vertrauen, das früher zwischen ihnen herrschte, wieder deutlich aufzeigte.

Als Angel fest im Sattel saß, halfen mehrere Männer, William auf das Pferd hochzuheben, sodass er hinter Angel saß. Niemand der Männer fand es eigenartig, wie Angel sich um seinen Sklaven bemühte, da jeder Mann in der Stadt genau wusste, wie viel William ihm bedeutete. Williams Arme schlossen sich sofort um Angels Körper.

Angel bedankte sich bei all den Männern für deren Hilfe. Bevor er sein Pferd herumlenkte, hielt er kurz inne.

„Ich hätte zufällig ein Gästezimmer frei. Falls es dir auf dem Fußboden zu unbequem werden sollte…", sagte er zu Djoser und ließ dabei das Ende des Satzes offen stehen, weil er sich nicht sicher war, ob Djoser dieses Angebot auch annehmen wollte.

„Ich wäre sehr gerne dein Gast", erwidert Djoser grinsend und befreite Angel damit von seinen Befürchtungen.

Dann endlich wollte Angel nach Hause reiten, doch als er sein Pferd in Richtung Heimat lenkte, hörte er jemanden nach ihm rufen: „Mr. Dexter, warten Sie. Bitte!"

Angel brachte das Pferd wieder zum Stehen und blickte fragend zurück. Es war Gillian, der nach ihm rief.

„Mr. McDonald, nehme ich an?" fragte Angel. Er hatte den Anwalt schon vorher registriert, aber bisher waren andere Dinge wichtiger gewesen, als sich mit Lindseys Vater auseinander zu setzen.

„Ja, Sir. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden. Bitte, ich denke ich habe einen schrecklichen Fehler begangen und möchte dies wieder gutmachen. Außerdem wollte ich…", zögerte Gillian einen Moment und blickte beschämt zu Boden, als er weiter sprach, „Sie um Verzeihung bitten."

„Sie sind jederzeit in meinem Haus willkommen und falls Sie eine Übernachtungsgelegenheit benötigen sollten, dann betrachten Sie sich bitte als mein Gast. Es gibt einiges, das wir beide besprechen sollten, was nicht nur geschäftliche Dinge betrifft. Es… ich bin sicher, Sie würden gerne etwas über Lindsey erfahren", sagte Angel einen Moment zögernd.

Als der Name seines Sohns fiel, erhellte sich Gillians Blick. In der Tat brannte er darauf zu erfahren, wie sein Sohn gelebt hatte. Und nach all den Dingen, die geschehen waren, sah er sich bereit, sich dies ohne Vorurteile von Angelus berichten zu lassen.

Nachdem nun auch dies vorläufig geklärt war, konnte Angel endlich nach Hause reiten, denn er hatte einen Sklaven, um den er sich kümmern musste.

*****

 

 

 

 

Teil 18 - Breakdown

Trotz der vertrauten und sicheren Umgebung im gemeinsamen Schlafgemach, fühlte sich William sehr unwohl. Seine Hände zitterten und er hatte ein übles Gefühl im Magen. Angel führte ihn ans Bett und deutete an, dass William sich hinlegen solle, während Angel die Waschschale, etwas Salbe und ein paar Tücher zusammensuchte. William zögerte und starrte geistesabwesend auf das Bettlaken. Mit seinen Armen zog er sich Djosers Mantel enger um seinen eigenen Körper. Er fühlte sich, als wäre er innerlich vollkommen leer.

Er zuckte zusammen, als Angel ihn an der Schulter berührte und sanft zu ihm sprach: „Lass mich den Mantel ausziehen."

William blickte seinen Herrn ängstlich an, als wollte er nicht, dass Angelus ihn nackt sah. Mit all den Striemen, von Parkers Peitsche. Mit all den Spuren der Vergewaltigung. Doch schließlich löste er seine Arme und ließ zu, dass Angel ihm den Mantel auszog.

Noch nie fühlte sich William so nackt und schmutzig, wie in diesem Moment. Er sehnte sich nach einem Bad, auch wenn er wusste, dass das heiße Wasser auf seinen Wunden sehr brennen würde. Er wollte all den Schmutz und die Erinnerungen wegwaschen.

Liebevoll führte Angel seinen Sklaven auf das Bett. Es brach ihm das Herz William in diesem Zustand zu sehen. Er konnte deutlich dessen Schmerz fühlen und wünschte sich, er könnte einiges ungeschehen machen.

Zärtlich begann Angel Williams wunde Handgelenke mit einem feuchten Tuch zu reinigen und anschließend mit Salbe einzureiben. Nachdem er William anordnete sich ganz auf den Bauch zu legen, tat er selbiges auch mit den zahlreichen Striemen an dessen Kehrseite. Während dieser Prozedur war Williams Blick starr und ausdruckslos.

Als Angel Williams Pobacken etwas auseinanderdrückte, um auch dort die Haut zwischen den Schenkeln zu säubern und etwas Salbe auf die gerötete Öffnung zu verteilen, verschloss William seine Augen und presste sein Gesicht ins Kissen. Obwohl es sein Herr war, der ihn berührte, kostete es ihn große Überwindung nicht panikartig zu flüchten.

Die Wunden waren nicht sehr schlimm und würden in wenigen Tagen vollkommen verheilt sein, doch es würde gewiss Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis Williams seelische Wunden heilen würden. Angel erinnerte sich nur zu gut an die Zeit vor etwa einem Jahr, als William nach seiner Flucht bei ihm war. Damals hatte er viel Einfühlungsvermögen gebraucht, um Williams seelische Wunden zu heilen.

Als alle Striemen und Wunden versorgt waren, deckte er William vorsichtig zu. Erst dann fing William an, sich langsam zu entspannen. Auf der Seite liegend, die Beine an die Brust gezogen und eingehüllt in der warmen Decke, fühlte er sich ein klein wenig sicherer.

Faith klopfte an die Türe und meldete anschließend die Anwesenheit einiger Herren, die nach Angel verlangten. Djoser und Gillian waren gekommen, um auf Angels Angebot einzugehen, begleitet von Dr. Giles, der von Wesley verständigt worden war, um nach William zu sehen.

Weder William noch Angel waren davon sehr begeistert, doch der Anstand verlangte, dass Angelus sich um seine Gäste kümmern sollte. William hasste den Gedanken allein zu sein und wollte bereits darum betteln, dass Angel bei ihm bleiben würde, oder dass er ihn begleiten dürfe. Doch bevor er etwas sagen konnte, meinte Angel: „Ich muss nach den Gästen sehen. Es tut mir Leid. Glaub mir, ich würde viel lieber hier bei dir bleiben. Ich werde Giles zu dir hochschicken, damit er sich deine Wunden ansehen kann. Lass dich von ihm untersuchen."

„Nein", war Williams simple Antwort, womit er sich zum ersten Mal einer Order von seinem Herrn widersetzte.

Angelus stutzte für einen Moment, da er mit solch einer Antwort nicht gerechnet hatte. Ihm war auch nicht entgangen, dass William ihn nicht mit „Sir" betitelte, doch angesichts der Tatsache, dass sie allein im Schlafzimmer waren, entsprach dies durchaus Williams Regeln.

Da Angel Verständnis für Williams Situation empfand, versuchte er es auf freundliche Art erneut: „Ich bitte dich. Lass dich von Giles untersuchen. Nur zur Sicherheit. Ich will nur, dass er einen kurzen Blick auf deine Wunden wirft."

„Nein!" wiederholte William etwas energischer, wobei er sich die Decke fester um den Körper zog und ein kleines Stück von Angelus zurückwich.

Angel war sich nicht sicher, wie er auf Williams Verhalten reagieren sollte. Ungläubig fragte er: „Du widersetzt dich meiner Anweisung?"

„Ich will nicht, dass… noch jemand mich berührt", versuchte William seine Beweggründe zu erklären. Er war sich dessen voll bewusst, dass er sich seinem Herrn widersetzte und er sich obendrein nicht an seine Benimmregeln hielt, doch dies war ihm vollkommen egal.

Angel war etwas schockiert, weshalb er vom Bett aufstand und auf seinem Sklaven herabsah. Er machte sich wirklich große Sorgen um Williams Gesundheitszustand und ihm wäre viel wohler, wenn Giles ihn untersuchen würde. Er spielte mit dem Gedanken William dazu zu zwingen, und so sagte er: „William, ich verlange nur…"

William unterbrach ihn barsch: „Zwing mich bitte nicht dazu. Ich ertrage es nicht, wenn ein weiterer Mann mich berührt und ich hasse es, wenn Dr. Giles mich untersucht. Ich werde nicht stillhalten und ihn seinen Finger in meinen Hintern stecken lassen!"

Solch ein rüdes Verhalten war Angelus nicht gewöhnt. Sein gebieterisches Temperament trat zum Vorschein, und so wies er William an: „Achte darauf, mit wem du sprichst."

William verletzten diese Worte. Sein Herr hatte ihm diese neue Regel gegeben, dass er, solange sie ungestört in ihrem Zimmer waren, frei und offen reden durfte, doch sobald William dies tat, wurde er von Angel gemaßregelt. Er verstand einfach den Sinn dieser Regel nicht und fühlte sich betrogen. Er fühlte sich verletzt, benutzt, vergewaltigt und war nervlich soweit am Boden, dass es schließlich aus ihm heraus brach und er seinem Herrn direkt ins Gesicht schimpfte:

„Was soll das alles? Warum sagt Ihr, ich darf frei und offen sprechen, doch wenn ich es tue, tadelt Ihr mich. Warum habt Ihr diese Regel überhaupt ausgesprochen? Aus welchem Grund? Was bin ich für Euch? Ein wertloser Sklave, den man nach belieben benutzen kann? Warum wollt Ihr, dass ich Euch wie einen Freund anspreche, wenn Ihr mir kein Freund sein wollt? Warum verlangt Ihr von mir, dass ich mich von Dr. Giles untersuchen lasse, wenn ich kaum Eure Berührung ertragen kann? Warum habt Ihr mich nicht vor Parker beschützt? Ihr habt mir versprochen, dass er mich nie wieder verletzen würde."

Angel stand der pure Schock im Gesicht geschrieben. Williams Worte brannten sich wie Peitschenhiebe in sein Bewusstsein. Doch das Schlimmste daran war, dass jede von Williams Anklagen berechtigt war. Erschrocken wich er einen Schritt zurück und suchte nach den richtigen Worten. Sein erster Impuls war, William zurecht zu weisen, doch ihm war klar, dass dies der vollkommen falsche Weg wäre.

„Was verlangst du von mir?" fragte Angel ruhig.

Mit dieser Frage hatte William nicht gerechnet. Er hätte eigentlich erwartet, dass Angel in Wut ausbrechen würde und ihn zurecht weisen würde. Er wusste daher nicht, was er darauf antworten sollte.

Nachdem Angel keine Antwort bekam, fing er an zu plappern: „Willst du, dass ich dir die Freiheit schenke? Ist es das, was du willst? Du hast Recht, ich konnte dich nicht vor Parker beschützen, und es tut mir unendlich Leid. Ich wünschte, ich hätte es verhindern können. Ich kann auch verstehen, dass du wegen der Regel verwirrt bist. Es ist meine Schuld, ich hätte dir sagen sollen, was ich damit erreichen wollte. Was ich dir schon so lange hätte sagen sollen. Ich wollte, dass wir uns näher kommen. Und dass wir… Ich liebe Dich… Das ist es, was du mir bedeutest. Ich wusste nicht, ob du diese Liebe erwiderst und ich fürchtete mich dafür, dass es nicht so ist, also hoffte ich, dass ich durch diese Regel… dass wir… Ich kann verstehen, wenn du wieder frei sein möchtest ich muss jetzt gehen. Meine Gäste erwarten mich. Teile mir einfach mit, was du möchtest. Ich werde alles Notwendige veranlassen."

William war sprachlos und starrte Angel irritiert an. Angel sagte damit viel mehr, als er eigentlich sagen wollte und Williams Schweigen bestätigte ihm all seine Befürchtungen, weshalb er fluchtartig das Zimmer verließ.

Als Angel hinter der Türe verschwunden war, versuchte William noch immer zu verstehen, was sein Herr gerade alles zu ihm gesagt hatte. Er wollte seine Freiheit ganz bestimmt nicht zurück haben. Nirgends fühlte er sich freier und geborgener, als in Angels Obhut. Er wollte nichts mehr, als seinem Herrn dienen, ihn glücklich machen und ihm als williges Lustobjekt zur Verfügung stehen. Dies war es, was auch ihn glücklich machte.

Allein der Gedanke daran, dass er wieder auf eigenen Füßen stehen müsse, erschreckte ihn zutiefst. Losgelöst von seinem Herrn und seiner vertrauten Umgebung fühlte er sich verlassen und orientierungslos.

Mit dieser Erkenntnis wurde ihm bewusst, dass er sich mit seinem Verhalten genau dem entgegengesetzt verhalten hatte, was er eigentlich wollte, womit er plötzlich ein furchtbar schlechtes Gewissen bekam. Sein Herr hatte ihm vermutlich deshalb die Freiheit angeboten, weil er keinen solch ungehorsamen Sklaven mehr bei sich haben wollte.

Williams Gedanken liefen förmlich Amok. Ihn quälte die Angst, dass Angelus ihn nicht mehr bei sich haben wollte. Dass er seinen Herrn enttäuscht hatte. Er erinnerte sich plötzlich an Angels entsetzten Blick, als Drusilla auf ihm saß. Panik stieg in ihm hoch. Er begann wieder zu zittern und er fühlte das dringende Verlangen zu Angel zu gehen und um Verzeihung zu bitten. Ihn anzuflehen, dass er bei ihm bleiben dürfe.

Ruckartig schlug er die Decke von seinem Körper und kroch aus dem Bett. Als er direkt vor der Türe stand, und den Türgriff bereits in der Hand hielt, stoppte er plötzlich, denn erst da wurde ihm bewusst, dass Angel ihm gesagt hatte, dass er ihn liebte.

Eine Weile stand er starr vor der Türe und versuchte sich an die genauen Worte zu erinnern, die Angel zu ihm gesagt hatte. Es bestand kein Zweifel. Angel hatte genau die drei Worte ausgesprochen, von denen William so sehr gehofft hatte, dass sein Herr sie zu ihm sagen würde.

Er wurde wieder ruhiger und trat zurück ans Bett. Statt hineinzuschlüpfen, ging er jedoch weiter ans Fenster und blickte nachdenklich ins Freie. Er überlegte sich genau, was er Angel sagen würde.

*****

Nervlich angespannt, ging Angelus hinunter in den Salon, wo die Herren auf ihn warteten. Er grüßte sie so kurz, wie es der Anstand erlaubte und trat dann an die Hausbar, um sich einen kräftigen Schluck Whiskey einzuschenken. Djoser beobachtete ihn besorgt. Er kannte seinen alten Freund noch immer sehr gut und ahnte, dass dieser Nerventrank nicht der Sache mit Parker galt, deshalb fragte er: „Alles in Ordnung, bei William?"

Angel seufzte tief auf, gab als Antwort aber nur: „Es geht ihm soweit gut."

Giles erwartete, dass er nach dem Sklaven schauen sollte, weshalb er sich seine Arzttasche griff und Angel fragte: „Soll ich zu ihm hochgehen?"

„Nein. Er möchte nicht untersucht werden. Ich danke dir, dass du gekommen bist, doch ich fürchte für heute brauchen wir dich nicht. Ich werde nach dir rufen, falls sich daran etwas ändert", versuchte Angel dem Arzt so freundlich wie möglich mitzuteilen, dass seine Anwesenheit nicht weiter von Nöten war.

Giles war sehr überrascht und fragte: „Du schickst mich wieder weg, weil er nicht untersucht werden möchte?" Giles kannte Angel ziemlich gut und er wusste wie sehr ihm Williams Gesundheit am Herzen lag, weshalb er nicht verstehen konnte, dass er sich in dieser Beziehung von seinem Sklaven abhalten ließ.

Etwas ruppiger, als beabsichtigt, erwiderte Angel: „Ist es ein Verbrechen, wenn ich auf die Wünsche meines Sklaven eingehe?"

Eine betroffene Stille entstand plötzlich. Angel ignorierte dies und setzte sich in seinen Sessel neben dem Kamin, wobei er die Nähe von William vermisste. Giles war sich nicht sicher, wie er sich darauf verhalten sollte. Er brauchte etwas Ablenkung für seine Hände, weshalb er nach seiner Brille griff und diese mit einem Taschentuch reinigte. Danach räusperte er sich und meinte: „Ich werde dann wieder gehen. Rufe mich, falls du mich brauchen solltest."

Angel blickte zu ihm auf und erwiderte mit einem aufrichtigen Blick: „Danke Rupert. Bitte entschuldige die Umstände."

Während Giles an Angel vorbei ging, klopfte er ihm freundschaftlich auf die Schulter und sagte: „Da gibt es nichts zu entschuldigen. Es ist nur verständlich, dass du etwas gereizt bist. Melde dich, wenn du dich besser fühlst." Damit verließ Rupert den Salon, womit Angel und Djoser allein mit einem ziemlich verdutzten Gillian McDonald waren, welcher auf dem kleinen Sofa saß und sich etwas fehl am Platz fühlte.

Angel nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas, das er noch immer in der Hand hielt, und richtete dann seine Aufmerksamkeit zu Gillian. Zwar fühlte er sich im Moment nicht danach, Geschichten aus seiner Vergangenheit auszugraben, doch eine Ablenkung dieser Art würde ihm gerade jetzt sicher gut tun. Somit musste er vielleicht nicht mehr an das ausdruckslose Gesicht denken, mit dem William ihn zuvor angesehen hatte, als Angel ihm endlich gestand, dass er ihn liebte.

„Es tut mir Leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen mussten. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir uns schon viel früher begegnet. Lindsey wollte es jedoch nicht. Er fürchtete, Sie würden ihn deshalb verachten, weil er dieses Leben gewählt hatte", fing Angel zu erzählen an und zog damit Gillians ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich.

„Was für ein Leben hatte er gewählt?" fragte der Anwalt, obwohl er mittlerweile schon eine ziemlich genaue Ahnung davon hatte, was für eine Art Leben sein Sohn lebte.

Somit begann Angel Gillian von Lindsey zu erzählen. Davon, dass er sich selbst zum Geschenk gemacht und unter Angels Obhut gelebt hatte. Es war ein Glück, dass Djoser anwesend war, denn je mehr Angel erzählte, umso schwieriger wurde es für ihn, auf alle Fragen von Gillian einzugehen, weshalb Djoser sich immer öfter an dem Gespräch beteiligte und weitererzählte.

Am Ende war es hauptsächlich Djoser, der Gillians Wissensdurst stillte, zumindest was all die Fragen bezüglich Lindseys Lebensweise als Sklave von Angelus betraf. Angel war froh um Djosers Hilfe. Dieser verstand es sehr gut, dem Anwalt auf eine raffiniert einfühlsame Weise selbst sehr pikante Themen wie das Intimleben der Beiden darzustellen, ohne, dass es anstößig wirkte, oder dem Anwalt Unbehagen bereitete. Angel selbst hätte dies niemals so geschickt berichten können.

Der Nachteil an der Sache jedoch war der, dass er mit seinen Gedanken wieder zu William schweifte und er den unbändigen Drang verspürte nach oben zu gehen und die beiden Herren allein zu lassen. Sein Anstand verbot es ihm jedoch, seine Gäste wegen solch einer Angelegenheit allein zu lassen, weshalb er sich bemühte dem Gespräch zu folgen und das ein oder andere mit einzuwerfen.

Sehr bald aber waren ihm die Regeln der Gastfreundschaft nicht mehr ganz so wichtig. Falls dieses Gespräch noch sehr lange andauern würde, wollte er sich entschuldigen und nach William sehen. Er wollte endlich wissen, wie dieser sich entscheiden würde.

*****

William stand noch immer am Fenster und blickte in die Ferne. Er fror mittlerweile schon, doch er wollte nicht ins Bett kriechen. Noch immer spielte er in Gedanken die Worte durch, die er seinem Herrn sagen wollte, doch je länger er darüber nachdachte, umso schlechter kam ihm die Wahl seiner Worte vor. Er konnte es kaum erwarten, bis Angel zu ihm kommen würde.

Langsam hatte er mit einer schweren Müdigkeit zu kämpfen, was ein weiterer Grund war, weshalb er nicht zu Bett gehen wollte, da er dann gewiss einschlafen würde. Er wollte wach sein, wenn sein Herr kommen würde. Er wollte ihm soviel wichtige Dinge sagen und er hielt diese endlose Warterei nicht mehr länger aus.

Er begann im Zimmer auf und ab zu gehen, um sich durch die Bewegung etwas zu wärmen und um sich abzulenken, was jedoch angesichts der Torturen, die er die ganze Nacht über durchstehen musste, nicht so ohne weiteres möglich war und ihm mit jedem Schritt Schmerzen bereitete. Nach einer kurzen Weile fasste er schließlich einen Entschluss.

*****

Angel wollte nur noch einen günstigen Zeitpunkt abwarten, um sich bei den Herren zu entschuldigen und um dann zu William zu gehen, als plötzlich die Türe zum Salon geöffnet wurde und William auf etwas unsicheren Beinen das Zimmer betrat. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Er hatte sich die bequemen Sachen ganz in Schwarz angezogen, welche er immer im Haus trug, wenn Besuch anwesend war.

William sah zu seinem Herrn und als er dort keinen Zorn, sondern aufrichtige Besorgnis erkannte, wagte er es, zu den Herren heran zu treten. Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm das Gehen Schmerzen bereitete, weshalb Angel am liebsten aufgesprungen wäre, um ihm zu helfen, doch er war nicht fähig sich zu bewegen. Gillian und Djoser beobachteten verwundert, wie William sich direkt vor Angel auf den Boden kniete und diesen am Bein berührte.

Gillian stellte sich dabei vor, wie sein eigener Sohn vor Angelus gekniet haben musste und versuchte sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.

William war sich nicht sicher, ob Angelus ihm in Gegenwart der beiden Herren Sprecherlaubnis geben würde, weshalb er nichts anderes tun konnte, als auf eine Reaktion zu warten. Jede einzelne Sekunde, die dabei verging, fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

Angel hatte Angst davor William Sprecherlaubnis zu erteilen. Er fürchtete zu sehr, dass sein Sklave um die, ihm angebotene, Freiheit bitten würde. Nachdem schließlich jeder der Anwesenden im Raum auf eine Reaktion von ihm zu warten schien, sagte er zu William: „Was möchtest du?"

„Sir, ich bitte um die Erlaubnis frei sprechen zu dürfen", erwiderte William auf die ihm gelernte korrekte Weise.

Angel verschluckte sich beinahe, als er darauf antwortete: „Du darfst frei sprechen."

Selbst Gillian merkte, dass gerade etwas sehr bedeutendes zwischen den Beiden vor sich ging, weshalb er neugierig abwartete, was William zu sagen hatte.

„Ich, William, Sklave von Angelus, bitte darum, für immer bei Euch bleiben und Euch dienen zu dürfen. Mein Körper, mein Geist und meine Seele gehören allein Euch, Sir. Genauso wie meine aufrichtige Liebe."

Voller Anspannung erwartete William eine Antwort seines Herrn. Als diese nicht kam, blickte er vorsichtig auf, um in Angels Gesicht zu sehen. Angels Antlitz strahlte vor Glück und er kämpfte mit ungebetenen Tränen. Als sich ihre Blicke trafen, begannen beide automatisch leicht zu lächeln. William wusste nun, dass er die richtigen Worte gewählt hatte.

Angel war von Williams Ansprache so gerührt und er war so erleichtert, dass William seine Gefühle erwiderte, weshalb er schließlich mit der Hand nach Williams Wange griff, sich selbst vor beugte und William zu einem sanften aber innigen Kuss heranzog.

Gillian errötete augenblicklich, da er noch nie in seinem Leben zwei sich küssende Männer gesehen hatte. Er versuchte seinen Blick von dem Paar abzuwenden und landete dabei auf Djoser, der sein betretenes Verhalten bemerkt hatte und ihm frech entgegengrinste.

Während Angel und William sich noch immer küssten, meinte Djoser zu Gillian: „Mr. McDonald, was halten Sie von einem kleinen Spaziergang? Ich könnte Ihnen noch mehr von Lindsey erzählen, falls Sie es wünschen."

„Oh ja, sehr gerne!" erwiderte Gilian sofort und sprang bereits von seinem Platz auf. Djoser grinste amüsiert und begleitete den verdatterten Mann aus dem Salon. Bevor er den Salon verließ, drehte er sich ein letztes Mal zu Angel und William um, nur um zu sehen, dass sie einander noch immer küssten.

Als sich Herr und Sklave schließlich voneinander trennten, blickte sich Angel verwundert um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Djoser und Gillian gegangen waren. Genau genommen hatte er alles um sich herum vollkommen vergessen und war in Williams geschicktem Zungenspiel versunken.

Sie blickten einander eine Weile fest in die Augen, bis Angel leise sagte: „Ich liebe dich."

William grinste über das ganze Gesicht. Dies war der Anblick, den Angel am meisten bei seinem Sklaven liebte.

„Ich liebe dich auch, Angel", erwiderte William, wobei er eine besondere Betonung auf „dich" und „Angel" legte.

Darauf griff sich Angel seinen Sklaven und zog ihn fest an sich. William schlang seine Arme um Angels Körper. Beiden war der Körperkontakt viel zu wenig, weshalb Angel sich zurück lehnte und William mit sich zog. Etwas umständlich krabbelte William auf Angels Schoß. Halb liegend, halb sitzend platzierte sich William dort nieder, wobei er seine wunde Kehrseite nach außen streckte. Seinen Kopf in Angels Halsbeuge vergraben, kuschelte er sich dicht an seinen Herren, während dieser seine Arme schützend um ihn legte.

Dies war gewiss kein übliches Verhalten zwischen Sklave und Herr und selbst zwischen Angel und William war es zuvor nie zu etwas Vergleichbarem gekommen, doch gerade jetzt sehnten sich beide danach, sich nahe zu sein, sich fühlen zu können und sich festzuhalten.

Beide spürten, wie ihre Anspannung von ihnen wich. William konnte endlich innerlich loslassen und seinem Körper gestatten, in den lang ersehnten und dringend benötigten Schlaf zu driften. Bevor er jedoch vollkommen einschlafen konnte, hörte er die neckende Stimme seines Herrn, die sprach: „Du weißt schon, dass du gerade eine Regel gebrochen hast, nicht wahr?"

„Ja, Sir und ich erwarte Eure gerechte Strafe", murmelte William schläfrig und unbekümmert, da er genau wusste, dass Angel ihn nicht wirklich dafür strafen wollte, dass er ihn außerhalb des Schlafgemachs nicht korrekt angesprochen hatte. Zumindest würde es keine Strafe sein, die er nicht auch genießen würde, weshalb er dem Ganzen eher mit Vorfreude entgegen sah.

Angel lächelte glücklich auf William herab. Er konnte ihn direkt dabei beobachten, wie dieser in seinen Armen schwerer wurde und einschlief. Die ganzen Strapazen der vergangenen Nacht hatten deutliche Spuren hinterlassen. Angel wusste, dass William diesen Schlaf bitter benötigte, weshalb er sich ganz ruhig verhielt und ihn bei sich liegen ließ. Er konnte sich in diesem Moment nichts vorstellen, was schöner wäre.

Nach etwa einer Stunde saßen die Beiden noch immer so in dem Sessel und Angel wachte noch immer über Williams tiefen Schlaf. Djoser und Gillian kamen von ihrem Spaziergang zurück und traten vorsichtig in den Salon. Gillian fand den Anblick, den er dort vorfand, äußerst ungewöhnlich, doch zugleich spürte er das liebevolle Verhältnis zwischen den Beiden.

Falls es stimmte, was Djoser ihm alles erzählte, und Lindsey und Angelus ein genauso inniges Paar waren, so schien es keinen berechtigten Grund zu geben Angelus dafür zu hassen, was er getan hatte. Lindsey musste ebenso glücklich und zufrieden gewesen sein, wie man es William auf seinem schlafenden Gesicht deutlich ansehen konnte. Dieser Gedanke erwärmte das alte Herz von Gillian McDonald und er war froh nun die ganze Wahrheit über seinen Sohn zu kennen.

Angel lächelte den beiden Herren entschuldigend entgegen und sagte mit gesenkter Stimme: „Ich bitte um Verzeihung für mein unübliches Benehmen."

Djoser winkte nur gelassen ab, da er Angel gut nachfühlen konnte, was in ihm vorging. Gillian räusperte sich vorsichtig und fragte möglichst leise, um William nicht zu wecken: „War Lindsey auch so…" Verzweifelt suchte er nach dem richtigen Wort, bis Angel ihm half und fragend meinte: „…anhänglich?"

Gillian nickte und wartete auf eine Antwort. Angel blickte nachdenklich auf William herab und erwiderte leise: „Nein. Lindsey war niemals so. Für ihn war alles ein aufregendes Spiel. Er musste nie so schlimme Dinge durchstehen, wie William es sein ganzes Leben lang durchstehen musste."

Und mit einem Mal wurde Angel richtig bewusst, wie groß der Unterschied zwischen Lindsey und William war. Lindsey lebte sorglos und ohne Furcht, während William ständig mit Ängsten zu kämpfen hatte. Ab sofort wollte Angel dafür sorgen, dass William sich nie wieder vor etwas zu fürchten brauchte.

*****

 

 

 

Teil 19 – Lucky Life

Drei Monate war es nun her, dass Parker Arahms den Tod fand. Während dieser Zeit gab es kaum einen Augenblick, in dem Angel und William von einander getrennt waren. Selbst während den wichtigen, geschäftlichen Besprechungen ließ Angel seinen Sklaven nicht aus den Augen und gab William immer das Gefühl, dass er sich seiner Anwesenheit bewusst war.

William genoss diese Art der Aufmerksamkeit sehr. Es dauerte lange, bis er nicht mehr an Pakers Folterungen denken musste, wenn sein Herr ihn berührte, doch mittlerweile war dieses schreckliche Erlebnis nur noch eine böse Erinnerung seiner Vergangenheit. Er konnte sich wieder vollkommen fallen lassen und sich ganz und gar in die Hände seines Gebieters begeben, ohne dabei Frucht zu empfinden.

Auch all die quälenden Alpträume waren nun endlich verschwunden. William war sich der Liebe seines Herrn bewusst und konnte sein Herz vollkommen für Angel öffnen. Er konnte ihm alles von sich geben, seinen Geist, seine Seele, seine Liebe und seinen Körper. Er gab sich Angel vollkommen hin. Schenkte ihm seine ganze Existenz und erhielt dafür Angels aufrichtige Liebe, all seine Aufmerksamkeit, seine Lust, das Verlangen und die Leidenschaft eines Besitz ergreifenden Herrn.

*****

William lag wach mit seinem Rücken an Angels Brust, Angels Arm schützend um seinen Körper gelegt. Sie lagen in einem großen warmen Bett, welches in einem von Willows Gästezimmern stand. Sie waren schon seit einer Weile zurück in London, da Angel einige geschäftliche Dinge regeln musste. William genoss es in Angels Armen zu ruhen und blieb regungslos liegen, um seinen Herrn nicht zu wecken. Angel hatte angekündigt, dass sie an diesem Tag wieder eine geschäftliche Besprechung erwarten würde, worauf William sich nicht besonders freute. Er sehnte den Tag herbei, an dem sie endlich wieder zurück nach Irland fahren würden. Er vermisste Faith und die Hausmädchen. Sogar Darla vermisste er in gewisser Weise. Sie war immer sehr nett zu ihm. Doch wie es schien, würde es noch eine Weile dauern, bis sie nach Hause reisen würden.

Langsam erwachte Angel aus einem angenehmen Traum, nur um festzustellen, dass dieser Traum bald Wirklichkeit sein würde. Er hielt den Körper seines geliebten Sklaven mit seinem Arm fest. Er liebte es, auf diese Weise zu erwachen. Er zog seinen Arm noch enger um Williams Körper und küsste ihn liebevoll auf die Schulter, worauf ein genießerischer Laut aus Williams Kehle entwich.

„Guten Morgen, William. Bist du schon lange auf?"

William drehte seinen Oberkörper soweit herum, dass er Angel ins Gesicht sehen konnte und erwiderte: „Guten Morgen Angel. Ich bin schon eine Weile lang wach."

„Warum hast du mich nicht geweckt? Es ist schon spät. Wenn wir rechtzeitig in der Stadt sein wollen, müssen wir uns langsam beeilen."

Bei der Erwähnung der Stadt fiel William das wichtige Gespräch ein, welches Angel angekündigt hatte und worauf er sich ganz und gar nicht freute. Er wäre viel lieber mit seinem Herrn allein.

Williams Blick verriet seine Gefühle allzu deutlich. Angel musste mit sich kämpfen, William nicht den waren Grund dieser Besprechung zu erzählen. Es war nicht leicht gewesen diesen Tag zu planen und zu arrangieren, ohne dass es William mitbekam. Es sollte eine Überraschung werden und Angel konnte es kaum erwarten diese endlich zu lüften.

Möglichst unberührt fragte Angel: „Du scheinst dich nicht besonders auf diesen Tag zu freuen?"

William blickte beschämt zur Seite und antwortete leise: „Nein." Als Angels Sklave stand es ihm eigentlich nicht so zu empfinden, doch er war nicht mehr allein Angels Sklave, sondern auch sein liebender Gefährte. Und genau dieser Gefährte mochte es nicht besonders, wenn Angel den ganzen Tag mit geschäftlichen Besprechungen verbrachte.

„Ich habe eine Idee, wie wir den Tag etwas interessanter gestalten können", erklärte Angel grinsend, worauf William sofort hellhörig wurde und interessiert zu ihm blickte.

Angels Grinsen wurde breiter, als er Williams erwartungsvolles Gesicht sah, weshalb er sagte: „Komm, lass uns den Tag mit einem schönen Bad beginnen, und dann zeig ich dir, was ich damit meine."

Sofort wirkte der Tag nicht ganz so trübsinnig, weshalb William bereitwillig aus dem Bett sprang, um gemeinsam mit seinem Herrn ein ausgiebiges Bad einzunehmen.

Während sie badeten, versuchte William seinen Herrn etwas zu verwöhnen, in der Hoffnung, dass er Angel dazu bringen könnte ihn gegen den Beckenrand zu nehmen. Doch mehr als lustvolles Stöhnen erntete er nicht. Stattdessen begann Angel William mit gezielten Streicheleinheiten anzuheizen und zu necken, bis William seinen Hintern verlangend in Angels Schoß drückte und ihn anbettelte in ihn einzudringen, da er ihn so sehnsüchtig in sich spüren wollte.

Doch Angel reagiert nicht auf sein Betteln und fuhr fort William auf lustvolle Weise zu foltern. Als er bemerkte, dass William sich immer mehr nah ihm sehnte und es kaum noch aushalten konnte, beendete er das Bad. William war darüber sehr enttäuscht. Wenn ihn schon ein so langweiliger Tag erwarten würde, könnte sein Herr doch wenigstens am Morgen mit ihm spielen. Mit einem schmollenden Blick sah er zu seinem Herrn auf, welcher sich selbst trocken rubbelte.

„Steig aus der Wanne. Ich will dich in fünf Minuten mit Händen und Knien auf dem Bett sehen."

William lief ein erregter Schauer den Rücken hinab und sein längst steifer Schaft zuckte vor Vorfreude. Rasch stieg er aus dem Wasser und trocknete sich ab, um nur wenige Sekunden später bereits im Bett zu knien und voller Erwartung auf seinen Herrn zu warten.

Für Angel war es eine wahre Freude, seinen William so willig und voller Erwartung zu sehen. Er ließ ihn absichtlich noch zwei Minuten warten, bis er sich ihm näherte. Neben dem Bett stehend, strich er William über den nackten Rücken, bis hinunter zu dessen Pobacken, die William ihm sofort sehnsüchtig entgegenstreckte. William wusste nicht, was Angel vorhaben würde, doch er hoffte, dass es in einem lustvollen Liebesspiel enden würde.

„Schließ die Augen und wage es nicht sie zu öffnen, bis ich es dir sage", befahl Angel in einem gebieterischen Ton. William kannte diesen Tonfall mittlerweile genau und es zeigte ihm, dass sein Herr mit ihm spielen würde, weshalb er seine Augen unmittelbar schloss und mit erregter Stimme antwortete: „Ja, Sir."

William hatte sich inzwischen daran gewöhnt Angel ohne die förmliche Art zu betiteln, solange sie allein und ungestört waren. Selbst wenn sie nicht in ihrem Schlafgemach waren, war dies zu einer Selbstverständlichkeit zwischen den beiden geworden. Doch wenn Angel mit William spielte und ihn auf lustvolle Weise folterte, fiel William sofort in sein altes Verhalten zurück.

William konnte hören, dass sein Herr in der Reisetasche nach etwas kramte und er wartete voller Spannung was es war, das sein Herr sich für ihn ausdachte. Als er spürte, wie sich die Matratze bewegte und gleich darauf eine sanfte Hand seine Pobacke streichelte, zuckte er erregt zusammen. Diese Spannung und das ewige Warten waren für William kaum zu ertragen.

„Sssh, nicht bewegen", hörte Angel ihn leise sprechen, weshalb sich William bemühte vollkommen stillzuhalten.

Als nächstes spürte er einen glitschigen Finger, der sich langsam in seinen Anus presste. William stöhnte erregt auf. ‚Endlich’, dachte er sich und drückte sich Angels Finger entgegen.

Ein fester Klaps mit Angels freier Hand auf Williams Pobacke sagte ihm unmissverständlich, dass er stillhalten sollte. Der Schlag erregte William nur noch mehr, weshalb es ihn viel Kraft kostete, stillzuhalten. Er wollte um keinen Preis, dass Angel damit aufhören würde, weshalb er sich bemühte die Anweisungen zu befolgen.

Als Angel einen weiteren Finger hinzufügte und noch tiefer in Williams Inneres drückte, keuchte William erregt auf. William wünschte er könnte sich bewegen, sich gegen Angels Finger drücken und dadurch dessen quälend langsame Bewegungen beschleunigen.

Als Angel dann auch gegen diesen einen Lustpunkt drückte, der William zur Ekstase brachte, konnte sich William nicht mehr zurückhalten. Verlangend drückte er sich Angels Finger entgegen und bettelte wortlos nach mehr.

Angel grinste zufrieden, da er genau dies erreichen wollte. Er zog seine Finger augenblicklich zurück und meinte: „Sagte ich nicht, du sollst stillhalten?"

„Oh, Sir! Bitte hört nicht auf! Ich werde ganz stillhalten, ich verspreche es!" bettelte William.

„Ich denke es wird Zeit, dir wieder eine Lektion zu erteilen", sagte Angel mit gespielt strengem Ton.

William erschrak, als er dies hörte, da er im ersten Moment nicht wusste, was sein Herr damit meinte. Würde er ihn bestrafen, weil er sich nicht an Angels Anweisungen gehalten hatte? Er wusste nicht, was ihn erwartete, was ihn noch mehr erregte. Er fürchtete keine Strafe, denn er spürte, dass Angel nicht böse auf ihn, sondern in Spiellaune war. Also würde er selbst eine Strafe genießen können.

Als nächstes spürte William einen glatten Gegenstand an seiner Öffnung und als Angel diesen Gegenstand in ihn hineinpresste, wurde ihm sofort klar, was es war. Es war die Kugelkette, mit den drei runden Kugeln, die Angel nun eine nach der anderen in seinen Anus drückte, wobei William erregt aufstöhnte. Nun ahnte er auch, was Angel damit gemeint hatte, den Tag etwas interessanter zu gestalten. Er war sich sicher, dass er diese Kugeln gewiss den ganzen Tag über tragen würde und schon jetzt war ihm klar, dass er während des ganzen Tages in einem dauererregtem Zustand schweben würde.

Zum Schluss erhielt William noch einen Klaps auf seinem Po, was ein erregendes Gefühl in Williams Anus auslöste, als die Kugeln in ihm vibrierten und gegen seinen Lustpunkt drückten.

„Setz dich auf", ordnete Angel an, worauf William sich mit seinem Oberkörper erhob und sich auf seine Beine setzte.

Angel wanderte um Williams Körper herum. Zufrieden entdeckte er, dass William seine Augen noch immer artig verschlossen hielt. Williams steifer Schaft zuckte vor Erregung und bat um eine Berührung. Angel grinste teuflisch und umschloss Williams Glied mit seiner Hand. William keuchte überrascht auf und bewegte seine Hüften automatisch gegen Angels Hand.

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst stillhalten?" fragte Angel erneut.

William schallte sich selbst dafür, dass er dies so schnell wieder vergessen hatte und erwiderte rasch: „Verzeihung, Sir."

„Ich fürchte ich muss dich bestrafen", schnurrte Angel mit tiefer Stimme, die William durch und durch ging.

Gleich darauf spürte er, wie Angel ein Lederband streng um seine Hoden und um seinen Schaft band, sodass sein strammer Schaft sich noch praller mit Blut füllte und dabei ein angenehmer Druck entstand. William ahnte, dass dies alles Angels reine Absicht gewesen war, weshalb er ein feines Grinsen nicht unterdrücken konnte.

„Du darfst die Augen wieder öffnen", erklärte Angel, als sei nichts passiert. William sah Angel mit lustverschleierten Augen ins Gesicht. Angel grinste zufrieden und ordnete weiter an: „Zieh dich an. Ich habe dir ein paar Sachen bereitgelegt. Und beeil dich, wir sind spät dran."

„Ja, Sir", erwidert William und gehorchte Angels Anweisungen.

Kurze Zeit später nahmen sie noch rasch ein kurzes Frühstück ein, bevor sie schließlich das Haus verließen und mit der Kutsche in die Stadt fuhren.

*****

William machte die holprige Kutschfahrt etwas zu schaffen. Es war lange her, dass er die Kugeln zuletzt getragen hatte, weshalb er ganz vergessen hatte, wie erregend sie sich bei jeder Bewegung anfühlten. Seine erhärtete Männlichkeit drängte energisch nach Erlösung. Wenigstens würde dieser Tag ganz gewiss nicht langweilig sein.

In der Stadt machten sie einen kurzen Zwischenstopp, um Djoser abzuholen und fuhren dann weiter zu ihrem eigentlichen Reiseziel. Djoser war zu einem ständigen Begleiter geworden, was William jedoch nicht störte. Angel vertraute seinem alten Freund vollkommen, weshalb auch William volles Vertrauen zu Djoser entwickelte. Außerdem erfuhr er von Djoser immer wieder ein paar kleine Details über Angel, die sein Herr ihm selbst nie erzählen würde, da es ihm erlaubt war mit Djoser zu sprechen, auch wenn Angel nicht anwesend war.

In diesem Augenblick schenkte er Djoser jedoch kaum Aufmerksamkeit, sondern war voll und ganz auf seinen Herrn fixiert. Für Djoser genügte nur ein Blick und er bemerkte sofort, dass William in einem sehr erregten Zustand war. William lehnte sich genießerisch in Angels streichelnde Hand und blickte sehnsüchtig zu ihm auf.

„Wo hast du Penn?" fragte Angel kurz vor ihrer Ankunft.

„Ich hab ihn bei Lorne gelassen. Er steht dort als lebendes Werbeobjekt zur Verfügung. Lornes Geschäfte haben sich dadurch verdoppelt. Außerdem verstehen sich die Beiden erstaunlich gut", erklärte Djoser amüsiert.

„Interessant. Na dann wollen wir uns mal um unsere Geschäfte kümmern", erklärte Angel, da die Kutsche zum Stehen gekommen war, was William gar nicht gefiel, denn nun stand ihm eine langweilige Geschäftsbesprechung bevor.

Umso erstaunter war er, als sie alle direkt vor dem Londoner Zoo ausstiegen. Überrascht blickte er zu Angel auf. Sein Blick war voller Fragen, doch Angel grinste ihm nur frech entgegen.

Doyle und Cordelia kamen den Männern entgegen. Zusammen mit ihren beiden Kindern. Steven und Emily. Steven war noch ein Baby und schlief selig in Cordelias Armen, doch Emily war schon sieben und sie freute sich, William zu sehen. Sie waren sich schon öfter begegnet und William war der einzige, der erwachsenen Männer, der mit ihr spielte, wenn ihr Papa keine Zeit für sie hatte. Voller Freude stürmte sie William entgegen und sprang ihm direkt in die Arme.

William konnte nichts anders tun, als Emily aufzufangen, sie an sich zu drücken und sie freundlich zu begrüßen. Angels Plan verlief ganz wie erhofft.

Kurze Zeit später saßen Angel zusammen mit Djoser, Doyle und Cordelia an einem kleinen Café in mitten des Londoner Tierparks, während die kleine Emiliy voller Enthusiasmus einen Sklaven von einem Gehege zum anderen schob und ihm all die wilden Tiere des Parks zeigte.

Emily kannte sich hier im Zoo sehr gut aus. Ihre Eltern waren schon oft mit ihr hier gewesen. Sie war begierig William alles genau zu zeigen und William war ein williger und neugieriger Beobachter. Unter normalen Umständen würde er den ganzen Tag nichts anderes tun wollen, als sich von Emily durch den Park ziehen zu lassen und sich all die exotischen Tiere anzusehen. Zumal es das war, was er schon so lange wollte, doch Angel hatte auf geschickte Weise dafür gesorgt, dass William mit seinen Gedanken immer bei seinem Herrn war und sie deshalb immer wieder einen kurzen Abstecher ans Café machten.

Angel machte sich keine Sorgen um William, da sie hier im Zoo in einem abgeschlossenen Gelände waren und sich die beiden Entdecker in regelmäßigen Abständen immer wieder blicken ließen. Er erkannte dabei Williams leidenden Blick, weshalb er sich allzu gut vorstellen konnte, dass die Kugeln und das Lederband den gewünschten Effekt bei William auslösten. Er konnte es daher kaum erwarten, bis er mit seinem Sklaven ungestört wäre.

Bis dahin gab es allerdings noch ein paar Dinge zu klären. Mr. McDonald stieß, wie erwartet, zu ihnen und setzte sich an den Tisch. Er war mittlerweile Angels persönlicher Anwalt geworden und kümmerte sich um alle Rechtsangelegenheiten. Es hatte dem Anwalt ziemliche Mühe gekostet, all die schlimmen Gerüchte zu widerrufen, doch inzwischen war Angels Ruf wieder vollkommen hergestellt. Und auch die Mordanklage wurde durch Gillians Hilfe fallengelassen.

Angels Geschäfte liefen wieder so gut wie zuvor, weshalb er Djoser einen festen Platz in seiner Firma anbieten konnte. Doyle sollte weiter den Vertrieb hier in London übernehmen, während Djoser die Geschäfte in Irland vertreten sollte, solange Angel auf Reisen war.

Mit Hilfe Angels guter Kontakte, konnte Djoser in ein kleines bescheidenes Haus ziehen, was er, durch seine Arbeit bei Angel, sehr bald abzahlen könnte. Somit war er endlich fähig Kennedy von ihrem üblen Schicksal zu befreien.

Mit Gillians Hilfe, konnte Angel nun auch endlich die Zukunft seiner ganzen geliebten Familie gesichert regeln. Und dazu zählte in erster Linie William. Danach kamen Darla und der gesamte Hausstand, direkt neben Djoser, Doyle und viele seiner treuen Freunde in Galway. Ihn beruhigte der Gedanke sehr, dass vor allem William nichts zu befürchten hätte, falls ihm etwas Unvorhergesehenes zustoßen würde.

Währenddessen war William zwischen seinem Herrn und all den aufregenden Dingen, die Emily ihm zeigte, hin und her gerissen. Womit er jedoch am meisten zu kämpfen hatte, war, dass Emily ihn oftmals aus heiterem Himmel ansprang, weil sie getragen werden wollte und er dabei alle Mühe hatte, damit sie nicht gegen sein erregtes Glied stieß. Oder sie schob ihn mit beiden Händen kräftig an, um ihn schneller zu bewegen und drückte dabei genau gegen Williams Pobacken, was ein prickelndes Gefühl in ihm auslöste und er sich bemühen musste nicht aufzustöhnen.

Deshalb war er mehr als froh, als ihm Angel am Nachmittag mitteilte, dass das geschäftliche Gespräch zu ende war, und sie nach Hause fahren würden. Emily schmollte enttäuscht, ließ sich dann aber von ihrer Mutter überzeugen, William aus ihren Fängen zu befreien. William war darüber unendlich dankbar und wollte sich am liebsten zwischen Angels Beine flüchten, doch Angel deutete ihm an, dass er stehen bleiben und warten sollte, was in letzter Zeit öfter vorkam. Vor allem in der Öffentlichkeit sollte William immer seltener neben Angel knien, sondern durfte stehen bleiben. Und so gut wie nie war William in Gegenwart anderer Menschen nackt. Angel ertrug es einfach nicht mehr, wenn andere sein Eigentum betrachten konnten.

Bevor Angel und Djoser wieder in die Kutsche einstiegen, nutzte Djoser den ungestörten Moment und fragte seinen Freund: „Wie kam es eigentlich dazu, dass niemand in Galway von meiner Verhaftung erfuhr?"

„Weil niemand ihnen davon erzählt hat", antwortete Angel simpel. Damals vor fünf Jahren hatte Angel extra dafür gesorgt, dass niemand von Djosers Freunden davon erfuhr.

„Ich danke dir", meinte Djoser daraufhin, da er ahnte, dass dies Angels Werk war.

„Keine Ursache. Aber versuche nicht wieder in Ärger zu geraten. Noch mal werde ich es nicht tun", erwiderte Angel mahnend, während er in die Kutsche stieg.

„Keine Sorge. Ich werde ganz bestimmt keine Dummheiten mehr machen", antwortete Djoser mit vollem Ernst.

In der Kutsche drückte sich William ohne vorherige Anweisung zwischen Angels Knie. William wusste, dass Angel es gefiel, wenn William so vor ihm saß und er wusste auch, dass es Angel ziemlich erregte, da dies genau die Stellung war, in der William seinen Herrn oftmals während einer Kutschfahrt mit dem Mund Erleichterung verschaffte. Er tat dies als kleine Rache, da Djoser mit in der Kutsche saß und William nicht annahm, dass Angel in dessen Gegenwart etwas in der Art von ihm verlangen konnte.

Doch da täuschte sich William gewaltig. Er staunte nicht schlecht, als Angel ihm befahl ihn mit seinem geschickten Mund zu befriedigen, obwohl Djoser schräg gegenüber saß. Es war nicht das erste Mal, dass Angel in Djosers Gegenwart Sex hatte. Genauso wenig wie Djoser. Zu Lindseys Zeiten war es öfter zu solchen Situationen gekommen und Angel plante ähnliches in Zukunft wieder öfter zu gestalten. William blickte zögernd zu Djoser, welcher ihm frech entgegen grinste und zuzwinkerte, bis Angel drängend fragte: „Worauf wartest du?"

William zögerte nicht länger und begann sofort Angels Männlichkeit aus dessen Hose zu befreien. Wie erwartet fand er dort einen bereits steifen Schaft vor, der sehnsüchtig auf Williams geschickte Zunge wartete. William spielte zuerst etwas mit Angel und leckte über dessen gesamte Länge, bis Angel sich seinen Bewegungen verlangend entgegendrängte. Begierig nahm William dann Angels gesamte Länge auf und begann daran zu saugen. Er liebte es, seinen Herrn auf diese Weise zu verwöhnen. In diesen Momenten war Angel ihm hoffnungslos ausgeliefert. William spürte die starke Erregung seines Herrn und es regte auch ihn enorm an.

Zusätzlich stimuliert, durch die Kugeln in seinem Anus, musste William sich beherrschen, dass er nicht ohne Erlaubnis kommen würde. Deshalb versuchte er sich allein auf Angels Lust zu konzentrieren.

Djoser erregte dieses Schauspiel so sehr, dass er es kaum erwarten konnte, bis die Kutsche ihn endlich zu Lornes Laden bringen würde. Als es dann endlich soweit war, stieg er eilig aus und ließ Angel und William ohne Abschied allein zurück. Er stürmte regelrecht in Lornes Laden, wo Penn sofort begrüßend auf die Knie ging, als er seinen Herrn erblickte. Er trug nichts weiter als das Ledergeschirr, welches Lorne angefertigt hatte.

„Lorne, ich beschlagnahme für ein paar Minuten dein Hinterzimmer, ist das in Ordnung?" meinte Djoser nur kurz, als er Penn am Arm auf die Beine zog und ihn ins Nebenzimmer schob.

Lorne blickte Djoser verdattert hinterher und meinte mehr zu sich selbst: „Hallo Djoser, schön dich zu sehen. Ja, mein Tag war gut. Sicher kannst du das Zimmer haben."

Kaum war Djoser mit Penn allein, keuchte er drängend: „Beug dich nach vorn."

Penn gehorchte sofort. Er beugte sich nach vorne und stützte seine Hände gegen die Wand. Er ahnte, weshalb sein Herr so stürmisch war. Früher war so etwas sehr oft geschehen. Eigentlich immer dann, wenn Angel und Lindsey sich vor Djosers Augen vergnügt hatten.

Mit nicht mehr Schmierung als seinem Lusttropfen, drängte sich Djoser in Penns willigen Körper. Penn stöhnte erfreut auf, da er ein stürmisches und gewalttätiges Liebesspiel besonders liebte. Er liebte es, wenn sein Herr sich schnell und hart in ihn pumpte, weshalb er keuchend nach mehr bettelte. Und er bekam mehr. In einem schnellen Rhythmus stieß Djoser so lange in ihn, bis er sich mit einem erlösenden Stöhnen ergoss.

Erleichtert zog er sich aus Penn zurück, welcher dabei einen enttäuschten Laut von sich gab. Djoser platzierte einen liebevollen Kuss auf Penns Schulter und sagte: „Lass uns nach Hause fahren. Dann sorge ich dafür, dass du für dein gutes Benehmen eine Belohnung erhältst." Penn strahlte erfreut, da er genau wusste, dass, sobald sie in ihrem Hotelzimmer sein würden, dieses Spiel weitergehen und er dabei gewiss seine Befriedigung erlangen würde.

*****

Angel lehnte sich erschöpft in die Bank zurück. Williams geschickter Mund hatte ihn in höchster Ekstase schweben lassen und nun fühlte er sich selig. William lugte grinsend zu ihm auf, während er Angels erschlaffte Männlichkeit wieder einpackte. Er war glücklich, dass er es noch immer schaffte, Angel mit nicht mehr als seiner Zunge und seinem Mund vollkommen außer Atem zu bringen.

Angel blickte auf William herab, der wie eine Katze auf Mäusejagd erwartungsvoll zu ihm aufsah, und fragte grinsend: „Hat dir die Geschäftsbesprechung heute gefallen?"

„Ja. Es war sehr… aufregend", erwiderte William ebenso frech grinsend.

Die Kutsche kam zum Stehen, womit sie wieder an Willows Haus angekommen waren. Angel atmete tief durch und bereitete sich darauf vor auszusteigen, um niemanden anmerken zu lassen, dass er soeben einen ziemlich guten Orgasmus hatte.

„Ich bin noch nicht mit dir fertig", meinte Angel halb drohend, während er aus der Kutsche stieg. William folgte ihm mit einem diebischen Grinsen, da er sich schon sehr darauf freute, was sein Herr mit ihm noch vorhaben würde.

Drinnen im Haus wollte Angel sofort in ihr Gästezimmer gehen, doch Willows Rufen hielt ihn auf. Verwundert betrat er das Kaminzimmer. Dicht gefolgt von William, der etwas erschrak, als er eine weitere Person neben Willow stehen sah. Sofort ging er rechts von Angel, dicht an dessen Bein, auf die Knie und senkte sein Haupt. Er erinnerte sich an die letzte Begegnung mit Xander und hoffte, dass es diesmal nicht wieder zu einem solchen Zwischenfall kommen würde.

Angel hielt sofort inne, als er Xander sah. Überrascht bemerkte er, wie William sich sofort neben ihn kniete und es strickt vermied Xander anzusehen. Auch er erinnerte sich an diesen Zwischenfall, weshalb ihm schnell klar wurde, weshalb sich William so betont unterwürfig verhielt. Um William zu zeigen, dass er sich vor nichts zu fürchten brauche und um Xander zu zeigen, dass William ihm gehörte, fuhr seine Hand zu Williams Kopf und kraulte ihn dort in den Haaren. William lehnte sich dabei näher an Angel heran.

„Weshalb hast du mich gerufen?" fragte Angel und ignorierte damit Xanders Gegenwart.

Willow war nicht entgangen, wie angespannt Angel war und wie unangenehm dies für William zu sein schien. Rasch erklärte sie: „Xander ist gekommen, weil er euch etwas wichtiges zu sagen hat und ich bitte darum, dass ihr ihm einen Moment lang zuhört."

Angel nickte Xander zu und wartete darauf, was dieser zu sagen hatte. Xander räusperte sich verlegen und fing an zu erklären: „Ich ähm… ich muss mich bei dir entschuldigen, Angel. An diesem Tag im Hafen war ich so wütend auf dich, dass ich danach einen sehr schweren Fehler begangen habe. Willow erklärte mir warum du so wütend warst und ich kann das gut verstehen. Ich meine William ist ein wirklich hübsch… ich meine… was ich sagen will ist, dass ich dich verstehe. Es tut mir sehr Leid. Es war meine Schuld, dass dieses Schwein Parker von Lindsey erfahren hat. Willow hat mir erzählt, was dadurch alles passiert ist und ich… es tut mir wirklich Leid."

Angel wusste nicht, was er dazu sagen sollte, und William blickte ungläubig zu Xander auf. Als sich Xanders und Williams Blicke trafen, fügte Xander hinzu: „Will, es tut mir so Leid. Ich wollte nicht, dass das mit dir geschieht! Bitte glaub mir."

Angel wurde mit einem Mal bewusst, dass dies alles nur deshalb geschehen war, weil er wegen seiner großen Eifersucht die Beherrschung verloren hatte. Er schloss die Augen und atmete tief durch, bevor er zu Xander meinte: „Es war meine Schuld. Hätte ich nicht so heftig reagiert, wäre es nie soweit gekommen."

Überrascht blickte William zu seinem Herrn auf. Auch Willow und Xander sahen Angel verdutzt entgegen. Erklärend fügte Angel hinzu: „Du warst William ein guter Freund und es war nicht richtig von mir so wütend zu reagieren. Falls William es wünscht, habt ihr meine Erlaubnis euch zu sehen und Zeit miteinander zu verbringen, wann immer wir in London sind."

Angel blickte fragend zu William, welcher erstaunt zu ihm aufsah. Mit so etwas hätte William nie im Leben gerechnet. Der Gedanke, etwas Zeit mit Xander zu verbringen, klang verlockend, sofern es nicht an diesem Tag sein würde, da er noch immer ein ziemlich drängendes Problem hatte. Er wusste deshalb nicht, was er dazu sagen sollte, und da Angel ihn auch nicht direkt angesprochen hatte, nutzte er seine Regeln zu seinem Vorteil und antwortete gar nichts. Stattdessen schenkte er seinem Herrn einen ziemlich bedeutungsvollen Blick, der Angel sagen sollte, dass er gerade jetzt ein anderes Verlangen spürte, als mit Xander Zeit zu verbringen.

Xander kannte sich mit den Regeln zwischen Herren und Sklaven nicht aus, weshalb er nachfragte: „Heißt dass William und ich können einen Trinken gehen? Ihr seid mir nicht böse?"

Angel hatte den Grund für Williams Zurückhaltung längst erkannt. Er genoss es, William ein klein wenig leiden zu sehen, weshalb er ihn fragte: „William, würdest du gerne mit Xander Zeit verbringen?"

William antwortete ausweichend: „Nur, wenn Ihr es wünscht, Sir."

„Du hast meine Erlaubnis, wenn du es möchtest", betonte Angel mit einem unschuldigen Lächeln.

William sah sich gezwungen eine genauere Antwort zu geben, weshalb er sagte: „Sir, ich würde gerne Zeit mit Xander verbringen, aber ich bin nicht sicher, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt wäre?"

Angels Lächeln wurde breiter und er beschloss William zu erlösen, indem er zu Xander sagte: „William hat recht. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir beide haben noch etwas Wichtiges vor. Ein andermal vielleicht."

Damit verabschiedeten sich William und Angel von einem verwirrten Xander und von Willow, die ihnen mit einem wissenden Lächeln hinterher sah.

Nachdem William und Angel endlich allein und ungestört waren, stürzten sie sich regelrecht an deren gegenseitige Kleider. In Sekundenschnelle waren beide nackt, lagen dicht beieinander im Bett und küssten sich verlangend. Nachdem der erste Hunger gestillt war, löste sich Angel von William, blickte ihm tief in die Augen und sagte mit rauer Stimme: „Auf Hände und Knie."

William gehorchte sofort und positionierte sich, wie sein Herr es wünschte. Angel setzte sich hinter William und streichelte liebevoll über Williams Po. Dann gab er ihm einen leichten Schlag auf Williams rechte Pobacke, was ein herrliches Kribbeln in Williams Anus auslöste und die Kugeln gegen seinen Lustpunkt drücken ließ.

William stöhnte erregt auf. Er freute sich und war sehr aufgeregt, da er wusste, dass dieses Spiel erst begonnen hatte und noch sehr lange andauern würde.

Er war glücklich, der Sklave von Angelus sein zu dürfen und sah einer sorglosen und zufriedenen Zukunft entgegen. Er liebte sein Leben.

 

The End

Fortsetzung:

William's Punishment

Ficlet to the Slave-Series

 

 

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